Seekadett Jack Freimut. Фредерик Марриет
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Seekadett Jack Freimut - Фредерик Марриет страница 5
Hiergegen machte Jack keinerlei Einwendung; er bezahlte seine Rechnung im „Springbrunnen“, schickte seinen Koffer durch einige Leute von der Bootsmannschaft an Bord und erwartete nun den Befehl des Kapitäns zur Einschiffung. Um neun Uhr abends befand sich unser Held ganz wohlbehalten an Bord von Sr. Majestät Korvette „Harpy“.
Als Jack eintraf, war es dunkel, und er wusste nicht, was er mit sich anfangen sollte. Der Kapitän wurde von den Offizieren auf dem Deck empfangen; sie lüfteten ihre Hüte, ihn zu begrüssen. Er erwiderte den Gruss, und auch Jack that dies ganz höflich; hierauf liess sich der Kapitän in ein Gespräch mit dem ersten Leutnant ein, und nun blieb Jack für einige Zeit sich selbst überlassen. Es war zu dunkel, um die Gesichter zu unterscheiden, und für einen, der noch nie an Bord eines Schiffes gewesen war, zu dunkel, um heruntergehen zu können. Jack stand übrigens nicht lange, als das Offizierboot an den hinteren Jütten eingehängt wurde und der Hochbootsmann rief:
„Zieht straff an, meine Jungen.“
Ein schrilles Pfeifen, und der Ruf „Weg damit“ liess sich hören. Die Leute mit den Tauen trieben und drängten sich nun eilends vorwärts; sie warfen unseren guten, im Dunkeln stehenden Jack zu Boden, und ein halbes Dutzend Marinesodaten fielen auf ihn. Die Leute, welche nicht daran dachten, dass sich unter den Gestürzten ein Offizier befinde, machten sich über den Spass lustig und hüpften auf denen, welche da lagen, so lange herum, bis diese aus dem Wege rollten. Jack, der gar nicht wusste, was das sein sollte, kam schlecht dabei weg; erst als die Pfeife zum Belegen rief, konnte er wieder auf seinen Beinen stehen. Er schwankte einer Karronadeschleife zu, als ihn die Offiziere, welche so gut wie die Schiffsmannschaft über den Spass gelacht hatten, sahen; unter ihnen befand sich Sawbridge, der erste Leutnant, welcher freundlich fragte:
„Sind Sie beschädigt, Herr Freimut?“
„Ein wenig“, erwiderte Jack, schwer Atem holend.
„Es wurde Ihnen ein rauher Empfang zu teil“, antwortete der erste Leutenant, „aber zu gewissen Zeiten heisst es an Bord eines Schiffes: ‚Jeder für sich, Gott für alle‘ — Harpur“, fuhr er zum Doktor gewendet fort, „bringen Sie Mr. Freimut in die Konstabelkammer, wo ich mich sobald als möglich auch einfinden werde. Wo ist Mr. Jolliffe?“
„Hier, Sir“, erwiderte Jolliffe, ein Steuermannsgehilfe, der von der Spiere her nach hinten kam.
„Da ist ein junger Mann, der mit dem Kapitän an Bord eintraf. Befehlen Sie einem von den Schiemännern, eine Hängematte aufzuschlingen.“
Unterdessen war Jack in die Konstabelkammer hinab gekommen, wo er sich durch den Genuss von einem Glase Wein wieder etwas erholte. Er blieb da übrigens nicht lange und wagte auch nicht viel zu sprechen. Sobald seine Hängematte bereit war, freute er sich, zu Bett gehen zu können, und da er starke Quetschungen empfangen hatte, so wurde er am anderen Morgen erst nach neun Uhr gestört. Nun zog er sich an und kam aufs Verdeck, wo er sah, dass die Korvette eben an den Nadeln vorüberfuhr; da er aber ein ganz sonderbares Gefühl empfand und schliesslich die Wirkungen der Seekrankheit verspürte, so wurde er von einem Marinesoldaten hinuntergebracht und wieder in seine Hängematte gelegt. Hier verblieb er während eines dreitägigen starken Windes, wobei es ihn nicht wenig verwirrte und in Verlegenheit brachte, dass er seinen Kopf jeden Augenblick gegen das Gebälke stiess.
„Das heisst also zur See gehen“, dachte Jack; „kein Wunder, dass hier keiner sich um den anderen bekümmert oder von Übertretung auf seinen Boden spricht. Das ist gewiss, jeder kann meinen Anteil am Ozean mit Vergnügen haben, und komme ich nur wieder ans Land, meinetwegen der Teufel, wenn er ihn will.“
Kapitän Wilson und Herr Sawbridge hatten unserem Jack während seiner Krankheit grössere Vergünstigungen eingeräumt, als dies sonst geschah. Zur Zeit, da der Sturm vorüber war, befand sich die Korvette auf der Höhe von Finisterre. Am anderen Morgen ging die See ziemlich niedrig, und nur noch eine leichte Brise flog über die Wellen hin. Die verhältnismässige Ruhe der vorigen Nacht hatte unseren Helden wieder ganz hergestellt; als zum Emporwinden der Hängematten gepfiffen wurde, trat Jolliffe, der Steuermannsgehilfe, zu ihm und fragte, „ob er aufstehen und anbeissen, oder aber ob er zwischen seinen Decken stecken bleiben wolle bis nach Gibraltar.“
Jack, der sich wie neugeboren fühlte, verliess seine Hängematte und kleidete sich an. Ein Marinesoldat, der auf des Kapitäns Befehl unserem Helden während seiner Krankheit aufgewartet hatte, ging ihm beim Anziehen an die Hand; er öffnete seinen Koffer und brachte ihm alles, was er bedurfte, denn sonst würde er, wie man sagt, nicht rechts und nicht links gewusst haben.
Hierauf fragte Jack, wohin er gehen müsse; denn obgleich schon fünf Tage an Bord, war er doch noch nie in der Kadettenkajütte gewesen. Der Marinesoldat zeigte ihm diese, und Jack, der grossen Hunger verspürte, kletterte über Kisten und Koffer hin, bis er glücklich in eine Höhle gelangte, die unendlich ärmlicher war, als die Hundeställe auf dem Besitztum seines Vaters.
„Nicht nur den Ozean“, dachte Jack, „und meinen Teil daran, sondern auch meinen Anteil an der „Harpy“ überlasse ich gern jedem anderen, der ihn nur irgend will. Da herrscht freilich Gleichheit genug, denn jeder scheint gleich elend daran zu sein.“
Während er sich diesen Gedanken hingab, sah er, dass sich noch jemand in der Kajütte befand — Herr Jolliffe, der Steuermannsgehilfe, der sein Auge auf Jack gerichtet hatte, und dessen Gruss nun Jack erwiderte. Das erste, was Jack bemerkte, war, dass Herr Jolliffe ein sehr blatternarbiges Gesicht und nur ein Auge, aber ein durchbohrendes hatte; es glich einem kleinen Feuerballe, und in der That entströmte diesem einsamen Leuchtpunkte mehr Licht, als die Kerze gab.
„Dein Blick behagt mir nicht“, dachte Jack, „wir werden nie gute Freunde werden“, verfiel übrigens hierbei, wie sich später zeigen wird, in den gewöhnlichen Irrtum, nach dem Scheine zu urteilen.
„Freut mich sehr, Sie wieder auf zu sehen, junger Herr“, frag Jolliffe wieder an. „Sie sind länger als gewöhnlich auf dem Schragen gelegen, aber freilich, die Stärksten packt es am heftigsten — Sie haben sich spät entschlossen, zur See zu gehen; vielleicht nach dem Sprichwort: ‚Besser zu spät, als gar nicht.‘“
„Ich fühle mich sehr geneigt, die Wahrheit dieses Satzes zu beleuchten“, erwiderte Jack, „aber es ist jetzt nutzlos. Ich bin entsetzlich hungrig — wann werde ich ein Frühstück bekommen?“
„Morgen früh um halb neun Uhr“, war Jolliffes Antwort, „für heute ist das Frühstück schon seit zwei Stunden vorbei.“
„Aber soll ich denn gar nichts erhalten?“
„O nein, das sag’ ich nicht, denn bei Ihrer Krankheit müssen wir einige Vergünstigungen eintreten lassen; aber kein Frühstück wird es sein.“
„Nennen Sie es, wie Sie mögen“, entgegnete Jack, „befehlen Sie nur gefälligst dem Aufwärter, mir etwas zu essen zu geben. Mürbe Kuchen oder Plattsemmel — nur irgend etwas, doch würde ich Kaffee vorziehen.“
„Sie vergessen, dass Sie auf der Höhe von Finisterre sind und in einer Kadetten-Kajütte. — Kaffee haben wir nicht — Plattsemmeln sehen wir mit keinem Auge — mürbe Kuchen können wir nicht machen, da wir keinen Teig haben; aber eine Tasse Thee mit Schiffszwieback und Butter kann ich Ihnen durch den Steward sogleich kommen lassen.“
„Thun Sie das“, antwortete Jack, „ich werde Ihnen sehr viel Dank dafür wissen.“
„Seesoldat“ — rief Jolliffe, „lassen Sie Mesty kommen.“
„Mesty soll