Die Melodie unserer Zukunft. Anne Barwell
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»Ich bring dich zu deinem Zimmer, Onkel Marcus, und dann kann Daddy dir den Rest zeigen. Ich lerne jetzt Klavier.« Isabel führte Marcus den Flur entlang und holte kaum Luft, bevor sie weitersprach. »Ich mag es total und Onkel Joel ist ein guter Lehrer.«
»Joel? Der Trauzeuge deines Vaters?«, fragte Marcus. Das Hochzeitswochenende war in seiner Erinnerung etwas verschwommen und an diesem Abend hatte er sich total betrunken. Die beiden kannten sich seit Jahren oder so. Der Mann war süß, aber Marcus hatte ihm nicht viel Aufmerksamkeit geschenkt, nachdem Garth sich in die Unterhaltung eingemischt hatte, und sie beendet, kaum dass sie angefangen hatte. Wenn Marcus nach Wellington gekommen war, hatte er Joel noch ein paar Mal getroffen und seine Gesellschaft bei den gemeinsamen Abendessen der Familie genossen. Joel hatte sehr offen auf ihn gewirkt und schien leidenschaftlich zu sein. Nachdem Marcus seinen ersten Eindruck von süß zu heiß korrigiert hatte, hatte er schnell einen emotionalen Schritt rückwärts gemacht und sich in Erinnerung gerufen, dass er Garth liebte und ihre Beziehung ihm wichtig war.
»Ja, genau der. Er kommt immer noch jeden Freitag zum Abendessen, du wirst ihn also sowieso bald wiedersehen.« Isabel öffnete die Tür am Ende des Flurs und Marcus spähte hinein. »Oder vielleicht sogar noch früher, wenn du mich morgen zu meiner Klavierstunde bringst. Mum muss etwas für den Elternabend vorbereiten und Daddy hat einen Auftrag, den er beenden muss, deshalb wird er lang arbeiten.«
»Hmm«, sagte Marcus abwesend und musterte den Raum, der einige Monate lang sein Zimmer sein würde. Er wollte ganz sicher sein, dass es die richtige Entscheidung gewesen war hierherzuziehen und dass sein neues Unternehmen funktionieren würde, bevor er sich entschloss, ein Zuhause zu suchen.
Bei seinem letzten Besuch war das Ellas Näh- und Bastelzimmer gewesen, in dem Materialien sich übereinander gestapelt und eine Nähmaschine in der Ecke gestanden hatte. Regenbögen und pinke Einhörner hatten die Wände geziert, da die Vorbesitzer den Raum als Kinderzimmer genutzt hatten.
Jetzt war er geschmackvoll eingerichtet; die Wände waren cremeweiß gestrichen und ein paar Leinwanddrucke, die, wie er vermutete, die Landschaft der Gegend zeigten, hingen an den Wänden. Er sah sie sich genauer an und erkannte den Blick auf den Hafen und das Settlers Museum, das an der rechten Seite in das Foto ragte. Das Zimmer fühlte sich sehr friedlich an und er konnte nicht anders als laut zu seufzen und zu nicken. Er stellte seine Tasche in der Ecke neben dem Bett ab. Er konnte sich vorstellen, hier zu wohnen. Das würde gut passen.
»Oh, gut«, sagte Isabel. »Dann ist das abgemacht. Danke, Onkel Marcus. Ich wusste, dass du Ja sagen würdest!«
»Uhm, was?« Marcus könnte schwören, dass er keine Zustimmung zu irgendwas gegeben hatte.
Isabel lächelte ihn an und er wusste, dass er definitiv etwas verpasst hatte. »Ich sollte heute Abend besser üben. Schließlich wäre es mir schrecklich peinlich, wenn ich morgen in meiner Klavierstunde nicht gut spielen würde, wo du doch dabei sein wirst.« Sie umarmte ihn fest. »Danke, Onkel Marcus!«
Marcus kratzte sich am Kopf, während er ihr hinterher sah. Er war sich nicht sicher, ob er amüsiert oder schockiert darüber sein sollte, wie einfach sie ihn manipuliert hatte. Sie war ihrer Mutter ein wenig zu ähnlich, das war sicher.
Er zuckte mit den Schultern und folgte dem willkommenen Duft des Kaffees in der Küche. Es konnte nicht schaden, seine Nichte zu ihrem Musikunterricht zu bringen. Bei allem, was sie und ihre Eltern für ihn taten, war das das Mindeste, was er tun konnte.
Kapitel 2
»Bieg hier links ab, Onkel Marcus«, sagte Isabel, »und dann gleich rechts in dieses Wäldchen. Onkel Joel wohnt fast am Ende der Straße auf der linken Seite.« Sie hatten Ella auf dem Weg hierher abgesetzt und sie hatte vor, später mit einer Freundin nach Hause zu fahren.
Marcus folgte Isabels Anweisungen und hielt vor dem Haus, auf das sie zeigte. Darin hatte es als Stadthaus beschrieben, aber es hatte nur ein Stockwerk und die Garage teilte sich eine Wand mit der daneben. Grau-weiße Vögel zwitscherten draußen und waren damit beschäftigt, im Gras unter den hohen Eisenholzbäumen etwas zu fressen zu suchen. Obwohl es Mitte Februar war, waren viele von ihnen noch immer voller büschelartiger, roter Blüten, die typisch für die Weihnachtszeit waren. Das Haus sah ordentlich und gut gepflegt aus, auch wenn der Rasen mal gemäht werden müsste.
Bevor er aus dem Auto ausgestiegen war, hatte Isabel bereits den kurzen Weg zur Eingangstür zurückgelegt. Sie wartete, bis Marcus sie eingeholt hatte, und klingelte dann.
Der Mann, der die Tür öffnete, war etwas größer als Marcus mit seinem einen Meter dreiundachtzig. Er hatte dunkles Haar, das er an den Seiten kurz rasiert trug und oben lang wachsen ließ, sodass ihm auf einer Seite eine Locke in die Stirn hing. Marcus trat vor, um sich vorzustellen und starrte in eindrucksvolle blaue Augen.
Wow. Joel war alles, woran er sich erinnerte, und mehr.
»Ich weiß nicht, ob du dich an mich erinnerst«, sagte Marcus und seine Stimme klang heiserer als beabsichtigt. »Ich bin Marcus, Isabels Onkel. Ihre Eltern haben keine Zeit, daher musst du heute mich ertragen. Es ist schön, dich wiederzusehen, Joel. Das letzte Mal ist sicher ein paar Jahre her.«
»Freut mich auch, dich wiederzusehen, Marcus.« Joel schüttelte Marcus' Hand. Joels Griff war fest, obwohl seine Handfläche sich ein wenig feucht anfühlte. »Kommt rein. Die Stunde vor Isabels wurde abgesagt, wir können also gleich anfangen.«
»Danke.« Marcus ließ Joels Hand los und trat beiseite, um Isabel zuerst ins Haus gehen zu lassen.
»Darin hat mir erzählt, dass du hergezogen bist«, plauderte Joel, während er hinter Isabel den Flur entlangging, vermutlich zum Musikzimmer. »Wellington ist nicht schlecht, wenn man sich mal an den Wind gewöhnt hat, aber ich kenne nicht wirklich etwas anderes, ich habe mein ganzes Leben hier verbracht.«
Joel hielt inne, wie um nach Luft zu schnappen. Marcus öffnete seinen Mund, um ihn zu erinnern, dass er das Wetter in Wellington schon kannte, aber bevor er dazu kam, sprach Joel weiter.
»Im Musikzimmer gibt es ein Sofa, auf dem Eltern sitzen können. Ich bin gleich da, ich muss nur mein Wasser auffüllen. Möchtest du etwas trinken?«
»Nein, ich brauche nichts, danke.«
»Okay.« Joel verschwand durch die Tür auf der anderen Seite des Flurs.
Isabel grinste und setzte sich auf den Klavierhocker. »Wow. Ich glaube, ich habe Onkel Joel noch nie so viel und so schnell reden hören.« Sie holte ihre Noten aus ihrer Tasche und legte sie auf den Notenständer. »Ich denke, ihr werdet euch sehr, sehr gut verstehen.«
»Ach was?«, murmelte Marcus, aber falls Isabel ihn hörte, entschied sie, ihm nicht zu antworten.
Stattdessen begann sie zu spielen, eine Folge von auf- und absteigenden Tönen, erst mit der einen Hand, dann mit der anderen, wobei sie immer schneller wurde.
»Ich sehe, du hast deine Tonleitern geübt.« Joel nickte Marcus zu, bevor er sich auf den Sessel neben dem Klavier setzte. Er wirkte etwas ruhiger als zu dem Zeitpunkt, an dem er den Raum verlassen hatte, schien aber immer noch wegen irgendetwas nervös zu sein. »Da du deine Tonleitern schon gespielt