Franken Reiseführer Michael Müller Verlag. Ralf Nestmeyer

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Franken Reiseführer Michael Müller Verlag - Ralf Nestmeyer MM-Reiseführer

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Hohen­zol­lern wurde Ans­bach Ende des 14. Jahr­hunderts zu einem belieb­ten Aufent­halt­sort der Familie, wes­we­gen Burg­graf Friedrich VI. am östlichen Orts­rand eine Wasserburg errichten ließ; 1456 wurde die markgräfliche Hof­hal­tung von der Cadolzburg hierher ver­legt.

      An der Wende zum 18. Jahrhundert ent­wickelte sich Ansbach zu einer im­po­santen Re­sidenzstadt. Doch der Glanz währte keine hundert Jahre: 1791 dank­te Karl Alex­an­der, der letzte Mark­graf, ab und wanderte nach England aus. Seine Fürstentü­mer Ans­bach und Bay­reuth übernahm der preußische König gegen eine Leibrente. Die vier­zehn preu­ßi­schen Jahre hinterließen dank der fortschrittlichen Verwaltung Har­denbergs ein positives Echo. Na­poleon schanzte Ansbach im Jahre 1806 den Bay­ern zu, die fast 500-jäh­rige Hohenzollernzeit war dadurch end­gültig be­endet. Viel­ Lob erhielt die Stadt wenige Jahre zuvor von dem Schriftsteller Wil­helm Hein­rich Wa­cken­roder: „Ansbach an sich, die ei­gent­liche Stadt nämlich, ist alt und win­ke­lig, hat aber feste Häuser. Die großen Vorstädte aber haben schnurge­rade, breite, wohl­gepflasterte Straßen und zierliche weiße Häuser, die ein hei­te­reres Aussehen ge­ben als die besten Straßen in Bayreuth.“

      Altstadt: Die eigenwilligen, fast stren­gen Fassaden des im Protestantismus wur­zeln­den markgräflichen Barocks haben die Straßen bis auf den heutigen Tag geprägt; zahlreiche mittelalterliche Fachwerkhäuser wurden im 18. Jahr­hun­dert ba­ro­cki­siert. Aber auch andere Epochen haben in der verwinkelten Alt­stadt ihre Spu­ren hin­terlassen, so bei der spätgotischen Johanniskirche mit ihren ungleichen Tür­men und der Hofkanzlei im Stil der Spätrenaissance. Das Stadthaus am Johann-Sebas­tian-Bach-Platz lässt schön den Übergang von der Gotik zur Re­nais­sance erken­nen, während das Rathaus ein Beispiel für die gotisierende Renais­sance dar­stellt. Das mit­telalterliche Zentrum Ans­bachs befand sich rund um den breiten Straßenmarkt zwischen St. Jo­han­nis und St. Gumbert; seit 1532 ist der Markt durch das Stadthaus in zwei Teile getrennt. Vor dem barocken Her­rie­der Tor entstand im 18. Jahr­hun­dert ein neuer, nach geometrischen Richt­linien kon­zi­pier­ter Stadtteil, denn der Glanz des markgräflichen Hofes zog viele Adelige und ein­fache Leute an.

      Das Herriedener Tor

      Markgrafenschloss: Das Mark­gra­fen­schloss entstand in Nachfolge einer spät­mit­tel­alterlichen Wasserburg (die Gräben im Nord- und Südosten lassen den Vor­gän­ger­bau noch erahnen) und eines Renaissanceschlosses. Zu Beginn des 18. Jahr­hun­derts erteilte Markgraf Wilhelm Friedrich dem aus Wien kom­men­den Ita­liener Gabriel de Gabrieli den Auftrag zur Errichtung eines glanz­vollen vier­flü­ge­li­gen Ba­rock­schlosses. Gabrieli gab dem Bauwerk durch die monumentale Schau­fassade mit ihren 21 Fensterachsen ein be­ste­chendes Äußeres, um das Re­prä­sen­ta­tions­be­stre­ben des absolutistischen Mark­grafen zu befriedigen. Nachdem Gabrieli vom Eich­stätter Bischof abge­wor­ben worden war, führten die orts­ansässi­gen Gebrüder Zocha und der Italiener Leopoldo Retti das Bau­vor­ha­ben zu Ende. Retti und sein Künst­ler­stab schufen von 1735-1745 die (her­vor­ragend er­hal­te­nen) In­nen­räume, deren Stil den Begriff des „Ansbacher Rokokos“ geprägt hat. Fach­leute be­zeichnen sie als bedeutendstes Ro­ko­ko­int­erieur Frankens. Insgesamt 27 dieser Prunk­räume sind im Rahmen einer emp­fehlenswerten Führung zu­gäng­lich. Zu den Höhe­punk­ten zählen der doppelgeschossige Festsaal mit einem De­cken­fresko von Carlo Car­lone, das vir­tuose Spiegelkabinett, das Mar­mor­ka­binett, der Kachelsaal mit seinen rund 2800 Fayenceplättchen aus der Ans­bacher Fa­yence­manufaktur und das Au­dienz­zimmer der Markgrafen mit dem Por­zel­lan­lüster, einem Geschenk Fried­richs des Großen. Während der Füh­rung durch das Schloss sind mehr als 50 Ge­mäl­de aus dem 17. und 18. Jahr­hundert zu bestaunen, darunter Werke von Rubens und van Dyck; sie stam­men aus dem Besitz der Bayeri­schen Staats­galerie. Die eben­falls im Schloss untergebrachte Sammlung Adolf Bayer zeigt einen reich­hal­tigen Quer­schnitt von Erzeugnissen der Ans­ba­cher Fayence- und Por­zel­lan­ma­nu­fak­tu­ren.

      Die etwas ungewöhnliche und um­strit­tene Pferdeplastik vor dem Schloss trägt den Namen „Anscavallo“ und stammt von Jürgen Goertz, der in Nürn­berg mit seinem modernen Dürerhasen ebenfalls Kritik erntete.

      ♦ Eine Besichtigung ist nur mit Führung mög­lich: im Sommer tgl. außer Mo von 9 bis 17 Uhr stündlich, im Winter von 10 bis 15 Uhr stünd­lich. Eintritt 5 €, erm. 4 €. Die go­ti­sche Hal­le mit Bayerischer Staats­samm­lung „Ans­bacher Fayence und Porzellan“ ist Di-So 9-12 und 14-17 Uhr (Sommer) sowie 10-12 und 14-16 Uhr (Win­ter) geöffnet. Eintritt frei!

      Sehenswert: Orangerie und Hofgarten

      St. Gumbertus: Die charakteristische Drei­turmfassade der evangelischen Pfarr­kir­che gilt als Wahrzeichen Ans­bachs; zwischen zwei zierlichen Tür­men steht ein mäch­tiger Mittelturm. St. Gumbert ist zudem auch das älteste Baudenkmal der Stadt, da die unter dem Chor gelegene ro­ma­ni­sche Krypta noch aus dem 11. Jahr­hun­dert stammt. Die vor der Krypta ge­le­ge­ne Mark­gra­fen­gruft birgt 25 Sarko­phage der 1975 von der Johan­nis­kirche hierher ver­legten Grab­lege der Ansba­cher Mark­gra­fen. Der gro­ße nüch­terne Saal­bau der Kirche ist wesent­lich jünge­ren Da­tums: er wur­de 1736-38 von Leo­pol­do Retti geschaffen. Eindrucksvoll ist der eins­tige Ost­chor mit der spätgotischen Schwa­nen­rit­ter­ka­pelle. Zahlreiche Epi­ta­phien und To­ten­schilde sowie der Or­dens­altar erin­nern an den Schwa­nen­rit­ter­orden, einen ade­li­gen Tu­gend- und Freund­schafts­bund.

      ♦ Im Sommer sind Fürstengruft und Krypta Fr-So 15-17 Uhr, So auch von 11-12 Uhr geöff­net. Eintritt 1 €.

      Unterhose mit Blutfleck

      „Genforscher lüften ein Jahrhundert­geheimnis“ schlagzeilte der Spiegel und be­hauptete vollmundig, Kaspar Hauser sei kein un­er­wünsch­ter Prinz aus dem Hause Baden-Zähringen. Der Spiegel stützte seine Be­hauptung auf die Unter­suchungen zweier Gen­forscher, die die Blutflecken auf der im Markgra­fenmuseum ver­wahr­ten Hose mit dem Blut von An­ge­hö­ri­gen des Hauses Baden-Zähringen verglichen und festgestellt hatten, dass keine Ver­wandtschaftsverhältnisse bestehen. Richtig ist, dass die Gentests dies eindeu­tig bewiesen haben; allerdings ist nicht geklärt, ob die blut­be­fleck­te Un­terhose wirklich von Kaspar Hauser stammt. Da die Unterhose an ver­schie­denen Örtlichkeiten aufbewahrt worden war, bevor sie 1961 ins Mark­grafenmuseum gelangte, könnte durchaus jemand seiner Phantasie freien Lauf gelassen und ein altes Kleidungsstück publikumsträchtig präpa­riert haben. Selt­sa­mer­weise wurde aus dem bis dato ungeöffneten Grab Kas­par Hau­sers keine DNA-Probe entnommen,

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