Die Auslöschung jüdischen Lebens in Kirchberg/Hunsrück in der Zeit des Nationalsozialismus. Группа авторов

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Die Auslöschung jüdischen Lebens in Kirchberg/Hunsrück in der Zeit des Nationalsozialismus - Группа авторов Schriftenreihe zur Geschichte der Stadt Kirchberg

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      Harry Raymon (links) mit Horst Buchholz (dritter von links) im Film „Endstation Liebe“ (1958).

       Welche Gefühle bewegen Sie heute, dass Sie hier bei der Stolpersteinverlegung für Ihre Familie in Kirchberg dabei sind?

      Ich bin mir nicht ganz sicher. Am Anfang, als ich die Einladung hierher bekommen habe, empfand ich das einfach als eine Wucht. Da hat man doch in Kirchberg, einer kleinen Stadt, ein solches Programm zusammengestellt. Ich hab´ die Organisatoren, die das gemacht haben, einfach bewundert, die imstande waren, den Gunter Demnig her zu bekommen. Denn das ist eigentlich ein organisatorischer Coup! Und ich bin ja hier sehr gut behandelt worden, also kann ich hier was Positives sagen…

      Heute Morgen, da gab es Momente, wo ich den Tränen nahe war. Kann ich es dabei belassen?

       Begegnen Sie noch in Ihrem Alltag einer Judenfeindlichkeit?

      Ich hatte da Glück. Ich kann nicht sagen, dass ich irgend wann mal das Gefühl gehabt habe, dass sich irgendeiner mir gegenüber judenfeindlich ausgedrückt hat. Es kann aber auch sein, dass in dem Teil der Gesellschaft, in dem ich mich bewege, Leute sind, die gar keinen Grund hätten, antisemitisch zu sein. Ich hab´ bis jetzt, was das angeht, nichts Wirkliches bemerkt.

      Kilian und Marie: Herr Raymon, vielen Dank für das Interview.

      Filmplakat für „Regentropfen“ (1982).

      Regie: Michael Hofmann und Harry Raymon.

      Mit frdl. Abdruckgenehmigung der Tellux Next GmbH, München

      Die Jury der evangelischen Filmarbeit urteilt 1982 [!!]:

       „Der Film zeichnet sich durch seine „schlichte Sachlichkeit und Menschlichkeit aus … in einer Zeit, der Toleranz gegenüber dem Fremden und Andersartigen erneut abhanden zu kommen droht…“

      Die HuS-Klasse (Hauswirtschaft und Soziales) mit ihrer Lehrerin Nina Backhaus hatte „Fingerfood“ zur Stärkung vorbereitet.

      Am Tag der Stolpersteinverlegung war ein Großteil der KGS auf den Beinen: Die Feier in der Aula der KGS Kirchberg wurde musikalisch umrahmt vom Schulorchester (Karl-Gerhard Halstein, Claudia Rat, Franziska Reinholdt).

      Hans-Jörg Haas (Klarinette) und Johannes Scharfenberger (Klavier) gaben einen Einblick in die aus dem osteuropäischen Judentum stammende Klezmer-Musik, Manfred Häder sang noch einmal das eigens komponierte Lied „FINDE DEINEN WEG NACH HAUS’ “.

      Die Stolperstein-AG der Schule stellte mit Plakaten und Texten die Verlegungsorte mit den Familienschicksalen ausführlich dar. Die Oberstufen-Leistungskurse von Susanne May und Julia Suchoroschenko näherten sich dem Thema auf künstlerische Weise und schufen eindrucksvolle Werke, die mehrmals auch nach der Stolpersteinverlegung an verschiedenen Orten in Kirchberg ausgestellt wurden und in dieser Publikation ihren gebührenden Platz finden.

       Flucht und Verfolgung – die Kunstausstellung

      von Susanne May, Julia Suchoroschenko

      Die Leistungskurse der Jahrgangsstufen 11, 12 und 13 des Ausonius-Gymnasiums organisierten eine Ausstellung zum Thema „Flucht und Verfolgung im Dritten Reich“. Sie setzten sich fächerübergreifend mit dem Dritten Reich und den Opfern des Nationalsozialismus auseinander. Das Ziel des Kunstunterrichts war eine Ausstellung als Begleitstation zur Verlegung der Stolpersteine im November 2017.

      Die Schülerinnen und Schüler näherten sich zu Beginn der Thematik theoretisch und durch geschichtliche Zugänge an. Schnell kristallisierte sich dabei heraus, dass persönliche Schicksale von Opfern des Nationalsozialismus bei ihnen großes Interesse weckten und für sie einen ersten Zugang zur Thematik öffneten. Um diesen weiter zu vertiefen, besuchten die Kurse das Zeitzeugengespräch mit Karl Adolf Schneider, Sohn von Paul Schneider (1897 – 1939), welches ebenfalls in die Veranstaltungsreihe zur Verlegung der Stolpersteine eingebettet war. Nicht nur der Bericht von Karl Adolf Schneider berührte die Schülerinnen und Schüler. Insbesondere die gezeigten privaten Bilder, Briefe und Zeichnungen, die sein Vater im Laufe der erlittenen Verfolgung anfertigte, ließen das grausam Erlebte greifbar werden.

      Im folgenden Unterricht wurden weitere persönliche Schicksale betrachtet, teils in Form von schriftlichen Erzählungen, teils durch dokumentarische Filme und Interviews. Allen Schicksalen war gemein, dass sie die Schülerinnen und Schüler emotional bewegten und eine Auseinandersetzung mit den Verbrechen des Nationalsozialismus anstießen.

      Um den Gedanken im nächsten Schritt künstlerischen Ausdruck zu verleihen, musste erst eine geeignete Form gefunden werden, die zum einen die Flüchtigkeit eines Gedankens und zum anderen einen Gedankenfluss fassen konnte. Als wichtige Orientierung und Beispiel aus der aktuellen Kunst diente das Werk der Künstlerin Pélagie Gbaguidi, die auf der internationalen Kunstausstellung documenta 14 in Kassel ein Werk zu den Verbrechen der Sklaverei und des Rassismus in Amerika zeigte. Im Mittelpunkt des Werks standen ebenfalls lange, aufgehängte und zeichnerisch gestaltete Bahnen, die allerdings aus transparentem Stoff bestanden. Reale Gegenstände ergänzten das Werk zu einer Rauminstallation. Die Schülerinnen und Schüler der 13. Jahrgangsstufe besuchten die Ausstellung und konnten ihre Eindrücke an die Kurse der 11 und 12 weitergeben.

      Die praktische Phase startete mit zahlreichen künstlerischen Experimenten. Neben Butterbrotpapier als Testträgermaterial wurden Mal- und Zeichentechniken erprobt und reflektiert. Dabei stellten sich die Schülerinnen und Schüler stets die Frage, welche Mischtechniken und Farbzusammenstellungen zur Darstellung ihrer Empfindungen und Gedanken dienlich sind.

      Mit der hier erlangten Sicherheit gestaltete jede Schülerin und jeder Schüler jeweils ein eigenes Werk. Das extreme Format von 0,5 m x 6 m musste dabei Stück für Stück, wie ein Gedankenfluss, der aufeinander aufbaut, bearbeitet werden.

      Die Ergebnisse der Schülerinnen und Schüler stehen dem der Künstlerin in nichts nach. Auf ihren langen, schmalen, transparenten Papierbahnen sind persönliche Auseinandersetzungen mit den Verbrechen des Nationalsozialismus assoziativ festgehalten. Sie regen den Betrachter an, Gedanken und Empfindungen, die in diesem Prozess erlebt wurden, nachzuvollziehen.

      Anschließende Gespräche über die Notwendigkeit, die Werte einer freien, offenen und demokratischen Gesellschaft zu leben, zeigten die Wichtigkeit von Erinnerungskultur, wie sie in Kirchberg mit der Verlegung der Stolpersteine geschah und geschieht.

      Schülerinnen und Schüler der Kunst-Leistungskurse:

      Jahrgang 11: Mia Behrensmeyer, Lea Casper, Semjon Engelmann, Isabel Jakobi, Aalijah Jost, Nicole Karsten Delia Klas, Maren Rembacz, Kim Stollwerk, Natascha Urban, Leitung: Julia Suchoroschenko

      Jahrgang 12: Lea Büth, Carolina Ginsheimer, Judith Denis, Judith Esposito, Mara Kindermann,

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