Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman. Viola Maybach

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Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman - Viola Maybach Der neue Dr. Laurin Staffel

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in ihm hoffte, flehte, dass sie nachgab, dass sie sagte, er sei ihr wichtiger als Kinder, sie könne doch ohne ihn nicht leben. Aber was er gerne hören wollte, sagte sie nicht, im Gegenteil, sie sagte: »Ich kann damit nicht leben.«

      Nach diesen Worten verließ sie das Zimmer, mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Kopf.

      Er ließ sich in einen Sessel sinken und verbarg das Gesicht in beiden Händen. Wie hatte es mit ihnen nur so weit kommen können – mit ihnen und der großen Liebe, die sie verband?

      Er hörte die Wohnungstür ins Schloss fallen und lief zum Fenster. Gleich darauf erschien Ella unten auf der Straße, die sie überquerte, ohne nach links oder rechts zu sehen. Er hielt den Atem an, als er ein Auto zwei Meter vor ihr zum Stehen kommen sah. Der Fahrer hupte und brüllte aufgebrachte Worte aus dem heruntergelassenen Fenster, aber Ella sah sich nicht einmal um. Sie setzte ihren Weg fort, ohne ihre Umgebung wahrzunehmen.

      Es kostete Florian viel Überwindung, in der Wohnung zu bleiben, statt seiner Frau zu folgen. Was hätte es genutzt? Es hatte sich ja nichts geändert, sie wären sehr schnell wieder dort gelandet, wo ihr Gespräch eben geendet hatte. Sie drehten sich ja seit längerer Zeit im Kreis, fanden keine Lösung für ihr Problem.

      Wahrscheinlich gab es keine Lösung. Sie hätten, trotz ihrer großen Liebe, niemals heiraten dürfen, denn nun hatte es sich ja herausgestellt: Ihre Träume, ihre Sehnsüchte, ihre Vorstellungen vom Leben unterschieden sich gar zu sehr.

      Er sah keinen Ausweg – außer dem, den er bereits vorgeschlagen hatte: die Trennung. Aber allein der Gedanke daran machte ihm Angst.

      Ein Leben ohne Ella konnte er sich so wenig vorstellen wie ein Leben mit Kindern.

      *

      Antonia hörte den Streit bereits, als sie die Haustür aufschloss. Kaja und Kyra, mal wieder. Sie biss sich auf die Lippen, als sie Kaja schreien hörte: »Du warst schon wieder in meinem Zimmer! Wie oft habe ich dir schon gesagt, dass du da nichts zu suchen hast!«

      »Aber ich wollte mit dir sprechen, und du warst nicht da, und …«

      Kyras Stimme war anzuhören, dass sie den Tränen nahe war.

      »Dann geht man wieder, wenn jemand nicht da ist, man schnüffelt nicht herum.« Kajas Stimme überschlug sich beinahe, wie so oft in letzter Zeit. Konstantin sagte dann immer: »Sie flippt gerade wieder aus« – ihn schien das nicht weiter aufzuregen. Wenn Kaja ausflippte, ging er ihr aus dem Weg, das war die einfachste Methode. Kevin, sein jüngerer Bruder, verhielt sich ähnlich.

      Nur Kyra, die ihre große Schwester bewunderte und verehrte und nichts mehr wollte, als von ihr geliebt und beachtet zu werden, machte alles falsch. Sie begriff einfach nicht, dass sie Kaja nur immer mehr gegen sich aufbrachte, wenn sie ihr überallhin folgte, sie bei nebensächlichen Dingen um Rat fragte und ständig an ihre Tür klopfte, weil sie angeblich etwas ganz Wichtiges mit ihr zu besprechen hatte. Bis vor einem halben Jahr waren die beiden ein Herz und eine Seele gewesen, aber seit Kaja voll in der Pubertät war, hatte sich alles verändert.

      Manchmal fragte sich Antonia, wann es bei Konstantin so weit sein würde. Zwei ausflippende Teenager im Haus – sie mochte sich die Folgen für ihr Familienleben nicht einmal vorstellen. Es war ja auch so häufig genug schon unerträglich.

      »Was ist hier los?«, rief sie, während sie die Treppe hinauflief, wo sich neben ihrem und Leons Schlafzimmer auch die Zimmer der Kinder befanden.

      Kyra weinte mittlerweile, während Kaja mit zornigen Augen wie eine Rachegöttin in der offenen Tür ihres Zimmers stand. Sie war ein sehr hübsches Mädchen, mit ihren lockigen hellbraunen Haaren und den schönen blauen Augen – Antonia war bereits aufgefallen, dass ihrer großen Tochter häufig bewundernde Blicke folgten.

      »Ich wollte sie nur was fragen«, schluchzte Kyra.

      »Das sagt sie immer! Und dann sieht sie, dass ich nicht im Zimmer bin und kommt rein und bringt alles durcheinander.«

      »Jetzt komm wieder runter, Kaja«, sagte Antonia, um einen ruhigen Tonfall bemüht. »Wenn deine jüngere Schwester mal dein Zimmer betritt, ist das wohl kaum ein Grund, gleich so einen Aufstand zu machen.«

      »Mal?«, rief Kaja. »Wenn sie mal mein Zimmer betritt? Das macht sie dauernd!«

      »Deshalb brauchst du hier trotzdem nicht so herumzuschreien.«

      Nun richtete sich Kajas Zorn auf ihre Mutter. »Was weißt du denn schon? Du bist doch kaum noch hier und kriegst nichts mit, weil dir ja neuerdings dein Beruf wichtiger ist als wir.«

      »Wag es nicht noch einmal, in diesem Ton mit mir zu reden!« Antonias Stimme war scharf geworden. »Ich weiß nicht genau, was du dir einbildest, aber du hast jedenfalls kein Recht, uns alle zu terrorisieren mit deinem ewigen Geschrei! Und schon gar nicht hast du das Recht, mir gegenüber unverschämt zu werden!«

      Kaja schnappte nach Luft. Wenn Antonia in diesem Ton sprach, sah man sich besser vor, das wusste sie. Aber sie wollte trotzdem das letzte Wort behalten. Also stieß sie hervor: »Ich habe jedenfalls ein Recht auf meine Privatsphäre. In Zukunft schließe ich mein Zimmer ab!« Sie verschwand, knallte die Tür hinter sich zu und drehte gut hörbar von innen den Schlüssel im Schloss herum.

      Antonia lächelte in sich hinein. Dieser Abgang würde Kaja schon bald leid tun.

      Falls sie geglaubt hatte, ihre Mutter würde vor ihrer Tür stehen bleiben und sie aufzufordern, wieder herauszukommen, so hatte sie sich gründlich geirrt.

      Ganz ruhig sagte sie: »Komm mit nach unten, Kyra. Wo sind übrigens die Jungs?«

      »Fußball«, nuschelte Kyra, während sie ihrer Mutter nach unten folgte.

      Antonia setzte Wasser auf. »Ich koche uns einen Tee«, sagte sie. »Und dann erkläre ich dir, was du falsch machst.«

      Kyra sah sie verwundert an.

      Der Anblick ihrer verweinten, unglücklichen, verwirrten Jüngsten tat Antonia weh. Kyra ließ immer alles viel zu nah an sich heran, so war es von Anfang an gewesen. Ein verletzter Vogel konnte sie tagelang beschäftigen, und alles Unrecht dieser Welt hätte sie am liebsten eigenhändig beseitigt.

      »Was ich falsch mache?«

      »Ja«, sagte Antonia. Sie machte Pfefferminztee, mit frischer Minze aus ihrem Kräutergarten, der schmeckte auch kalt sehr gut.

      Als sie ihn aufgegossen hatte, setzte sie sich zu Kyra an den Küchentisch. »Beachte Kaja nicht mehr«, sagte sie. »Auch wenn du gern ständig mit ihr zusammen wärst: Lass sie in Ruhe. Am Anfang wird sie das gar nicht merken, aber nach einer Weile wird es ihr auffallen, und dann wird sie feststellen, dass ihre kleine Schwester ihr fehlt.«

      »Glaubst du?« Kyras Stimme zitterte noch immer.

      »Ich bin sogar ganz sicher. Sie hat das Gefühl, du läufst ihr nach, und das geht ihr auf die Nerven. Sie hat ein paar Probleme im Moment, und vermutlich auch ein paar Geheimnisse, die sie nicht mit uns teilen will. Lass ihr Zeit.«

      Antonia wurde bewusst, dass sie diese Ratschläge nicht nur Kyra, sondern auch sich selbst gab.

      »Aber sie ist doch meine Schwester. Wieso will sie dann nicht mit mir reden? Immer schickt sie mich weg, das hat sie früher nie gemacht.« Noch einmal wurden

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