KINDERGEFÄNGNIS und andere verlassene Orte. Группа авторов

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KINDERGEFÄNGNIS und andere verlassene Orte - Группа авторов

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      »Du hast es wieder einmal geschafft, mich neugierig zu machen. Aber erspare mir bitte wenigstens heute einen Konflikt mit dem Nachbar-LKA. Ich rufe die Kollegen an, damit sie die Situation vor Ort besichtigen.«

      Nyoko tippte auf ihrer Tastatur. »Ich habe gerade Jakob Röhrling im System geprüft. Er ist voriges Jahr bei einem Verkehrsunfall gestorben. Das Auto war ein Porsche 911 Turbo. Schon wieder ein Mensch, der mehr Geld besessen hat, als er sollte. Aha! Im Wrack ist eine nicht registrierte Pistole gefunden worden. Die Durchsuchung seines Wohnhauses hat aber keinen Hinweis auf kriminelle Aktivitäten ergeben. Den Bauernhof haben sie nicht angeschaut. Sie haben Röhrling als harmlosen Waffennarren eingestuft. Die Kollegen sind mir etwas zu schnell beim Abschließen ihrer Fälle. Ich schaue noch, wem der Hof jetzt gehört … ein Immobilieninvestor … es gibt bereits Genehmigungen für den Abriss des Hauses und den Bau einer Reihenhausanlage. Jetzt haben wir keine Zeit für Kompetenzstreitigkeiten. Klaus, komm! Wir fahren sofort hin! Chef, bitte informiere das LKA Niederösterreich über den Einsatz wegen Gefahr im Verzug. Aber bitte genieß deinen Geburtstag und mache es so langsam, dass wir vor ihnen dort sind. Die haben auch einen weiten Weg von St. Pölten nach Pfaffingen.«

      Kurz darauf stiegen Klaus und Nyoko in ihr Auto, einen Mazda 323 GTR, der früher bei Rallyerennen im Einsatz gewesen war. Die farbenfrohe Gestaltung zeugte noch von den Aufklebern der einstigen Sponsoren.

      Klaus versuchte, es sich im Rennsitz bequem zu machen. »Diese Sportwagengurte sind sehr unpraktisch. Bitte fahr so, dass dein Auto kein Symbol für Vergänglichkeit wird.«

      Mit quietschenden Reifen verließen sie das Polizeigebäude und stießen beinahe mit der Musikkapelle zusammen. Der Kapellmeister schüttelte den Kopf.

      Der Immobilieninvestor Markus Kammerlander stand vor dem Bauernhof, der einst den Röhrlings gehört hatte, beim großen Schild, das die hier geplante Reihenhausanlage anpries. Sogar die Bäume auf dem Bild der Werbetafel waren nach einem regelmäßigen Muster angeordnet. Wohnen im Grünen.

      Kammerlander sah eine Staubwolke in rasendem Tempo näherkommen. Gekonnt glich die Fahrerin den Drift bei der Vollbremsung aus. Ein Rallyeauto. War das wirklich die Polizei?

      Er hatte mit einer Frau namens Nyoko Binder telefoniert. Erst als die asiatisch aussehende Frau ausstieg, war er sicher, dass es sich um den angekündigten Besuch handelte.

      Nyoko ging zu ihm und stellte sich vor. »Vielen Dank, dass Sie sich so rasch Zeit nehmen konnten.«

      »Ihre Androhung eines vorübergehenden Baustopps bis zur langwierigen Genehmigung der Durchsuchung war sehr motivierend.«

      »Entschuldigung! Wir haben Hinweise auf diesen Keller bekommen, denen wir dringend nachgehen müssen. Sie haben das Haus sicher auch schon angeschaut.«

      »Nur sehr oberflächlich, da der Abriss von vornherein geplant war. Im Keller befindet sich nur altes Gerümpel, keine Räuberhöhle.«

      »Wenn es so ist, sind wir schnell fertig. Gehen wir hinein.«

      Hinter einer Tür im Hausflur befand sich der Abgang zum Keller. Nyoko und Klaus schalteten ihre Taschenlampen ein. Sie erreichten eine vollgeräumte Kammer. Kisten, Blumentöpfe, Geschirr, rostige Geräte.

      Klaus sondierte den Kram. »Die Sachen wurden alle schon lange nicht mehr angerührt. Vielleicht bist du ausnahmsweise falsch gelegen.«

      »Wenn ich an die Fenster denke, ist dieser Raum viel zu klein. Es muss noch einen geben. Hier lässt das Gerümpel einen kleinen Gang frei, der als Einziges staubfrei ist. Du sagst doch immer, dass Spuren verwischen neue Spuren erzeugt. Schauen wir, wo das hinführt.«

      Sie kamen zu einem Kasten und öffneten ihn. Er war leer. Nyoko klopfte gegen die Rückwand. Hohl.

      Klaus inspizierte das Möbel. »Sieht so aus, als ob du dem Chef als Ausgleich für den Stress an seinem Geburtstag einen Erfolg schenken könntest. Vielleicht ist das eine Geheimtür. Ich suche den Öffnungsmechanismus.«

      »Den brauchen wir nicht.« Die Trägerin eines schwarzen Karategürtels beseitigte das letzte Hindernis auf dem Weg zum Geheimnis mit einem Fußtritt – Mikazuki Geri. Die Rückwand des Kastens leistete keinen Widerstand.

      Im Schein der Taschenlampen stand eine alte Apparatur. Klaus untersuchte sie. »Das ist eine Destillationsanlage. Haben wir einen Schwarzbrenner überführt?«

      »Hier befindet sich noch etwas. Ist es das, was ich befürchte?«

      »Du liebe Güte!«

      Vor ihnen standen Glaskolben, Laborkühler, verbunden mit Schläuchen, Bunsenbrenner, eine Waage. Auf einem weiteren Tisch stand eine Tablettenpresse.

      Klaus begutachtete die Chemikalienflaschen. »Das sind die Ingredienzien zur Herstellung von Amphetamin. Nyoko, du hast eine Speedküche aufgespürt.«

      Sie gingen wieder nach oben, wo gerade niederösterreichische Polizisten eintrafen, die über die Einmischung der Wiener Kollegen sehr erbost waren. Das legte sich aber, als Nyoko von ihrem Fund berichtete. Sie ging zu Kammerlander. »Es tut mir leid, aber ich befürchte, das wird doch ein längerer Baustopp. Klaus! Wir feiern jetzt den Geburtstag meines Chefs. Immerhin sind wir hier nicht zuständig.«

      Als Nyoko am nächsten Tag in ihr Büro kam, wurde sie von einem Chef empfangen, der viel entspannter als an seinem Festtag war.

      »Guten Morgen, Nyoko! Heute habe ich schon ein paar nette Telefonate geführt. Ich darf dir den Dank der niederösterreichischen Kollegen und des Drogendezernats sowie ein besonderes Lob des Polizeipräsidenten ausrichten.«

      »Der Präsident? War die Drogenküche so eine große Sache?«

      »Du hast ja keine Ahnung, was du da aufgestöbert hast. Eine Tablettenpresse hinterlässt eindeutige Individualspuren, vor allem wenn sie älter ist. Die Kollegen haben inzwischen interessante Zusammenhänge rekonstruiert. Du hast sicher noch die Daten des Röhrling-Falles im Kopf. Was war 2004?«

      »Franz Röhrling hat den elterlichen Landwirtschaftsbetrieb aufgelassen und ist nach Wien gezogen.«

      »In diesem Jahr hat das Speedangebot in Wien deutlich zugenommen, vor allem Tabletten. Wir wissen jetzt, dass sie in der Drogenküche der Röhrlings produziert worden sind.«

      »Der Fabrikjob war also nur Tarnung. In Wirklichkeit ist er als Dealer nach Wien gekommen.«

      »Das sehen die Suchtgiftkollegen auch so. Kommen wir nach 2008.«

      »Der Selbstmord von Franz Röhrling.«

      »Kurz davor sind fünf junge Menschen an verunreinigtem Speed qualvoll gestorben, vermutlich ein Produktionsfehler. Das ist als ›Speed Kills‹-Fall in die Geschichte eingegangen und bis gestern nicht geklärt worden.«

      »Wahrscheinlich hatte Franz Röhrling doch noch ein paar menschliche Regungen und Gewissensbisse. Hat er sich selbst umgebracht oder wollte er sich stellen und ist von seinem Bruder gestoppt worden?«

      »Nach einigen Monaten hat sich in der Szene anscheinend niemand mehr daran erinnert. Der Verkauf ist nach einer kurzen Unterbrechung wie früher gelaufen. Was war voriges Jahr, also 2015?«

      »Der Unfall von Jakob Röhrling, bei

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