Die Melodie unserer Zukunft. Anne Barwell
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Читать онлайн книгу Die Melodie unserer Zukunft - Anne Barwell страница 7
Isabel kam in den Raum zurück, die Katze folgte ihr. Nannerl schnurrte laut und strich um Marcus' Beine. Er bückte sich, um sie zu streicheln, ohne darüber nachzudenken. »Oh schau, Onkel Joel, Nannerl mag ihn!« Sie gab Marcus ein Glas Wasser. »Es ist ziemlich heiß hier drinnen, oder? Ich dachte, du willst vielleicht etwas trinken.«
Joel sah Isabel und dann Nannerl an. »Diese Katze ist normalerweise sehr zurückhaltend«, sagte er. »Hast du ein paar Leckerlis in Marcus' Tasche geschmuggelt, Issy?«
Isabel grinste, ein Bild der Unschuld, aber Marcus glaubte es keine Sekunde. Ihr Gesichtsausdruck erinnerte ihn zu sehr an den ihrer Mutter. »Natürlich nicht! Nannerl hat nur einen neuen Freund gefunden. Nicht wahr, Kätzchen?«
Joel lockerte seine Schultern und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. An diesem Tag war viel los gewesen und die Musik für die Chorprobe dieser Woche zu transponieren, hatte länger gedauert, als er erwartet hatte. Das Stück in seiner ursprünglichen Tonlage zu belassen, wäre einfacher für ihn gewesen, aber nicht für die Kinder, die in der vergangenen Woche mit den hohen Tönen zu kämpfen gehabt hatten. Er fuhr sich mit den Fingern durchs Haar und sah auf die Uhr an der Wand des Klassenraums. Mist. Er hatte schon wieder bis nach der Abendbrotzeit gearbeitet.
Er schloss die Augen und ließ seine Gedanken zum vergangenen Abend zurückwandern. Obwohl er sich wie ein völliger Idiot verhalten hatte, als Marcus aufgetaucht war, nahm er an, dass er die Situation einigermaßen gerettet hatte, nachdem er es geschafft hatte, sich zu beruhigen.
Joel war stolz darauf, dass er in den meisten Situationen Ruhe bewahren konnte, aber aus irgendeinem Grund hatte er sich wie ein hormongesteuerter Teenager verhalten, als er Marcus getroffen hatte. Er hatte seit Jahren nicht mehr derart geplappert – eine übrig gebliebene Angewohnheit seiner Kindheit, die er lange hinter sich gelassen hatte – oder zumindest nicht mehr seit dem letzten Mal, als er Marcus gesehen hatte. Und als Marcus dann angeboten hatte, sich um seinen Garten zu kümmern, hatte sich Joel ihn sofort mit freiem Oberkörper und schweißfeuchten Bauchmuskeln vorgestellt.
Die meisten Kinder, mit denen er aufgewachsen war, wurden still, wenn sie nervös waren. Nicht Joel. Er goss einen Schwall verbalen Durchfalls über jeden aus, der zuhörte. Sein Vater hatte ihm gesagt, dass er an seinem Selbstbewusstsein arbeiten und sich sagen müsste, dass er die Anerkennung von anderen Menschen nicht brauchte, um der Mann zu sein, der er sein wollte.
Joel schnaubte. Er hatte seit Jahren nicht mehr an diese Unterhaltung gedacht. Er hatte zu seinem Vater aufgesehen und sie hatten sich nahegestanden. Joel hatte viel von seinem Vater gehalten, einem Mann mit starkem Willen, der dennoch liebevoll war und versprochen hatte, seinen Sohn zu schützen, egal was ihm begegnete.
Leider hatte er Joel niemals auf die damals undenkbare Situation vorbereitet, die jetzt seine Realität war. Sein Vater liebte ihn. Warum hatte er Joel also aus dem Haus geworfen, weil er schwul war? Der Versuch, die beiden Männer, die einer sein sollten, in Einklang zu bringen, bereitete Joel Kopfschmerzen. Wie konnte jemand, der ihn liebte, so wütend darüber sein, wer er war?
Und was war aus dem Versprechen seines Vaters geworden, Joel zu beschützen? Oder zählte er sich selbst nicht als Bedrohung? Sicher, Claude Ashcroft war Joel gegenüber nicht gewalttätig geworden, aber Joel hatte die Wut in den Worten seines Vaters gehört. Ein paar Tage nach seinem Highschoolabschluss war Joel bei Darin aufgetaucht, er hatte nirgendwo anders hingehen können, und war zu aufgewühlt gewesen, um darüber nachzudenken, wie sein Leben weitergehen sollte. Darin hatte ihn unterstützt und hatte ihn erinnert, dass sie darüber gesprochen hatten, zusammenzuziehen, bevor sie ihr Studium begannen, warum sollten sie also nicht sofort nach einer Wohnung suchen?
Joel seufzte. Es war nie eine gute Idee, an das letzte Mal zu denken, das er seinen Vater gesehen hatte. Es war besser, sich auf etwas snderes zu konzentrieren und weiterzumachen.
Nach vorne schauen und niemals zurück. So war es sicherer.
Er sah sich im Klassenraum um. Er sah angemessen ordentlich aus – Diane und Tina hatten beim Aufräumen gute Arbeit geleistet, auch wenn er ihnen gesagt hatte, dass sie die Tafel so lassen sollten, da er damit noch nicht ganz fertig war. Noch immer nicht.
Wo war sein Notizblock? Er durchsuchte seinen Schreibtisch und fand ihn schließlich unter seiner leeren Kaffeetasse vom Morgen.
»Ich dachte mir, dass du noch hier sein würdest.«
»Hi, Ella.« Joel begann, nach seinem Bleistift zu suchen. Gerade hatte er ihn noch gehabt. »Bist du wegen des Elternabends hier?«
Ella reichte ihm seinen Stift. »Ja, leider.« Sie war dem Elternbeirat beigetreten, kurz nachdem Isabel die Highschool am Avalon College begonnen hatte.
»Leider?« Joel hob eine Augenbraue. »Danke für den Stift. Wo war er?«
»Auf dem Boden vor deinem Schreibtisch. Er ist runtergefallen, als du deine Tasse bewegt hast.« Ella kam um den Schreibtisch herum auf seine Seite. »Adelaide Barker ist auf dem Kriegspfad. Sie hat ein paar Ideen für eine Spendenaktion und ich dachte, du würdest vielleicht gern vorgewarnt werden.« Sie machte eine Pause. »Ich würde gerne hören, was du denkst, bevor ich mich für oder gegen das ausspreche, was auch immer sie plant.«
»Ja?« Joel stand auf, bot Ella seinen Platz an und zog sich dann einen Hocker heran, um sich daraufzusetzen. »Das klingt wie etwas, das mir nicht gefallen wird.«
»Das kommt darauf an«, sagte Ella vorsichtig. »Ich denke, die Idee an sich ist gut, aber sie wird für dich viel Arbeit bedeuten, wenn der Vorstand entscheidet mitzuziehen.«
»Ich höre.«
»Adelaide denkt – und ich stimme ihr da zu –, dass der Schulchor und das Orchester bei der Preisvergabe letztes Semester wirklich gut klangen. Du hast großartige Arbeit mit den Kindern geleistet und es ist offensichtlich, dass sie auch Spaß daran haben.«
»Danke. Ich bin stolz auf sie. Sie haben hart gearbeitet und das hört man.«
Das Orchester und der Chor waren Joels Lieblingsprojekte. Als er an die Schule gekommen war, hatte es nicht viele Möglichkeiten für Musikaufführungen gegeben. Sein Vorgänger hatte eine Art Chor gehabt, aber er war von einem Wanderlehrer geleitet worden, der einmal die Woche kam, und die Schüler hatten vorsingen müssen, um mitzumachen. Die meisten Schüler, die daran beteiligt gewesen waren, waren nur widerwillig dort, weil ihre Eltern sie gezwungen hatten. Obwohl ihr Lehrer getan hatte, was er konnte, hatte der Chor sich schnell aufgelöst, als er gegangen war.
»Adelaide hatte die Idee, ein Konzert zu veranstalten, damit die Kinder zeigen können, was sie können, und von den Einnahmen neue Instrumente für den Musikunterricht zu kaufen.«
»Die Idee ist nicht schlecht«, sagte Joel langsam. »Es müsste später im Jahr stattfinden und ich werde die Kinder nicht zu etwas drängen, das sie nicht tun wollen, besonders da es zusätzliche Proben bedeuten würde. Wir haben auch ein paar neue Kinder dabei dieses Jahr und sie brauchen Zeit, um sich einzufinden. Wenn wir ein Spendenkonzert durchziehen, heißt das, dass sie sehr viel mehr Musikstücke einüben müssen.« Er nahm seinen Notizblock und notierte schnell ein paar Ideen. »Vielleicht jeweils ein paar Stücke und beim Finale kann das Orchester den Chor begleiten?« Er saugte am Ende seines Bleistiftes. »Soll ich dich zu dem Treffen begleiten?«
Sein Magen knurrte, eine Erinnerung, dass er noch nicht zu Abend gegessen hatte. Er würde sich später etwas holen, falls Ella ihn dabeihaben wollte. Die Idee hatte viele positive