Herzstücke in München. Christine Metzger
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Der Wurzel-Sepp ist auch eine Fundgrube für Hobbyköche. Hier findet man sämtliche Gewürze von Anis bis Zitronengras sowie Gewürzmischungen für Lebkuchen und vieles andere mehr.
Wie alle Mischungen, die sich hier gegen jedes erdenkliche Zipperlein im Angebot finden, werden auch diese beiden Tees nach Rezepturen gemixt, die seit Generationen überliefert sind. Den »Original Oberbayerischen Kräuter- und Wurzel-Sepp« in der Blumenstraße gibt es schon seit 1887, er ist das älteste deutsche Spezialgeschäft für Heilkräuter, vegetabile Drogen, Diätetik und Naturkosmetik.
Altmodisch wirkt der Laden auch von außen, kein Neon, kein Chichi. Öffnet man die Tür, übernimmt die Nase die Regie und schwelgt in Erinnerung an Waldspaziergänge und Kräutergärten. Dann erfreut sich das Auge: Da ist noch eine alte Waage in Betrieb, in den Regalen stehen Holzfässer, die speziell für die Lagerung von Kräutern angefertigt wurden. Die ist artgerecht, wenn das Behältnis kein Licht durchlässt, aber atmungsaktiv ist. Neben rund 400 Kräutern – von Abbisskraut bis Zistrose – führt der Wurzel-Sepp Säfte, Öle, Balsame, Kosmetika, Bonbons, Honig, Marmelade und Tees.
Kräuterhaus Lindig · Mo–Fr 9–18.30, Sa 9–13 Uhr · Blumenstr. 15 · Altstadt www.phytofit.de · Haltestelle: U Sendlinger Tor
05
BIERKRÜGE HINTER SCHLOSS UND RIEGEL
Was sich wohl die vielen Touristen denken, die täglich durchs »Hofbräuhaus« strömen, wenn sie das sehen: Krüge hinter Gittern! Alkoholiker, deren Drogenlieferanten einsitzen müssen, bis sich die Leberwerte ihrer Besitzer gebessert haben? Corpora delicti wilder Wirtshausschlägereien?
Nichts von dem. Die Krüge warten auf ihre Besitzer, sie sind hinter Schloss und Riegel, damit kein Unbefugter sie greife. 616 Stammgäste besitzen solche Schließfächer, für den Preis von zwei Euro pro Jahr können sie gepachtet werden. Die Warteliste für so einen privilegierten Platz an der Bierquelle ist lang, nur wenn ein Trinker den Löffel und mit ihm den Maßkrug abgibt, kann ein anderer nachrücken.
Die Existenz dieser Regale widerlegt ein Vorurteil, das viele Münchner hegen und das sie daran hindert, auch nur einen Fuß ins »Hofbräuhaus« zu setzen: Da gingen nur Fremde hin, heißt es. Falsch. Im »Hofbräuhaus« finden 200 Stammtische statt, hier treffen sich Brauer, Jäger, Stadtgärtner, Polizeipensionisten, Straßenbahner, Richter – alles Einheimische. 3500 Stammgäste sind registriert, die alle gern einen Maßkrug im Tresor hätten, denn durch den könnten sie ihren Status kundtun und sich von der Masse abheben, die ihr Bier aus gläsernen Krügen trinkt.
Man muss ja nicht gleich zum Stammkunden werden, aber es lohnt sich, mal einen Blick in Münchens berühmtes Wirtshaus zu werfen, auch aus architektonischen Gründen. Das 1897 errichtete »Hofbräuhaus« verkörpert den Prototyp der Bierpaläste, die in dieser Zeit entstanden. Die »Bierarchitektur« folgte einem festgelegten Konzept: Es gab einen Festsaal für Versammlungen und Veranstaltungen. Sodann besaß jeder Bierpalast eine Schwemme, in der das einfache Volk verkehrte, während die Bürger im Gaststättenbereich einkehrten, in dem kleine Säle traute Wohnzimmeratmosphäre schufen. Und auch der Bereich im Freien gehörte dazu – was viele nicht wissen: Im Garten des Hofbräuhauses ist es wunderschön.
»Hofbräuhaus« · 9–24 Uhr · Am Platzl 9 · Altstadt · Tel. 089/290 13 61 00 · www.hofbraeuhaus.de Haltestelle: U/S Marienplatz
06
»FÜR DEN, DER’S MAG, IS DES AS HÖCHSTE«
»Die Kronfleischküche, ein Stück Münchener Spezialität, die sich allgemeiner Popularität erfreute, … siedelte in ihr neues Heim. … Den Eingang zu den Lokalen schmückt eine Malerei mit der Inschrift: ›A große Kron, a kloane Kron, a Herzl, a Bries, a Tellerfleisch, a Supp’n, was magst?‹«
Diese Meldung erschien am 24. September 1908 in der Lokalpresse und beweist zweierlei. Erstens: Gastronomische Themen waren schon damals von öffentlichem Interesse – lange, bevor Fernsehköche durch die Sender tobten. Und: Der Genuss von Innereien hat Tradition in München – auch wenn sich mancher Nicht-Bayer mit Grausen wendet. Herz, Leber, Lunge, Niere, Milz, Kutteln (Rindermagen) zählen zu den Schmankerln der regionalen Küche, auch Hirn, Kalbskopf, Zunge, Euter und Bries landen auf dem Teller und sind, vom kundigen Koch bereitet, eine Delikatesse. Beim Kronfleisch, das der Küche den Namen gab, handelt es sich um das Zwerchfell vom Kalb, Rind oder Schwein, ein besonders schmackhaftes Stück, das mit Wurzelgemüse gekocht und – in der Mitte rosa – mit Kren (Meerrettich) und Salzkartoffeln serviert wird.
Innereien findet man auf allen Speisekarten jener Wirtshäuser, die sich der traditionellen Münchner Küche verpflichtet fühlen. Zum Programm hat das »Weiße Bräuhaus«, über die Stadtgrenzen hinaus bekannt für sein ausgezeichnetes Weißbier, die »Kronfleischküche« erklärt. An jedem Tag der Woche bereiten die Köche eine andere Spezialität zu: Saure Nieren, Milzwurst, paniert und gebacken oder in Butter gebraten, Lüngerl süß-sauer mit Semmelknödel, gebackenes Euter und vieles andere mehr. Anfänger sollten das Voressen bestellen – wenn’s nicht auf der Kronfleischkarte steht, einfach fragen –, da ist alles drin: Kalbs- und Schweinslunge, Kutteln und Kalbsbries. Und ganz Fortgeschrittene können beherzt zugreifen, wenn Stierhoden angeboten werden. Nicht »jeder Manns« Sache, aber: »Für den, der’s mag, is des as Höchste.«
Kronfleischküche, »Weißes Bräuhaus« · 8–0.30 Uhr · Tal 7 · Altstadt · Tel. 089/290 13 80 www.schneider-brauhaus.de · Haltestelle: U/S Marienplatz
07
SCHWEINSBRATEN MIT MUSCHELN
»Berge von unten, Kirchen von außen, Wirtshäuser von innen.« Wenn Sie zum »Augustiner« gehen, sollten Sie diesen Spruch ausnahmsweise einmal nicht beherzigen und das Wirtshaus auch von außen betrachten. Der Architekt Emanuel von Seidl hat die Fassade zweiteilig gestaltet: links schlicht, rechts elaboriert. Nach dieser Vorstudie wissen Sie auch, welche Tür Sie nehmen müssen: die rechte. Sie führt in den vornehmen Trakt mit dem bildschönen Muschelsaal. Durch die Kuppel, eine einzigartige Glas-Eisen-Konstruktion, fällt Licht, an den Wänden beeindrucken Hirschgeweihe und ein Muscheldekor, das Elemente des Jugendstils verwendet. Schweinsbraten mit Muscheln – wenn man die einen nur optisch genießt, ein wunderbares Erlebnis für die Sinne.
»Augustiner Stammhaus« · Mo–Sa