NECROSTEAM. Группа авторов

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      Detlef Klewer (Hrsg.)

      Necrosteam

      Eine Cthulhupunk-Anthologie

      AndroSF 132

      Detlef Klewer (Hrsg.)

      NECROSTEAM

      Eine Cthulhupunk-Anthologie

      AndroSF 132

      Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek

      Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar.

      © dieser Ausgabe: Januar 2021

      p.machinery Michael Haitel

      Titelbild & Illustrationen: Detlef Klewer

      Layout & Umschlaggestaltung: global:epropaganda

      Lektorat & Korrektorat: Michael Haitel

      Herstellung: global:epropaganda

      Verlag: p.machinery Michael Haitel

      Norderweg 31, 25887 Winnert

      www.pmachinery.de

      für den Science Fiction Club Deutschland e. V., www.sfcd.eu

      ISBN der Printausgabe: 978 3 95765 225 6

      ISBN dieses E-Books: 978 3 95765 871 5

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      David Grade: Necrosteam

      In der Nacht schwebten wir mit der Graf von Paris über der düsteren Metropole, die allenthalben der Kohlenpott genannt wurde, ein. Das Luftschiff hatte uns von Berlin über Mitteldeutschland in die schwarzen Gedärme des Kaiserreichs getragen – ein Luxus, von dem die Wanderarbeiter aus dem Osten und die Überlebenden aus den versunkenen Niederlanden, die vom Ruhrgebiet angezogen wurden wie Insekten von einer Gasflamme, nur träumen konnten. Schon seit Stunden rochen wir rußigen Rauch. Obgleich sich über uns ein klarer Sternenhimmel spannte, schnürten sich unsere Lungen ein, und der scharfe Gestank, der zu uns herauf wehte, stach in unsere Nasen. Unter uns verdichteten sich Staub, Ruß und Schwefel zu einem schmutzigen Nebel, der wie eine dunkelgraue Wolkendecke jede Sicht auf das Land verhinderte.

      Selbst Berta von Babelsberg, Agentin des Kaisers, in deren Diensten ich stand, und die ich als unverwüstlich und matronenhaft, gleich dem majestätischsten Schlachtschiff aus den Blohm-&-Voss-Werften des untergegangenen Hamburgs erlebte, sprach gepresst. Ihr Doppelkinn zitterte hin und wieder vor unterdrücktem Husten.

      »Das ist der Preis für die Pracht des Kaiserreichs.« Ernst Berkmann, ein alterndes Männchen, Fabrikant in dem Moloch unter uns und unser Begleiter seit Berlin, zog ein parfümiertes Tuch aus seinem Ärmel und reichte es der Baronesse. »Im letzten Jahr haben wir über eine Million Tonnen Kohle exportiert, aber das meiste wird hier verbrannt. Inzwischen kommt das Eisenerz gar aus dem Zarenreich, den Minen von Moria im Süden Afrikas und natürlich aus unseren eigenen Schächten. Es braucht viel Hitze, um es nach dem Willen des Kaisers zu biegen oder zu gießen.«

      Berta von Babelsberg schwieg und presste sich das Tuch vor Mund und Nase. Wie wir alle starrte sie aus der Glasfront am Bug der Graf von Paris auf das Nebelmeer, das zunehmend in Unruhe geriet. Dort, wo unter der grauen Masse Schornsteine stehen mochten, wallten Fontänen schwarzen Dampfes auf, zogen behäbig in Windrichtung und stürzten abwärts, wo sie von aufziehenden Schwadenwänden, gegen die das Luftschiff wie Krill in einer Tsunamiwelle wirkte, verschlungen wurden. Das Schauspiel ähnelte dem Albtraum eines Matrosen von einem Orkan auf hoher See. Nur, dass kein Wind heulte, die Graf von Paris ruhige Fahrt machte und die Luft weder salzig noch frisch, sondern giftig und stechend war. Es gab noch eine Ähnlichkeit, die mir erst später ganz und gar bewusst wurde: Im Angesicht der unendlichen See neigte ich dazu, die Tiefe unter dem Schiffsrumpf körperlich zu spüren. Genau dieses Gefühl beschlich mich jetzt auch. In der Tiefe unter den Nebeln bewegte sich etwas, etwas Großes, Bösartiges, etwas, was uns verschlingen würde, entwickelte es nur das geringste Interesse an uns. Es gedieh in den vergifteten Schwären, stieß sie vielleicht sogar aus, wie Kranke den Gestank nach kaltem Schweiß und Tod. Es verfügte über Mäuler und Tentakel, die bis zur Oberfläche tasteten und hinter dem Nebel zu erahnen waren.

      Ich erschauerte wie unter einem Fieberkrampf und stützte mich an die stählerne Rahmung der Fensterfront. Berta von Babelsberg und Ernst Berkmann sahen zu mir, als hätte sich mein Schrecken bis zu ihnen ausgeweitet.

      »Da.« Ich deutete in eine aufsteigende Nebelschwade, in der ich ein Leuchten zu erkennen glaubte. Die beiden wandten ihren Blick von mir ab, hin zu meiner Entdeckung, die sich aus dem Grau herausschälte; der oberste Teil eines monumentalen kantigen Turms, der von einem Gaslicht gekrönt wurde. Mochte er im Grau der Schwaden einsam wirken, so war er doch von schier unfassbarer Größe. Das Luftschiff hätte auf ihm landen können. Glitzernden Ameisen gleich, bewegten sich gerüstete Menschen auf ihm.

      »Unser Ziel.« Berkmann rieb sich die Hände. »Wir haben Gasflammen auf den Malakofftürmen entzündet, als Wegweiser und Warnung für die Luftschiffe. Das hier ist Julius Philipp, fast dreihundert Meter hoch. Seine Mauern sind vier Meter dick, um die Belastung zu tragen, wenn wir das Grubenwasser aus den Tiefen pumpen.«

      »Wie tief sind die Gruben hier?«

      Berkmann schielte zu mir herüber. »Sehr, sehr tief.«

      Berta von Babelsberg drehte sich vom Fenster weg und schob sich, vorbei an Steuermann und Steuerrad, dem Ausgang entgegen. »Malakofftürme? Sind wir hier im Allrussischen Imperium? Huldigt ihr hier Alexander oder Wilhelm?«

      »Wilhelm, Baronesse.« Berkmann eilte von Babelsberg nach. Der Steuermann ließ die Graf von Paris zum Turm hinabsinken. Mein Schrecken wandelte sich in nackte Panik. Fast hätte ich den Steuermann, der stoisch mit einer Hand das Rad, mit der anderen das Höhenruder bediente, angebrüllt, er solle steigen, beidrehen, hinforteilen. Um keinen Preis wollte ich dort hinab, in den Nebel eintauchen und näher an das herankommen, was nur mein Unterbewusstsein dort spürte; ein Leviathan des Giftes und der schwarzen Feuer, der sich mit seinen Tentakeln aus den Tiefen zog und begonnen hatte, sich sein Reich zu schaffen. Ein Monster, das mit kanaanitischer Wut und babylonischer Verderbtheit das Land verschlang, und weit und breit keinen Gott und keinen Krieger, die es aufhalten könnten. Selbst die gerüsteten Gestalten auf dem Turm erinnerten mich mehr an die schwarzen Ritter meiner Kindheitsbücher, Stereotypen des Bösen, als an Siegfried oder gar den Erzengel Michael, die Gezücht erschlugen. Was taten diese Männer in den Rüstungen dort überhaupt? Es war das neunzehnte Jahrhundert, nicht das finstere Mittelalter, in dem Dämonen und Hexen auf Erden wandelten, Kinder fraßen und nur von Inquisitoren ähnlich finsteren Gemüts verbrannt werden konnten. Ich presste meine Stirn an den kühlen Eisenrahmen und eine Hand auf mein wild pochendes Herz. Zu gerne hätte ich tief Luft geholt, aber der Gestank der Abgase – Schwefel, Ruß und Gott weiß, was dort unten alles verbrannt wurde – hielt mich davon ab. Äußerlich gefasst, aber innerlich aufgewühlt, folgte ich Agentin von Babelsberg und dem Boten Berkmann.

      Am Plankengewinde holte ich die beiden ein. Die Planke war bereits ein Stück herunter gedreht und zwei Stewards, angeschirrt an Griffen, lehnten sich hinaus und warfen

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