Die Melodie unserer Zukunft. Anne Barwell
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»Das tut mir so leid.« Marcus war nicht sicher, was er sonst sagen sollte. Er hatte von anderen gehört, die ähnliche Erlebnisse durchgemacht hatten, aber seine eigenen Eltern hatten seine Sexualität akzeptiert und waren immer sehr freundlich zu seinen Partnern gewesen, die er ihnen vorgestellt hatte. Verdammt, sie behandelten selbst Garth noch immer, als würde er zur Familie gehören. »Das muss... schwierig gewesen sein«, fügte er schließlich hinzu, mehr um die Stille zu brechen als alles andere.
»Claude – Joels Dad – hat sich bei der ganzen Sache wie ein echtes Arschloch verhalten«, sagte Darin. »Er ist ein sehr sturer Mann, ganz wie sein Sohn.«
Joel stieß einen Atemzug aus. »Wusstest du, dass mein Dad Herzprobleme hat?«, fragte er Darin.
»Scheiße, nein.« Darin sah aus, als hätte Joels Frage ihn überrascht. »Woher sollte ich das wissen? Ich rede nicht mit ihm. Du hast mich gebeten, es nicht zu tun, also mache ich es nicht.«
»Er ist okay, oder?«, fragte Ella. Sie klang nachdenklich. »Vielleicht ist es Zeit, dass ihr zwei die Vergangenheit hinter euch lasst und über alles sprecht.«
»Bernadette hat nichts gesagt, als wir vor ein paar Tagen telefoniert haben.« Joel klang eher wütend als aufgewühlt. »Scheiße, warum verschweigt meine Schwester mir so etwas? Er ist immer noch mein Dad, selbst wenn er sich nicht so verhält. Ich habe nicht erwartet, so etwas von jemandem zu erfahren, den ich seit Jahren nicht mehr gesehen habe.« Er schob seinen Stuhl zurück. »Sorry. Ich bin gleich wieder da, okay?«
»Gebt ihm ein paar Minuten und dann geh ich ihm nach«, sagte Darin. »Sorry, Marcus. Joel gehört zu den Männern, die ihr Herz auf der Zunge tragen, und trotz allem ist Claude immer noch...«
»Er ist immer noch sein Vater«, beendete Marcus den Satz, als Darin verstummte. »Es gibt keinen Grund, sich zu entschuldigen. Wäre ich an seiner Stelle, wäre ich ziemlich durcheinander.«
»Ja, ich auch.« Darin seufzte und stand vom Esstisch auf. »Esst zu Ende. Joel wird nicht weit weg sein.«
»Es ist okay«, sagte Marcus. »Lasst euch Zeit.« Er trank einen Schluck Wasser und schüttelte den Kopf. »Armer Kerl«, murmelte er.
»Ja«, sagte Ella. »Ich habe Joel kennengelernt, als er und Darin schon zusammengewohnt haben, aber immer wenn etwas mit seiner Familie passiert, ist er fertig mit der Welt. Es ist wirklich eine Schande. Joel ist ein echt netter Mann und würde alles für andere tun. Er verdient es nicht, so behandelt zu werden.«
»Niemand verdient es, so behandelt zu werden.« Marcus wünschte, er könnte etwas tun, um zu helfen. Joel schienen seine Schüler wirklich wichtig zu sein und er wirkte wie ein anständiger Mann. Marcus hatte genug von Menschen, die das eine sagten und etwas ganz anderes taten. Joel war eine erfrischende Abwechslung zu diesem ganzen Mist und zu sehen, wie er litt, zerriss Marcus das Herz.
»Ja, ich weiß«, sagte Ella. »Ich habe versucht, ihn zu überzeugen, mit seinem Dad zu sprechen und ihm noch eine Chance zu geben, aber er weigert sich. Er hat Darin nie im Detail erzählt, was sein Vater gesagt hat, aber seiner Reaktion nach zu schließen, war es schlimm. Joel und sein Dad haben sich sehr nahegestanden und es muss mindestens zwanzig Jahre her sein, dass sie zuletzt miteinander gesprochen haben.«
»Ist es nur sein Dad, der ein Problem damit hat, dass er schwul ist?«, fragte Marcus.
Ella nickte. »Ich habe seine Schwester ein paar Mal getroffen. Bernadette ist nett, aber sie geht dem Problem mit ihrem Vater aus dem Weg. Soweit ich weiß, ist der alte Mann ziemlich aufbrausend. Joel trifft sich regelmäßig mit Bernadette und seiner Mutter, aber erst seit etwa fünf Jahren oder so. Lange Zeit waren nur Darin und ich seine Familie.«
Was ist mit Reed?
Marcus hätte die Frage beinahe laut gestellt, hielt sich aber noch rechtzeitig zurück. Wenn Ella Reed trotz all der Jahre, die er mit Joel zusammen gewesen war, nicht als Teil ihrer Familie angesehen hatte, musste es einen Grund dafür geben. Es war auch interessant, dass Joels Versöhnung mit seiner Schwester und seiner Mutter ungefähr zum Zeitpunkt seiner Trennung von Reed passiert war.
Joel blickte aus dem Fenster auf den morgendlichen Verkehr, warf einen Blick auf seine Uhr und unterdrückte ein Gähnen. Obwohl er am vergangenen Abend nicht spät von Darin und Ella nach Hause gekommen war, hatte es eine Weile gedauert, bis er endlich eingeschlafen war.
»Hast du dich schon entschieden?« Die Kellnerin, Wendy, schenkte ihm ein Lächeln, das schnell zu einem Stirnrunzeln wurde, als Joel mit den Schultern zuckte und erneut auf seine Uhr sah. »Ich bin mir sicher, dass sie bald kommen, Joel. Soll ich dir eine Tasse Kaffee bringen, während du wartest?«
»Danke, Wendy«, sagte Joel. Er war samstags ein regelmäßiger Gast im Willis Street Café, daher kannte er die Namen des ganzen Servicepersonals. »Ein Kaffee klingt gut, und ich bin mir sicher, dass sie nicht mehr lang brauchen.«
Sein Handy kündigte ihm eine Nachricht seiner Schwester an.
Fast da. Wurden von einem Unfall bei der Newlands-Abfahrt aufgehalten. Suchen jetzt nach einem Parkplatz.
Er antwortete mit einem lächelnden Emoji und legte sein Handy weg. Wendy stellte ihm eine Tasse Kaffee hin und er trank langsam daraus.
Seine Schwester und seine Mutter lebten beide in Tawa, daher wechselten sie sich normalerweise darin ab, zweimal pro Monat zu ihrem Samstagsbrunch zu fahren. Sie hatten Wellington City als Treffpunkt gewählt, da es für beide Parteien auf halber Strecke lag. Joel hatte angeboten, sie irgendwo in Tawa zu treffen, aber seine Mutter hatte darauf bestanden, dass es so zweckmäßiger wäre.
Joel vermutete, dass es weniger mit Zweckmäßigkeit zu tun hatte und mehr damit, dass sein Vater samstags nicht in die Stadt fuhr, da er es vorzog, eines der örtlichen Rugby-Spiele anzusehen. Der Zeitpunkt und Ort ermöglichten es seiner Mutter, Joel zu treffen, ohne seinem Vater davon erzählen zu müssen.
Seine Mutter war schon immer ein wenig passiv-aggressiv gewesen. Ein Problem offen anzusprechen, war noch nie ihr Stil gewesen. Nachdem Joel ausgezogen war, hatte sie Jahre gebraucht, bevor sie ihn direkt kontaktiert hatte, und selbst dann hatte sie nie darüber gesprochen, warum er ausgezogen war. Joel vermutete, dass seine Schwester das erste Treffen organisiert hatte, aber sie hatte es nie zugegeben und Joel hatte nicht gefragt.
Auch wenn er es normalerweise vorzog zu wissen, wo er stand, war das eine der wenigen Situationen, in denen Unwissenheit ein Segen war.
Jill hatte sich aus dem Streit zwischen ihrem Ehemann und ihrem Sohn herausgehalten. Joel fragte sich oft, wieso sie sich nie für ihn eingesetzt hatte, aber sie hatte sich auch nie direkt auf die Seite ihres Mannes gestellt oder ihre Meinung zu der Situation geäußert.
Joel hatte nie mit seiner Mutter über seine Sexualität gesprochen. Jedes Mal, wenn er Reed erwähnt hatte, hatte sie das Thema gewechselt oder ihn als Joels Freund bezeichnet. Sie hatten einander nie kennengelernt. Reed hatte sich nie die Mühe gemacht, obwohl Joel ihn ein paar Mal zum Brunch eingeladen hatte, und ehrlich gesagt, war es so einfacher.
»Joel!« Bernadette rief seinen Namen von der Tür und blieb dann stehen, um ein paar Worte mit Wendy zu wechseln, bevor sie sich Joel gegenübersetzten. Er hatte einen Tisch im Inneren des