Ego-State-Therapie bei Traumafolgestörungen. Kai Fritzsche
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Braun (1988, S. 4 ff.) hat das BASK-Modell der Dissoziation vorgelegt, um beschreiben zu können, wie dissoziative Zustände die Erfahrung beeinträchtigen können (Phillips u. Frederick 2003, S. 200). Er geht davon aus, dass Menschen in nicht dissoziativem Zustand Ereignisse fast gleichzeitig in vier Dimensionen wahrnehmen: Verhalten (Behaviors), Affekte (Affects), Empfindungen (Sensations) und Wissen (Knowledge). In dissoziativen Zuständen können diese Elemente einzeln oder gesamt von der Patientin abgetrennt sein. Die Nützlichkeit des Modells liegt in der Möglichkeit, einen Plan für die Wiederherstellung der Kontinuität der Erfahrung abzuleiten.
Levine (2011, S. 179) entwickelte dazu das SIBAM-Modell mit den Elementen: Empfindung (Sensation), Bild/Eindruck (Image/Impression), Verhalten (Behavior), Gefühl (Affect) und Bedeutung (Meaning), um die sensomotorische Bottom-up-Verarbeitung zu unterstreichen. Patienten werden nach seinem Modell durch verschiedene »Sprach-« und Gehirnsysteme geleitet, von den primitivsten bis zu den komplexesten. Patienten folgen demnach der Spur von Empfindung, (inneren) Bildern, Gefühlen und Bedeutungen.
In der Verhaltenstherapie wird die Verhaltens- und Problemanalyse als wichtigstes diagnostisches Verfahren definiert (Hautzinger 2000, S. 40). Ziel der Verhaltensanalyse ist die funktionale und strukturell-topografische Beschreibung von Verhalten. Die Erlebensebenen sind darin enthalten. Die ausgewählten Informationen sind:
•konkrete Merkmale der Situation
•Erwartungen, Einstellungen und Regeln, somatische biologische und physiologische Variablen
•Verhaltensausprägungen (Motorik, Emotionen, Kognitionen, physiologische Variablen, Häufigkeiten, Defizite, Exzesse, Kontrolle)
•Konsequenzen zu unterschiedlichen Zeitpunkten (kurz- und langfristig) mit unterschiedlicher Qualität (positiv, negativ) und mit unterschiedlichen Loci (intern, extern).
Alle drei Modelle wurden hinsichtlich spezifischer Fragestellungen und Ziele entwickelt. Das BASK-Modell dient der Behandlung dissoziativer Störungen, das SIBAM-Modell unterstreicht die Bottom-up-Verarbeitung und mithilfe der Verhaltensanalyse wird die Topografie von Verhalten realisiert. Alle drei Modelle lassen sich in ihrer spezifischen Funktion und Zielsetzung in die Behandlung von Traumafolgestörungen integrieren. Sie lassen sich zusätzlich unspezifisch einbinden, das heißt als Erinnerung an die Bedeutung sowie an die Nutzung der verschiedenen Erlebensebenen. In der Begegnung mit traumatisierten Menschen bietet die Unterscheidung der Erlebensebenen ein hohes Potenzial für das Verständnis der individuellen Störung sowie für die Entwicklung eines individuellen Behandlungsplanes. Die Symptome unserer Patientinnen und Patienten sind nicht einheitlich über die Erlebensebenen verteilt und nicht in gleichem Maße zugänglich oder bewusst. Manche stechen hervor, sind deutlicher ausgeprägt als andere. Die Behandlungsplanung ließe sich nun beispielsweise aufgrund der für einen Patienten »prominentesten« Erlebensebene gestalten. In diesem Fall würde sie auf der Ebene starten, die am deutlichsten repräsentiert ist. Sie könnte jedoch genauso auf die nicht gut repräsentierten Ebenen fokussieren, nach dem Motto: Welche Ebenen sind »unterbelichtet«? Insgesamt erscheint es wichtig, den Patientinnen einen Zugang zu im besten Fall allen Erlebensebenen zu ermöglichen. Dies bedeutet, dass wir alle Ebenen in die Behandlung einbeziehen sollten.
2.6.5Verarbeitungswege
In der Betrachtung der verschiedenen Erlebensebenen deutete sich bereits die Rolle der Verarbeitungswege an. Es werden die Top-down-Verarbeitung und die Bottom-up-Verarbeitung unterschieden. Vereinfacht ausgedrückt ließe sich einerseits von einer Verarbeitung »von oben nach unten« und andererseits von der »von unten nach oben« sprechen. Folgt man dieser Unterscheidung, ließen sich die verschiedenen Verfahren jeweils diesen beiden Verarbeitungswegen zuordnen. Die kognitiven, psychodynamischen und systemischen Verfahren gehen den Weg »von oben nach unten«, sie setzen auf das Bewusstsein, das Denken, die Einsicht, das Erkennen sowie die Modifikation von Überzeugungen und Beziehungen. Die körperorientierten Verfahren gehen den Weg »von unten nach oben« und setzen auf die Wirkung veränderter physiologischer Prozesse, welche in Zusammenhang mit Traumatisierungen maßgeblich sind. Viele Verfahren und Interventionen ließen sich nun auf diese Art zuordnen. Bei manchen Verfahren wird es jedoch etwas schwieriger. Die Hypnotherapie nach Milton Erickson, deren zentrales Element die Nutzung des Unbewussten als unbegrenzt ressourcenreiche Instanz ist, könnte sich je nach der vorliegenden Konzeption des Unbewussten beiden Wegen anschließen. Das Unbewusste wird meist mit tief oder unten assoziiert (»tiefer im Körper«). Dies spräche für die Einordnung als Bottom-up-Verfahren. Die inneren Bilder, inneren Dialoge und Überzeugungen, mit denen in der Hypnotherapie unter anderem gearbeitet wird, ließen sich später und höher entwickelten Gehirnstrukturen zuordnen, was für ein Top-down-Verfahren spräche. Die Hypnotherapie stellt insofern als Konzept ein Bindeglied zwischen den eher auf den Körper und den eher auf den Geist zielenden Verfahren dar.
Ähnlich verhält es sich bei der personzentrierten Psychotherapie, in der das Erleben von Empathie, Wertschätzung und Kongruenz für beide Wege postuliert werden könnte. Sich möglichst vollkommen akzeptiert zu fühlen und sich selbst vollkommen akzeptieren zu können, stellt in jedem Falle nicht nur ein kognitives, sondern vor allem ein ganzheitliches und eher körperliches Erleben dar. Das Psychodrama könnte ebenfalls beide Wege gehen, je nach Gewichtung der Erlebensebenen.
Viele Verfahren haben sich mittlerweile für den jeweils anderen Verarbeitungsweg geöffnet, wie zum Beispiel die Verhaltenstherapie, die Interventionen aus achtsamkeitsbasierten Verfahren integriert hat. Mir geht es jedoch nicht um die Entwicklung von Zuordnungskriterien. Mir geht es darum, sich auf verschiedenen Verarbeitungswegen zurechtfinden und für diese Wege geeignete Interventionen in die Behandlung integrieren zu können. Ich plädiere für Vielseitigkeit. Ich bin überzeugt, dass eine Behandlung, die der Komplexität von Traumafolgestörungen gerecht werden will, Elemente beider Verarbeitungswege aufweisen muss.
2Als Taille-Hüft-Verhältnis (THV) oder Taille-Hüft-Quotient (THQ) (engl. Waist-hip ratio oder Waist-to-hip ratio, WHR) wird das Verhältnis zwischen Taillen- und Hüftumfang angegeben. Der Taille-Hüft-Quotient liefert die Antwort auf die Frage, wo die Fettgewebsdepots sitzen. Bauchbetontes Übergewicht (erkennbar an der Silhouette, auch als Apfeltyp charakterisiert) bedeutet ein viel höheres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen zu erkranken. Für das kardiovaskuläre Risiko ist weniger das Übergewicht als vielmehr das Fettverteilungsmuster entscheidend.
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