Die unhaltbare Pudelmütze. Gerhard Fischer

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Die unhaltbare Pudelmütze - Gerhard Fischer

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dann gibt es noch die Probleme, die sehr engstirnige Färinger machen: Sie grenzen Homosexuelle aus. In Tórshavn wurde 2006 ein junger Homosexueller verprügelt, und danach haben ihn die Täter auch noch übel beschimpft. Der junge Mann musste in einer psychiatrischen Klinik behandelt werden, schrieb die dänische Zeitung Politiken. Kaum hatte sich die Tat in der Stadt herumgesprochen, sei es zu einer Art verbalen Treibjagd auf Homosexuelle gekommen: Schwule und Lesben seien schikaniert worden, derbe Verwünschungen seien gegen sie gerichtet worden, Morddrohungen gar. Der sozialdemokratische Regierungschef Jóannes Eidesgaard sprach von „mittelalterlichen Zuständen“. Es müsse eine permanente öffentliche Debatte über die Diskriminierung von Homosexuellen geführt werden, sagte er der Süddeutschen Zeitung. „Ich sehe keinen anderen Weg, die Stimmung zu verändern.“

      Premier Eidesgaard war im Dezember 2005 mit einer Verfassungsänderung, die Homosexuelle schützen sollte, im Parlament gescheitert. Er wollte, dass der Antidiskriminierungsparagraf 266b auf Lesben und Schwule ausgeweitet werden sollte. Die Mehrheit der Abgeordneten stimmte dagegen, viele gaben religiöse Gründe an. Die Gegner hatten 58 Prozent der Bevölkerung hinter sich. Manche Homosexuelle zogen ihre Konsequenzen: Sie verließen die Färöer.

      Fast 90 Prozent der Färinger sind evangelisch-lutherischen Glaubens. Viele sind angeblich sehr fromm, und bisweilen sind es ausgerechnet Priester, welche die Vorurteile über Lesben und Schwule zusätzlich befeuern. Im Dezember 2005 rückte der Priester Mogens Tilsted Christensen in einem Leserbrief Homosexuelle in die Nähe von Vergewaltigern und Kinderschändern und forderte, dass Homosexuelle auf den Färöern nicht zu Lehrern oder Pädagogen ausgebildet werden dürfen. Er wurde von den Mitgliedern einer Rockband verklagt.

      Die Gegner einer Gesetzesänderung argumentierten im Dezember 2005 damit, dass sie „direkt gegen die Hauptregeln der Bibel gehe, auf denen die färingische Gesellschaft aufgebaut“ sei. Zudem könnten Zugeständnisse an die Homosexuellen zum nächsten Schritt führen, den man unmöglich gutheißen könne: zur Registrierung von gleichgeschlechtlichen Partnerschaften.

      Das Mutterland Dänemark erlaubte die eheähnliche Gemeinschaft zwischen Homosexuellen bereits im Jahr 1989, als erstes Land der Erde – und ein Jahr, bevor sich die Färöer auf die Weltkarte schossen.

      Als die Färöer am 12. September 1990 Österreich 1:0 besiegten, saß in Moskau ein Mann vor dem Radio. Ivan Moskalenko hörte die Nachrichten auf BBC World Service, die Meldung des Ergebnisses aus Schweden veränderte sein Leben. Er fing an, sich für diese Inseln im Atlantik zu interessieren, und begann sogar, die Sprache zu lernen. Eines Tages war Moskalenko auf die Inseln gekommen – als Journalist für einen Moskauer Radiosender. Er sollte über das Länderspiel zwischen den Färöern und Russland berichten. Und er blieb. Heute heißt er Ivan Eginsson, besitzt die färingische Staatsbürgerschaft und ist einer von 40 Auswärtigen, die Färingisch sprechen. Er hat als Briefträger in Tórshavn gearbeitet, als Verwalter einer Frachtgesellschaft – und als Pressesprecher des Fußballverbandes. „Ich war in vielen Ländern der Erde“, sagte er in einem Gespräch mit dem Tagesspiegel. „Aber keines ist wie die Färöer.“ Gerade an Tagen, an denen es von unten regne, sei es so unbeschreiblich. „Das ist eine ungewöhnliche Art von Fußball“, sagte er. „Es ist … romantisch.“

      FÄRÖER

      „WARUM SEID IHR JETZT SO GUT?“

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      Allan Simonsen als Nationalmannschafts-coach der Färöer im Jahr 2000.

      Foto: imago

      Gladbach in den siebziger Jahren? Das war Netzer, das war Heynckes, das waren Kleff, Wimmer und Bonhof. Und das war: Allan Simonsen. Der Däne, der von Vejle BK gekommen war, stürmte von 1972 bis 1979 für Borussia Mönchengladbach – in dieser Zeit wurde Gladbach dreimal Meister und gewann zweimal den UEFA-Cup. Der wendige Simonsen, nur 1,65 m groß, aber trotzdem kopfballstark, steuerte 76 Tore bei. 1977 erhielt Simonsen den Ballon d’Or, mit dem die Zeitschrift France Football bis 2006 Europas Fußballer des Jahres auszeichnete (seit 2007 der Weltfußballer des Jahres). Er ist bis heute der einzige Skandinavier, dem diese Ehre zuteil wurde. 1979 zog er weiter zu einem sehr großen Verein: zum FC Barcelona. Später wurde Allan Simonsen Trainer – zwischen 1994 und 2001 betreute er die Nationalmannschaft der Färöer.

      Die Färöer sind für Mitteleuropäer etwas Exotisches – die Inseln, aber auch die Fußball-Nationalmannschaft . Was war denn das Erstaunlichste, das Lustigste, das Unvergesslichste, das Sie dort erlebt haben? Simonsen: Na ja, exotisch ist schon der Flughafen mit seiner kurzen Landebahn und einem Landeanflug an Bergen entlang. Wenn es windig war – und das war es oft – gab es schon Probleme. Aber das Besondere auf den Färöern ist eigentlich die Chance, die man als Trainer dort hat. Mit diesen Leuten zu arbeiten, das ist das Exotische. Ich hatte eine Carta Blanca, ich konnte tun und lassen, was ich wollte – für einen Trainer ist das Gold wert.

       Sie reden von den Rahmenbedingungen, von dem, was Ihnen der Verband gestattet hat. Wie war es mit den Spielern?

      Simonsen: Fantastisch, die hatten einen unglaublichen Biss. Und sie haben alles gemacht, was ich wollte, bei denen gab es keine Fragezeichen. Wenn ich gesagt hätte, dort ist eine Wand, rennt mit den Kopf durch, dann hätten sie das gemacht.

       Auf welchem Niveau haben sie denn gespielt – verglichen mit Deutschland. Zweite Bundesliga? Dritte Liga?

      Simonsen: Dritte Liga würde ich sagen.

       Spielten denn einige Nationalspieler auch in anderen Ligen, waren sie Profis in Dänemark, Norwegen oder Schweden vielleicht?

      Simonsen: Am Anfang, als ich kam, 1994, hat keiner im Ausland gespielt, alle waren bei den färingischen Vereinen. Ich glaube, einer oder zwei haben in Dänemark studiert, das war aber alles. Später hat sich das geändert.

       Sie hatten, bevor Sie auf die Färöer gingen, einen dänischen Erstligisten trainiert. War der Unterschied zu den färingischen Fußballern sehr groß?

      Simonsen: Am Anfang musste ich anders trainieren – sie waren es nicht gewohnt, so hart zu arbeiten, wie ich es gerne wollte. Ich musste am Anfang Kompromisse machen. Auch technisch und taktisch hatte viel gefehlt, ich musste langsam und ruhig aufbauen.

       Wann haben Sie Fortschritte bemerkt?

      Simonsen: Nach zwei Jahren war eine deutliche Entwicklung da, alles wurde viel besser, das Niveau wurde höher, wir haben gegen gleichwertige Gegner plötzlich gewonnen und schafften die eine oder andere Überraschung gegen bessere Gegner: Unentschieden gegen Schottland oder die Slowakei, ein knappes 1:2 in Spanien in der EM-Qualifikation. Da haben mich dann viele aus dem Ausland angerufen und gefragt: „Was ist da los bei euch, warum seid ihr jetzt so gut?“ Und ich sagte: „Ja, das hat sich gut entwickelt.“ Es gab dann auch ausländische Anfragen für die Spieler, einige gingen schließlich nach Norwegen, nach Dänemark, nach Schweden – wo sie noch besser geworden sind. Unsere Resultate übrigens auch. Ich würde sagen, nach drei oder vier Jahren haben sechs unserer Nationalspieler im Ausland gespielt.

       Wer war Ihr bester Spieler?

      Simonsen: Das war Todi Jónsson, der beim FC Kopenhagen gespielt hat.

       Ein Stürmer.

      Simonsen:

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