Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman - Viola Maybach страница 26
»Ist sie.« Antonia verschwieg vorsichtshalber, dass nicht nur Kyra sie mit Ingo zusammen gesehen hatte, sondern auch Leon. Alles musste ihr alter Freund schließlich auch nicht wissen.
»Ich muss los, Ingo, sonst komme ich zu spät zu meinem Treffen mit der Architektin.«
»Ich wünsche dir alles Glück der Welt bei deinem Vorhaben.«
»Und ich werde dir ewig dankbar sein für deine Unterstützung!«
Antonia umarmte Ingo, küsste ihn auf beide Wangen und eilte davon. Er blickte ihr mit einem Lächeln nach. Es hatte einmal eine Zeit gegeben, in der er in sie verliebt gewesen war. Aber das gehörte der Vergangenheit an. Heute freute er sich darüber, dass sie gute Freunde sein konnten.
*
»Du machst ja so ein nachdenkliches Gesicht«, stellte Dr. Eckart Sternberg fest, als er mittags einen Kaffee mit Leon trank.
»Die Geschichte einer Patientin geht mir nicht aus dem Kopf«, gestand Leon.
»Erzählst du sie mir? Oder lieber nicht?«
»Sie ist eine sehr attraktive und sympathische junge Frau, kerngesund, glücklich verheiratet. Nur: Ihr Mann will keine Kinder«, sagte Leon. »Das hat er ihr schon vor der Hochzeit gesagt, sie hat angenommen, er wird seine Meinung ändern, doch danach sieht es derzeit nicht aus. Die beiden sind sehr verliebt ineinander, sie haben regelmäßigen Geschlechtsverkehr, aber sie ist trotzdem todunglücklich, und ich frage mich natürlich, was mit dem Mann los ist.«
»Kann ich mir vorstellen. Warum fragst du ihn nicht einfach?«
»Dazu müsste ich ihn erst einmal kennenlernen, aber er hat offenbar keinerlei Interesse daran. Er will sich auch nicht untersuchen lassen.«
»Du bist aber sicher, dass die Patientin dir die Wahrheit erzählt?«
Leon sah seinen Kollegen und Freund verdutzt an. »Ja«, antwortete er, nachdem er über die Frage nachgedacht hatte. »Etwas anderes ist mir bislang nicht einmal in den Sinn gekommen. Und gar so schlecht ist meine Menschenkenntnis ja nicht.«
»Gut, nehmen wir also an, sie sagt dir die Wahrheit. Vielleicht ist es dann so, dass er weiß, dass er keine Kinder zeugen kann und um das nicht zugeben zu müssen, erzählt er, dass er keine will.«
»Auf die Idee bin ich noch gar nicht gekommen«, gestand Leon. »Möglich wäre es. Er behauptet offenbar, er wäre den Aufgaben eines Vaters nicht gewachsen, aber meine Patientin schwört, dass alle Kinder der Nachbarschaft ihn lieben. Das spricht für deine Theorie.«
»Mhm. Aber wenn er keine Kinder zeugen kann, würde es natürlich schwierig mit dem Kinderwunsch deiner Patientin.«
Leon nickte. »Sie ist echt verzweifelt, und ich kann ihr nicht helfen. Das ist ein seltsames Gefühl. Wenn es um eine schwierige OP ginge oder um die geeignete Therapie bei einer seltenen Erkrankung – da würde mir etwas einfallen, aber in diesem Fall scheine ich nichts tun zu können.«
»Hat sie schon versucht, die Pille wegzulassen? Ich meine, falls meine Theorie mit der Zeugungsunfähigkeit doch falsch wäre …«
»Der Gedanke ist ihr gekommen, aber es würde ihr nichts nützen. Der Mann verhütet selbst. Was übrigens auch gegen deine Theorie spricht, wie mir gerade auffällt. Denn er müsste ja nicht verhüten, wenn er wüsste, dass sowieso nichts passieren kann.«
»Oder er macht es zur Tarnung, damit sie nicht merkt, dass er ihr etwas vorgemacht hat.«
»Du liebe Güte, deine Fantasie, was hinter seinem Verhalten steckt, ist ja noch lebhafter als meine!«, rief Leon aus. »Du kannst dir nicht vorstellen, was ich mir schon alles überlegt habe, aber deine Ideen hatte ich noch nicht.«
»Jedenfalls scheint deine Patientin einen wirklich seltsamen Mann geheiratet zu haben.«
»Sie sagt, er ist völlig normal – nur in diesem einen Punkt nicht.«
»Na, der eine Punkt reicht ja schon.«
»Sie will noch einmal versuchen, mit ihm zu reden. Ein besserer Rat ist mir nicht eingefallen.«
Es klopfte kurz, Dr. Michael Hillenberg erschien. »Sie wollten sich doch Frau Lederer selbst noch einmal ansehen«, sagte er zu Eckart Sternberg. »Sie ist jetzt da.«
Dieser war bereits aufgestanden. »Ich komme«, sagte er. »Bis dann, Leon. Viel Glück bei deinem verzwickten Fall.
»Das habe ich nötig«, erwiderte Leon trübsinnig.
War es tatsächlich möglich, dass Florian Ammerdinger zeugungsunfähig war? Aber dann hätte er seine Frau in einem wichtigen Punkt belogen, und das schien ihm so gar nicht zu dem Mann zu passen, den seine Patientin ihm geschildert hatte. Er ließ seine Gedanken noch ein bisschen hin- und herspazieren, kam einer Lösung des Problems auf diese Weise aber auch nicht näher, und so war er froh, als es Zeit für die Visite wurde.
*
Antonia ging mit Britta Stadler, der Architektin, die ihre neue Praxis gestalten sollte, durch die Räume, die sie zur Verfügung haben würde. Die Praxis würde im neuen Flügel der Kayser-Klinik untergebracht werden.
»Innerhalb von sechs Wochen haben wir das erledigt, Frau Dr. Laurin. Ich sehe da gar kein Problem.« Britta Stadler lächelte Antonia an. »Ich bin sehr froh, dass ich mit diesem Auftrag betraut worden bin.«
»Aber es ist doch nichts, was eine Architektin reizt, oder?«, fragte Antonia verwundert. »So ein kleiner Umbau …«
»Ich bin neu in München, ich muss mich noch durchsetzen, und die Kayser-Klinik ist eine sehr renommierte Klinik. Für mich ist das ein richtiger Glücksfall, denn die Kollegen achten eifersüchtig darauf, dass ihnen die Neue nichts wegnimmt, von dem sie meinen, dass es ihnen zusteht.«
»Und wieso haben Sie als Neue den Auftrag trotzdem bekommen, wenn doch unsere Klinik so renommiert ist?«
Britta Stadler lächelte. Sie war eine hübsche, lebhafte Blondine, der man sofort am Gesicht ablesen konnte, was sie dachte. »Weil er, wie Sie ja selbst sagen, so klein ist, das war mein Glück. Ich bin die einzige Frau im Team, an die richtig großen Sachen lassen mich die Kollegen natürlich noch nicht ran. Als es ‚Kayser-Klinik’ hieß, wollten sich alle vordrängeln, aber als dann klar wurde, dass es ein sehr begrenztes Projekt ist, kam ich plötzlich doch infrage. Und da bin ich.«
»Ihre Offenheit ist sehr erfrischend«, stellte Antonia fest. »Jetzt erklären Sie mir bitte Ihren Plan noch einmal ganz genau, ich bin nicht geübt im Lesen von Plänen.«
»Das sind die wenigsten. Hier, sehen Sie? Das soll Ihr neuer Eingang werden, ich hatte mir das so gedacht …«
Die Architektin erläuterte jede Einzelheit, und sie tat es so anschaulich, dass Antonia ihr tatsächlich folgen konnte.
»Ich rate Ihnen übrigens, einen weiteren Raum mit einzuplanen. Hier ist Platz genug, wie ich gesehen habe.«
»Ja, mein Mann hat seinerzeit sehr großzügig geplant, als es um eine Erweiterung der Klinik ging, und das erweist sich jetzt als Segen. Dieser Flügel hier ist unsere stille Reserve.« Antonia sah die Architektin nachdenklich