Zurück auf Gestern. Katrin Lankers

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Zurück auf Gestern - Katrin Lankers

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Was denkst du?« Wir schauten beide auf die Anhänger in unseren Händen hinunter.

      »Es hat mit diesen Anhängern zu tun, schätze ich«, sagte ich schließlich.

      »Genau das denke ich auch.« Lulu nickte.

      »Es könnte natürlich auch irgendwas anderes gewesen sein. Ein Wurmloch oder so«, wandte ich ein. Ich hatte in der Nacht noch eine ganze Zeit lang im Internet nach Erklärungen für das gesucht, was Lulu und ich erlebt hatten. Aber ich hatte nur einen Bruchteil von dem kapiert, was ich dort gelesen hatte. Meiner Meinung nach klang das meiste davon zu sehr nach schrecklich komplizierten mathematischen Berechnungen, Gleichungen und Formeln.

      »Wurmloch, klar.« Lulu lachte schallend. »So wie im Apfel, meinst du?«

      »Natürlich nicht.« Ich knuffte sie. »Das ist irgendein Ding im Universum, das sich durch Zeit und Raum frisst, oder so ähnlich. Albert Einstein hat es berechnet, allerdings weiß bis heute niemand so genau, ob es funktioniert.«

      »Klingt unglaublich kompliziert.«

      »Ziemlich«, stimmte ich zu.

      »Aber es schien nicht wirklich kompliziert zu sein, als es passiert ist«, gab Lulu zu bedenken.

      »Nicht wirklich«, bestätigte ich. »Wobei die Frage bleibt, was eigentlich genau passiert ist.«

      »Stimmt.« Lulus Lippen spitzten sich zu einem besonders nachdenklichen Kussmund. »Ich erinnere mich, dass die beiden Kugelhälften plötzlich aneinanderhingen. Wie zwei Magnete.«

      »Ja, daran erinnere ich mich auch.«

      »Dann habe ich einen Stromschlag bekommen.«

      »Ja, ich auch.«

      »Und danach kam deine Stiefschwester über den Schulhof stolziert und hat ihren dummen Spruch zum zweiten Mal aufgesagt.«

      »Genau so war es.«

      »Dann hätten wir das geklärt.« Lulu klatschte in die Hände.

      »Na ja, so richtig klar ist mir immer noch nicht, wie das passiert ist«, wandte ich ein.

      »Nein, mir auch nicht«, gab Lulu zu. »Allerdings glaube ich kaum, dass du und ich intelligenter sind als Albert Einstein. Nicht mal zusammen. Die Chance, dass wir diese Frage beantworten können, dürfte also verschwindend gering sein. Deshalb sollten wir es einfach akzeptieren, wie es ist: Deine Großmutter hat dir einen Anhänger vererbt, mit dem man aus irgendeinem unerfindlichen Grund die Zeit zurückdrehen kann.« Lulu rutschte in die Mitte des Bettes, bis sie direkt vor mir saß, und sah mich eindringlich an.

      »Krass, oder?«, fragte sie voller Begeisterung.

      »Definitiv krass«, gab ich mich geschlagen, allerdings mit deutlich weniger Begeisterung. Ich wollte gern eine logische, wenn möglich weniger abenteuerliche Erklärung. Lulu leider nicht.

      »Die einzige Frage, die bleibt, lautet also: Was muss man machen, damit es passiert?«

      Ich atmete tief durch. Das klang auf jeden Fall zu sehr nach Abenteuer für meinen Geschmack.

      »Lulu«, versuchte ich, meine Freundin zu besänftigen. »Wir wissen doch überhaupt nicht, ob es noch mal funktioniert.«

      »Dann lass es uns ausprobieren.« Lulu schäumte fast über vor Tatendrang.

      »Jetzt?« Ich schaute an mir hinunter. Ich saß in einem Pu-Bär-Schlafshirt auf meinem Bett und hatte bisher nicht einmal gefrühstückt. Als wäre ihm dieses Versäumnis auch soeben bewusst geworden, knurrte mein Magen lautstark. Der Duft von frischem Kaffee, der aus der Küche zu uns heraufzog, schien mir mit einem Mal übermächtig verlockend zu sein.

      »Klar, jetzt.« Lulu ignorierte das Flehen meines Magens. »Warum nicht jetzt?«

      »Frühstück ist fertig«, flötete Sylvia gut gelaunt in diesem Augenblick aus der Küche herauf.

      »Bin im Bad«, flötete Sophie zurück.

      »Komme«, rief mein Vater, dessen Stimme eher Ähnlichkeit mit einer Tuba als mit einer Flöte hatte.

      »Wollen wir nicht erst einmal etwas essen?«, schlug ich vor. »Sonst wird der Kaffee kalt.«

      Doch Lulu durchschaute mich mühelos und ließ sich nicht erweichen. »Du bist manchmal so ein Angsthase«, zog sie mich auf. »Was soll schon groß passieren?«

      »Keine Ahnung! Das ist ja das Problem.«

      »Clairchen, komm schon. Riskier mal was.« Lulu rutschte wieder so nah neben mich, dass sich unsere Schultern berührten, und stupste mich sanft an.

      »Aber wenn wir jetzt die Zeit zurückdrehen, auf gestern Abend zum Beispiel, und dann tauche ich in diesem peinlichen Nachthemd auf der Schulparty auf, dann wäre das der schlimmste Albtraum, den man sich nur vorstellen kann«, sprudelte ich hervor.

      »Ach was!« Lulu schnappte sich meine Hälfte des Anhängers, ohne auf meinen Protest zu reagieren, und presste sie gegen ihre Hälfte.

      Nichts geschah.

      »Verflixt. So einfach ist es also nicht.«

      »Nein, so einfach ist es nicht.« Ich wand Lulu meine Kette wieder aus der Hand. »Und weil wir keine Ahnung haben, wie es funktioniert, lassen wir es schön bleiben, verstanden?«

      »Okay, was haben wir gemacht, bevor es passiert ist?« Lulu schien meinen Einwand gar nicht gehört zu haben.

      »Verstanden?«, wiederholte ich.

      »Hm, ja, schon gut.« Hoch konzentriert musterte meine Freundin ihren Anhänger. Mit dem Finger fuhr sie die Gravur nach, genau wie ich es am Abend zuvor getan hatte. »Ich war schrecklich unglücklich, weil Samuel die Doppel-Ds eingeladen hatte, und dann hab ich gesagt, dass ich am liebsten die Zeit zurückdrehen würde und dann …« Lulu grübelte und ich wollte sie am liebsten schütteln.

      »He, du hast gerade zugestimmt, es nicht auszuprobieren«, versuchte ich sie zu erinnern, aber genauso gut hätte ich gegen eine Wand reden können.

      »Und dann hab ich an den Zeigern gedreht«, erklärte sie triumphierend. »Genau, das war es. Ganz einfach. Bloß an den Zeigern drehen.« Ihr Finger schwebte über dem winzigen Zifferblatt. »Fünf Minuten, das sollte erst mal reichen.«

      Und damit drehte sie an dem Zeiger und kniff fest die Augen zusammen. Und wieder geschah … nichts.

      »Mist, so funktioniert es also auch nicht.« Lulu schnaufte.

      »Nein, so funktioniert es auch nicht.« Ich betonte jedes Wort. »Weil es gar nicht funktionieren soll!«

      »Nur mit einer Hälfte geht es wahrscheinlich nicht. Man muss erst drehen und danach die Teile zusammenfügen«, überlegte sie laut. »Los, gib mir deine Hälfte.«

      »Nein, jetzt hör schon auf«, protestierte ich schwach. Doch da schnappte Lulu sich bereits meine Hand, mit der ich den Anhänger festhielt.

      »Komm schon, Süße«, bettelte

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