Der Höllenhund. Фредерик Марриет

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Der Höllenhund - Фредерик Марриет

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„Eure teure, bezaubernde Gebieterin krank? Gütiger Himmel! Was fehlt ihr denn, meine liebe Babette?“ versetzte Vanslyperken, indem er ganz das Interesse eines zärtlich besorgten Liebhabers zur Schau stellte.

      „Ihr seid allein daran schuld, Herr Vanslyperken“, versetzte Babette.

      „Ich?“ rief Vanslyperken.

      „Ja, oder Euer garstiger Köter, was dasselbe ist.“

      „Mein Hund? Ich wußte nicht, daß er hier zurückgeblieben war“, entgegnete der Leutnant. „Aber seid so gut, Babette, mich einzulassen, denn es schneit gewaltig und — —“

      „Und Ihr dürft nicht herein, Herr Vanslyperken“, erwiderte Babette, ihn zurückdrängend.

      „Gütiger Himmel! Was gibt es denn?“

      Babette erzählte nun, was vorgegangen war, und da dies mit großem Wortreichtum geschah, so war Herr Vanslyperken, noch ehe sie damit zu Ende kam, auf seiner Windseite ganz eingeschneit. Zur Bekräftigung ihrer Angabe zog sie ihre wollenen Strümpfe herunter und zeigte die Wunden, welche sie in dem Kampfe der letzten Nacht als ihren Anteil erhalten hatte. Mit diesem Tatsachenbeweise entledigte sich Babette des Auftrages ihrer Gebieterin, des Inhalts, daß Herr Vanslyperken nicht eher wieder eingelassen werden solle, bis Snarleyyows Leichnam auf der Schwelle, wo sie jetzt ständen, niedergelegt sei. Nach dieser Erklärung schlug das Mädchen, dem eine Unterhaltung bei reichlich fallendem Schnee nicht sonderlich behagte, gar unhöflich Herrn Vanslyperken die Türe vor der Nase zu und überließ es ihm, die Mitteilung mit möglichst gutem Appetit zu verdauen.

      Trotz des kalten Wetters eilte der Leutnant in lodernder Leidenschaft von dem Hause weg. Der Schweiß stand auf seinem Gesichte und mischte sich mit dem schmelzenden Schnee. „Sein oder Nichtsein!“ die Witwe aufzugeben oder seinen teuren Snarleyyow, einen Hund, den er umsomehr liebte, je mehr er durch ihn in Verdrießlichkeiten kam — einen Hund, der ihm besonders teuer war, weil ihn jedermann haßte — einen Hund, der keine einzige ansprechende Eigenschaft besaß und ihm daher besonders wert war — einen Hund, der von aller Welt angegriffen wurde, namentlich aber von jener Vogelscheuche, dem Smallbones, für den sein Tod ein Triumph sein würde — nein, das war unmöglich. Aber dann die Witwe mit ihren vielen Gulden in der Bank, und einem so guten Einkommen von dem Lusthause, welches er im Geiste schon für sein Eigentum hielt! Es war der Hafen, den er sich schon lange als Ziel vorgesteckt hatte — er konnte die Hoffnung nicht aufgeben.

      Und doch mußte eines von beiden geopfert werden. Eines? Nein, er konnte sich nicht dazu entschließen. „Da fällt mir ein Ausweg ein“, dachte er. „Ich will die Witwe auf den Glauben bringen, ich habe den Hund töten lassen, und bin ich dann einmal in ihrem Besitz, so soll der Hund wieder zurückkommen. Unterstehe sie sich dann nur ein Wort zu sagen!“

      Diesen Entschluß hatte Herr Vanslyperken gefaßt, als er wieder zu seinem Boote zurückkehrte. Seine Träumerei wurde jedoch durch den heftigen Anprall seiner Nase gegen einen Laternenpfahl unterbrochen — ein Umstand, der seine Stimmung nicht eben verbesserte.

      „Ja, ja, Frau Vandersloosch, wir wollen sehen“, murmelte Vanslyperken. „Du möchtest also meinen Hund tot haben, he? Warte nur, du sollst mir ein Hundeleben führen, Frau Vandersloosch, wenn ich dich einmal habe. Du hast mir meinen Zwieback abgegaunert.“

      Herr Vanslyperken trat in sein Boot und ließ dem Kutter zu rudern.

      Bei seiner Ankunft fand er, daß während seiner Abwesenheit ein Bote an Bord gewesen war, welcher Briefe von Sr. Majestät liebevollen Verwandten und die Weisung überbracht hatte, daß er unverweilt mit denselben abreisen solle. Dies stand ganz im Einklange mit Vanslyperkens Plane. Er schrieb einen langen Brief an die Witwe, in welchem er sich bereit erklärte, ihr jedes Opfer zu bringen und nicht nur seinen Hund, sondern, wenn sie es wünsche, sogar sich selbst aufzuhängen. Zugleich bedauerte er den unvorhergesehenen Aufbruchsbefehl und deutete die Hoffnung an, sie nach seiner Rückkehr in einer freundlicheren Stimmung zu treffen.

      Die Witwe las den Brief und warf ihn mit dem Ausrufe ins Feuer: „Faule Fische! Ich bin nicht erst seit gestern auf der Welt, wie es im Sprichwort heißt.“

      12. Kapitel

      Herr Vanslyperken ist in seiner Kajüte, neben ihm sitzt Snarleyyow auf seinen Hinterbeinen, zu dem Gesichte seines Meisters aufblickend. Herr Vanslyperken befindet sich nichts weniger als in einer zufriedenen Stimmung; er zürnt der Witwe, der Schiffsmannschaft, dem Hunde und sich selbst. Der Groll gegen Snarleyyow ist jedoch bald beschwichtigt, denn er fühlt, daß ihn, wenn überhaupt etwas in der Welt, der Hund liebt — nicht gerade, daß dessen Zuneigung groß wäre, obschon nicht in Abrede gestellt werden kann, daß Snarleyyow jede andere Person haßt. Da nun das Leben des Köters mit Entschlossenheit von einer Person gefordert wurde, und ihm obendrein bekannt war, daß viele andere dem Tiere in Todfeindschaft nachstellten, so war Snarleyyow in den Augen seines Gebieters ein kostbares Kleinod geworden, so daß seine üblen Eigenschaften gar nicht in Betracht kamen oder im Gegenteil sogar als gewinnende Eigenschaften galten.

      „Ja, mein armer Hund“, redete der Leutnant ihn an, „man trachtet dir nach dem Leben, jenes hartherzige Weib verlangt sogar, du sollest — tot auf ihrer Schwelle niedergelegt werden. Alles ist gegen dich verschworen, aber fürchte dich nicht, mein Hund, dein Herr wird dich gegen alle beschützen!“

      Vanslyperken streichelte dem Tiere den Kopf, der nicht wenig von Babettens Besenstößen angeschwollen war. Snarleyyow rieb seine Nase an den Hosen seines Gebieters, richtete sich dann auf und legte seine Pfote auf dessen Knie. Diese Bewegung stellte den Kopf des Hundes mehr ins Licht, und Vanslyperken bemerkte, daß ein Auge geschwollen und geschlossen war. Er untersuchte es und fand zu seinem Entsetzen, daß es durch Babettens Besen verlorengegangen war. Hierüber konnte kein Zweifel obwalten, weshalb Herr Vanslyperken in immer größeren Zorn geriet.

      „Daß doch alle Flüche der Ophthalmie diesen Kehrwisch träfen“, rief der Leutnant. „Ich wollte, ich hätte sie hier. Mein armer, armer Hund!“

      Mr. Vanslyperken küßte den Schädel der Bestie und tat etwas, was nur nach einem solchen Vorgange möglich war — er weinte wahrhaftig wegen des Tieres, obschon es um seiner guten Eigenschaften willen nicht einmal einen Strick verdiente, um daran gehangen zu werden.

      Dann zog der Leutnant die Klingel und bestellte warmes Wasser, um das Auge des Hundes damit zu baden. Korporal Vanspitter entsprach, da Smallbones in seiner Hängematte lag, der Aufforderung und berichtete, als er mit dem Wasser zurückkehrte, Herrn Vanslyperken die meuterischen Ausdrücke, die sich Jemmy Entenbein erlaubt hatte. Der Leutnant blinzelte zufrieden mit seinem kleinen Auge.

      „Er hat also auf den Admiral geflucht? Welchen meinte er damit — den von Portsmouth oder Plymouth?“

      Dies konnte Korporal Vanspitter nicht sagen, obschon er sich mit eigenen Ohren überzeugt hatte, daß Jemmy auf einen vorgesetzten Offizier fluchte, „und obendrein hat er auch mich verdammt“, fügte der Korporal bei.

      Nun hatte aber Herr Vanslyperken einen bitteren Groll gegen Jemmy Entenbein, weil dieser die Gesellschaft unterhielt und der Leutnant es nicht leiden konnte, wenn jemand dazu beitrug, die Leute fröhlich zu machen. Aber er bedurfte auch eines Zieles, an dem er seine Wut auslassen konnte, weshalb er noch einige weitere Fragen an den Korporal stellte und ihn dann entließ. Sofort setzte er seinen Teerleinwandhut auf, steckte das Sprachrohr unter den Arm und begab sich nach dem Deck, wo er Vanspitter aufforderte, einen Seesoldaten mit dem Geschäfte zu beauftragen, das Auge seines Lieblingstieres ohne Unterlaß mit warmem Wasser zu baden.

      Herr Vanslyperken blickte nach dem Windfange und bemerkte, daß das Wetter nicht

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