Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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Bazar ist überhäuft mit Südfrüchten aller Art. Orangen und Citronen sind in solcher Menge vorhanden, wie bei uns das gemeinste Obst. Natürlich ist auch der Preis dafür sehr gering. Ganz besonders schön ist der Blumenkohl, der aus Kleinasien gebracht wird. Man findet viele Stücke darunter von der Größe eines Mannskopfes.

      Abends mußte ich mich wieder nach dem Hafen begeben, um mich einzuschiffen.

      Von dem Wirrwar, der hier herrscht, kann man sich keinen Begriff machen. Ein hölzernes Geländer macht die Scheidewand zwischen den Gesunden und Jenen, welche aus einem Lande der Pest kommen, oder in dasselbe gehen. Wer diese Gränze überschreitet, darf nicht mehr zurück. Soldaten, Offiziere, Beamten und Aufseher, Letztere mit Stöcken und Zangen bewaffnet, stehen am Eingange, um Jene, die sich mit Worten nicht abfertigen lassen, mit Gewalt zurück zu treiben. Die Lebensmittel oder sonstigen Effekten werden zum Theil hinüber geworfen, oder an die Gränze gestellt, dürfen aber nur dann erst berührt werden, wenn sich die Überbringer davon entfernt haben. Ein Herr auf der verpesteten Seite wollte Jemanden auf der andern einen Brief geben; augenblicklich riß man ihm selben aus der Hand und reichte ihn mittelst einer Zange hinüber. Und dabei ist beständig ein solcher Lärm und ein solches Geschrei, daß man sein eigenes Wort kaum hört. Der Eine ruft: „Langen Sie mir mein Gepäck herüber," der Andere: „Ach, kommen Sie mir nicht in die Nähe! Rühren Sie mich ja nicht an!" — — dazwischen schreien wieder die Aufseher: „Zurück! Zurück!" u.s.w.

      Mich unterhielt dieses Schauspiel recht sehr; es war eine ganz neue Scene, die mich aber bei meiner Rückkehr, wo ich unter den Gefangenen seyn werde, bald langweilen wird. Für jetzt wurde ich in der Fortsetzung meiner Reise nicht im Geringsten aufgehalten.

      Im Ganzen kommt mir diese ängstliche Vorsicht doch gar zu übertrieben vor, besonders zu einer Zeit, wo in der Türkei weder die Pest noch sonst eine ansteckende Krankheit herrscht. Einer unserer Reisegefährten wurde schon den vorhergehenden Tag auf unser künftiges Schiff verbannt, weil er das Unglück hatte, an einen Guardian zu streifen, als er nach seinen Effekten sehen wollte.

      Um 7 Uhr ertönt der Zapfenstreich, das Gitter wird geschlossen und — die Komödie hat ein Ende. Wir begaben uns nun auf das vierte und letzte Dampfschiff, auf den „Ferdinand." Im Ganzen werden von Wien bis Konstantiuopel die Fahrzeuge sechsmal gewechselt, viermal die Dampfschiffe, und zweimal die Barken, was eben nicht zu den Annehmlichkeiten der Donaureise gehört.

      Der „Ferdinand" ist kein großes, aber ein starkes und bequem gebautes Schiff. Sogar die Kajüte des zweiten Platzes ist nett, und ein niedliches Öfchen verbreitet, da wir selten mehr als 6-8 Grad über Null hatten, eine sehr wohlthuende Wärme. Eine besondere Abtheilung für Frauen ist leider auf dem zweiten Platze nicht vorhanden, jedoch wird wenigstens darauf gesehen, daß von dem dritten Platze Niemand auf den zweiten darf. An den Wänden laufen rings herum zwölf Schlafstellen, und vor denselben befinden sich gut gepolsterte breite Bänke.

      3. April 1842.

      Um 5 Uhr Morgens fuhren wir aus dem Hafen von Gallatz. Etwas spater wurden uns Waschbecken und Handtücher gereicht— eine Sache, die man auf den früheren Schiffen gar nicht kannte. Für die Verpflegung, welche ziemlich gut ist, zahlt man des Tages 1 fl. 30 kr. C.M.

      Gegen 10 Uhr gelangten wir an ein bessarabisches, sehr erbärmlich aussehendes Nest, Tchussu, wo eine Viertelstunde angelegt wurde, dann ging es unausgesetzt dem Meere zu.

      Ich freute mich schon lange auf das Einlaufen in das schwarze Meer, und dachte mir die Donau in der Nähe dieser Stelle selbst einem Meere gleich. Wie es aber im Leben gewöhnlich geht — ,,große Erwartungen, kleine Erfolge" — so war es auch hier. Bei Gallatz ist die Donau sehr breit, aber eine geraume Strecke vor dem Ausflusse theilt sie sich in so viele Arme, daß eigentlich keiner majestätisch zu nennen ist.

      Gegen 3 Uhr Nachmittags liefen wir endlich in's schwarze Meer ein.

      Da stürmen nun von allen Seiten die Arme der Donau heran und drängen mit Ungestüm das Meer so weit zurück, daß man nur in großer Ferne einen grünen Streifen desselben entdeckt. Über eine Stunde fährt man noch auf dem gelben, lehmichten, stark bewegten Süßwasser, bis man endlich die Gränze überschreitet, und von den salzigen Meeresfluthen getragen wird. Äquinoctial-Stürme und Unwetter trieben zu unserem Unglücke ihr Unwesen noch so arg, daß ganze Ladungen des salzigen Elementes unser Verdeck überschütteten. Wir konnten uns kaum mehr auf dem Verdecke erhalten; und gelangten nur mit Hilfe einiger Matrosen in die Kajüte, wohin uns ohnedieß der Schall der Speiseglocke rief.

      Einige der Reisenden, worunter auch ich gehörte, machten dießmal dem Koche wenig Ehre. Wir hatten noch nicht einige Löffel Suppe genossen, als uns das Seeübel so derb ergriff, daß wir nicht schnell genug vom Tische eilten konnten. — Ich legte mich nieder, und war an diesem Tage nicht mehr im Stande, mich zu bewegen und mich auf das Verdeck hinauf zu schleppen, um dieß herrliche Schauspiel der Natur bewundern zu können. Die Wellen gingen oft so hoch, daß sie über der Heitzröhre zusammenschlugen und uns von Zeit zu Zeit durch diese Öffnung ganze Ladungen Wasser in die Kajüte sandten.

      4. April 1842.

      Der Sturm nahm von gestern auf heute bedeutend zu, so daß man sich in den Betten fest halten mußte, um nicht herausgeworfen zu werden. Einem der Reisenden geschah dieser Unfall, da er durch die großen Übligkeiten außer Stand war, sich fest anzuklammern.

      Da ich mich schon etwas besser fühlte, versuchte ich aufzustehen, wurde aber in demselben Augenblicke mit solcher Gewalt an den gegenüberstehenden Tisch geschleudert, daß ich die Lust, einen abermaligen Versuch zu machen, auf lange verlor. — An Schlaf war in der Nacht gar nicht zu denken. Das schreckliche Geheul des Windes in den Masten und Tauwerken, das furchtbare Gekrache des Schiffes, das aus seinen Fugen zu gehen schien, das ewige Hin- und Herlegen desselben, das Rollen der schweren Ankerketten ober uns, das Rufen, Befehlen und Schreien des Kapitäns und der Matrosen — dieser vereinte, unaufhörliche Lärm gönnte uns keinen Augenblick Ruhe. Des Morgens schleppte ich mich, noch halb krank, mit Hülfe des Dieners hinauf auf das Verdeck in die Nähe des Steuermannes, um die wundervollste Scene der Natur, einen Seesturm, betrachten zu können.

      Ich klammerte mich fest an, und trotzte kühn den Wellen, die hoch über das Schiff zusammenschlugen, und mich von allen Seiten benetzten, als wollten sie die Hitze meiner Krankheit kühlen. Dafür bekam ich auch den klaren, deutlichen Begriff eines Sturmes auf dem Meere; — ich sah die Wogen schäumend daher stürmen, sah das Schiff bald in den Abgrund tauchen, bald wieder mit Blitzesschnelle auf den höchsten Wellengipfel sich erheben. Es war ein grauses, fürchterliches Bild, dessen Anblick mich so ergriff und beschäftigte, daß ich gänzlich auf mein Uebelbefinden vergaß.

      Erst spät in der Nacht ließ der Sturm etwas nach, so daß wir nun einlaufe« und Anker werfen konnten im Hafen von Barna, den wir schon zehn bis zwölf Stunden früher hätten erreichen sollen.

      5. April 1842.

      Heute Morgen konnte ich diese schöne Festung und Stadt, die die Russen im Jahre 1828 belagert und eingenommen haben, mit Muße betrachten. Wir blieben daselbst mehrere Stunden. Der obere Raum des Schiffes wurde hier dermaßen mit Geflügel aller Art beladen, daß der Raum für uns Reisende höchst beschränkt war. Dieser Artikel scheint von Türken und Franken in Konstantinopel sehr gesucht zu seyn, denn der Schiffskapitän versicherte mich, daß sie bei jedesmaliger Abfahrt von Barna mit dieser Waare voll geladen, nach Stambul führen.

      6. April 1842.

      Der schönste Anblick der Welt, auf welchen ich mich schon bei meiner Abreise freute, die Fahrt durch den Bosporus, wurde mir durch die Nacht entzogen. Erst einige Tage später machte ich diesen Ausflug auf einer Kaik, einem äußerst leicht und schmal gebauten Kahne, und genoß da in vollen Zügen Ansichten und Bilder,

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