Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman. Viola Maybach
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»Vor der Schreinerei, ich wollte dich noch einmal sehen und vielleicht doch mit dir über das Baby reden, aber dann bin ich lieber gegangen.«
Marco kam die Erleuchtung. »Das kann nur die Tochter vom Chef gewesen sein, Eva! Sie war verlobt und wollte uns damals zu ihrer Hochzeit einladen, dich und mich. Aber da war dann ja Schluss zwischen uns und … also, ich bin auch nicht hingegangen. Allein hatte ich keine Lust. Ich hatte sowieso zu gar nichts mehr Lust ohne dich.«
»Es gibt gar keine andere?«, flüsterte Eva.
»Es hat nie eine andere gegeben, ich wollte doch immer nur dich, weißt du das nicht?«
Evas Augen schwammen in Tränen.
»Wieso bist du hier? Wenn man schwanger ist, ist man doch nicht krank!«
Sie versuchte ihm zu erklären, wie es ihr in den letzten Monaten ergangen war: dass sie es geschafft hatte, ihre Schwangerschaft weitgehend zu leugnen, vor anderen, aber auch vor sich selbst, dass sie die Lust am Leben verloren hatte und schließlich auf der Straße ohnmächtig geworden und deshalb in der Kayser-Klinik gelandet war. »Dem Baby geht es offenbar trotzdem gut, obwohl ich nicht gerade nett zu ihm war, weil ich ja dauernd so getan habe, als gäbe es kein Baby. Es ist ein Mädchen, Marco.«
»Ich muss so schnell wie möglich raus aus der Klinik, damit wir heiraten können«, sagte Marco. »Und dann muss ich mit meinem Chef reden und ihm erklären, was mit mir los war. Ich glaube nämlich, dass er überlegt, mich rauszuschmeißen, weil ich in letzter Zeit so unzuverlässig war.«
»Du und unzuverlässig? Das kann ich mir überhaupt nicht vorstellen!«, sagte Eva.
»Doch. Ich habe zu viel getrunken, ich war dauernd in der Kneipe«, gestand Marco. »Ich … ich war so schrecklich unglücklich deinetwegen, Eva.«
»Ich war auch unglücklich. Und jetzt sagst du, dass ich alles ganz falsch verstanden habe.«
»Aber wirklich alles. Wie konntest du nur annehmen, ich würde mich von dir hereingelegt fühlen? Ich wusste doch, dass wir das eine Mal nicht verhütet haben, und das war ja nicht deine Schuld. Ich … ich war doch so verrückt nach dir, dass ich mich nicht beherrschen konnte, denkst du, ich hätte das vergessen?«
Sie weinte jetzt, dabei war sie so glücklich wie seit langem nicht.
Marco rückte ein bisschen näher zu ihr. »Ich kann mich nicht gut bewegen«, sagte er. »Aber ich würde dich gerne küssen.«
Sie stemmte sich hoch, was ihr nicht ganz leicht fiel, aber sie schaffte es. Und dann küsste sie Marco so zärtlich, wobei ihre Tränen auch über sein Gesicht liefen, dass der Kummer, der ihn nun schon lange begleitete, sich wie Nebel im Sonnenschein einfach in nichts auflöste.
Schwester Marie, die einen vorsichtigen Blick ins Zimmer warf, um sich zu vergewissern, dass es ihrer Patientin und deren Freund gut ging, schloss die Tür rasch wieder. Um diese beiden musste sich niemand mehr Sorgen machen.
*
Tom Fröbel hörte auf zu leugnen, dass er Marco mit einem Messer angegriffen hatte, als Andreas Brink ihn mit Marcos Aussage und einem schließlich doch noch sichergestellten Fingerabdruck auf dem Messer konfrontierte. Immerhin konnte Tom glaubhaft machen, dass er Marco nicht ernsthaft hatte verletzen wollen, stattdessen gab er zu, dass vor allem gekränkte Eitelkeit – wegen Eva Maischingers Abfuhr – ihn veranlasst hatte, Marco bei jeder Gelegenheit zu beleidigen und zu reizen. Da Marco beschlossen hatte, auf eine Anzeige zu verzichten, war noch nicht sicher, wie die Sache ausgehen würde.
In der Kayser-Klinik waren jedenfalls alle froh darüber, dass sich das junge Liebespaar wiedergefunden hatte. Marco erholte sich schnell, und Evas Probleme verschwanden praktisch von dem Moment an, da sie sich mit dem Vater ihres Kindes ausgesprochen hatte. Innerhalb kürzester Zeit wurde sie so rund, wie es für eine Schwangere im bald siebten Monat angemessen war, und es zeigte sich, dass sie viel mehr Unterstützung erfuhr, als sie angenommen hatte. Weder ihre noch Marcos Eltern stellten sich gegen die Verbindung ihrer noch so jungen Kinder, und Marcos Lehrherr war vor allem froh, dass er sich in seinem Auszubildenden doch nicht getäuscht hatte – das nämlich war seine Befürchtung gewesen. Dass der junge Mann nun schon Vater wurde, bevor er seine Ausbildung beendet hatte, fand er zwar nicht ideal, aber eine Katastrophe war es schließlich auch nicht.
Alles jedenfalls war auf einem guten Weg, als Kyra Laurin endlich ihren elften Geburtstag feierte. Sie jubelte über ihre Geschenke, und nachmittags ging sie mit ihren Freundinnen und Freunden – und ihrem Papa, was ein ganz besonderes Geschenk war – in das Musical, für das er Karten besorgt hatte. Die Mädchen und Jungen waren begeistert und folgten dem Geschehen auf der Bühne, wenn es besonders spannend wurde, mit angehaltenem Atem.
Danach gab es bei Laurins noch ein kaltes Büffet, bevor die Kinder von ihren Müttern oder Vätern abgeholt wurden. Kyra war selig. »Das war der aller-aller-allerschönste Geburtstag meines Lebens«, sagte sie mit glänzenden Augen.
»Da wir hier alle gerade so schön zusammensitzen, möchte ich die Gelegenheit nutzen, mit euch über meine Zukunftspläne zu sprechen«, erklärte Antonia.
Kaja, die gerade beschlossen hatte, in ihr Zimmer zu gehen, blieb stehen. »Zukunftspläne?«, fragte sie.
»Ja. Ich werde wieder arbeiten«, erwiderte Antonia freundlich. »Ich mache eine Praxis auf und fange wieder an als Kinderärztin zu arbeiten. Das wird unser Familienleben natürlich verändern.«
Kaja erstarrte. »Und wir haben dabei natürlich kein Wörtchen mitzureden.«
»Falls du damit meinst, ob ihr etwas zu entscheiden habt: Nein, das habt ihr nicht. Ich bin jetzt all die Jahre zu Hause geblieben, und das habe ich gern gemacht, weil ich das Gefühl hatte, ihr braucht mich. Aber das ist ja nun jedes Jahr ein bisschen weniger der Fall. Ihr werdet älter und selbstständiger, ihr sucht euch Freunde außerhalb, und so soll es auch sein. Und da ich meinen Beruf immer sehr geliebt habe, möchte ich jetzt wieder anfangen, ihn auszuüben.«
»Kannst du das denn überhaupt noch?«, fragte Konstantin. »Ich meine, das ist ja schon ziemlich lange her …«
»Ich war in den letzten paar Monaten regelmäßig in der Ewert-Klinik und habe dort eine Art Praktikum gemacht, das sich dann zu richtiger Arbeit ausgewachsen hat«, erklärte Antonia. Sie begegnete Kyras Blick, sah das Verstehen in den Augen ihrer Jüngsten und lächelte ihr liebevoll zu. »Es stimmt, mir fehlt die Berufspraxis, aber vergessen habe ich eigentlich nichts. Ich habe eine Menge neuerer Fachliteratur gelesen und denke, dass ich jetzt so weit bin, meinen Plänen Taten folgen zu lassen.«
Kaja wandte sich anklagend an ihren Vater. »Hast du das gewusst?«, fragte sie.
»Zuerst nicht, dann schon«, antwortete er. »Ich war zuerst auch nicht begeistert, muss ich gestehen, aber dann ist mir klar geworden, dass ich einen ziemlich egoistischen Standpunkt eingenommen habe: Es ging mir vor allem darum, dass ich auf nichts verzichten möchte, woran ich mich in den letzten anderthalb Jahrzehnten gewöhnt habe.«
Aber davon wollte Kaja nichts hören. »Wir kommen dann also nach Hause, und niemand ist da!«
Antonia musste lachen. »Ich war immer da, Kaja – aber wie oft hast du dich denn, wenn du nach Hause gekommen bist, in den letzten Jahren zu mir gesetzt, mich gefragt, wie mein Tag war und ein richtiges Gespräch mit mir geführt? Ihr wolltet wissen, was es zu essen gibt, dann seid ihr meistens in euren Zimmern verschwunden. Ich beklage mich nicht darüber,