Der Höllenhund. Фредерик Марриет
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Читать онлайн книгу Der Höllenhund - Фредерик Марриет страница 17
Herrn Vanslyperkens Wünsche gaben jedoch den Ausschlag, und er nahm sich vor, Jemmy Entenbein peitschen zu lassen, wenn er könne. Wir sagen, wenn er könne, denn die Admiralität übersah damals auch die tyrannische Bedrückung von seiten der Vorgesetzten, aber da sie keine Beschwerden anhören wollte, so war Insubordination eine nur zu häufige Folge der unmenschlichen Behandlung, welche sich die Kommandeure erlaubten.
Nachdem Herr Vanslyperken so weit mit sich einig geworden war, fuhr er fort zu erwägen, ob er Jemmy im Hafen oder nach der Ausfahrt solle peitschen lassen. Die Besorgnis, daß eine ernstliche Unruhe den Matrosen Anlaß geben könnte, das Schiff zu verlassen, bewog ihn, die Züchtigung auf die Zeit zu verschieben, wenn sie das blaue Wasser unter sich hätten. Seine Gedanken kehrten sodann zu der Witwe zurück. Er ging auf dem Deck hin und her, ballte seine Fäuste in den Taschen seines Überrocks, und diejenigen, welche in seiner Nähe standen, hörten ihn mit den Zähnen knirschen.
Inzwischen hatte sich durch den Seesoldaten, welcher aus der Küche neuen Vorrat warmen Wassers holte, die Kunde verbreitet, daß der Hund um eines seiner Augen gekommen sei — eine Nachricht, welche die Schiffsmannschaft mit großer Freude erfüllte. Sie machte die Runde wie ein Lauffeuer, man konnte allen die Wonne ansehen, weil diese einfache Tatsache den Aberglauben beseitigte, daß die Bestie ein übernatürliches Wesen sei. Noch niemand hatte davon gehört, daß dem Teufel ein Auge ausgeschlagen worden sei — ergo konnte der Hund kein Teufel oder ein sonstiger Spuk sein. So argumentierten die Matrosen, und Jansen schloß mit der Bemerkung, „daß der Hund am Ende doch ein Hund sei.“
Vanslyperken kehrte nach seiner Kajüte zurück und vertraute den Entschluß, den er gefaßt hatte, dem Korporal Vanspitter an. In dem gegenwärtigen Falle verhielt sich übrigens der Korporal nicht ganz so schweigsam, wie es eigentlich seine Pflicht war, und zwar aus dem einfachen Grunde, weil er Jemmy Entenbein ebensowenig leiden konnte als sein Leutnant. Hochentzückt über den Gedanken, Jemmy peitschen zu dürfen, teilte er die Absicht des Leutnants dem Seesoldaten mit, welcher bei ihm am besten angeschrieben war, dieser vertraute das Geheimnis einem andern, und nach fünf Minuten war es durch den ganzen Kutter bekannt, der kleine Hochbootsmann solle, sobald man sich im blauen Wasser befände, aufgebunden werden, weil er in einem Schneegestöber auf den Admiral geflucht habe. Die Folge davon war, daß am Abende in der Back des Kutters eine sehr zahlreiche Versammlung zusammentrat.
„Wie, Jemmy soll gepeitscht werden?“ sagte Bill Spurey. „Jemmy ist ja Offizier.“
„Das fehlt nicht“, bemerkte ein anderer, „und ebensogut Offizier als Vanslyperken selbst, obgleich er kein Messing an seinem Hute trägt.“
„Verdammt! Was wird zunächst kommen — he, Coble?“
Coble zog seine Hosen auf.
„Es ist meine Ansicht, er wird demnächst auch uns peitschen lassen wollen, Kurz“, sagte der alte Mann.
„Ja“, versetzte Kurz.
„Sollen wir zugeben, daß Jemmy gepeitscht wird?“
„Nein“, antwortete Kurz.
„Wenn’s nicht wegen der Seesoldaten und des lumpigen Bettlers von Korporal wäre“, bemerkte einer von den Matrosen.
„Pfui!“ sagte Jemmy, der unter ihnen stand.
„Will er da gar eine Meuterei daraus machen!“ ließ sich Spurey vernehmen.
„Mein Gott! Es ist Meuterei, einen Offizier peitschen zu lassen“, sagte Jansen.
„Vollkommen richtig“, bemerkte ein anderer.
„Aber Jemmy kann nicht gegen den fetten Korporal und die sechs Seesoldaten standhalten“, sagte Bill Spurey.
„Eins hinauf und eins hinunter — ich nehme sie alle auf mich“, bemerkte Jemmy, sich in die Brust werfend.
„Ja, aber sie werden alle zugleich über dich herfallen, Jemmy.“
„Wenn sie ihre Hände an einen Offizier legen“, bemerkte Coble, „so ist’s Meuterei, und Jemmy ruft dann die Schiffsmannschaft auf, ihn zu beschützen.“
„Ganz recht“, sagte Jemmy.
„Und dann, bei Gott, will ich mir den Korporal vornehmen“, erbot sich Jansen.
„Ich will ihm noch einen Possen spielen.“
„Das Geplauder führt zu nichts“, meinte Spurey. „Laßt uns die Sache ins reine bringen. Obadiah, laß hören, was du fürs beste hältst.“
Coble spritzte nun ein mäßiges Quantum Tabaksaft von sich, wischte den Mund mit dem Handrücken ab und sagte: „Es ist meine Meinung, die beste Weise, einen Mann aus der Klemme zu bringen, besteht darin, daß sich alle übrigen hineinreiten. Jemmy, seht ihr, soll aufgeholt werden, weil er ein altes Lied sang, in welchem ein Mädel in aller Gebühr über den Admiral flucht, weil er ein Schiff am Christfest ausgeschickt hat. Nun, seht ihr, mag es Meuterei sein, einen lebendigen Admiral mit aufgehißter Flagge zu verfluchen — freilich weiß ich’s nicht gewiß — aber dieser Admiral da, den Jemmy verfluchte, ist ebensowenig lebendig als ein Stockfisch, und obendrein ist’s nicht Jemmy, der ihn verflucht, sondern Poll. Deshalb kann’s keine Meuterei sein. Nun bin ich der Meinung — wenn man auf dieses Lied das Kriegsgericht anwenden will, so ist es das beste, wir kommen miteinander darum ein. Dies wird Vanslyperken stutzig machen und ihm noch obendrein einen Wink geben, wie die Sachen stehen. Er besinnt sich vielleicht eines besseren, denn obgleich wir Jemmy nicht anrühren lassen wollen, ist’s doch gut, einen regelrechten Sturm mit den Seesoldaten zu vermeiden. Das ist nun die Idee, die ich von der Sache habe.“
„Gut, aber du hast uns nicht gesagt, wie wir alle darum einkommen sollen, Coble.“
„Ist’s wahr? Das ist doch schnurrig, daß ich die Hauptsache vergessen konnte. Nun ja, ich bin der Meinung, daß wir augenblicklich anfangen, das ganze Lied im Chorus durchzusingen, und dann haben wir den Admiral wohl zu Dutzendmalen verflucht. Vanslyperken wird uns hören und zu sich sagen: ‚Sie singen dieses Lied nicht umsonst.‘ Was meinst du, Dick Kurz? Du bist der Erste Offizier.“
„Ja“, versetzte Kurz.
„Hurra! meine Jungen“, rief Bill Spurey. „Wohlan denn, stimme deine Geige, Jemmy, wir wollen aus vollem Halse anfangen.“
Das Lied, welches unsere Leser bereits von Jemmy Entenbeins Lippen gehört haben, wurde nun von der ganzen Schiffsmannschaft abgesungen, und sie waren kaum mit zwei Versen fertig geworden, als sich Korporal Vanspitter in großer Aufregung an der Kajütentüre zeigte, wo er Herrn Vanslyperken mit seinen Rechnungen beschäftigt fand.
„Mein Gott, Sir! Es ist Meuterei auf der ‚Jungfrau‘“, rief der Korporal.
„Meuterei“, entgegnete Vanslyperken, indem er hastig nach seinem Säbel griff, welcher an der Scheidewand hing.
„Ja, Mynheer — Meuterei. Hört nur, was das Schiffsvolk treibt.“
Vanslyperken spitzte seine Ohren, während der Chorus durch die Kajütentüre hereindrang —
„So hör’ denn mein Sprüchlein, du Ungeheu’r:
Admiral,