Zimmer mit Mord. Группа авторов

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an. »Bei uns ist es üblich, füglich im Voraus zu zahlen. Acht Mark und achtzig Pfennig die behagliche Nacht.« Monsieur Gisbert sah sie mit erhobenen Brauen an. »Bar oder mit Scheck?«

      Der Preis an sich war in Ordnung; er lag sogar unter dem, was man in Paris für ein vergleichbares Etablissement zu zahlen hätte. Aber es war dennoch zu viel. Sie hätten sich momentan noch nicht einmal den Abstellraum in einer schäbigen Pension leisten können.

      »Natürlich. Sofort.« Benedict griff in die Innentasche seines Jacketts, die Hand kam indes leer wieder heraus. »Well, sagen Sie, logiert eigentlich Baron Auerbach noch hier? Er war es übrigens, der uns Ihr Hotel empfohlen hat.«

      »Wie überaus weitsichtig von ihm. Ja, in der Tat, der Herr Baron ist unser Gast.«

      »Er ist ein alter Freund meines Vaters. Ich würde ihn gern begrüßen, ist er im Hause?«

      »Bedaure.«

      Das war schlecht. Eva ahnte, dass Benedict wegen der Hotelrechnung auf den Baron gesetzt hatte.

      »Wann kommt er zurück?«, fragte Benedict.

      Monsieur Gisbert hob bedauernd die Hände. »Er pflegt seine Abtrünnigkeiten nicht zu erläutern.«

      »Wie bedauerlich.«

      Der Concierge faltete die Hände. »Wenn Sie mir nun mitteilen würden, wie Sie die Rechnung zu begleichen gedenken, stelle ich Ihnen flugs die Quittung aus. Drei Nächte im Voraus? Das macht summa summarum sechsundzwanzig Mark und vierzig Pfennige. Wäre das genehm?«

      »Ja, doch, sicher.«

      »Sie zahlen in bar?«

      »Ja, aber können wir das vielleicht später erledigen? Wir sind wirklich sehr erschöpft von der Reise.«

      »Tut mir aufrichtig leid, Mylord. Aber ich bin angehalten, für die prompte Begleichung der Rechnung Sorge zu tragen.« Die Stimme des Concierge ließ keinen Spielraum für Kompromisse.

      »Lieber Monsieur Gisbert«, gurrte Eva mit einem Augenaufschlag, der das ewige Eis zum Schmelzen bringen würde, »mein lieber Monsieur Gisbert, können Sie nicht eine Ausnahme machen? Sie lieben Frankreich, das spüre ich; Paris, kennen Sie Paris?«

      Der Concierge verneinte.

      Eva beugte sich zu ihm über den Tresen. »Wissen Sie, ich war in Paris eine bekannte Sängerin, vielleicht kann ich hier ja eine Kostprobe geben, quasi als Anerkennung Ihrer Großmut … Gleich heute Abend zur Freude Ihrer Gäste … Was meinen Sie? Ein Auftritt, quasi als Anzahlung für die erste Nacht?«

      Monsieur Gisbert zögerte einen Augenblick, schüttelte dann aber entschieden den Kopf. »Bedauere, ich habe meine Anweisungen … Dergleichen ist nicht zutunlich. Wir sind ein sehr besonderes Haus.«

      »Und ich bin eine sehr, sehr besondere Künstlerin …« hauchte Eva und schob ihren Busen vor.

      Monsieur Gisbert schaute unbeeindruckt in sein Buch. »Vielleicht haben Sie etwas anderes von Wert, was Sie als Pfand hinterlegen, dann könnte ich eines meiner Augen zudrücken.« Er musterte zweifelnd die Reisetasche, die, das musste Eva einräumen, verschlissen und wenig vielversprechend wirkte. »Aber Sie reisen offenbar mit sehr kleinem Gepäck.«

      Benedict wiegte den Kopf. »Nur für den Moment. Zu dumm, das Baron Auerbach nicht da ist, er könnte für uns bürgen. Aber vielleicht können Sie sich ein wenig gedulden. Wir erwarten noch ein größeres Gepäckstück. Aus Paris. Ich hoffe, es ist kein Problem, dass wir es an dieses Hotel adressiert haben. Es ist recht sperrig. Darin befinden sich aber einige Dinge von großem Wert.«

      Eine unhandliche, vor allem aber schwere Kiste, wie Eva wusste, denn sie hatte sie gemeinsam mit Benedict über die Hintertreppe des Varietés zur ihrer Kutsche geschleppt. Bei Nacht und Nebel. Und ob sich darin etwas von Wert befand, würde sich erst zeigen müssen.

      Der Concierge überdachte Benedicts Angebot und nickte endlich. »Gut. Das ist eine billige Unbill.«

      Benedict schaute ihn verständnislos an. Eva lächelte. Kein Wunder, der junge Mann pflegte wirklich eine wunderliche Ausdrucksweise. Monsieur Gisberts Blick ruhte derweil auf ihr. Vielleicht erwog er ja doch ihr Angebot zur Bereicherung der abendlichen Unterhaltung.

      »Nun, ich werde Ihnen das Gepäckstück bringen lassen, sobald es eingetroffen ist. Dann werden wir sehen.« Er betätigte die Klingel auf dem Tresen, und ein Junge kam herbeigelaufen. »Hänschen wird Ihr Gepäck hinaufbringen. Der Lift ist dort nebenan.« Er wies den Gang entlang, aus dem der Junge herausgekommen war.

      »Ah, eine Kleinigkeit noch …«, hob Benedict an und warf einen schnellen Blick zur Eingangstür. »Es mag sein, dass sich ein Herr nach uns erkundigt. Ein Franzose. Es wäre gut, erführe er nichts von unserer Anwesenheit.«

      »Wie Sie wünschen – Mylord.«

      Der Page öffnete ihnen die Tür und stellte die Reisetasche ab. Benedict wühlte in seiner Jacketttasche und fand noch eine Münze, die er dem Jungen in die Hand drückte. Mit einer Verbeugung schloss dieser die Tür hinter sich.

      Eva sah sich um. Zierliche Sessel, eine Kommode, ein passender Tisch boten allen Komfort. An den Salon schloss sich das Schlafzimmer an. Benedict war ihr gefolgt und ließ sich auf das breite Bett fallen. »Eine gute Tasse Tee könnte ich jetzt gebrauchen.«

      Eva lehnte am Fenster und sah hinaus. Der Ausblick in den Garten, fast einen Park, war malerisch; bunt blühende Rabatten, kleine Baumgruppen, rechts und links eingehegt von den Seitenflügeln des Gebäudes. Sie wandte sich zu Benedict und sah ihn an, ihren Mann, wegen dessen gefährlicher Leidenschaften sie auf der Flucht waren. Und sie dachte an Yann, ihren Fels in der Brandung des Varietés. Und nun ihr Verfolger. Was würde er tun, fände er sie? »Mir wäre ein Cognac lieber. Ich bin doch ein wenig beunruhigt, Liebster. Meinst du, wir können diesem Monsieur Gisbert vertrauen? Wenn …«

      »Nun ja«, sagte Benedict. »In der Tat wirkt er ein wenig unerfahren. Ein so junger Mann und schon Concierge …«

      Es klopfte an der Tür. Eva erschrak. Ihr Herzschlag beruhigte sich bei dem Gedanken, dass Yann sicher nicht so höflich gewesen wäre. Ein Zimmermädchen wartete vor der Tür, ein Tablett balancierend, auf dem eine Kanne, zwei Tassen, Zuckerdose und Milchkännchen sowie eine halbvolle Karaffe und zwei Cognacschwenker standen.

      »Madame, ich habe Tee für Sie bereitet. Aber vermutlich ist auch eine Stärkung ganz angenehm, nach der strapaziösen Reise.« Eva trat beiseite, damit das Mädchen ihre Last abstellen konnte. Nach einem Knicks ging es wieder hinaus.

      »Was sagt man dazu …« Eva staunte.

      Benedict erhob sich von dem Bett, schenkte ihnen beiden eine Tasse Tee ein und füllte die Gläser mit der bernsteinfarbenen Flüssigkeit. Der Duft von Earl Grey und Cognac verteilte sich im Raum. »Das Hotel ist wirklich jeden Pfennig wert, das muss man sagen.« Er trank einen Schluck, stellte das Glas auf das Nachtschränkchen.

      Eva spürte dem Geschmack des Cognacs nach und beobachtete Benedict, der sich wieder auf dem Bett ausstreckte, die Ruhe selbst. So war er. Kein Gedanke mehr an Yann oder die offene Hotelrechnung, Seit sie ihn in Paris überstürzt geheiratet hatte, schien ein Problem immer zwei neue nach sich zu ziehen, aber ihr Lord genoss das Leben. Savoir-vivre eben. Da war er französischer als die Franzosen. Yann dagegen war die Zuverlässigkeit in Person. Immer hatte sie sich auf ihn verlassen

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