Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane. Sandy Palmer

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Bergretter und fesche Dirndl: Wildbach Bergroman Sammelband 6 Romane - Sandy Palmer

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sie sich von Hauptwachtmeister Brauner.

      »Gute Besserung, Raphael«, wünschte der Beamte und nickte dem Verletzten freundlich zu. »Kopf hoch, Bub! Es wird schon wieder werden.«

      Wenige Augenblicke später hatte er das kahle Krankenzimmer verlassen.

      Johanne und ihr Liebster waren allein. Als sie sich neben Raphaels Bett setzte und ihn anschaute, durchströmte sie ein Gefühl von Glück, wie sie es lange nicht mehr empfunden hatte. Vertrieben waren die trüben Gedanken, obwohl sie wusste, dass der Streit der Väter noch lange nicht beendet war.

      »Ich liebe dich«, hauchte sie und beugte sich über Raphael.

      »Ich dich auch«, entgegnete er und ignorierte die Schmerzen n seinem Körper.

      Ihre Lippen fanden sich, und der Kuss, der sie vereinte, wollte nicht enden. Sie beide wussten, dass ihnen nur wenige Stunden blieben. Selbst die bewiesene Unschuld würde Sebastian Giefner nicht davon abhalten, auch weiterhin dafür zu sorgen, dass er Johanne nicht treffen durfte.

      13

      Die Tage zogen ins Land. Der Frühsommer präsentierte sich in tristem Grau und so nass wie schon seit Jahren nicht mehr. Es gab kaum sonnige Stunden, geschweige denn Tage, die sich warm und freundlich zeigten.

      »Ein Gräuel ist’s mit dem Wetter«, schimpfte Knut Harlander, als er triefend nass in die Wohnstube trat. Prustend wischte er sich über das Gesicht und zerrte sich das dunkelgrüne Ölzeug von den Schultern.

      »Kannst dich net draußen im Flur ausziehen«, meinte seine Frau genervt. »Schau, was du angerichtet hast. Der ganze Fußboden ist nass geworden.«

      Der Bergbauer reagierte nicht. Ohne ein Wort zu entgegnen, warf er den Umhang neben dem Kachelofen in die Ecke und setzte sich an den Tisch.

      »Mach’ mir eine Brotzeit, Frau!«, forderte er. »Ich habe Hunger, und in einer halben Stund’ muss ich rauf zur Hütte und nach dem Rechten schauen.«

      Helga Harlander stemmte ihre Hände in die runden Hüften. Sie war zornig, denn sie liebte es ganz und gar nicht, herumkommandiert zu werden. Trotzdem schluckte sie die spitze Bemerkung, die sie auf der Zunge hatte, hinunter.

      »Wann kommt der Raphael?«, wollte Harlander wissen, während seine Frau Brot, Wurst, Käse und einen Krug Bier vor ihm auf den Tisch stellte.

      Sein Sohn war seit Tagen die meiste Zeit in seinem Büro. Die eigentlichen Vermessungsarbeiten hatte man wegen des schlechten Wetters verschieben müssen. Trotzdem kam er immer seltener zum Berg hinauf und übernachtete nur selten auf dem Berghof.

      »Eigentlich müsste er längst hier sein«, entgegnete Helga Harlander. Sie war stets betrübt, wenn sie an ihren einzigen Sohn dachte. Sie wusste, was ihn quälte.

      Der Bergbauer machte sich über die Brotzeit her und schien mit der Antwort zufrieden zu sein.

      »Ich denk’, dass der Bub bald überhaupt net mehr kommen wird«, bemerkte seine Frau tonlos.

      Knut goss sich gerade ein Glas Weizenbier ein. Mitten in der Bewegung hielt er inne. Seine Stirn legte sich in tiefe Falten.

      »Was redest da«, murrte er. »Warum sollte er net mehr zu seinen Eltern herauf zum Hof kommen? Das ist doch ein Schmarr’n. Der Bub hat keinen Grund dazu. Oder meinst du, dass er sich als etwas Besseres fühlt?«

      Seine Frau schaute ihn eindringlich an und schüttelte den Kopf. In ihrem Blick lag so etwas wie Mitleid.

      »Du weißt genau, was ich meine, Knut«, erwiderte sie. »Du bist schuld, wenn’s eines Tages dazu kommt. Dann beschwere dich bloß net wieder wochenlang bei mir.«

      »Ach, red net so dumm daher, Weib«, konterte er und widmete sich wieder seiner Brotzeit. Er wusste nur zu gut, worauf seine Frau hinauswollte. Er verspürte keine Lust, sich immer wieder mit ihr über Johanne Giefner zu unterhalten. Sie war eine Giefner, und das war Grund genug, es nicht zu dulden, dass der Raphael mit ihr poussierte.

      Helga Harlander schaute nach draußen. Es regnete in Strömen. Zur Zeit zeigte sich im Westen ein kleiner, grauer Streifen, der vielleicht dafür sorgte, dass der Regen in den nächsten Minuten für eine Weile aufhören würde. Diese Zeit würde sie nutzen und rüber zum Hühnerstall laufen, um das Federvieh zu füttern.

      »Wann kommen die Stuttgarter?«, fragte Knut nach einer Weile. Genüsslich kaute er auf einem Stück Rauchschinken herum. »Ist es net nächsten Samstag?«

      Helga nickte. Ihr Mann wurde langsam vergesslich. In letzter Zeit fragte er alle drei oder vier Tage, wann die Touristen, die ihre Hütte oben am Wald für drei Wochen gemietet hatten, anreisen würden.

      »Wenn sie bei diesem Wetter überhaupt kommen«, meinte sie. »Wundern tät’s mich net, wenn sie lieber zu Hause blieben und sich das Geld sparen.«

      Harlander zuckte mit den Schultern und erhob sich. Im Stehen trank er den Bierkrug leer und bückte sich nach dem dunklen Regenumhang in der Ofenecke.

      »Ich schau oben auf der Wiese nach den Kühen«, erklärte er. »Gegen sechs Uhr bin ich wieder zurück.«

      14

      So mürrisch wie die letzten Tage kam Sebastian Giefner aus der Scheune und stampfte in die Küche. Er murmelte einen Fluch wegen des ständigen Regens und setzte sich auf die Bank.

      Plötzlich horchte er auf. Das Mürrische verschwand aus seinem Gesicht.

      Frieda Giefner vernahm das seltsame Geräusch fast im gleichen Augenblick und schaute ihren Mann verwirrt an.

      »Was ist das?« Ein eisiger Schauer rieselte über ihren Rücken. Plötzlich verspürte sie Unbehagen, nein, es war Angst, wie sie sie oft im Winter hatte. Da draußen, irgendwo weit in der Ferne rumorte und donnerte es, doch es war kein Unwetter, kein Gewitter, das sich über den Bergen entlud, kein Donner, dessen fürchterliches Krachen als Echo in den Tälern widerhallte. Die Erde schien zu beben, als würde sich etwas im Inneren der Berge aufbäumen und versuchen, die Felsen zu sprengen, um frei zu kommen. Unbändige Kräfte schienen am Werk zu sein.

      Irgendwie war dieses seltsame Geräusch, das langsam anschwoll und ständig an Intensität zunahm, vertraut. Und doch passte es irgendwie nicht in diese Zeit, aber Giefner ahnte als Erster, was irgendwo in der Nähe passierte. Er war kreidebleich geworden und mied es, seine Frau anzuschauen.

      »Bleib im Haus und rühr’ dich net«, stieß er hervor und rannte nach draußen in den strömenden Regen. Kaum hatte er die Tür geöffnet, als ihm das Blut in den Adern gefror. Sekundenlang starrte er den Berg hinauf und stieß einen unterdrückten Schrei aus. Die lähmende Lethargie dauerte nur Sekunden, dann handelte er blitzschnell. Er fuhr auf dem Absatz herum und brüllte den Namen seiner Frau. »Frieda, schnell nach oben«, schrie er.

      Draußen schwoll das Grollen und Rumoren immer mehr an. Es klang, als sei tief in den Felsen ein urzeitliches Tier erwacht, das nun an die Oberfläche drängte.

      Die Frau kam verstört aus der Küche. Sie wunderte sich über das Entsetzen in den Augen ihres Mannes. Plötzlich bekam sie es mit der Angst zu tun.

      »Was

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