Gesammelte Werke von Charles Darwin (Mit Illustrationen). Чарльз Дарвин
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Als Tasmanien zuerst colonisiert wurde, wurde die Zahl der Eingeborenen nach einer ungefähren Schätzung von einigen zu 7000, von anderen zu 20 000 veranschlagt. Bald war dieselbe bedeutend reduciert, und zwar hauptsächlich in Folge ihrer Kämpfe mit den Engländern und unter einander. Als nach der berüchtigten, von allen Colonisten unternommenen Jagd die übrig bleibenden Eingeborenen sich der Regierung überlieferten, bestanden sie nur noch aus 120 Individuen,390 welche 1832 nach Flinders Insel transportiert wurden. Diese zwischen Tasmanien und Australien gelegene Insel ist vierzig Meilen lang und von zwölf bis achtzehn Meilen (engl.) breit; sie scheint gesund zu sein, und die Eingeborenen wurden gut behandelt. Nichtsdestoweniger litt ihre Gesundheit bedeutend. Im Jahre 1834 ( Bonwick p. 250) bestanden sie noch aus siebenundvierzig erwachsenen Männern, achtundvierzig erwachsenen Frauen und sechzehn Kindern, oder im Ganzen aus 111 Seelen. Im Jahre 1835 waren nur noch einhundert übrig. Da ihre Abnahme reißend fortschritt und da sie selbst glaubten, wo anders nicht so schnell auszusterben, wurden sie 1847 nach Oyster Cove im südlichen Theile von Australien zurückgebracht. Damals (20. Dec. 1847) waren es noch vierzehn Männer, zweiundzwanzig Frauen und zehn Kinder.391 Aber die Veränderung des Aufenthalts that ihnen nicht gut, Krankheit und Tod verfolgte sie noch immer, und 1864 lebten nur noch ein Mann (welcher 1869 starb) und drei ältere Frauen. Die Unfruchtbarkeit der Frauen ist eine selbst noch merkwürdigere Thatsache, als die Neigung zu Krankheit und Tod. In der Zeit, als in Oyster Cove nur neun Frauen übrig waren, sagten sie Mr. Bonwick (p. 386), daß nur zwei jemals Kinder geboren hätten; und diese zwei hatten zusammen nur drei Kinder gehabt!
In Bezug auf die Ursache dieses außerordentlichen Verhaltens macht Dr. Story die Bemerkung, daß den Versuchen, die Eingeborenen zu civilisieren, der Tod gefolgt sei. »Wenn sie sich überlassen geblieben wären, so daß sie nach ihrer Gewohnheit hätten herumschweifen können, und nicht gestört worden wären, so würden sie mehr Kinder erzeugt haben und die Sterblichkeit wäre geringer gewesen.« Ein anderer sorgfältiger Beobachter der Eingeborenen, Mr. Davis, bemerkt: »Geburten gab es nur wenige und Todesfälle waren zahlreich. Dies mag in großem Maßstabe Folge der Änderung ihrer Lebens- und Nahrungsweise gewesen sein; aber noch mehr Folge ihrer Verbannung von der Hauptinsel von Van Diemen's Land und der daher rührenden Niedergeschlagenheit ihrer Gemüther« ( Bonwick p. 388, 390).
Ähnliche Thatsachen sind in zwei weit von einander entfernten Theilen von Australien beobachtet worden. Der berühmte Forschungsreisende Gregory sagte Mr. Bonwick, daß »bei den Schwarzen bereits der Mangel der Reproduction selbst in den neuerlichst bewohnten Theilen fühlbar wäre und daß Verfall bald eintreten würde.« Von dreizehn Eingeborenen von Shark's Bay, welche den Murchison River besuchten, starben innerhalb dreier Monate zwölf an Schwindsucht.392
Die Abnahme der Maoris von Neu-Seeland ist von Mr. Fenton sorgfältig untersucht und in einem ausgezeichneten Berichte dargelegt worden, aus dem mit einer Ausnahme alle die folgenden Angaben entnommen sind.393 Die Zahlenabnahme seit 1830 wird von Allen zugegeben, mit Einschluß der Eingeborenen selbst; sie schreitet noch immer stetig fort. Obgleich es sich bis jetzt noch immer als unmöglich herausgestellt hat, eine wirkliche Volkszählung der Eingeborenen vorzunehmen, so sind doch ihre Zahlenverhältnisse von Bewohnern vieler Districte sorgfältig abgeschätzt worden. Das Resultat scheint Vertrauen zu verdienen; es zeigt, daß in den vierzehn Jahren vor 1858 die Abnahme 19,42 Procent betragen hat. Einige der in dieser Art sorgfältig untersuchten Stämme lebten hundert Meilen von einander entfernt, einige an der Küste, einige landeinwärts; auch waren ihre Subsistenzmittel und Lebensweise in einem gewissen Grade verschieden (p. 28). Ihre Gesammtzahl wurde 1858 auf 53700 angenommen; im Jahre 1872, nach dem Ablauf von wiederum vierzehn Jahren, wurde eine zweite Zählung vorgenommen, und die nun angegebene Zahl beträgt nur 36359, was eine Abnahme von 32,29 Prozent ergiebt!394
Mr. Fenton kommt, nachdem er im Einzelnen das Ungenügende der verschiedenen, zur Erklärung dieser außerordentlichen Abnahme angeführten Ursachen, wie neue Krankheiten, die Lüderlichkeit der Frauen, Trunkenheit, Kriege u. s. w. nachgewiesen hat, in Folge gewichtiger Gründe zu dem Schluße, daß sie hauptsächlich von der geringen Fruchtbarkeit der Frauen und der außerordentlichen Sterblichkeit der kleinen Kinder abhängt (p. 31. 34). Als Beweis hierfür führt er an (p. 33), daß 1844 ein Nichterwachsener auf je 2,57 Erwachsene kam, während im Jahre 1858 ein Nichterwachsener erst auf 3,27 Erwachsene kam. Auch die Sterblichkeit der Erwachsenen ist groß. Als eine weitere Ursache der Abnahme führt er ferner die Ungleichheit der beiden Geschlechter an: es werden weniger Mädchen als Knaben geboren. Auf diesen letzteren, vielleicht von einer gänzlich verschiedenen Ursache abhängenden Umstand werde ich in einem späteren Capitel zurückkommen. Mr. Fenton vergleicht mit Erstaunen die Abnahme in Neu-Seeland mit der Zunahme in Irland, zwei im Klima nicht sehr unähnlichen Ländern, wo die Einwohner jetzt nahezu ähnliche Lebensweise haben. Die Maoris selbst (p. 35) »schreiben ihre Abnahme »in einem gewissen Maße der Einführung neuer Nahrung und der »Kleidung und der damit in Verbindung stehenden Änderung der »Lebensgewohnheiten zu« und wenn wir den Einfluß veränderter Bedingungen auf die Fruchtbarkeit betrachten werden, wird es sich zeigen, daß sie wahrscheinlich darin Recht haben. Die Verminderung begann zwischen den Jahren 1830 und 1840; Mr. Fenton weist nach (p. 40), daß ungefähr um 1830 die Kunst, fauliges Korn (Mais) durch langes Einweichen in Wasser zuzubereiten, entdeckt und reichlich ausgeübt wurde; und dies zeigt, daß eine Änderung der Lebensgewohnheiten unter den Eingebornen begann, selbst als Neu-Seeland nur dünn von Europäern bewohnt war. Als ich die Bay of Islands 1835 besuchte, waren die Kleidung und Nahrung der Eingebornen bereits sehr modificiert worden; sie bauten Kartoffeln, Mais und andre landwirtschaftliche Erzeugnisse und tauschten dieselben gegen englische Manufacturwaaren und Tabak.
Aus vielen Angaben im Leben des Bischofs Patteson395 geht zur Evidenz hervor, daß die Melanesier der Neuen Hebriden und der benachbarten Archipele in einem ganz außerordentlichen Grade an Krankheiten litten und in großer Zahl umkamen, als sie nach Neu-Seeland, der Norfolk-Insel und andern gesunden Orten gebracht wurden, um zu Missionären erzogen zu werden.
Die Abnahme der eingeborenen Bevölkerung der Sandwich-Inseln ist ebenso notorisch, wie die von Neu-Seeland. Von den eines Urtheils am meisten Fähigen ist nach ungefährer Schätzung angegeben worden, daß, als Cook die Inseln im Jahre 1779 entdeckte, ihre Bevölkerung ungefähr 300 000 betrug. Nach einer oberflächlichen Zählung im Jahre 1823 bestand dieselbe aus 142 050 Seelen. Im Jahre 1832 und in verschiedenen späteren Zeiten wurde eine genaue Volkszählung officiell vorgenommen. Ich bin aber nur im Stande gewesen, die folgenden Resultate zu erhalten.
Jahr | Eingeborne Bevölkerung (mit Ausnahme von 1832 und 1836, wo die wenigen Fremden mit eingerechnet wurden). | Jährliches procentisches Abnahmeverhältnis, unter der Annahme, daß es zwischen zwei auf einander folgenden Zählungen gleich blieb, da diese nach regelmäßigen Zwischenräumen angestellt wurden. |
1832 | 130313 | |
1836 | 108579 | 4,46 |
1853 | 71019 | 2,47 |
1860 | 67084 | 0,81 |
1866 | 58765 | 2,18 |