Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman. Viola Maybach
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Читать онлайн книгу Der neue Dr. Laurin Staffel 1 – Arztroman - Viola Maybach страница 37
»Ja, so hat er es mir auch gesagt. Trotzdem beschäftigt es mich. Ihre Tochter hat ihm übrigens geschrieben, er hat ihr gleich geantwortet. Mir scheint, er hat sie sehr gern.«
»Und sie ihn. Ich finde das schön.«
»Ich auch«, sagte Britta.
»Oh, bevor ich es vergesse: Sie können die Praxis als Gemeinschaftspraxis planen, Frau Stadler, mein Mann hat spontan positiv reagiert. Ihm gefällt die Vorstellung, dass die ganze Last einer Praxis nicht allein auf meinen Schultern ruhen wird. Also werde ich ab sofort nach einer Partnerin suchen.«
»Ach, das freut mich«, sagte Britta. »Meine Kollegen im Büro werden Augen machen.«
»Aber nicht, dass sie Ihnen den Auftrag daraufhin wegnehmen wollen! Ich möchte, dass wir beide das zusammen machen, Sie und ich. Ich habe das Gefühl, wir sind ein gutes Team.«
Diese Worte begleiteten Britta noch lange nach dem Gespräch. Sie waren ein schöner Abschluss für einen wenig schönen Tag.
*
Es klopfte an Kyras Tür. Sie antwortete nicht, denn sie las gerade, was Peter ihr geschrieben hatte. Die Tür wurde trotzdem geöffnet.
»Störe ich?«, fragte Kaja.
»Ja«, antwortete Kyra. Sie drehte sich immerhin um. »Was ist denn?«
Kaja hatte mit einer anderen Antwort gerechnet und war deshalb einigermaßen perplex.
»Och, nicht so wichtig, ich wollte eigentlich nur ein bisschen quatschen.«
»Später vielleicht«, sagte Kyra und wandte sich wieder ihrem Laptop zu. »Jetzt kann ich nicht.«
Kaja schloss die Tür wieder. Ihre kleine Schwester hatte sie noch nie abgewiesen. Erst jetzt, in diesem Moment, begann sie zu begreifen, wie Kyra sich in den vielen Situationen gefühlt haben musste, da sie, Kaja, sich geweigert hatte, mit ihr zu reden – und sie war dabei auch noch unfreundlich gewesen, was man von Kyra nicht behaupten konnte.
Es war eine unbequeme und nicht sehr angenehme Erkenntnis.
Sie ahnte nicht, dass ihre Mutter die kleine Begebenheit beobachtet hatte. Schon beim Abendessen hatte Antonia ein paar interessante Erkenntnisse gewonnen. Kaja war in sich gekehrt gewesen, Kyra jedoch richtig aus sich herausgegangen – ungewöhnlich für sie. Doch Antonia hütete sich, dazu etwas zu sagen, als Kaja eine Viertelstunde später unten im Wohnzimmer erschien. »Hat Papa sich noch einmal gemeldet?«
»Nein, bislang nicht. Aber du weißt ja, wie das bei Notfällen ist, da kann es immer zu Komplikationen kommen, die niemand vorhergesehen hat.«
»Wenn du in Zukunft auch öfter Notfälle hast …«, begann Kaja, biss sich dann aber auf die Lippen, offensichtlich bestrebt, ihrer Mutter nicht schon wieder Vorwürfe zu machen.
»Ich bin keine Chirurgin, ich arbeite nicht in einer Notaufnahme«, erwiderte Antonia ruhig. »Das soll nicht heißen, dass es bei Kinderärzten keine Notfälle gibt, aber sie treten nicht täglich auf, zumal sich Eltern dann auch oft an Krankenhäuser und Kliniken wenden. Außerdem haben sich meine Pläne noch einmal ein bisschen geändert, das habe ich euch ja beim Essen erzählt.«
»Aber du musst erst einmal eine Kinderärztin finden, mit der du gut zusammenarbeiten kannst.«
»Das ist richtig, aber da bin ich eigentlich guten Mutes. Und ich habe es ja auch nicht eilig. Der Umbau wird ein paar Wochen in Anspruch nehmen, und ich werde in den nächsten Tagen Anzeigen schalten. Außerdem wäre es nicht schlimm, wenn ich zunächst allein anfinge, obwohl es mir anders natürlich lieber wäre.«
Kaja setzte sich in einen Sessel. Es war offensichtlich, dass sie etwas auf dem Herzen hatte, aber nicht wusste, wie sie anfangen sollte.
Als Antonia merkte, wie sie sich quälte, fragte sie ganz ruhig: »Was ist los, Kaja?«
Kaja biss sich auf die Lippen. »Ich … also, ich hatte einen Freund. Jedenfalls dachte ich das.«
»Was ist passiert?«
Kaja fing an zu weinen, und in einem wilden Schwall von Wörtern und Schluchzen kam die altbekannte Geschichte vom attraktiven Jungen heraus, der sich nicht entscheiden konnte und wie ein Schmetterling von einem schönen Mädchen zum nächsten flatterte.
»Ich dachte echt, er mag mich, und dann schickt er mir eine blöde Nachricht, dass es aus ist. Eine Nachricht! Er hat sich nicht mal die Mühe gemacht, mich anzurufen. Ich komme mir so blöd vor, so … so …«
Antonia saß längst auf der Sessellehne und hatte Kaja in ihre Arme gezogen. In diesem Moment verzieh sie ihr das zickige Verhalten der letzten Wochen, denn natürlich erinnerte sie sich noch sehr gut an ihren ersten Liebeskummer und an die Sicherheit, mit der sie damals gewusst hatte, dass ihr Herz für immer gebrochen war und dass sie sich nie, nie wieder verlieben würde.
Kaja weinte noch lange, und Antonia ließ sie gewähren. Sie sagte auch keine Sätze wie: ‚In ein paar Wochen wirst du den Jungen vergessen haben’ oder ‚Die Zeit heilt alle Wunden’. Das half einem nicht, wenn man überzeugt davon war, dass das eigene Leben gerade in Scherben lag. Das Einzige, was sie sich erlaubte, war ein deutliches Urteil über den in Frage stehenden jungen Mann.
»Er hat keinen Charakter und kein Benehmen, wenn er sich so verhält«, sagte sie mit großer Bestimmtheit. »Und er hat dich nicht verdient, Kaja. Mach dir klar, dass er ein Würstchen ist, denn sonst hätte er zumindest den Mut gehabt, dir ins Gesicht zu sagen, dass es aus ist zwischen euch.«
Kaja hob ihr verschmiertes Gesicht. Da sie, im Gegensatz zu ihrer Mutter, jeden Tag reichlich Wimperntusche benutzte, sah sie eher komisch als tragisch aus, aber Antonia erlaubte sich nicht einmal die Andeutung eines Lächelns.
»Ein Würstchen?« Kajas Stimme klang atemlos.
»Was denn sonst?«, fragte Antonia. »Jemanden, der zu feige für eine direkte Ansprache ist, kann man nur mit Verachtung strafen. Er hat wahrscheinlich kein Selbstbewusstsein, deshalb braucht er immer neue Freundinnen.«
Sie sah, dass Kaja schon nicht mehr ganz so verzweifelt aussah wie zuvor.
»Alle haben mich vor ihm gewarnt«, sagte sie. »Aber ich dachte, bei mir meint er es ernst.«
»Das nächste Mal siehst du genauer hin«, riet Antonia.
»Das nächste Mal?«, fragte Kaja.
»Es wird ein nächstes Mal geben, glaub mir. Und jetzt wasch dir das Gesicht!«
Sie bekam noch einen sehr nassen Kuss auf die Wange, dann verschwand Kaja.
Und Leon war immer noch nicht nach Hause gekommen.
*
Mitten in der Nacht wachte Ella auf, mit klopfendem Herzen. Sie hatte von Florian geträumt, ihm war in ihrem Traum etwas passiert, etwas Schlimmes.
Sie schaltete das Licht der Nachttischlampe ein und setzte sich auf. Noch immer schlug ihr das Herz bis zum Hals, also stand sie auf, ging die Küche, holte Milch aus dem Kühlschrank und goss ein wenig davon in einen kleinen Topf,