Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane. Sandy Palmer
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer страница 14
Plötzlich war die Erinnerung wieder in seinem Bewusstsein und verdrängte die Trägheit, die ihn bisher beherrscht hatte. Er riss die Augen auf und ächzte, als helles Licht in seine Pupillen drang und ihn peinigte.
»Ganz ruhig«, sagte die sanfte Stimme und drückte ihn sanft in die Kissen zurück, als er sich unwillkürlich danach aufrichten wollte. »Es geht gleich vorbei.«
Die Stimme hatte recht. Der Schmerz ließ rasch nach, und die Schleier vor seinen Augen wichen ebenfalls. Er blickte in das schmale, leicht gebräunte Gesicht einer jungen Frau. An dem weißen Kittel erkannte er sofort die Krankenschwester.
»Wo bin ich?«, fragte er verwirrt. »Was ist mit dem Giefner? Und wo ist Johanne?«
»Immer mit der Ruhe«, meinte die junge Frau sanft. »Ich bin Schwester Hildegard, und Sie befinden sich im Sankt Marien Krankenhaus in Sonnbach. Sie müssen ganz ruhig liegenbleiben, denn Sie haben eine große Platzwunde am Kopf und dadurch jede Menge Blut verloren und eine schwere Gehirnerschütterung davongetragen. Ein Glück, dass sie überhaupt noch leben. Sie scheinen einen treuen Schutzengel zu haben. Außerdem haben Sie eine Rauchvergiftung, mit der nicht zu spaßen ist.«
Der stechende Schmerz im Kopf, den Raphael plötzlich wieder empfand, wenn er sich nur wenig bewegte, und das würgende Brennen in seinen Lungen bestätigte die ausführliche Erklärung der jungen Schwester.
»Wo ist Johanne?«, fragte er leicht verwirrt, obwohl er nicht verlangen konnte, dass die Frau wusste, was er meinte.
»Sie wartet bereits seit Stunden draußen, dass Sie endlich aus der Narkose erwachen«, sagte sie lächelnd. »Wenn Sie ganz brav sind, hole ich sie jetzt herein. In Ordnung?«
Raphael nickte, und er bereute es im gleichen Augenblick wieder, denn der Schmerz war kaum zu ertragen. Er griff sich an den Kopf und merkte erst jetzt, dass er einen festen Verband trug.
Die Krankenschwester verließ das Zimmer. Wenig später trat eine andere Frau in den Raum.
»Johanne!«
Seine Freude, die Geliebte zu sehen, wurde getrübt, als er den traurigen und zweifelnden Blick in ihren wunderschönen Augen entdeckte.
Schlagartig wurde ihm bewusst, was Johanne denken musste. Irgendjemand hatte ihn in der Scheune niedergeschlagen, sie angezündet und versucht, ihn umzubringen. Wer ihm aufgelauert hatte, war ihm klar, obwohl ihm die Beweise fehlten. Aber das war auch zweitrangig. Viel schlimmer zählte die Tatsache, dass er aus der brennenden Scheune gewankt und den Giefners regelrecht in die Arme getorkelt war. Für sie konnte nur er der Brandstifter sein. Erschwerend hinzu kam, dass er sogar ein Motiv für einen solchen Racheakt hatte.
»Wie geht es dir?«, fragte Johanne steif. Sie machte sich Sorgen um Raphael, doch zwischen ihnen stand eine Wand, die sich nicht so einfach wegreißen ließ.
»Es wird schon werden«, entgegnete er und fühlte ein heißes Brennen in seiner Brust. Er musste husten und hatte das Gefühl, sich die Lungen aus dem Leib zu husten.
»Wie geht es deinem Vater?«, fragte er, nachdem der Hustenanfall vorüber war. Es dauerte eine Weile, bis Johanne antwortete.
»Er ist auf dem Weg der Besserung, doch er hat neben einer Rauchvergiftung Verbrennungen an den Armen und im Gesicht. Viel schlimmer aber ist der Schock, denn wir haben viel verloren.«
»Ich weiß«, meinte Raphael und empfand eine Art Mitschuld, obwohl er mit der ganzen verbrecherischen Tat nichts zu tun hatte. Wie ein kleiner Junge war er in eine Falle getappt.
Johanne stand noch immer stocksteif neben seinem Bett. Sie schaute ihn seltsam an und wagte es nicht, näher zu kommen. Irgendetwas schien sie abzuhalten, sich ihm zu nähern und ihn zu trösten.
»Raphael«, sagte sie mit einem seltsamen Tonfall in der Stimme, der voller Zweifel und Furcht war. In ihren Augen stand zudem ein eigenartiger Glanz, den er noch nie an ihr bemerkt hatte. »Bitte, beantworte mir eine Frage!«
Der junge Mann nickte, doch er kam ihr zuvor.
»Du willst wissen, ob ich eure Scheune angezündet habe, net wahr?«, sagte er schwerfällig.
Johanne nickte. Sie senkte den Blick, denn sie schämte sich. Noch vor Stunden hätte sie ihrem Liebsten alles geschenkt und war voller Vertrauen und Hoffnung gewesen. Ein Bild aber ließ sich nicht aus ihrem Kopf verdrängen. Halbblind vor Hitze und Qualm, mit Blut überströmt, war er aus der Scheune getorkelt.
»Nein, Johanne«, entgegnete Raphael ernst und streckte seiner Liebsten die Rechte entgegen. »Ich habe mir nix zuschulden kommen lassen, was dir hätte schaden kennen. Wie nur kannst du so etwas von mir denken?«
Sie fröstelte, als sie in seine Augen blickte. Er schaute sie offen an, und in seinem Blick war kein Falsch. Etwas in Johanne zerbrach. Es war, als ob eine böse Hülle aufplatzen würde, die ihr Vertrauen eingepuppt hatte, um es zu endgültig vernichten. Sie kämpfte gegen die Tränen an, aber sie verlor. Schluchzend näherte sie, sich dem Bett und sank daneben auf die Knie. Weinend umklammerte sie Raphaels Hand und drückte sie gegen ihre feucht werdenden Wangen.
»Warum nur habe ich dir so unrecht getan?«, fragte sie tränenüberströmt.
Raphael drehte sich zur Seite und streichelte ihr über das Haar. Jede Bewegung schmerzte ihn, aber er ließ es sich keine Sekunde lang anmerken.
»Bitte, höre auf zu weinen, Liebes«, flehte er. »Es wird schon alles wieder gut.«
Johanne wischte sich über das nasse Gesicht und versuchte, ihre Gefühle wieder in den Griff zu bekommen. Ganz gelang es ihr nicht, denn sie wusste, dass ihr Glauben für die anderen null und nichtig war.
Ihr Vater hatte die Gendarmerie noch im Krankenhaus informiert und Raphael Harlander als Brandstifter angegeben. Jeden Augenblick konnten die Beamten hereinkommen und ihren Geliebten verhaften. Gewiss brachten sie ihn noch heute ins Gefängnishospital nach Sonnbach.
Nie in ihrem Leben war Johanne derart hilflos gewesen wie in diesen Minuten. Sie wusste, dass sie Raphael nicht helfen konnte, obwohl sie ihm glaubte. Es gab keine Beweise, nicht einmal ein Indiz, dass er nicht als Täter in Frage kam. Immerhin hatte sie selbst ihn aus der Hütte torkeln sehen.
»Was soll denn nur werden, wenn die Polizei dir net glaubt?«, fragte sie gequält. »Sie werden dich einsperren, Raphael. Nein, das würd’ ich nie ertragen.«
.Der junge Mann lächelte besänftigend und zwinkerte ihr aufmunternd zu.
»Mach dir keine Sorgen, Schatzerl«, meinte er. »Wenn ich erst wieder auf den Beinen bin, werd’ ich’s schon richten. So leicht kriegt man einen Harlander net auf die Knie.«
»Aber sie werden dich einsperren«, klagte Johanne verzweifelt. »Was willst du gegen die Polizei ausrichten? Der Vater hat dich angezeigt.«
Der junge Harlander nickte ernst. Er wusste selbst, in welch kritischer Situation er sich befand. Er konnte es dem alten Giefner nicht einmal verdenken. Alles sprach gegen ihn.
Es klopfte.
Johanne zuckte regelrecht