Die poetische Sprache der Hypnose. Agnes Kaiser Rekkas
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interessieren sich für etwas ganz anderes …
Glückliche Stunden …«
(Die Zähmung des süßen Monsters)
Jede gute Hypnose besteht aus einer Vielfalt von unterschiedlichen, wirkungsvollen Elementen, die sich, abgestimmt auf die betreffende Person, frei kombinieren lassen. Dabei offeriert die poetische Hypnose durch die ihr eigene Sprachform ihre Angebote besonders permissiv, offen, vielschichtig. Deshalb wird der Hörende, beziehungsweise der sich in Hypnose Befindende, auf ungewöhnliche Weise in ihren Bann gezogen. Er wird verführt. Verführt, sich einzulassen, um zum Beispiel auszuprobieren, wie es sich auf der Sonnenseite des Lebens spazieren lässt oder auch wahlweise an der See.
»Sind Sie auch so gerne an der See?
Viele Menschen lieben die See … mit ihren hohen Wellen …
der Brandung … der unendlichen Weite …
Gischt auf den Wangen … und Salz auf den Lippen …
Wind in den Haaren … und Meeresbrise in der Nase …
das Auge erkennt die Küstenlandschaft wieder …
die sanft geschwungenen Dünen … die endlose Fläche des Wassers …
am Himmel wilde Wolkengebilde …«
(Go with the flow)
Natürlich eröffnet auch die folgende nüchterne Variante ein Geruchserlebnis mit beruhigendem Lavendel und eine Gefühlsoase der Erdung und Stärke:
»Sie riechen den Duft von Lavendel und fühlen sich seelisch ruhig und ausgeglichen …«
Aber um wie viel intensiver erleben wir die ätherischen Öle, wenn sich diese direkt in der Nase versprühen, und um wie viel kraftvoller wird die Seele, wenn sie sich farbig ausmalt:
»In Ihrer Nase Duft von Lavendel …
in Ihrer Seele das kraftvolle Rot des Hibiskus …
das zarte Rosa des Oleanders …
das klare Weiß der frischen Zitronenblüte … und …
das geheimnisvolle Blau des Lavendels …«
(Lavendelblau)
Völlig in Ordnung ist:
»Stellen Sie sich vor zu lächeln, und spüren Sie nach, wie sich das anfühlt!«
Aber um wie viel leichter kann ein Lächeln aufblühen, wenn die Gesichtsmuskeln sich in Eigenregie aktivieren:
»Feine Impulse steuern Ihre Gesichtsmuskeln …
und diese entwerfen ein feines Lächeln … und …
dieses feine Lächeln macht sich genüsslich breit …
und wirkt bald in die Tiefe …«
Nicht schlecht ist die folgende Prophezeiung mit suggestivem Charakter:
»Sie werden nachts gut träumen und morgens frisch und erholt aufwachen …«
Doch ist die Vorstellung nicht einfach herrlich, dass schöne Träume mich schon erwarten? Dann aber nix wie ab in die Heia und schnell einschlafen!
»Schöne, gute Träume …
heiter und frei …
werden Sie erwarten …
lassen Sie am Morgen …
leicht und beschwingt …
in den jungen Tag starten …«
(Die lachenden Träume)
Auch das hört sich nicht unangenehm an:
»Sie fühlen sich ruhig und bleiben in der Zeit Ihrer Wechseljahre stabil und zuversichtlich.«
Mehr Anregung auf unbewusster Ebene gibt die poetische Version:
»Sie sind ganz in Ihrer Ruhe … und … Ihnen ist bewusst wie nie zuvor:
Ich erlaube mir, diesen Lebensabschnitt zu genießen …
und lass mich überraschen, wie …
ich bin die schöne Kriegerin …
Stabilität … Kraft … Zuversicht … sind meine drei treuen Begleiter.«
(Die schöne Kriegerin)
In Hypnose hören wir anders als im Wachbewusstsein. Worte werden direkt rezipiert und »übersetzt«. Sie gehen unter die Haut. Ja, sie werden real, zeitnah und vital:
»Ich fühle meinen Körper herrlich schweben …
und meine Seele lustvoll schwingen … denn …
ich tanze auf dem Berg … ausgelassen … heiter … frei …
die Stimmung ist wundervoll … und alles spielt sich von alleine ab …
oben auf dem Berg … und unten im Tal … in der Tiefe …
ich tanze mich fröhlich frei … und erlebe, wie herrlich anders es ist!
ich werde davon träumen … und in den Träumen lernen …
und mich in den Träumen freisprechen … freileben … und freilieben …
und es wird einfacher sein, als ich denke …
ich tanze mich einfach frei …«
(Ich tanze mich frei)
Weiter unten in diesem Text erhält das Unbewusste durch sensible Formulierung vollkommen freie Hand:
»Unten im Tal … ist mein Unbewusstes tätig … hält alte Szenen an …
spult sie zurück … spielt sie in neuer Version … in einer guten, neuen Aufführung …
… lustvoll … spannend … frei … spontan …
… löst die Nebel auf …«
(Ich tanze mich frei)
Um Hypnose zu verstehen, muss sie erfahren werden. Um Hypnosetexte wirklich zu erfassen, sollten sie im veränderten Bewusstseinszustand der Trance aufgenommen werden. So ist es von Vorteil, die Beispiele in diesem Kapitel nicht nur durch normales Lesen aufzunehmen, sondern in leichter Trance oder zumindest mit geschlossenen Augen zu vernehmen und dabei selbst zu testen, wie unterschiedlich die zwei Versionen jeweils wirken. Dafür kann man die Sätze laut sprechen und dann noch mal