Zimmer mit Mord. Группа авторов

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Zimmer mit Mord - Группа авторов

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lieben uns schon seit Jahren!«

      Benedict starrte Eva ungläubig an. »Was sagt er da? Was hast du mit diesem Kerl zu schaffen?«

      »Nichts, Darling!«

      Yann trat einen Schritt auf sie zu. »Was soll das, Eva? Du wolltest doch von Odilon weg, warst seine Avancen leid. Gejammert hast du, dass er dich nicht gehen ließe, hast mir ständig in den Ohren gelegen, mit dir zu fliehen.«

      Eva wich zurück. »Yann, du warst mir wie ein Bruder, ein vertrauter Freund. Nie habe ich dir Hoffnung gemacht. Ich liebe Benedict. Und jetzt steck die Waffe weg, der Concierge kann jeden Augenblick heraufkommen.«

      »Der ist beschäftigt. Aber du hast recht, hier erregen wir Aufmerksamkeit. Also raus hier!« Yann trat zurück, winkte sie zur Tür und drückte Benedict seine Pistole in den Rücken. »Los jetzt, runter in den Park!« Er trieb sie vor sich her den Korridor entlang Richtung Treppe.

      Der Concierge! Er würde ihnen helfen. Doch Evas verzweifelte Hoffnung erstarb, die Halle war leer, Monsieur Gisbert offenbar noch in der Küche.

      Ungesehen kamen sie in den Park.

      »Gehen wir ein paar Schritte«, forderte Yann sie auf und schob Benedict vor sich her einen Pfad entlang, der zwischen den Bäumen verschwand.

      Eva blieb nichts anderes übrig, als ihnen zu folgen. Was konnte sie tun? Sie musste Yann aufhalten … »Yann, bitte! Es hat doch keinen Sinn!«, rief sie verzweifelt.

      Benedict stolperte über eine Wurzel, Yann geriet ins Straucheln. »He!«

      Eva registrierte, wie Benedict in die Tasche des Jacketts griff und eine Pistole herauszog. Seit wann besaß Benedict eine Waffe …?

      Ein Schuss fiel, fast gleichzeitig ein zweiter … Dann war es still.

      Eva schlug die Hand vor den Mund und starrte fassungslos auf ihren Mann, der zu ihren Füßen auf dem Boden lag, die Pistole noch in der Hand. Blut quoll aus einem Loch in seiner Brust. Drei Schritte entfernt lag Yann. Sonnenlicht fiel durch die Baumwipfel und legte sich wie eine goldene Decke über die beiden leblosen Körper.

      Eine große Leere breitete sich in Eva aus. Tränen stiegen ihr in die Augen, als sie neben Benedict auf die Knie sank. »O mein Gott!«

      Was sollte sie jetzt nur tun?

      Die wenigen Habseligkeiten hatte sie schnell gepackt. Die Tasche warf Eva aus dem Fenster. Nur gut, dass noch keine weiteren Gäste im Hause waren. Und einen Gärtner hatte Eva auch nicht gesehen. Gute Aussichten, dass so schnell niemand die beiden Leichen entdeckte. Jetzt hieß es nur noch, die Dunkelheit abzuwarten.

      Der Concierge war in seine Lektüre vertieft und nickte kurz, als Eva an ihm vorbeiging. »So ein herrliches Wetter! Ich gehe ein wenig spazieren«, informierte sie ihn mit belegter Stimme.

      Die Tasche lag noch unter dem Fenster, die beiden reglosen Körper unter der Baumgruppe. Sie konnte die beiden doch unmöglich so zurücklassen. Sollte sie eine Grube ausheben? Unschlüssig sah sie sich um, überall fester Boden, aussichtslos. Aber was war das da? Auf einer Lichtung abseits des Pfades war ein Haufen aus Totholz, Zweigen und Laub aufgeschichtet. Bei ihnen zu Hause wurde das Grün immer verbrannt. Ob das auch hier so war? Einerlei, sie hatte keine andere Wahl.

      Anna, das Erste Zimmermädchen, lief rascher, als es in der distinguierten Atmosphäre des Bellevue üblich war, zur Rezeption, auf die das noch blasse Licht der Morgensonne fiel.

      »Monsieur Gisbert, die Herrschaften aus der Kaisersuite sind offenbar abgereist!«

      Der Concierge zuckte zusammen. Wie sollte er der Direktion erklären, dass er bei einem zwielichtigen Paar eine Ausnahme bei der Bezahlung der Rechnung gemacht und keine Vorkasse verlangt hatte? Aber er bewahrte seine Contenance. »Dann richten Sie die Räume bitte für die neuen Gäste her«, sagte er ruhig zu Anna.

      Mit sich selbst hadernd, verließ Monsieur Gisbert die Rezeption, um einige Minuten frische Luft im Park hinter dem Hotel zu atmen. Er zündete sich eine neue Zigarette an und ging ein paar Schritte den Pfad zur Lichtung entlang. Dann kniff er die Augen zusammen. Unter den hohen Bäumen am Ende bemerkte er noch immer den Totholzhaufen von den Gartenarbeiten in der letzten Woche. Anscheinend war er inzwischen deutlich größer geworden. Seltsam. Wie auch immer, er hätte längst verbrannt gehört. Er würde mit dem Gärtner ein ernstes Wort reden müssen.

      In der Kaisersuite stand einsam die verlassene Kiste. Der Deckel war verschlossen. Jemand klopfte.

       1913 – Vor dem Krieg

       Die Stimme aus dem Jenseits

      VON SABINE TRINKAUS

      Im letzten Moment wich der Chauffeur der Droschke aus, die in halsbrecherischem Tempo aus der Einfahrt zum Bellevue bog. Der Motor erstarb mit einem Röcheln. Der Fahrer – Gustav, so hatte er sich eben vorgestellt, als er Adam Crugherr und seine Gattin Elvira in Köln am Hauptbahnhof abgeholt hatte – stieß einen leisen Fluch aus, wandte dann den Kopf. »Madame, Monsieur, ich bitte um Entschuldigung.«

      »Nichts passiert, mein Lieber.« Adam nickte ihm beruhigend zu, während sich seine Gattin Elvira immerhin zu einem schwächlichen Lächeln hinreißen ließ. Seit sie am Morgen in Koblenz in die Eisenbahn gestiegen waren, hatte sie kaum ein Wort verloren. Ein unbeteiligter Beobachter hätte das möglicherweise den Strapazen der Reise angelastet, denn Elvira war von zarter und feinnerviger Konstitution. Adam hingegen wusste es besser. Seine Gattin befand sich seit Wochen im Zustand der latenten Katatonie. Und er, Adam, war am Ende seiner Kraft und Weisheit. Dabei war es eben jene nervöse Empfindsamkeit, die ihn einst so zu ihr hingezogen hatte. Wie eine delikate Lichtgestalt war sie ihm erschienen, Elvira, ehemals noch Comtesse von Beisenstein. So exotisch, zart und flirrend, so ganz anders als alle Frauen, die er vor ihr getroffen hatte, dort in der rheinischen Provinz, in der er als wohlhabender Erbe eines florierenden Brauereibetriebs durchaus als gute Partie gegolten hatte. Er hatte sein Glück kaum fassen können, als sich Elvira bereit erklärt hatte, die nächste Frau Crugherr zu werden. Und er hatte sich und ihr geschworen, sie zur glücklichsten Frau der Welt zu machen.

      Während Gustav den Motor wieder zum Leben erweckte und in gemessenem Tempo die Auffahrt zum Bellevue hinaufrollte, musterte Adam seine Gattin heimlich. Das Sonnenlicht, das durchs Wagenfenster fiel, ließ ihr weißes Madonnengesicht fast durchsichtig erscheinen. Zarte blaue Äderchen schimmerten an ihren Schläfen; die übergroßen, traurigen Augen glänzten fiebrig. Ein leiser Seufzer entrang sich seiner Brust.

      Gustav bremste erneut, wieder ein wenig zu abrupt, diesmal, um eine Kollision mit zwei Fahrrädern zu verhindern, auf die sich ein junges Paar vor dem prächtigen Portal just schwang, um fröhlich klingelnd in Richtung Park zu verschwinden. Gustav verbot sich jeden Anflug von Neid angesichts dieser Lebensfreude und Vitalität. Er konzentrierte sich lieber auf den livrierten Herren, der nun den Wagenschlag öffnete und Elvira aus dem Sitz half, bevor er beflissen um das Automobil herumeilte, um auch Adam beim Aussteigen behilflich zu sein. Dann warf er Gustav, der sich aus seinem Fahrersitz geschält hatte und nun wohlig die langen Storchenbeine reckte, einen tadelnden Blick zu. »Parbleu!«, zischte er. »Diese Fingernägel, dégoûtant! Und dieser Fleck, Gustav, wie oft habe ich dir gesagt, dass du diesen furchtbaren Fleck entfernen

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