Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer
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Der Ort, wo einst die Köpfe der in Ungnade gefallenen Pascha's aufgesteckt wurden, befindet sich im dritten Hofe, aber, Gott sei Dank, abgehauene Köpfe sieht man nicht mehr an den Pfählen stecken.
In den kaiserlichen Harem war ich nicht so glücklich zu kommen, ich hatte zu wenig Verbindungen. Doch gelang es mir in der Folge meiner Reise, einige Harems besuchen zu können.
Der Hippodrom
Der schönste und größte Platz in Konstantinopel ist der Hippodrom. Er ist nach jenem in Cairo und Padua der größte, den ich sah. Zwei Obelisken von röthlichem Granit, mit Hieroglyphen überladen, sind die einzige Zierde dieses Platzes. Die ihn umgebenden Häuser sind, wie überall, von Holz und mit verschiedenen Ölfarben angestrichen. Ich sah hier eine Menge recht niedlicher Kinderwägen, die von Menschen gezogen wurden. Gar viele Ältern versammeln sich auf diesem Platze, um ihre Kinder so spazieren fahren zu lassen.
Unweit des Hippodrom's sind die ungeheuren Cisternen, mit den 1001 Säulen. Einst mag dieser großartige Bau einen wundervollen Anblick geboten haben. Jetzt — führt eine erbärmliche, höchst beschädigte hölzerne Treppe von fünf und dreißig bis vierzig Stufen in die Tiefe einer der Cisternen, deren Decke von dreihundert Säulen getragen wird, die aber nicht mehr mit Wasser gefüllt ist, sondern Seidenspinnern zur Werkstätte dient. Zu diesem Zwecke ist dieses Lokal aber auch wie geschaffen, es erhält das Licht von oben, und ist im Sommer ein kühler, im Winter ein warmer Aufenthalt. In die tieferen Stöcke kann man nicht mehr dringen, weil sie größtentheils verschüttet oder mit Wasser gefüllt sind.
Die Justinianische und Valentinianische Wasserleitung, welche sich auch in der Stadt befinden, sind unermeßliche Werke. Sie ziehen sich von Belgrad bis über die süßen Wässer, eine Strecke von sieben Stunden, und versehen ganz Konstantinopel hinlänglich mit Wasser.
Kaffeehäuser. — Mährchenerzähler.
Bevor ich der Stadt Konstantinopel für dieß Mal Lebewohl sagte und nach Pera zurück wanderte, ersuchte ich meinen Begleiter, mich in einige Kaffeehäuser zu führen, um auch da das eigenthümliche Leben der Türken kennen zu lernen. Einen Vorgeschmack solcher Lokale bekam ich zwar schon in Giurgewo und Gallatz, allein in dieser Kaiserstadt dachte ich sie mir ein Bischen netter und schöner. Der Eintritt in das erste benahm mir aber sogleich diesen Wahn. Eine elende, schmutzige Stube, in welcher Türken, Griechen, Armenier u. A. auf hölzernen Divanen, mit kreuzweis unterschlagenen Beinen, saßen, rauchten und Kaffee tranken, war das Ganze, was sich meinem Blicke darbot. In einem zweiten sah ich mit großem Eckel, wie die Kaffeebude zugleich eine Barbierstube vorstellte; auf der einen Seite wurde Kaffee servirt, auf der andern rasirte man gerade den Kopf eines Türken. Selbst Aderlässe sollen in diesen Buden Statt finden.
In einem etwas bessern Kaffeehause fanden wir einen sogenannten Mährchenerzähler. Da sitzen die Zuhörer im Halbkreise, vorne steht der Erzähler. Ganz gelassen fängt er seine Geschichten aus „Tausend und eine Nacht" an, doch mit der Fortsetzung steigt seine Begeisterung, und am Ende fällt er in ein Schreien und Agnen, trotz dem besten öoulissenreißer einer wandernden Bühne.
Scherbet wird nicht in allen Kaffeehäusern gereicht; man findet aber überall Buden und Ständchen, wo dieses kühlende, schmackhafte Getränk zu bekommen ist. Es besteht aus Abgüssen von Obstsäften, gemischt mit Citronen- und Pomeranzensaft. Gefrornes bekommt man nur in Pera, im fränkischen Kaffeehaus oder bei dem fränkischen Zuckerbäcker. Den Kaffee müssen die Kaffeesieder Alle gebrannt und gestoßen von der Regierung nehmen, dieser Artikel ist ein kaiserliches Monopol. Es besteht auch zu diesem Zwecke ein eigenes Gebäude in Konstantinopel, wo der Kaffee durch Maschinen pulverisirt wird. Der Kaffee wird allgemein sammt dem Bodensatz und sehr stark gemacht, getrunken, woran ich mich nicht gewöhnen konnte.
Ungemein lohnend ist ein Ausflug nach Ejub, der größten Vorstadt Konstantinopels und zugleich dem Orte, wo sich die reichsten und vornehmsten Türken begraben lassen.
Ejub, der Fahnenträger Mohammeds, ruht hier in einer der schönsten Moscheen, die ganz von weißem Marmor erbaut ist. Kein anderer Glaubensgenosse, als der Muselmann, darf dieses Heiligthum betreten. Von Außen kann man jedoch durch die Fenster, die hoch und breit sind, und beinahe bis an den Boden reichen, sehr gut hinein sehen. Im Saale steht der Katafalk mit einer reich in Gold gestickten Decke und mit fünf oder sechs echten Shawls überlegt. An der Stelle, wo der Kopf ruht, liegt ein schön gewundener Turban, ebenfalls von echten Shawls. Um den Hauptkatafalk stehen noch mehrere andere, in welchen seine Gemalinnen, Kinder oder nächsten Verwandten ruhen. Hart an der Mosche befindet sich ein wunderschöner Brunnen von weißem Marmor, mit einem eisernen, aber vergoldeten Geländer umgeben, an welchem zwölf glänzend reine, messingene Trinkschalen stehen. Ein Türke hat eigens den Dienst, selbe den Vorübergehenden zu reichen. Ein geschnörkeltes Gärtchen zieht sich hinter der Moschee entlang. Auf dieselbe Art, wie die Moschee Ejubs, sind auch alle jene gebauten welchen die Sultane liegen, nur liegt auf dem Katafalk, statt des Turbans, eln schöner Feß mit dem Reiher. DieMoschee, in welcher der letztverstorbene Kaiser Mahmud der Zweite liegt, gehört zu den schönsten.
In Ejub sieht man viele der kostbarsten Monumente, welche mit reich vergoldeten, geflochtenen Eisengittern, auf deren Zacken der Halbmond glänzt, umgeben sind. Diese Gitter sind außerordentlich hoch und bilden eine Wölbung, unter welcher ein steinerner Sarkophag steht, der mit Rosen und kleinen Cvpressenbäumen, an welchen sich Epheu und Myrten winden, umpflanzt ist. Man würde sich aber sehr irren, wenn man dächte, daß nur der Reiche hier begraben liege. Der Arme findet eben so gut sein Plätzchen, und gar häufig sieht man neben dem Prachtmonumente den einfachen Stein, der das Grab des Letztern deckt.
Auf dem Rückwege begegnete ich der Leiche eines türkischen Armen. Wenn man mich nicht darauf aufmerksam gemacht hätte, würde ich sie ganz übersehen haben. Der Körper war in eine Decke gerollt, oben und unten zusammengebunden, und auf einem Brette befestiget, welches ein Mann auf der Achsel trug. Am Grabe wird der Todte nochmals gewaschen, in reine Leinwand gewickelt, und so in die Grube versenkt. Sehr einfach — und so ist es auch recht gut. Muß denn der Pomp und die Verschwendung den Menschen noch bis an das Grab geleiten? Sehr wünschenswerth wäre es, legten wir hierin von unsern Gebräuchen, von dem irdischen Flitter Etwas ab. Ich will damit nicht sagen, daß die Bestattung gar so einfach zu seyn brauchte; überall ist der Mittelweg das Beste. Eine einfache Bestattung erhebt gewiß mehr zur Andacht, als die Pracht und Herrlichkeit, welche nur zu häufig bei solchen Gelegenheiten an der Tagesordnung sind. Ach, da haben die Menschen viel zu viel zu schauen und zu kritteln, es bleibt ihnen keine Zeit, auch nur eine würdige Betrachtung für sich oder ein andächtiges Gebet für den Verstorbenen zu Gott zusenden.
Häuser. — Theater. — Wägen.
Die Häuser in ganz Konstantinopel, wozu Pera, Topana u.s.w. gehören, sind sehr leicht und nachlässig gebaut. Keine Thür, kein Fenster schließt und paßt, die Fußböden haben oft zollbreite Fugen, und dennoch sind die Miethen außerordentlich theuer. Die Ursache davon ist die beständige Feuersgefahr, welche man in diesen aus Holz gebauten Städten ausgesetzt ist. Jeder Hausherr fürchtet im Laufe von fünf bis sechs Jahren abzubrennen, während dieser Zeit will er sein Kapital sammt Zinsen hereinbringen. Man findet daher hier nirgends so schön und bequem hergerichtete Wohnungen wie in den übrigen europäischen Städten.
In Pera