Die Auslöschung jüdischen Lebens in Kirchberg/Hunsrück in der Zeit des Nationalsozialismus. Группа авторов

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Die Auslöschung jüdischen Lebens in Kirchberg/Hunsrück in der Zeit des Nationalsozialismus - Группа авторов Schriftenreihe zur Geschichte der Stadt Kirchberg

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für den entsprechenden und ansprechenden Empfang gesorgt, die Abteilung Hauswirtschaft hat sich um das Kulinarische gekümmert, und sicherlich gibt es noch weitere Mitwirkende. Für mich als Schulleiter ist es immer wieder erstaunlich und erfreulich zugleich mitzuerleben, was unsere Schulgemeinschaft bei derartigen Anlässen auf die Beine stellt. Dafür meinen herzlichen Dank an alle Beteiligten.

      Ein zweiter Punkt verdient, hervorgehoben zu werden: Das Projekt Stolpersteinverlegung hat die Schule nicht alleine gestemmt, sondern zusammen mit externen Partnern. Herr Pies vom Förderverein Synagoge Laufersweiler kooperiert seit Jahren mit uns, desgleichen Herr Sindhu vom Jugendzentrum am Zug. In der unmittelbaren Vorbereitungsphase ist die Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen der Stadt Kirchberg und des Kulturvereins ARENA 13 hinzugekommen, und möglicherweise gab es noch weitere Mitwirkende. Auch hierfür meinen herzlichen Dank. Letztlich profitieren von einer derartigen Kooperation alle Beteiligten. Unsere Schule ist für weitere Kooperationsprojekte offen.

      Damit darf ich Sie nochmals herzlich willkommen heißen und bedanke mich für die Aufmerksamkeit.

       Jens Peter Clausen

      Sehr geehrte Damen und Herren,

      liebe Schülerinnen und Schüler!

      Seit heute hat Kirchberg seine ersten Stolpersteine.

      Wie es dazu kam, möchte ich an dieser Stelle kurz umreißen. Die Einzelheiten können Sie in der Broschüre „Stolpersteine in Kirchberg“ ausführlich nachlesen.1 Sehen Sie mir bitte auch nach, dass es im Rahmen dieser Ansprache nicht möglich ist, die Namen all derer zu nennen, die die heutige Stolpersteinverlegung vorbereitet und ihr diesen würdigen Rahmen gegeben haben.

      Dr. Jochen Wagner, Pastor der Freien Evangelischen Gemeinde, trat 2014 an den Jugend- und Kulturausschuss der Stadt Kirchberg mit der Idee heran, Stolpersteine verlegen zu lassen. Bürgermeister Udo Kunz beauftragte daraufhin den Beigeordneten Werner Klockner, das Projekt voranzubringen, und die erste Sitzung eines Planungsteams fand im Februar 2016 statt.

      Es ist sehr schade, dass Herr Klockner, der Ende August 2016 plötzlich verstorben ist, diesen Tag heute nicht erleben kann. Die Leitung des Planungsteams ging an den Beigeordneten Ernst-Ludwig Klein über.

      Zu Beginn des Schuljahres 2016/17 gründete Frau Wendling die AG (Arbeitsgemeinschaft) Stolpersteine der KGS Kirchberg. Zunächst konnten wir nur vier Schüler aus einer achten Klasse zu einer regelmäßigen Mitarbeit gewinnen. Es herrschte aber stets eine angenehme Arbeitsatmosphäre, und es war Christof Pies, Vorsitzender des Vereins Synagoge Laufersweiler, der mit seiner Unterstützung und Begleitung wesentlich zum Gelingen unserer AG Stolpersteine beigetragen hat.

      Der Stadtrat von Kirchberg stimmte unterdessen am 20. Dezember 2016 der Verlegung von Stolpersteinen einstimmig zu, und das Ergebnis haben wir heute miterleben dürfen. Was hat nun die AG Stolpersteine, die zu Beginn dieses Schuljahres Verstärkung durch die Geschichts-Referendarin Frau Jana Chea und weitere Schüler erhielt, zu diesem Projekt beigetragen? Grundlage unserer Arbeit war das Buch „Versöhnung braucht Erinnerung“ von Ernst Fuchß und Manfred Stoffel über die ehemaligen jüdischen Einwohner Kirchbergs.2 Wir glichen die dortigen Angaben mit anderen Publikationen und dem Material der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem ab. Das Ergebnis war eine vollständige Liste der jüdischen Familien in Kirchberg zur Zeit des Dritten Reiches.

      Als die Adressen für die Verlegung der ersten Stolpersteine feststanden, ging die AG Stolpersteine zusammen mit Herrn Ernst-Ludwig Klein zu diesen geplanten Verlegungsorten. Wir schauten, wo genau man die Stolpersteine verlegen könnte, und, wo möglich, sprachen wir mit den Hauseigentümern. Es gab stets Verständnis für unser Anliegen.

      Die Schülerinnen und Schüler der AG bereiteten sich nun darauf vor, an den Verlegeorten etwas über die jeweiligen jüdischen Familien zu berichten, wie dies heute geschehen ist. Ebenso wurde die Broschüre und diese Veranstaltung in der Aula der KGS vorbereitet, dazu auch eine kleine Ausstellung im ersten Stock dieses Gebäudes. Den Beitrag der Kunstleistungskurse von Frau Susanne May und Frau Julia Suchoroschenko, den Sie schon vor der Tür der Aula bewundern konnten, möchte ich an dieser Stelle ebenfalls hervorheben.

      Was macht nun eigentlich das Projekt Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig so einzigartig? Mir fallen hier gleich vier Superlative ein.

      ◆ Das Projekt ist mittlerweile, nach 25 Jahren, mit über 60.000 Steinen in 21 europäischen Ländern, das größte dezentrale Mahnmal der Welt. Vor wenigen Tagen, am 30. Oktober 2017, ist sogar der erste Stolperstein außerhalb Europas verlegt worden, am Eingang der Pestalozzi-Schule in Buenos Aires in Argentinien – weil diese deutsche Auslandsschule zu einer Zufluchtsstätte für Verfolgte des NS-Regimes wurde.3

      ◆ Stolpersteine sind weiterhin wohl das persönlichste Mahnmal. Jeder Stein trägt den Namen einer einzelnen Person und wird in der Regel vor deren letzten freiwilligen Wohnort verlegt, befindet sich also in einem direkten räumlichen Zusammenhang zur verfolgten Person. Kommen dann noch weitere Formen des Gedenkens wie unsere Broschüre oder der geplante Pfad der Erinnerung hinzu, gibt dies den Verfolgten erst recht wieder ein Gesicht.

      ◆ Stolpersteine sind auch vermutlich das demokratischste Mahnmal, da die Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen oft nicht „von oben“ vorgegeben wurde, sondern vielfach, so wie in Kirchberg ja auch, aus der Bevölkerung gekommen ist.

      ◆ Freilich, Stolpersteine sind vermutlich auch das unbequemste Mahnmal. Sie sind nicht wie eine Stele auf dem Friedhof, wo einmal im Jahr ein Kranz niedergelegt wird und die man ansonsten umgehen kann. Sie befinden sich mitten in der Öffentlichkeit, man soll nicht physisch, aber mit dem Kopf und Herzen darüber stolpern.

      Damit geben Stolpersteine auch eine Antwort darauf, wenn heute in gewissen Kreisen die Forderung fast schon wieder salonfähig erscheint, man müsse doch endlich einen Schlussstrich ziehen, der „Schuldkult“ müsse nun ein Ende haben. – Nein, es geht doch gar nicht mehr darum, dass sich die Deutschen heute schuldig fühlen sollen. Das müssen die allermeisten nicht mehr, aber aus der Vergangenheit erwächst uns eine bleibende Verantwortung, die Erinnerung wachzuhalten.

      Gestatten Sie noch ein persönliches Wort! Dies ist nun schon die zweite Stolpersteinverlegung, die ich aus der Nahperspektive miterleben darf. In meiner Heimatstadt Mönchengladbach wurden 2006 die ersten Stolpersteine verlegt; mein Vater Dr. Claus-Dieter Clausen war damals Vorsitzender der dortigen Christlich-Jüdischen Gesellschaft. Warum ich das hier überhaupt erwähne? Zum einen, um zu betonen, wie wenig wir uns hier in der Kleinstadt Kirchberg verstecken müssen. Gewiss sind wir zeitlich später als viele Großstädte, aber so ein – ich darf wohl sagen – grandioses Begleitprogramm aus Vorträgen, Zeitzeugengesprächen, einer fertig vorliegenden Broschüre, einem bewegenden Gottesdienst gestern und heute einer musikalisch umrahmten Veranstaltung hat vor zehn Jahren selbst die Großstadt Mönchengladbach – trotz aller Mühe – so nicht hinbekommen, und ich vermute, manch anderer Ort auch nicht.

      Zum anderen geht aus meinen Unterlagen von vor einem guten Jahrzehnt hervor, dass damals 7000 Stolpersteine über 130 Gemeinden verlegt waren. Heute sind es über 61.000 Stolpersteine in über 1100 Gemeinden. Das zeigt das erfreuliche Wachstum des Projektes, es zeigt aber auch das ungeheuerliche Ausmaß des nationalsozialsozialistischen Verbrechens: Denn bei 6 Millionen ermordeten Juden decken 61.000 Stolpersteine erst ungefähr 1% der jüdischen Opfer ab – es kommt aber noch hinzu, dass Stolpersteine ja auch noch für andere Verfolgte des NS-Regimes gesetzt werden dürfen und sollen: Sinti und Roma, Euthanasieopfer, politische und weitere Verfolgte, was die Zahl der möglichen Stolpersteine noch einmal deutlich erhöht.

      Es gibt also noch viel zu tun, auch

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