Zimmer mit Mord. Группа авторов

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Zimmer mit Mord - Группа авторов

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hatten sie sich natürlich im Hotel nicht anmelden können; die Kiste hatten sie aber auf gut Glück an die Kölner Adresse geschickt.

      Eva strich ihrem Mann die blonde Strähne aus der Stirn und küsste ihn auf die Wange. »In Paris war er die ganze Zeit hinter mir her, während du sie aufgegeben hast«, bekräftigte sie. Eva kannte Odilons Mann fürs Grobe seit Jahren; einmal auf der Spur, war Yann wie ein Bluthund.

      »Ein wundervolles Haus«, versuchte sie von der Sorge um den Verfolger abzulenken. Benedict nickte abwesend, als der Fuhrmann den Schlag öffnete und sie ausstiegen ließ.

      Benedict sah der Kutsche nach, bis sie hinter einer Biegung verschwand. Als das Rumpeln und Knirschen der Räder verstummt war, herrschte Stille. Er straffte den Rücken und wechselte die Reisetasche von der rechten in die linke Hand. Erst jetzt schien er das Gebäude wahrzunehmen. »Ja, nicht wahr? Hoffentlich haben sie noch ein Zimmer für uns.«

      Eva sah sich um. Irgendwelche Gäste waren nicht zu sehen. War das Hotel womöglich geschlossen? »Und hier logiert ein Bekannter von dir?«

      »Ja. Baron Auerbach hat meinem Vater seinerzeit dieses Hotel für einen Kölnaufenthalt wärmstens empfohlen.«

      »Seinerzeit …« Dieser Baron Auerbach war vermutlich ein ebenso fanatischer Ägyptenanhänger wie ihr Mann, dachte Eva und runzelte die Stirn. Aber offenbar nicht ganz so ruiniert wie Benedicts Familie, wenn er sich den Aufenthalt hier leisten konnte. Eva erinnerte sich noch genau an den Wortlaut des Briefes von Benedicts älterem Bruder, der außer der Nachricht vom Tode des Vaters die Botschaft enthielt, dass der alte Marquess alles Geld für den alten Krempel verschleudert habe, Benedict also auf keinerlei Barschaft hoffen solle. Und dass ihm selbst auch nur der Titel und ein marodes Schloss geblieben seien, Benedict also von weiterer Schnorrerei absehen möge.

      Paris war verbranntes Pflaster, England nutzlos, also blieb nur Köln. Zwar hatte Eva die Stadt vor Jahren verlassen, um nach dem Tod der Eltern in Paris eine berühmte Sängerin zu werden, aber zurechtfinden würde sie sich hier weiterhin. »Hoffentlich lebt der Baron noch«, merkte Eva an.

      »Sicherlich. Als ich ihn vor Jahren kennenlernte, war er noch ein junger Mann …«

      Beide erschraken, als eine Tür aufgerissen wurde und ein Mann herauseilte. »M’sieurdames!« Seine langen Beine steckten in einer schwarzen Hose, die Jacke mit dezenten Litzen saß tadellos am hageren Leib. Steifbeinig hastete er auf sie zu, zog vor ihnen die Mütze.

      »Madame, Monsieur, entschuldigen Sie, aber Ihr Erscheinen war nicht angekündigt. Selbstverständlich hätte ich Sie mit dem Wagen abgeholt!« Er deutete auf das in der Sonne blitzende Fahrzeug. »Gestatten, Gustav, Chauffeur des Hauses. Wenn Sie mir bitte Ihr Gepäck …«

      Benedict überließ ihm die Tasche. Dann fiel sein Blick auf das Automobil. »Ah, ein Audi!«

      Benedict war also nicht nur ein Kenner ägyptischer Altertümer, sondern auch moderner Automobile. So viel gab es noch an ihrem Lord zu entdecken!

      »In der Tat! Eine Limousine des Typ E«, antwortete Gustav mit erhobenem Kinn. »Für unsere Gäste legen wir Wert auf besonderen Komfort.«

      Und für den Chauffeur, dachte Eva angesichts des verklärten Blicks des Fahrers. Allerdings könnte er bei der Pflege seiner Uniform größere Sorgfalt walten lassen. Sie musterte den Ölfleck, der auf seinem Ärmel prangte.

      »Ein Freund von mir fuhr einen Typ B«, meinte Benedict und umrundete den Wagen.

      Der Chauffeur nickte anerkennend. »Das Modell wurde vor zwei Jahren Alpensieger in Österreich. Unser Wagen ist erst ein Jahr alt, Baujahr 1912, und natürlich eine ganz andere Klasse.«

      Benedict pflichtete ihm bei. »Respekt.«

      Gustav nickte ein weiteres Mal. Er räusperte sich. »Folgen Sie mir bitte. Unser Concierge, Monsieur Gisbert, wird Ihnen weiterhelfen.«

      Ihnen war nicht zu helfen, befürchtete Eva. Mit einem letzten Blick auf die still in der Sonne liegende Zufahrt betrat sie am Arm ihres Gatten das Hotel.

      Rotgoldgestreifte Tapeten, zwischen den großen Bleiglasfenstern Sessel mit passendem Samtpolster, kleinere Sessel um runde Tischchen aus dunklem Holz. Von der Decke hingen zwei Kristallleuchter, die im einfallenden Sonnenlicht funkelten. Der schwere Orientteppich dämpfte ihre Schritte.

      Hinter dem Tresen stand ein junger Mann, etwas vornübergebeugt, und las. Allerdings nicht in dem großen aufgeschlagenen Folianten vor ihm, sondern in einem daraufliegenden Buch. In einem Aschenbecher glomm eine filterlose Zigarette und schickte eine Rauchfahne zur Decke. Als er die Gäste bemerkte, schlug er das Buch zu und schob es beiseite. The Innocence of Father Brown konnte Eva den auf dem Kopf stehenden Titel entziffern und Chesterton, als sie vor dem Tresen stand. Ein englischsprachiger Roman, wie es schien; von dem Autor hatte sie allerdings noch nichts gehört. Der junge Mann strich sich seinen Schnauzer glatt. »Willkommen in unserem bescheidenen Etablissement, Monsieur, Madame.«

      Wie alt mochte er sein? Zwei-, dreiundzwanzig Jahre? »Sie sind Franzose?«, fragte Eva auf Französisch und dachte an Yann. Hoffentlich fand der in diesem Concierge keinen Verbündeten. »Schon der Chauffeur erweckte den Eindruck …«

      »Mais non!«, erwiderte der Concierge. »Aber wir bemühen uns, la culture française et le savoir-vivre zu verbreiten. Sie sind aus dem Lande des Grand Napoléon?«

      Eva lächelte. »Ich bin aus Köln, habe aber lange in Paris gelebt.«

      Monsieur Gisbert lächelte wohlwollend zurück. »La cité de l’amour, wie überaus erwärmend. Aber ohne seinen Dom gibt es für einen Kölner ja kein Wohlsein.«

      »Haben Sie ein Zimmer für uns?«, unterbrach Benedict ihr Geplauder. »Für drei Nächte …«

      Monsieur Gisbert nickte verbindlich und schlug eine Seite im Folianten um; sein Zeigefinger glitt die beschriebenen Zeilen entlang. »Hm, ein Zimmer ist nicht mehr frei. Ich bedaure sehr.« Dann blickte er auf, schwieg und musterte erst Benedict, kurz, dann Eva, eingehend.

      Eva hielt seinem Blick stand, da war sie anderes gewohnt. »Oh, Monsieur, wie kann das sein?« Sie sah sich um. »Es ist niemand hier!«

      Der Concierge nickte. »Wir haben gerade elektrisches Licht bekommen, die Arbeiten werden erst heute abgeschlossen. Daher nein, kein Zimmer. Doch unsere Kaisersuite hat einen wunderbaren Blick in den Garten. Ja. Ich denke, die ist angemessen.« Er wirkte so zufrieden, als hätte er sie mit den eigenen Händen für sie errichtet.

      »Sie befindet sich in der oberen Etage. Und wenn ich Ihnen in irgendeiner Weise dienlich sein kann, so lassen Sie es mich wissen. Das Haus steht ganz im Dienste seiner Gäste; kein Ding ist unmöglich.«

      »Das ist sehr freundlich.« Eva war erleichtert. Hoffentlich mussten sie die Suite nicht vorab bezahlen …

      »Wenn Sie mir noch Ihre Namen …«

      »Of course – äh, ja, natürlich. Mein Name ist Benedict Cyril Pace, und das ist meine Frau Eva.« Er legte den Arm um sie. Vielleicht wegen der Blicke, mit denen der Concierge sie bedachte. Doch. Ganz sicher wegen der Blicke.

      »Lord Benedict Pace«, ergänzte Eva und verstummte abrupt. Warum ließ sie sich so ablenken von diesem sonderbaren Mann? Natürlich hätte Benedict besser einen falschen Namen angegeben, aber nun lag das Kind im Brunnen.

      »Oh,

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