Herzstücke in München. Christine Metzger
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Wenn Sie gern mit den Händen arbeiten, seien Sie allerdings gewarnt: Der Suchtfaktor ist immens. Manch eine/einer kam nur hierher, um ein Brett zu sägen oder die Vorhänge zu kürzen, sah die Werkstätten, lernte im Werkstattcafé Gleichgesinnte kennen, besuchte Kurse und ist heute eine/einer der süchtigen Selbermacher im HEi.
Haus der Eigenarbeit HEi · Di–Fr 15–21, Sa 12–18 Uhr · Wörthstr. 42 Rgb. · Haidhausen Tel. 089/448 06 23 · www.hei-muenchen.de · Haltestelle: S Ostbahnhof
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SCHLEMMEN WIE GOTT IN HAIDHAUSEN
Der Ladenraum ist klein, und nicht selten reicht die Schlange der Kunden bis auf den Bürgersteig hinaus. Aber seien Sie versichert, es ist ein Vergnügen, hier zu warten! Schon beim Blick ins Schaufenster mit all den süßen Versuchungen läuft Ihnen das Wasser im Mund zusammen, an der Theke geht der Augenschmaus weiter: Törtchen mit frischen Früchten oder Torten, optisch opulent, aber dennoch leicht und nie durch Süße erschlagend, Kuchen, Pralinen, feinstes Gebäck … Alles liebevoll und von Hand gemacht! Ebenfalls eine Freude ist das altmodische Café, in dem handgeschriebene Rezepte an der Wand hängen, die vom Großvater des Konditors stammen – und zeigen: Dies ist ein Familienbetrieb mit eigener Backstube, in der ein Meister wirkt, der sein Handwerk versteht.
»Café Wölfl« · Di–Fr 8–18, Sa 8–17, So 10–17 Uhr · Kellerstr. 17 · Tel. 089/48 12 71 · Haidhausen Haltestelle: S Rosenheimer Platz
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TANTE EMMA, GESTYLT VON MARION
Bei der Bewertung der Stadtbezirke in der Lokalpresse hat Bogenhausen immer die Nase vorn: hohe Bildung, wenig Schulden, überdurchschnittliches Einkommen. Viel Grün, gute Ärzteversorgung. Nur wenn die Einkaufsmöglichkeiten auf den Prüfstand kommen, liegt das Viertel weit hinten.
Hier können Sie zwar Sessel polstern und Bilder rahmen lassen, auch für die Schönheit ist gesorgt – in der Mauerkircherstraße wirbt einer gar mit »Botox to go«. Aber wenn Sie sich nicht die Lippen aufspritzen oder ein antikes Beistelltischchen erwerben wollen, sondern etwa einen Schraubenzieher oder einen Kochlöffel brauchen, sind Sie aufgeschmissen. Dann müssen Sie in die Stadt fahren. Es sei denn, Sie kennen sich aus, gehen in die Ismaninger Straße und tragen Ihr Anliegen im Bogenhauser Laden vor. Kann sein, dass die Besitzerin kurz im Keller verschwindet oder in den ersten Stock eilt – sie wird das Gewünschte finden.
Im »Wiener’s Café« (Ismaninger Str. 71a), gegenüber vom Bogenhauser Laden, sitzt man gemütlich, im Sommer auf der Gartenterrasse. Gute Küche, trotz vornehmer Nachbarschaft nicht teuer.
Ameisenvernichter und Apfelschneider, Fusselrolle und Fensterleder, Töpfe und Taschenlampen, Wasserkocher und Wischmopps – Marion Sennewald-Gail bietet auf rund 200 Quadratmetern das Sortiment eines Kaufhauses. Was der Mensch in Haus und Garten und das Tier zum Spielen oder Fressen brauchen, sie hat es. Solche Geschäfte bezeichnet man landläufig als Tante-Emma-Laden. Aber hier will das Wort nicht recht passen, weil es zwar für Fülle, aber nicht für Hochwertiges steht. Und Marion Sennewald-Gail führt höchste Qualität: Markenprodukte, geschmackvolle Geschenkartikel, ausgewählte Weine, nur das Feinste für Hund und Katz – die Klientel in Bogenhausen ist anspruchsvoll, die kann man zwar glücklich machen, wenn gerade ein Schraubenzieher fehlt, aber wehe, man drückt ihr die falschen Tücher zum Silberputzen in die Hand!
Bogenhauser Laden · Mo–Fr 10.30–18.30, Sa 10.30–13.30 Uhr · Rauchstr. 1 · Bogenhausen Tel. 089/98 12 63 · www.bogenhauser-laden.de · Haltestelle: Tram 37 Sternwartstraße
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UND EWIG RAUSCHT DER WILDBACH
Sankt-Anna-Straße 10. Das Gebäude mit der prachtvollen Sgraffito-Fassade überzeugt. Schließlich gilt München als die nördlichste Stadt Italiens. Durchaus denkbar, dass hier vor 500 Jahren ein Palazzo im Stil der italienischen Renaissance errichtet wurde. Doch die Fakten sprechen dagegen.
Um 1500 war das Lehel zwar schon besiedelt, aber es lag außerhalb der ummauerten Stadt, und hier lebten die Armen, die Menschen, die es sich nicht leisten konnten, das Bürgerrecht in München zu erwerben. Also kein Ort für prächtige Palazzi.
Noch in den 1960er-Jahren wohnten in der Gegend um den Sankt-Anna-Platz die »kleinen Leute«. Die Häuser waren grau, auch das in der Sankt-Anna-Straße 10. Es wurde 1898 vom Königlich Bayerischen Hoflieferanten Brutscher erbaut, der einen Delikatess- und Wildbretladen besaß und den unter dem Haus fließenden Eisbach nutzte, um seine Fische und Flusskrebse frisch zu halten. Käfighaltung, aber frei schwimmend.
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Vorstadtmietshaus schwer beschädigt, und keiner wollte es kaufen. Nur Ernestine Lutz erkannte das Potenzial, begann mit Partner und Sohn den Umbau und erwies sich als Trendsetterin, die das mediterrane Flair ins Lehel holte, das man heute dem Sankt-Anna-Platz allgemein attestiert. Aus dem grauen Entchen wurde ein strahlender Schwan, ein perfekt geführtes Vier-Sterne-Hotel mit 25 Zimmern und Suiten – alle individuell und geschmackvoll ausgestattet.
Sie müssen es übrigens nicht bei der Betrachtung der Sgraffito-Fassade belassen. Läuten Sie, und wenn nicht gerade eine Veranstaltung stattfindet, wird man Sie willkommen heißen. Dann können Sie im eleganten Wintergarten oder in dem wunderschönen Renaissance-Innenhof einen Kaffee oder ein Glas Wein trinken. Jubeln Sie angesichts des herrlich begrünten Arkadeninnenhofs aber nicht zu laut. Sonst können Sie den Eisbach nicht hören, der unter dem Gebäude durchrauscht und zum einzigartigen Flair dieser Innenstadtoase beiträgt.
Hotel Opera · Sankt-Anna-Str. 10 · Lehel · Tel. 089/210 49 40 · www.hotel-opera.de Haltestelle: U Lehel
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EINE HOMMAGE: BAYERN MEETS AFRICA
Die Wiesn, einst ein Fest fürs