Fähre VII. Hans Leip

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Fähre VII - Hans Leip

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und Matrose gefahren, bald nach Afrika, bald in die Südsee, und weit an die Westküste. Jetzt war er zu Hause und hatte sein geregeltes Auskommen, dort, wo er schon als Konfirmand auf den Fährdampfern angemustert, und wenn man sich sparsam hielt, konnte es für zwei reichen. Ja, sie war seine Jollenführerbraut.

      »Moigen!« sagte der Kontrolleur der Hafendampfschiffahrtsgesellschaft und blickte in die Tür.

      Man soll eben den Teufel nicht an die Wand malen. Jonny war im Nu auf den Füßen, er konnte mächtig hurtig sein, wenn es seinen Posten betraf.

      Der Beamte machte eine beschwichtigende Handbewegung und sah ein wenig schmunzelnd über das Mädchen hinweg, das vor Überraschtheit das vorgenommene Betörungslächeln ganz vergaß.

      »Ich komm’ hier gerade längs«, sagte der Kontrolleur und trat wieder ins Freie.

      Jonny folgte ihm mit angespannter Aufmerksamkeit. Ihm war, als hätte er betreffs der Bänke und der Motorhaube vielleicht doch noch etwas Wischtuch anwenden sollen, aber nun war es zu spät. Sonst war ja wohl alles okee bis auf die Deern, das half nun nichts. Den Aal, der deswegen in der Luft lag, würde man in Anbetracht des Objektes mit Vergnügen schlucken. Aber ärgerlich war es doch! Immerhin war dieser Kontrolleur von der sanfteren Sorte.

      »Ich wollte Sie mal fragen«, fuhr Jonnys Vorgesetzter fort, ohne sich weiter um Bänke oder Motor oder Mädchen zu kümmern: »Da waren doch eben, ich sah es noch gerade, zwei Fahrgäste in Ihrem Boot!«

      »Ay, ay«, antwortete Jonny dienstlich.

      »So ein kleiner und ein großer. Und der Kleine, der sah so ein bißchen sonderbar aus, nicht wahr?«

      Jonny zuckte die Achseln. Er wußte es nicht. Seine Aufgabe erschöpfte sich darin, die Jollenbarkasse in Ordnung zu halten und sie durch den Hafen zu steuern und zu wissen, wo die Schiffe liegen, dahin die Fahrgäste verlangten, und keine Flagge zu übersehen. Nicht einmal das Fahrgeld sammelte er selber ein, das machte ein Schaltermann. Um das Aussehen seiner Passagiere hatte er sich selten bekümmert.

      »Ich dachte«, sagte der Kontrolleur: »Sie kennten den einen vielleicht, den kleineren? Den mit dem steifen hellen Hut? Wissen Sie, der war nämlich gestern auf dem Kontor bei uns und hat sich um einen Posten beworben, ganz gleich als was, am liebsten auf einem unserer Boote. Er zeigte Papiere und Zeugnisse von Baltimore und New York und ich weiß nicht, woher noch. Natürlich und trotzdem ist er abgewiesen worden, er hat nämlich einen steifen Arm. Er könne es mit einem, hat er gesagt, aber solange wir noch eigene Leute mit zweien haben, genügen uns die vollauf.«

      Jonny entsann sich nun der hellen Melone. »Doch, der fährt hier öfter«, sagte er langsam.

      »Na also, Wack«, der Beamte schielte nun doch in die Kajüte. Es war ja schließlich auch verführerisch: »Dann passen Sie mal ein bißchen mit auf, was der Mann treibt. Vielleicht interessiert es, und wenn nicht unsere Direktion, so doch vielleicht den Zoll oder die Polizei. Denn auf uns, da darf ja natürlich nichts fallen!«

      Jonny nickte beflissen.

      Der Kontrolleur fuhr fort: »Übrigens, ein bißchen rasch sind Sie letzte Tour ja zurückgekommen. Sie haben doch keine Flagge übersehen? Janmaat will ja auch gern schnell an Land, wartet ja vielleicht gleichfalls auch auf ihn solch nettes Mädchen. Und die Wasserdroschken schnappen uns ja gern das weg, was unsere Tour nicht mitnimmt.«

      Jonny tupfte gelassen an die Mütze: »War nur die Manhattan, Kontrolleur.«

      Ein paar Fahrgäste saßen schon achtern. Der Beamte prüfte die Fahrscheine. Der Schaltermann, dem eine kleine Nickelorgel zum Geldwechseln auf der Brust hing, gab sie sorgfältig aus, da war nichts zu melden.

      Dem Fährboot weiterhin ertönte ein Abschiedsruf: »Na, denn Heil, damit nichts kapuut geht!«

      »Da soll doch gleich!« schnob der Kontrolleur, grüßte und begab sich stromauf nach Fähre VII.

      Als er außer Sicht war, stieg auch Mine wieder an Land. Der Abschied von Jonny geriet den Umständen nach etwas hastig. Schon näherte sich wieder eine Fähre voller Manhattanleute. Sie lief dem Schwarm voraus, unbehindert von Schalter und Zollmann. Über Steg, Brücke, Hafenstraße und Treppe hinauf in die Balduinstraße.

      6

      Als Mine den elterlichen Laden erreicht hatte, zögerte sie. Durch die große gutgeputzte Scheibe erblickte sie den langen Gentleman, der Jonnys Boot entstiegen war. Gemessen trat er heraus. Die graue Melone des Artisten aber war nicht mehr zu entdecken. Der feine Herr sah Mine mit höflichem Erstaunen an und grüßte elegant. Er trug eine goldgeränderte Brille und sein Haar schien an den Schläfen leicht ergraut. Eine nicht unfesselnde Erscheinung, schien es Mine. Seine Hände hatte er halbwegs in die Jackettasche gesteckt. Eine Tüte war nirgends zu erkennen.

      Mine schlüpfte hinter die Tonbank, von ihrem Vater grobschlächtig begrüßt. Von der Mutter alsbald leise vermahnt, sich ein ander Mal etwas zu sputen. Es sei schon allerlei vorbei. Auch dieser Herr hätte gegebenenfalls noch mehr gekauft, wenn sie da gewesen wäre. Jawohl, Mutter Thormann wußte genau, welch Juwel sie an ihrer Tochter besaß.

      Mine bediente eine Nachbarin mit Türkschen Erbsen, Kochbirnen und Petersilie. Sie scheute keine Arbeit. Aber ihre Mutter sagte streng. »Bleib du beim Obst. Machst dir ja die Finger so grün!«

      Als danach der Augenblick günstig war, fragte Mine: »Was hat er denn gekauft, der große Kavalier? Eine Banane? Und sie ins Jackett gesteckt?«

      »Er heißt Herr Ploß, mein Kind«, antwortete die Mutter wie eine sanfte Zurechtweisung.

      »Herr von Ploß!« hob der Vater den gutmütigen Schnauzbart: »Hier ist seine Karte — Reginald von Ploß, und dabei geschrieben: »z.Zt. Klefots Hotel, und ein Wappen ist auch darauf!«

      »Ja, richtig«, meinte Mutter Thormann: »Aber dennoch wird er eine Art Großkaufmann sein, ich hab so eine Ahnung. Er hat drei Pfund Pfirsiche bestellt. Sie sind für Klefots Bar; wenigstens sollen sie dort abgeliefert werden bis zum Abend. Er wird sie zum Sekt gebrauchen, Abschiedsfeier, er sagte so etwas, ein freimütiger Herr. Ottel kann sie heute nachmittag hinbringen!«

      Ottel war Mines kleiner Bruder. Er war zehn und jetzt in der Schule.

      »Puh, zum Sekt? Schmeckt denn das?« flüsterte Mine, indem sie, dicht neben ihrer Mutter stehend, eine Tüte abriß und mit der kleinen Faust hineinfuhr, um ihr die nötige Höhlung zur Aufnahme für ein halb Pfund Tomaten zu geben.

      »Mag sein«, entgegnete Frau Thormann und öffnete ihre Stimme gebührend der Kundschaft zu, wog Stachelbeeren ab und sagte: »Ich habe gehört, man tut die Pfirsiche ins Glas!«

      »Djawoll, direkt in den Schumm!« bestätigte Frau Musback, die sehr hellhörig war und einst bessere Tage gesehen hatte. Sie rückte ihren alten Kapotthut zurecht und sah sich in Gedanken jung.

      »Aber ein Großkaufmann ist so was nicht, ein Bierverleger höchstens. Oder ein Zirkusdirektor!« knarrte Netzmacher Södel.

      Frau Musback rieb ihr ewiges dickes Gerstenkorn und blieb beim Sekt ihrer Jugend: »Djawoll, und vorher pieken sie ihm mit ne Gabel und denn ziehen die Perlen darin, und denn fängte er an, sich zu drehen, ümmer so rum wie ein Karussell!«

      »Die verrückte Welt!« fand sich wiederum Vater Thormann gutmütige Stimme dazu: »Aus den Austern holt man die Perlen raus und in die Pfirsiche läßt man sie rein.«

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