Zirkuläres Fragen. Fritz B. Simon
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Читать онлайн книгу Zirkuläres Fragen - Fritz B. Simon страница 17
FRITZ SIMON(zur Schwester) Ich frage Sie. Sie können wahrscheinlich solche etwas abseitigen Fragen besser vertragen: Gibt es noch irgend etwas Gutes an diesem Verhaltensmuster? Immer mal wieder einen Schluck Alkohol zu trinken, wohlwissend, daß es nicht bekömmlich ist, daß es sogar gefährlich ist? Gibt es noch irgend etwas Gutes, auf das noch keiner geguckt hat, weil es eben nicht objektiv gut ist, sondern wohlmöglich nur aus einer sehr schrägen Perspektive gesehen gut ist?
Symptome können immer auch als Ausdruck und Ergebnis von Überlebensstrategien gesehen werden. Wer ihren Anpassungsaspekt übersieht, läuft Gefahr, den berüchtigten und von Therapeuten aller Richtungen so geschätzten „Widerstand“ hervorzurufen. Die meisten Symptome haben für ihren Besitzer und Kreateur einen ambivalenten Gehalt: Er will sie irgendwie loswerden, aber das heißt auch, daß er möglicherweise auf einen funktionellen Überlebensmechanismus verzichten muß. Das ist aber – systemisch gesehen – kein pathologisches Phänomen, sondern vernünftig. Warum sollte man ein lebenswichtiges Handwerkszeug wegwerfen, das sich bewährt hat? Vor allem, wenn man noch keinen Ersatz hat, der seine Funktionalität bewiesen hätte.
SCHWESTERIch hab da so Phantasien, die sich mir aufdrängen. Dieses Kindsein, dieses Unbeschwertsein, dieses Einfach-nicht-vernünftigsein-Müssen oder … Das ist so eine Phantasie, die mir dazu kommt.
FRITZ SIMONKinder machen ja häufig gefährliche Sachen und denken nicht langfristig. Meinen Sie, daß er … nur jetzt im Verhalten oder auch in der Beziehung zu den Eltern noch Kind sein möchte?
SCHWESTERIch glaube auch, daß es so von der Beziehung her noch so dieses Kindsein ist. (zur Mutter gewandt) Also das ist einfach so eine Phantasie.
FRITZ SIMONDas heißt, daß er jetzt vielleicht auch etwas nachholt in der Mutter-Kind-Beziehung, was er früher nicht gehabt hat?
(Schwester nickt)
FRITZ SIMONInteressante Idee!
Im hier nicht abgedruckten Teil des Gesprächs wurde deutlich, daß die Kommunikationsregeln innerhalb der Familie Bastian am ehesten dem „psychosomatischen Muster“1 entsprechen. Die Bindung aneinander und die Loyalität miteinander sind hohe Werte. Egoismus ist verpönt, im Zweifel hat man zugunsten der anderen zurückzustecken. Der Lohn dafür ist, daß man sich unbedingt auf die anderen Familienmitglieder verlassen kann. Jeder versucht, den anderen zu verstehen und sich maximal in ihn einzufühlen. Gleichzeitig versucht er aber geheimzuhalten, was in ihm vorgeht, damit er die anderen nicht belastet.
Eventuelle Trennungs- und Individuationswünsche sind ein tabuisiertes Thema, Abgrenzung ist eher schuldbeladen. Als potentielle(r) Schwiegersohn oder -tochter wird man mit offenen Armen aufgenommen, man kommt aber nicht mehr ohne weiteres aus der Familie raus. Interpersonelle Konflikte werden angesichts solcher Werte so gut wie nie aggressiv ausgetragen. Sie können nur individuell bewältigt werden. Das Auftreten körperlicher Symptome verstärkt dieses Muster meist noch.
All dies gilt es, bei der Entwicklung einer therapeutischen Strategie zu bedenken.
1Vgl. Simon 1988/93 und 1995
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