Taubenblut. Lutz Kreutzer

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Taubenblut - Lutz Kreutzer

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diesen … heiligen Schürzenjäger.«

      »Besser gekannt? Was habe ich gekannt?«

      »Na?«, fragte sie voller Ungeduld. »Was genau er dort wollte. In Thailand.«

      »Musst du das wissen?«

      Sie nickte grimmig und fordernd.

      »Hmm, na gut. Offiziell sollte er wohl missionieren. Er hat das mit der Nächstenliebe aber wohl, sagen wir, sehr frei interpretiert.«

      »Schwachkopf!«, schimpfte sie. »Komm zum Punkt!«

      »Er hat dort mit einer … einer Liebesdienerin ein Kind gezeugt. Einen Sohn, hieß es.«

      »Allmächtiger!«, rief sie. »Und jetzt holt uns der Fluch ein!« Sie bekreuzigte sich. »Der Herrgott schickt uns eine schwere Prüfung. Einen Heiden und Gotteslästerer. Ein Kind der Sünde und des Teufels. Im Gewand einer Frau. Und das auf der Fraueninsel!«

      »Passt doch«, entglitt es Sentlinger grinsend.

      Schwester Irmentrud starrte ihn fassungslos an. Sie stand auf, nahm das Lineal vom Schreibtisch, ging auf ihn zu, presste die Lippen zusammen und schlug mehrfach mit dem Lineal in ihre Hand.

      Sentlinger wurde puterrot und stammelte eine Entschuldigung. Noch immer hatte diese Frau Macht über ihn, und für kurze Zeit war er wieder der kleine Junge. Er sah ihre Augen blitzen und befürchtete, dass er sich wieder vorbeugen und ohne Widerspruch seine Strafe erwarten müsse, die sie sogleich zu vollstrecken drohte. Doch sie blieb, wo sie war.

      Mit verkniffenem Gesicht kauerte Sentlinger eingeschüchtert und zusammengesunken in seinem Schreibtischsessel. Schwester Irmentrud setzte sich.

      »Trude, so darfst du nicht über einen fremden Menschen reden«, stammelte er. »Er ist trotz allem ein Sohn der Kirche. Immerhin hat er ...«

      »Ein Sohn der Kirche?«, schrie sie ihn an. »Ja Kruzifix nochmal! Bist du denn von allen Heiligen verlassen?« Sie spie ihre Worte aus und geißelte Sentlinger mit ihren Blicken. »Dieser Kerl ist ein Bastard des Teufels, er wurde mit einer thailändischen Hure gezeugt!« Sie war außer sich und schlug wieder und wieder so vehement mit dem Lineal auf den Schreibtisch, dass die Teetasse umfiel.

      Sentlinger stand auf, seine Haltung aber blieb devot und gebückt. »Trude, was soll ich tun? Ich kann da gar nichts machen. Es ist sicherlich legal, dass dieser Mann die Häuser gekauft hat.«

      »Ahh!«, schrie sie laut. »Hör auf, dich wie Nasenschleim zu benehmen. Du bist Staatssekretär! Du musst etwas gegen all das unternehmen können!« Sie schnaubte vor Wut.

      »Es würde meine Karriere arg belasten, Trude!«, sagte er kleinlaut. »Ich … ich sitz momentan auf einem Schleudersitz.«

      »Was ist los, Erwin?«, geiferte sie. »Hast du wieder Mist gebaut. Mit deinen … gottlosen finnischen Hurensöhnen?« Sie verzog verächtlich das Gesicht.

      »Trude«, beschwor er sie. »Ich kann nicht.«

      »Und sag nicht immer Trude zu mir!«, keifte sie. »Irmentrud, Irmentrud, Irmentrud! Wann kriegst du das endlich rein in deinen plumpen Schädel?«

      »Ja, deinen richtigen Namen hast du ja noch nie leiden können«, keifte Sentlinger jetzt zurück, »aber Trude ist der Name deiner Kindheit, auf den du getauft wurdest. Vergiss das nicht, Schwester!«

      Sie atmete schwer. Danach wurde sie schlagartig ruhig. Ihr verbissenes Gesicht wandelte sich in eine Miene der Verzweiflung. »Wie kann dieser bunte Vogel überhaupt wissen, dass sein Vater bei uns beerdigt ist?«, fragte sie niedergeschlagen.

      Sentlinger genoss es jetzt, sie leiden zu sehen. »Vielleicht weiß er es gar nicht. Vielleicht hat Gottes Hand ihn zu euch geführt.«

      Ihr Gesicht nahm wieder diese Strenge an, die jedoch nicht mehr diese Unbehaglichkeit in ihm auslöste. Sie stand auf und starrte ihn an. »Du bist unverbesserlich, Erwin. Eines Tages wird Gott dich für deine sündigen Gedanken bestrafen. So sicher, wie das Weihwasser heilig ist! Hüte deine Zunge und bade sie im Aspersorium.« Dabei machte sie ein Kreuzzeichen.

      »Was weiß denn ich, das ist ein Zufall! Keine Ahnung!«, sagte er schroff.

      Sie schritt zur Tür, drehte sich kurz um und sagte abschließend: »Erwin, du musst den katholischen Herrenorden einschalten!« Sie verschwand ohne ein weiteres Wort.

      Nachdem Schwester Irmentrud sein Büro wieder verlassen hatte, atmete er erleichtert auf. Dann stützte er sein Kinn in die Hände und begann leise zu kichern. Sein Kichern steigerte sich in lautes Gackern. Wie unwissend war doch seine Schwester! Dieser Haufen von versteinerten Zicken in diesem Frauenkloster! Sie ahnte nicht im Geringsten, wer Nuh Poo Tubkim wirklich war! Und wie nahe Sentlinger ihm stand. Das durfte sie auf keinen Fall erfahren. Er lachte. Nuh Poo hatte es tatsächlich gewagt, nach Deutschland zu kommen, ohne ihn zu informieren. Sentlinger schüttelte grinsend den Kopf und amüsierte sich köstlich. Dieser Teufelsbraten!

      Auf der anderen Seite beunruhigte ihn das alles sehr. Denn je mehr er darüber nachdachte, desto klarer wurde ihm, dass er eventuelle Schwierigkeiten, die ihm dadurch erwachsen würden, kaum überschauen konnte. Seine Schwester hatte ihn klar zum Handeln aufgefordert. Und er wusste, das war so gut wie ein Befehl.

      Sommerkleidchen

      Nuh Poo Tubkim hatte in seiner Heimat eine Lücke geschlossen. Er hatte in Thailand eine Sekte gegründet, deren Jünger ausschließlich Katoeys waren. Und er war ihr Guru. Die Kombination aus seiner persönlichen Neigung, dem Geschäftssinn und seinem Charisma hatten ihn reich gemacht. Die Katoeys, wie man in Thailand Transsexuelle und Transvestiten nannte, lagen ihm zu Füßen. Seit jeher waren die Katoeys in Thailand zwar als dritte Geschlechtsform anerkannt, doch zunehmend waren sie wegen der westlich gesteuerten Sexindustrie in seinem Land in Bedrängnis geraten. Nuh Poo Tubkim aber hatte ihnen das gegeben, was die Weltreligionen ihnen beharrlich verweigerten, nämlich eine spirituelle Heimat.

      Seine Sekte hatte Nuh Poo Tubkim aus Werten des Buddhismus einerseits und der Disziplin des Katholizismus andererseits erbaut. Die jeweilige Lehre über die Liebe hatte er zu seinen Gunsten umgedeutet. Das machte ihn so gut wie unangreifbar und äußerst erfolgreich. Jetzt saß Nuh Poo Tubkim in seinem neuen Haus auf der Fraueninsel und hielt Rat mit zehn seiner Katoeys, die um ihn herum auf dem Boden saßen.

      »Wir brauchen also einen Ort in unserer Nähe, an dem wir das machen können«, sagte Guru Nuh Poo. »Ich plane eine große Bar mit Musik, schönen Getränken und außergewöhnlichen Speisen. Dort sollen sich alle wie zuhause fühlen. Es soll ein Ort sein, wohin unsere lieben deutschen und österreichischen Männer pilgern sollen. Sie können euch direkt hier in Deutschland verehren und sich von euch verwöhnen lassen. Wir holen noch mehr von uns hierher. Lauter liebe Katoeys.«

      Ein Raunen ging durch den Raum, seine Jünger quiekten, freuten sich und klatschten in die Hände.

      »Das wird wunderbar«, rief Nuh Poo und nickte begeistert mit dem Kopf. »Die Männer hier sind spendabel, fromm und lieben gern. Sie sind katholisch, so wie mein Vater es war. Und das heißt doch, dass sie das Lieben hier schon sehr früh lernen. Denn sie kommen zahlreich zu uns nach Thailand. Sie werden nun nicht mehr so weit zu reisen brauchen. Sie werden zu uns pilgern und teilhaben an unserem schönen Leben. Und Geld haben sie auch.« Nuh Poo sah jetzt zweien seiner Jünger besonders tief in die Augen. »Nun fehlt uns noch der richtige Ort«, sagte er zu den beiden.

      Die

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