Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman - Viola Maybach страница 23
»Bedank dich bei Kaja«, erwiderte Antonia. »Aber der Stress ist schon vorüber. Gute Nacht.«
Als sie im Bett lagen, schmiegte sich Antonia in die Arme ihres Mannes.
»Was sollen wir nur mit Kaja machen? Sie wird jeden Tag aufmüpfiger. Manchmal erkenne ich sie gar nicht wieder.«
»Du warst doch bestimmt auch schwierig in der Pubertät«, murmelte Leon, der schon halb schlief.
»Soll das jetzt eine Aufmunterung sein?«, fragte Antonia.
Sie bekam keine Antwort mehr, und wenig später schlief sie auch ein, allem Stress mit ihrem Vater und Kaja zum Trotz.
*
»Mach nicht so ein Gesicht, Jo«, bat Teresa Kayser ihren Mann, als Antonia und Leon sich verabschiedet hatten.
»Das sagt sich so leicht. Ich habe gerade erfahren, dass meine Frau nicht so glücklich mit mir ist, wie ich immer dachte.«
»Aber ich bin glücklich, und das weißt du auch!«
»Hast du nicht gerade eben zu meiner Tochter gesagt, dass es dir nicht leicht gefallen ist, deine Boutique nach unserer Hochzeit aufzugeben?«
»Es ist die Wahrheit. Findest du das so schwer zu verstehen? Es war mein Geschäft, ich hatte es aufgebaut, und ich war stolz darauf.«
»Aber warum hast du nicht mit mir darüber gesprochen?«
»Du hast nie gefragt«, erwiderte Teresa sanft. »Und letzten Endes war mir die Boutique nicht so wichtig wie du. Ja, ich hätte sie gern behalten, aber für dich wäre es nicht einmal vorstellbar gewesen, eine Frau zu haben, die arbeitet.«
Seine betroffene Miene zeigte ihr, dass sie Recht hatte.
»Ich wusste ja außerdem«, fuhr sie fort, »dass du die Klinikleitung in absehbarer Zeit an Leon übergeben wolltest, da hätte meine Arbeit in der Boutique ohnehin nicht mehr gepasst. Es schien mir besser zu sein, wenn wir beide in den Ruhestand gehen. Unser Leben hat sich dann ja auch sehr verändert.«
Joachim schwieg eine Weile. »Stimmst du Antonia zu? Bin ich ein verbohrter alter Mann, der nicht mehr mit der Zeit geht?«
»So hat sie das nicht gesagt.«
»Aber gemeint hat sie es so.«
»Jo«, sagte Teresa, »wir beide sind alt, Antonia ist Mitte vierzig. Sie hat die Hälfte ihres Lebens noch vor sich, und heute sind Frauen nicht mehr damit zufrieden, ihren Männern den Haushalt zu führen und die Kinder großzuziehen. Ganz abgesehen davon, dass viele Ehen scheitern und ein Beruf für Frauen also auch eine Art Lebensversicherung ist. Es stimmt schon: Die Welt hat sich weitergedreht, alles hat sich verändert.«
»Zum Schlechten«, grollte Joachim. »All diese Kinder, um die sich niemand mehr richtig kümmert, weil beide Eltern keine Zeit haben …«
»Du kannst deiner Tochter gewiss nicht vorwerfen, dass sie sich nicht um ihre Kinder gekümmert hätte! Und noch etwas: Viele Frauen arbeiten, weil das Geld sonst nicht reicht.«
»Das trifft aber auf Antonia auf keinen Fall zu.«
»Nein, sicher nicht. Aber sie möchte arbeiten, sie liebt ihren Beruf, wie auch wir unsere Berufe geliebt haben. Was soll schlecht daran sein, wenn sie wieder als Ärztin arbeitet? Kyra ist elf und ein sehr selbstständiges Mädchen, die anderen drei sind sowieso mehr unterwegs als zu Hause. Was also spricht gegen ihre Pläne?«
Sie hatte ihm den Wind aus den Segeln genommen, und sie wusste es. Es kam nicht oft vor, dass sie sich in einer Diskussion gegen ihn stellte. Tat es doch einmal, brachte ihn das jedes Mal aus dem Konzept.
»Denk noch einmal darüber nach«, schlug sie vor. » Du bist kein verbohrter alter Mann, Joachim, aber wir beide sind in einer anderen Zeit mit anderen Vorstellungen groß geworden. Gewiss sind nicht alle neuen Entwicklungen gut, aber früher war auch nicht alles in Ordnung, auch wenn wir das in unserer Erinnerung oft verklären. Lass bitte nicht zu, dass es zwischen dir und Antonia wieder zu einem dauerhaften Zerwürfnis kommt – wie damals. Ich weiß ja nur aus Erzählungen davon, aber das muss sich nicht wiederholen, finde ich. Und bedenke bitte, dass sie zwanzig Jahre älter und Mutter von vier Kindern ist, kein unerfahrenes junges Ding, das noch nicht weiß, wie es im Leben zugeht.«
Endlich nickte er, seine Züge entspannten sich. »Das stimmt«, sagte er. »Eigentlich ist sie alt genug, um die Konsequenzen ihres Handelns abzuschätzen.«
»Siehst du? Das denke ich auch.«
Er stieß einen langen Seufzer aus. »Aber ich finde es trotzdem falsch, Resi.«
»Dann behalte es für dich«, schlug sie vor. »Auch wenn es dir schwer fällt.«
»Weil ich ja ein verbohrter alter Mann bin«, murmelte er, aber sie hörte das Lächeln, das seine Worte begleitete.
Er liebte seine Tochter über alles, ebenso wie seine Enkelkinder. Sie verstand, dass er sich Sorgen machte. Die gestand sie ihm auch zu. Nur musste er Antonia trotzdem tun lassen, was sie für richtig hielt. Er hatte ihr seine Meinung gesagt, mehr, fand sie, sollte er nicht tun.
Sie hatte keine eigenen Kinder, aber sie hatte immerhin zwei groß gezogen, sie wusste also, wie schwer es sein konnte, jemanden, den man liebte und um den man sich sorgte, auch einmal einen Weg beschreiten zu lassen, den man für falsch oder sogar gefährlich hielt.
»Nein«, widersprach sie, »weil du ein Vater bist, der seine Tochter liebt und Vertrauen zu ihr hat.«
Daraufhin zog Joachim sie in seine Arme und küsste sie.
*
»Ich liebe dich, Ella«, sagte Florian Ammerdinger, »aber ich will keine Kinder, das habe ich dir vor unserer Heirat gesagt. Tu also nicht so, als hätte ich dich getäuscht.«
»Ich weiß, dass du es gesagt hast.« Ella hatte Mühe, ihre Tränen zurückzuhalten. »Aber ich dachte, das ist so eine Phase, die vorübergeht. Ich bin nicht auf den Gedanken gekommen, dass du dabei bleibst.«
»Ich bleibe dabei«, erklärte er. »Es tut mir leid, dass du jetzt enttäuscht bist, aber ich werde meine Meinung nicht ändern.« Er zog sie in seine Arme und drückte sie an sich. »Ich liebe dich wirklich sehr, und es tut mir leid, dass ich dich enttäuschen muss, aber glaub mir, ich kann nicht anders. Ich will nicht Vater werden, um nichts in der Welt.«
Sie hielt die Tränen zurück, bis er gegangen war, dann ließ sie sich aufs Bett fallen und schluchzte hemmungslos, bis ihr einfiel, dass sie sich ja auf den Weg zur Kayser-Klinik machen musste, dort hatte sie einen Termin bei Herrn Dr. Laurin. Sie musste mit jemandem über ihre Situation sprechen, sonst würde sie verrückt werden. Und Dr. Laurin schien ihr der richtige Gesprächspartner zu sein. Er konnte gut zuhören, er war ein ausgezeichneter Arzt, und sie wusste, er würde sie verstehen. Ob er ihr in diesem besonderen Fall freilich helfen konnte, bezweifelte sie. Aber wenn sie sich einmal alles von der Seele reden konnte, würde sie sich zumindest ein wenig besser fühlen.
Sie wusch sich das Gesicht und schminkte sich, um die Spuren