Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke. Ida Pfeiffer

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Ida Pfeiffer: Ausgewählte Werke - Ida Pfeiffer

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ist es auch, auf welche schnelle und einfache Art das Vieh in diesen Gegenden frei von der Pest erklärt wird. Wenn die Thiere von einem unreinen Orte zu Schiffe in die Nähe eines gesunden kommen, so muß das Schiff ungefähr vierzig bis fünfzig Schnitte vom Ufer halten, dann wird jedes Stück in das Wasser geworfen und an das Ufer getrieben, wo schon Leute harren, sie zu empfangen. Nach dieser einfachen Operation sind sie vom Peststoffe befreit.

      Der Viehstand scheint in diesen Gegenden sehr bedeutend zu seyn. Überall sieht man große Heerden Hornvieh, darunter Schafe.

      Auf dem „Saturnus" fuhren wir höchstens zwei Stunden und bestiegen sodann gegenüber der Festung Fetislav das Dampfschiff „Zriny."

      Um 5 Uhr Abends kamen wir an der Festung Widdin vorüber, und hielten gegenüber in der Nähe des Ortes Callafat. Hier sollten nur Waaren abgeladen und gleich wieder weiter gefahren werden, allein der Agent war nirgends zu finden, und so mußten wir Reisende das Opfer dieser Fahrläßigkeit seyn, und hier über Nacht vor Anker bleiben.

      30. März 1842.

      Noch immer war der Agent nicht zum Vorschein gekommen, und es blieb dem Kapitän nichts anders übrig, als den Oberkellner als Wache bei den Waaren zurückzulassen. Um halb sieben Uhr früh wurde die Maschine endlich in Bewegung gesetzt, und nach einer schönen angenehmen Fahrt von sechs Stunden erreichten wir Nicopolis.

      Alle türkischen Festungen liegen am rechten Ufer meistens in schönen Gegenden. Die größern Städte und Ortschaften sind umgeben von Gärten und Bäumen, welche ihnen ein gar freundliches Ansehen gewähren. Das Innere derselben soll freilich dem Äußern nicht entsprechen. Schmutzige, wirklich enge Gassen, baufällige Häuser u. dergl. sollen dem Fremdling überall störend entgegen treten. Wir landeten an keiner der Festungen und Städte, für uns war das rechtseitige Ufer das verbotene Paradies, und somit blieb uns das Schöne schön, die Enttäuschung ward uns nicht zu Theil.

      Ziemlich spät warfen wir Anker in der Nähe eines unbedeutenden Ortes.

      31. März 1842.

      Früh Morgens wurde abgefahren und so kamen wir um acht Uhr schon nach Giurgewo.

      Diese Stadt liegt am linken Ufer, der Festung Rustschuk gegenüber. Sie zählt 16,000 Einwohner und ist ein Hauptstapelplatz der Wallachen. Wir mußten bis 4 Uhr Nachmittag hier verweilen, denn es wurden über sechshundert Zentner Waaren nebst acht Wagen abgeladen, und Steinkohlen dagegen eingenommen, und hatten daher Muße, das Innere dieser wallachischen Stadt in Augenschein zu nehmen.

      Doch wie wurden meine Reisegefährten von der Häßlichkeit dieser von Außen so viel versprechenden Stadt unangenehm überrascht! Auf mich machte sie nicht halb den Eindruck, weil ich dergleichen noch von Gallizien her im Gedächtnisse hatte. Die Gässen und Plätze sind voll Gruben und Löcher, die Häuser ohne den geringsten Geschmack, ohne Symmetrie aufgeführt; das eine stand in die halbe Gasse hinein, das andere wieder ganz zurück u.s.w. An einigen Orten zogen sich an beiden Seiten hölzerne Buden mit den gemeinsten Lebensmitteln oder sonstigen Bedürfnissen versehen hin, und dieß nannte man den Bazar. — Die Neugierde zog uns in ein Wein- und in ein Kaffeehaus. In beiden fanden wir nichts, als hölzerne Tische und Bänke, beinahe keine Gäste, und diese wenigen der ärmsten Klasse angehörig. Gläser und Tassen werden den Gästen gereicht, ohne sie vorher auszuspülen.

      Wir kauften Eyer und Butter und gingen in ein Bürgerhaus, um uns ein Gericht nach deutscher Art zuzurichten. Bei dieser Gelegenheit sah ich auch die innere Beschaffenheit eines solchen Hauses. Der Boden des Zimmers war nicht gediehlt, die Fenster nur zur Hälfte mit Glas, der andere Theil entweder mit Papier oder feiner Blase überklebt. Übrigens war alles nett und einfach eingerichtet. Ja sogar ein recht bequemer, guter Divan fehlte nicht. Um 4 Uhr verließen wir diese Stadt.

      Nun wird die Donau nur auf kurze Strecken breit. Sie ist mit Inseln wie besäet, und deßhalb immer mehr getrennt aIs vereint.

      In den Ortschaften sieht man schon griechische und türkische Trachten, jedoch sind die Frauen und Mädchen noch unverschleiert.

      An der Festung Silistria kamen wir leider sehr spät vorüber, und konnten sie nicht mehr sehen. Unweit davon blieben wir am linken Ufer über Nacht.

      Den 1. April 1842,

      kamen wir zeitlich an Hirsova vorüber, und um 2 Uhr hielten wir bei Braila, einer Festung, welche die Russen seit dem Jahre 1828 im Besitze haben. Hier wollte man die Reisenden nicht an das Land steigen lassen, weil man sie für verpestet hielt, allein unser Guardian trat hervor und gab Zeugniß, daß weder am rechtseitigen Ufer gelandet, noch von dort Jemand aufgenommen worden sey; darauf durften die Ankömmlinge das feste Land betreten.

      Um 4 Uhr lagen wir vor Gallatz, einer der bedeutendsten Handelsstädte mit 8000 Einwohnern und dem einzigen Hafen der Russen an der Donau. Hier sahen wir die ersten Kauffahrer, Segelschiffe und Barken aller Art, die aus dem schwarzen Meere kamen. Auch Möven, die Verkündiger des nahen Meeres, schwirrten über unsern Köpfen.

      Es geht hier schon äußerst bunt und lebhaft zu, denn Gallatz ist der Sammelplatz von Kaufleuten und Reisenden aus zwei Welttheilen, aus Europa und Asien; es ist der Vereinigungspunkt von drei der größten Monarchien: Österreich, Rußland und der Türkei.

      Nachdem der Guardian auch hier dieselben Versicherungen wiederholt hatte, wie zu Braila, durften wir das Schiff verlassen. Ich hatte einen Empfehlungsbrief an den österreichischen Konsul, welcher zufälliger Weise an Bord kam, mich nach Übergabe meines Briefes sehr freundlich empfing, und für meine Unterkunft auf das gefälligste sorgte.

      Die Stadt verspricht viel, aber man sieht ein eben so schmutziges, erbärmliches Nest, wie Giurgewo. Die meisten Häuser sind von Holz oder Lehm, und mit Stroh gedeckt; nur jene der Konsuln und reichen Kaufleute sind von Stein. Die schönsten Gebäude sind die christliche Kirche und der moldauische Gasthof.

      Obwohl Gallatz an der Donau liegt, so kommt den Einwohnern das Trinkwasser dennoch sehr theuer. Es gibt weder Brunnen in den Häusern, noch auf den Plätzen. Die Leute müssen sich alles Wasser von der Donau tragen und führen lassen, was eine bedeutende Beschwerde für die Armen, und eine ziemliche Ausgabe für die Wohlhabenden ist, da im Winter an den entfernteren Gegenden der Stadt für ein Fäßchen Wasser von zwei Eimer 10-12 kr. C.M. bezahlt werden muß. Man begegnet beständig an allen Orten und Ecken nichts als Wasserträgern und Wägelchen mit Wasserfässern. Schon öfter hatte man Versuche gemacht, nach diesem unentbehrlichen Elemente zu graben; es kam zwar zum Vorschein, aber leider ungenießbar, da es salzig schmeckte.

      In Gallatz wird vier und zwanzig Stunden Halt gemacht, ein Aufenthalt, der eben nicht zu den angenehmsten gehört, da weder Stadt noch Umgebung etwas Sehenswerthes darbieten. Und dennoch werd' ich immer mit Vergnügen und Dankbarkeit an diesen Tag denken. Der Herr Konsul Huber ist ein gebildeter und gefälliger Mann, der mir, da er selbst sehr viel gereist ist, manchen Rath und manche Verhaltungsregel mit auf die Reise gab. Die Ruhe, Ordnung und Bequemlichkeit, welche ich in seinem Hause fand, war nach einer Reihe so vieler Tage der Entbehrungen eben auch nicht zu verwerfen, und so fand ich hier Erholung für Geist und Körper.

      2. April 1842.

      Die Gegend um die Stadt ist so wenig einladend, daß ich gar keine Lust bekam, einen Spaziergang zu machen. Ich blieb also in der Stadt, und ging in den holperigen Gassen bergauf und bergab. Kaffeehäuser gibt es hier schon eine Menge, wenn aber die Menschen nicht vor denselben säßen, Kaffee trinkend und Tabak rauchend, so würde man diesen schmutzigen Stuben schwerlich die Ehre anthun, sie für solche zu halten.

      Auf dem Markte und an den Plätzen sieht man bedeutend weniger Frauen als Männer.Letztere tummeln sich überall umher; und besorgen zum Theil, gleich den

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