Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman - Viola Maybach страница 16
Marco starrte Sascha an, als hätte dieser plötzlich angefangen, Chinesisch zu sprechen. »Eva? Hier in der Klinik? Die weiß doch gar nicht, dass ich hier bin! Wieso hätte sie da auf die Idee kommen sollen, mich zu besuchen? Außerdem redet sie nicht mehr mit mir, seit sie sich von mir getrennt hat.«
»Sie war irgendwie komisch – aber ich habe sie nur ganz kurz gesehen. Eine Schwester war bei ihr, so eine ältere, die hat nicht gewollt, dass ich mit ihr rede und mich aufgefordert, dass ich ihr helfe, sie in ein Zimmer zu bringen.«
»Als wäre sie eine Patientin oder so?«
Sascha dachte nach. »Ja, wir haben sie dann gemeinsam in ein Zimmer gebracht, weil sie nicht gut laufen konnte. Sie sah … also irgendwie elend aus. Krankenhauskleidung hatte sie nicht an, aber sie ist komisch gegangen. Tut mir leid, das ging alles so schnell, und ich war auch so überrascht, sie hier zu sehen, dass ich gar nicht weiter darüber nachgedacht habe. Ich bin einfach davon ausgegangen, dass sie mittlerweile bei dir war.«
Marco versuchte, aus Saschas Worten klug zu werden, aber es gelang ihm nicht. Er konnte sich nicht vorstellen, dass Eva seinetwegen hier gewesen war – sie hatte ihn ja gemieden seit ihrer Trennung. Aber was hatte sie dann in die Kayser-Klinik geführt? Und wieso ging sie komisch?
»Bist du ganz sicher, dass es Eva war?«
»Sehe ich aus, als würde ich Eva mit einer anderen Frau verwechseln? Natürlich war das Eva! Aber reg dich ab, ich frage einfach noch mal nach und sage dir dann Bescheid. Alles in Ordnung? Du bist plötzlich ganz blass. Mach mir hier jetzt bloß nicht schlapp – ich weiß ja, dass du letzte Nacht erst operiert wurdest.«
»Ist schon … in Ordnung.«
»Es ist wegen Eva, oder?«
Marco nickte stumm. Dann drehte er den Kopf zur Seite, damit Sascha seine Tränen nicht sah.
Sascha war nicht blind, aber klug genug, sich blind zu stellen – und eine Entscheidung zu fällen.
*
Immerhin, nur Kyra war zu Hause! Antonia atmete auf. Alle ihre Kinder gingen auf Ganztagsschulen, die anderen würden erst in etwa einer Stunde allmählich eintrudeln und mit etwas Glück brauchten sie gar nicht zu erfahren, dass ihre Mutter praktisch den ganzen Tag außer Haus gewesen war.
Kyra saß im Wohnzimmer auf dem Boden und legte ein Puzzle. »Hallo, Mama«, sagte sie. »Da bist du ja endlich.«
»Tut mir leid, dass es so spät geworden ist.« Antonia drückte ihrer Jüngsten einen Kuss auf den Scheitel und warf einen Blick auf das Puzzle. Zum Geburtstag würde Kyra ein neues bekommen, eines, das sie sich sehnlichst gewünscht hatte. »Du bist ja schon richtig weit.«
Kyra wandte sich ihr zu. »Du warst gar nicht bei Frau Lehmann, oder?«
Frau Lehmann war eine frühere Nachbarin, die seit kurzem in einem Pflegeheim war. Antonia besuchte sie tatsächlich häufiger, aber in letzter Zeit hatte die arme Frau Lehmann bei jeder unliebsamen Frage als Erklärung herhalten müssen.
»Wie kommst du darauf?«, fragte Antonia, um Zeit zu gewinnen, während sie in einem Sessel Platz nahm.
Kyra grub ihre Zähne in die Unterlippe. »Weil ich dich gesehen habe«, sagte sie schließlich.
Scham und Erschrecken ließen Antonia das Blut in die Wangen schießen. »Wo hast du mich gesehen?«
»Vor der Kinderklinik. Du hast mit Herrn Ewert gesprochen.«
Meine Güte, dachte Antonia, vielleicht haben mich auch andere schon gesehen und sich gefragt, was ich da zu suchen habe? Am Ende sogar Leon? Sie war froh, dass sie schon saß, denn ihr wurden die Knie weich. Wieso war ihr nie der Gedanke gekommen, ihre Heimlichkeiten könnten entdeckt werden, bevor sie bereit war, darüber zu reden? Hatte sie sich tatsächlich eingebildet, sie allein hätte den Gang des Geschehens in der Hand? Wie sagte ihr Schwager Andreas manchmal? ›Kommissar Zufall hat uns in die Hände gespielt.‹
Was nun? Weiter lügen? Oder ihre Jüngste einweihen und sie so zur Mitwisserin machen, während Leon nach wie vor nichts ahnte? Unmöglich! Antonia fasste einen schnellen Entschluss.
»Stimmt, ich war nicht bei Frau Lehmann«, sagte sie. Irgendwie schaffte sie es, äußerlich ruhig zu bleiben, dabei klopfte ihr Herz so heftig, dass es schmerzte.
Kyras Stimme klang mit einem Mal ganz piepsig, als sie fragte: »Bist du in Herrn Ewert verliebt?«
Diese Frage kam so unerwartet, dass Antonia beinahe gelacht hätte. Aber als sie die ängstlichen Augen ihrer jüngsten Tochter sah, verging ihr das Lachen schnell. »Aber nein, wo denkst du denn hin? Ich hatte etwas mit ihm zu besprechen. Etwas, das für mich wichtig ist.«
»Aber warum hast du dann gelogen und gesagt, dass du zu Frau Lehmann gehst?«
»Weil ich über das, worüber ich im Augenblick nachdenke, noch nicht reden wollte. Ich wollte es erst für mich klären, bevor ich darüber spreche. Hätte ich aber die Wahrheit gesagt, hätte ich auch alles andere sagen müssen, das wollte ich nicht.«
»Weiß Papa auch nichts davon?«
»Nein, Mäuschen, er weiß auch nichts davon. Aber heute ist sowieso etwas passiert, das mir gezeigt hat, dass ich jetzt reden sollte, und das werde ich auch tun. Zuerst mit Papa, dann mit euch. Das kann noch ein paar Tage dauern, aber nicht länger, das verspreche ich dir. Einverstanden?«
»Aber du bist nicht in Herrn Ewert verliebt?«, vergewisserte sich Kyra noch einmal. »Du willst dich nicht scheiden lassen und ihn dann heiraten?«
»Ganz bestimmt nicht! Wie kommst du denn nur auf diese Idee?«
»Hast du ihn öfter getroffen?«
»Ja«, gab Antonia zu, »aber das hatte andere Gründe. Mit Liebe hat das nichts zu tun.«
Tiefe Falten erschienen auf Kyras glatter Kinderstirn. »Ich glaube, Papa weiß, dass du ihn auch angeschwindelt hast. Er hat manchmal so komisch geguckt. Vielleicht hat er dich auch mal mit Herrn Ewert gesehen, als du gesagt hast, dass du zu Frau Lehmann gehst.«
»Hoffentlich nicht«, sagte Antonia. »Das wäre ja ein wirklich zu dummes Missverständnis.«
Kyra nickte ernsthaft. »Deshalb soll man ja auch immer die Wahrheit sagen, Mama.«
Nun lachte Antonia doch, obwohl ihr ein wenig ängstlich zumute war. Was, wenn Leon sie wirklich einmal mit Ingo gesehen hatte? Unmöglich war das nicht. Aber, beruhigte sie sich gleich darauf selbst, er hätte sie sicherlich danach gefragt.
Sie drückte Kyra an sich. »Ich gelobe Besserung«, sagte sie. »Und ich rede mit Papa, so bald wie möglich.«
»Und dann mit uns!«
»Ja, dann mit euch. Kannst du dich bis dahin noch gedulden?«
»Du meinst, ob ich den anderen verrate, dass du geschwindelt hast?« Kyra schüttelte den Kopf. »Ehrenwort, Mami, ich sage nichts.«
»Das habe ich zwar nicht gemeint, aber mir soll es recht sein, wenn du warten kannst, bis ich euch alles erkläre.« Antonia stand auf. »Und