Die Melodie unserer Zukunft. Anne Barwell

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Die Melodie unserer Zukunft - Anne Barwell BELOVED

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Es war Joels erste und einzige Reise nach Hokitika gewesen. Reed war nicht mitgekommen, da sie gerade eine schwere Zeit durchgemacht hatten, aber dennoch hatte Joel den Besuch an der Westküste der Südinsel genossen. Trotz allem hatte er nie den Wunsch verspürt zu reisen.

      »Richtig.« Darin wurde still, etwas, das nicht oft passierte, also unterbrach Joel seine Suche und warf ihm einen misstrauischen Blick zu.

      »Und?« Joel hätte schwören können, dass er winzige Zahnrädchen sehen konnte, die sich in Darins Gehirn drehten. Subtilität hatte noch nie zu den Stärken seines Freundes gehört.

      Ja, er erinnerte sich an Marcus. Der Mann war groß, durchtrainiert und hatte umwerfende graue Augen. Joel hatte einen Blick auf ihn geworfen und die geistreiche Bemerkung, die er hatte machen wollen, war ihm im Hals steckengeblieben; stattdessen hatte er etwas vor sich hingemurmelt und die Zähne nicht mehr auseinanderbekommen. Dann hatte Marcus Joels Hand geschüttelt und, um das Ganze noch demütigender zu machen, ihm den Mann vorgestellt, der neben ihm gestanden hatte – seinen Partner.

      Joel hatte sich für seine Reaktion geschämt, schließlich waren sowohl er als auch Markus in einer Beziehung. Er hatte sich instinktiv nach Reed umgesehen, um sich bei ihm zu entschuldigen und ihn vorzustellen, aber dann war ihm wieder eingefallen, dass er nicht da war.

      An diesem Tag hatte er sich in jeder Hinsicht wie ein Idiot gefühlt. Marcus während dessen unregelmäßigen Besuchen in Wellington bei den freitäglichen Abendessen der Priors wiederzusehen, war nicht viel besser gewesen und Joel hatte abwechselnd unbeholfen geschwiegen oder ohne Punkt und Komma geredet. Der Mann war verdammt heiß, aber Joel würde sich nicht an einen Mann heranmachen, der bereits eine Beziehung führte.

      »Und?« Darin klang amüsiert. »Oh, ja. Marcus zieht von Hokitika hierher und wird bei uns wohnen, bis er eine eigene Wohnung findet. Du wirst ihn also spätestens nächsten Freitag wiedersehen.

      Josh schlug die Tür des Kühlschranks zu. »Wie schön«, murmelte er. Seit ihrer letzten Begegnung waren mehrere Jahre vergangen, also würden Joels Hormone hoffentlich nicht wieder verrücktspielen. »Zieht sein Freund mit ihm her?«

      »Oh, habe ich das nicht erwähnt?« Darin öffnete die Hintertür, um die Katze hinauszulassen. »Er ist single, schon seit ungefähr sechs Monaten.«

      Marcus Verden schaltete den Flugmodus seines Handys aus, sobald er das Flugzeug verließ. Keine Nachrichten, abgesehen von einer, die sein Ex-Freund Garth ihm geschickt hatte. Marcus seufzte und löschte die Nachricht, ohne sie zu lesen. Obwohl Garth einer Meinung mit ihm gewesen war, dass es Zeit war, ihre Beziehung zu beenden, schrieb er Marcus viel zu oft. Marcus versuchte, mit seinem Leben weiterzumachen. Es wurde Zeit, dass Garth dasselbe tat.

      Die Landung war unsanft gewesen, aber die Frau neben ihm hatte ihm versichert, dass das normal für Wellington war. Starkwinde waren selbst im Sommer üblich und sie mussten viel heftiger werden, bevor irgendjemand begann, sich deshalb Sorgen zu machen. Sie würde sich viel mehr Gedanken machen, wenn es windstill wäre. Erdbebenwetter und all das.

      Marcus hatte höflich genickt. Er flog nicht gerne, aber Ella hatte ihn überredet, einen Flug zu buchen, statt einen Bus nach Picton und die Fähre nach Wellington zu nehmen. Es hatte nicht viel gebraucht, um ihn zu überzeugen. Sein Magen mochte die Meerenge zwischen den neuseeländischen Inseln noch weniger als Turbulenzen in der Luft und er hatte entschieden, seinen SUV zusammen mit seinem Geschäft zu verkaufen, um sich ein neues Fahrzeug anzuschaffen, nachdem er sich eingelebt hatte.

      Die schlimme Reisekrankheit, die ihn als Kind geplagt hatte, hatte er mit dem Erwachsenwerden größtenteils überwunden. Marcus schauderte immer noch, wenn er sich an die Übelkeit und das Unwohlsein erinnerte, unter denen er während aller Familienausflüge gelitten hatte, bis sie ihr Ziel erreicht hatten. Und kaum waren sie angekommen, hatte er sich schon wieder für die Rückfahrt wappnen müssen. Seit er erwachsen war, machten ihm Autofahrten nichts mehr aus, aber er zog es dennoch vor, selbst hinter dem Steuer zu sitzen.

      »Onkel Marcus!« Isabel winkte wie wild hinter der Tür zum Ankunftsterminal. Er winkte zurück und sprintete zu ihr hinüber.

      »Du bist gewachsen, Issy«, rief Marcus und umarmte sie. Er trat einen Schritt zurück, um sie besser ansehen zu können. Als er sie zuletzt gesehen hatte, war sie ein kleines Mädchen gewesen. Jetzt sah sie eher aus wie eine junge Dame. Ihr langes Haar, das sie immer in zwei Zöpfen getragen hatte, war offen und reichte ihr fast bis zur Taille. Sie kam definitiv nach der Priorschen Seite der Familie, sie hatte das rotbraune Haar ihres Vaters und seinen oft seltsamen Sinn für Humor geerbt. Ihre grauen Augen erinnerten Marcus jedoch an Grandma Verden, genau wie ihr Lächeln; Marcus hatte sich sagen lassen, dass er es ebenfalls geerbt hatte.

      Er nahm an, dass Menschen immer das in anderen wiederfanden, was sie sehen wollten.

      »Wachstumsschub«, sagte Darin. Er streckte seine Hand aus. Sie schüttelten sich die Hände und umarmten einander kurz.

      Darin war ein guter Mann und er hatte sich immer gut um Ella und Isabel gekümmert. Er und Marcus sahen einander nicht oft, aber wenn sie es taten, machten sie dort weiter, wo sie aufgehört hatten, als wäre gar keine Zeit vergangen.

      Die Veränderung in Isabel zeigte jedoch recht deutlich, dass ihr letztes Treffen länger her war, als er gedacht hatte. Er rechnete schnell nach – sie würde in ein paar Monaten vierzehn werden. Wie hatte er das vergessen können? Er schickte ihr jeden April Geburtstagsgeschenke und Ella und ihre Familie hatten regelmäßige Reisen zur Südinsel unternommen, bis ihre Eltern in Rente gegangen waren und entschieden hatten, dass sie gern mehr vom Land sehen würden und stattdessen die Reisen unternahmen. Marcus war ebenfalls eingeladen worden, sie zu besuchen, aber es war einfacher gewesen abzulehnen. Seine Abneigung gegen das Reisen war nur eine Ausrede gewesen.

      Anfangs hatte er sich gesagt, dass er mehr Zeit mit Garth verbringen musste. Sie arbeiteten beide viel, gemeinsame Zeit war wertvoll und beim letzten Mal...

      Er hatte seinen Partner seiner Familie vorgezogen und jetzt konnte man ja sehen, wohin ihn das gebracht hatte. Er war allein, trotz seiner Anstrengungen, für Garth da zu sein.

      Marcus spürte einen Stich der Schuld. Familie war wichtig und Ella war seine einzige Schwester. Es hätte ihm nicht geschadet, wenn er die Reise nach Wellington öfter auf sich genommen hätte. Zuerst hatte er Garth als Vorwand genutzt, und nachdem das nicht mehr möglich gewesen war, hatte er sich in einem Versuch, seinen Ex zu vergessen, in der Arbeit vergraben.

      Isabel hakte sich bei Marcus unter. »Komm schon. Wir müssen deine Koffer bei der Gepäckausgabe abholen, bevor richtig viel los ist. »

      Darin lachte. »Erinnert sie dich an jemanden?«, fragte er.

      »Oh ja«, sagte Marcus und ignorierte Isabels finsteren Blick. »Genau wie ihre Mum in dem Alter.«

      »Nur in dem Alter?« Darin setzte einen Hundeblick auf, den Marcus ihm keine Sekunde abkaufte. »Siehst du, was ich alles ertragen muss? Es wird großartig sein, eine Weile noch einen Mann im Haus zu haben.«

      »Mhm.« Marcus konnte zwischen den Zeilen lesen. Jemand, der ihm den Rücken freihielt und ihn bemitleidete, auch wenn Darin offensichtlich jeden Moment davon genoss. Er liebte seine Mädchen und es war nicht zu übersehen.

      »Ich bin hier und ich kann euch hören, wisst ihr?« Isabel seufzte dramatisch und warf sich das Haar über die Schulter, aber das Funkeln in ihren Augen strafte sie Lügen.

      »Natürlich kannst du das.« Darin verdrehte die Augen und zerzauste das Haar seiner Tochter, was ihm dieselbe Reaktion einbrachte.

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