Seekadett Jack Freimut. Фредерик Марриет

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Seekadett Jack Freimut - Фредерик Марриет

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ein merkwürdig sonderbarer schwarzer Mann, der als Sklave nach Amerika gebracht und dort verkauft worden war, erschien sehr schlank und schmächtig gebaut, aber er hatte eine muskulöse Gestalt und ein bei seinem Völkerstamme keineswegs gewöhnliches Gesicht, einen langen und mageren Kopf, hohe Backenknochen, von denen sich das Gesicht bis zum Kinn fast haarscharf zuspitzte; eine sehr kleine, aber ziemlich gerade und fast römische Nase; auch sein Mund war ungewöhnlich klein und die Lippen für einen Afrikaner durchaus nicht dick; er hatte blendend weisse, scharf zugespitzte Zähne. Er machte Anspruch auf fürstliche Abkunft in seinem Baterlande; ob dies jedoch richtig war, konnte nicht ermittelt werden. Sein Herr hatte sich in New York niedergelassen. Alle eingewanderten Arbeiter in New York sind Irländer, und von diesen hatte Mesty den stark gebrochenen und eigentümlichen Dialekt der Schwester-Insel, vermischt mit ein wenig Yankismus, gelernt.

      Nachdem er gehört, dass man in England keine Sklaven halte, verbarg er sich an Bord eines englischen Kauffahrteischiffes und entfloh auf diese Weise seinem Herrn. Bei seiner Ankunft in England begab er sich an Bord eines Kriegsschiffes. Da er keinen Namen hatte, so war es nötig, ihn zu taufen, um ihn in die Schiffsbücher eintragen zu können, man nannte ihn Mephistopheles Faust, was dann zu Mesty verstümmelt wurde. Dieser Mesty besass einen excentrischen Charakter; wenn er sich seiner Abkunft erinnerte, war er stolz bis zum Übermass, in der anderen Minute aber wieder ernst und fast mürrisch — aber wenn ihm im Lauf der täglichen Geschäfte nichts Unangenehmes begegnete oder nichts Widriges in den Sinn kam, zeigte er jenes drollige Benehmen, mit dem Beigeschmack irischen Humors, das wir bei seinem Volke so häufig finden.

      Mesty erschien bald, aber fast in der Gestalt eines Frosches, denn er kroch unter dem Gebälke durch und machte mit seinen nackten Füssen grosse Schritte.

      „Bei der Allmacht, Mafia Jolliffe, es ist nicht an der Zeit, just jetzt nach mir zu schicken: seht doch, dass die Kartoffel im Kessel und so viele Spitzbuben bereit sind, ein anderes Netz hineinzuthun und sich zu nutze zu machen das Versehen — hol’ sie der Teufel!“

      „Mesty, du weisst, dass ich dich nie rufe und durch andere nie rufen lasse, wenn es nicht notwendig ist“, erwiderte Jolliffe, „aber dieser arme junge Mann hat nichts gegessen, seit er an Bord ist und ist nun recht hungrig — du muss ihm ein wenig Thee bringen.“

      „Was meinen Sie, Sir? Um Thee zu machen, muss ich zuerst Wasser haben und zunächst muss haben Raum in der Küche, den Kessel ans Feuer zu stellen. — Aber wenn Sie nur die Spitze Ihres kleinen Fingers hineinstecken wollten, fänden Sie jetzt in der Küche keinen Platz dazu.“

      „Aber er muss doch irgend etwas haben, Mesty.“

      „Lassen wir also den Thee beiseite“, bemerkte hier Jack; „ich will etwas Milch trinken.“

      „Meinen Massa Milch, und ist das Milchweib an der anderen Seite der Bucht?“

      „Wir haben keine Milch, Mr. Freimut. Sie vergessen, dass wir auf den blauen Wogen sind“, entgegnete Jolliffe. „Es thut mir in der That leid; aber Sie müssen bis zur Mittagsessenszeit warten. Mesty sagt die volle Wahrheit.“

      „Sagen Ihnen was, Massa Jolliffe, eben sieben Glockenzüge und, wenn der junge Herr statt Thee etwas aus dem Kessel nehmen wollte, so möcht’s ihm gut bekommen. ’s ist nur ein kleiner Unterschied zwischen Theebrühe und Erbsensuppe. Eine Schüssel davon, mit einigen Nüssen und etwas Pfeffer, wird ihm jedenfalls gut thun.“

      „Das Beste vielleicht, was er kriegen kann, Mesty, hol’ es so schnell als möglich herbei.“

      Nach einigen Minuten brachte der Schwarze eine Schüssel mit Suppe, in der ganze Erbsen herumschwammen, und stellte vor unseren Helden eine zinnerne Frühstücksschüssel voll kleiner Zwiebackstücke, Kadettennüsse genannt, sowie die Pfefferdose. Jacks Traumgebilde von Thee, Kaffee, Plattsemmeln, mürbem Kuchen und Milch verschwanden, als er diese Suppe sah; aber er war sehr hungrig und fand sie somit über alles Erwarten gut; auch war es ihm, nachdem er sie verschlungen hatte, viel wohler, und als die sieben Glockenzüge ertönten, ging er mit Herrn Jolliffe aufs Verdeck.

      Viertes Kapitel.

      Jacks erster Erfolg.

      Als Jack auf das Verdeck kam, sah er, wie die Sonne heiter schien, ein leichtes Lüftchen vom Lande her wehte und das ganze Takelwerk und jede sonstige geeignete Stelle des Schiffes mit Matrosenkleidern und Weisszeug behangen war, das der Sturm durchnässt hatte und nun getrocknet werden sollte. Auch sämtliche nassen Segel waren an den Masten ausgebreitet oder an der Takelung aufgeholt, und das Schiff strich langsam durch das blaue Wasser. Der Kapitän und der erste Leutnant standen im Gespräch miteinander auf der Laufplanke, während die meisten der Offiziere um Mittagszeit mit ihren Quadranten und Sextanten die Breite aufnahmen. Die Verdecke waren soeben sauber und rein gemacht worden und die Leute damit beschäftigt, die Taue herunterzuringeln. Es war eine Scene voll Leben, Thätigkeit und Ordnung, welche unseres Helden Herz, nach viertägigem Unwohlsein und Bettliegen in dumpfer Luft, der er nun soeben entronnen war, höchlich erfreute.

      Der Kapitän, der ihn sah, winkte ihn zu sich und fragte ihn liebreich nach seinem Befinden; auch der erste Leutnant lächelte ihm zu, und viele der Offiziere sowie seine sämtlichen Tischgenossen wünschten ihm Glück zu seiner Wiedergenesung.

      Später trat des Kapitäns Steward zu ihm, lüftete seinen Hut und bat um das Vergnügen seiner Gesellschaft bei dem Mittagsessen in der Kajütte. Jack, welcher die Höflichkeit selbst war, lüftete seinen Hut und nahm die Einladung an. Er stand auf einem Tau, das ein Matrose herabringelte; der Matrose lüftete seinen Hut und bat ihn, er möchte so gefällig sein, den Fuss in die Höhe zu ziehen. Jack seinerseits zog gleichfalls den Hut ab und den Fuss vom Taue weg. Der Steuermann lüpfte seinen Hut und meldete dem ersten Leutnant „zwölf Uhr“ — der erste Leutnant that das gleiche und meldete dem Kapitän „zwölf Uhr“ — der Kapitän erwiderte das Kompliment und sagte dem ersten Leutnant, es sei recht. Der Offizier langte an seinen Hut und fragte den Kapitän, ob zum Mittagsessen gepfiffen werden solle — der Kapitän lüftete seinen Hut und sagte: „Wenn’s Ihnen gefällig ist.“

      Der Kadett empfing seine Befehle und lüftete den Hut, teilte sie hierauf dem Hochbootsmannsgehilfen mit, der ebenfalls den Hut lüftete, und nun schrillte die Pfeife munter.

      Nun ja, dachte Jack, Höflichkeit scheint hier an der Tagesordnung und jeder vor dem anderen gleichen Respekt zu haben. Er stand auf dem Verdeck, guckte durch die offenstehenden Luken in das tiefblaue Wasser hinab, richtete seine Augen in die Höhe hinauf und beobachtete, wie die hohen Spieren mit ihren Spitzen, den Bewegungen des Schiffes folgend, hin und her schwankten, als ob sie selbst in den klaren Horizont hineinreichten; er sah vorwärts auf die Karronadenreihe hin, welche an den Seiten des Deckes aufgestellt war, kletterte sodann auf eines der Geschütze und lehnte sich über die Hängematten, um nach dem fernen Lande hinauszulngen.

      „Sie, junger Herr, fort da von den Hängematten“, rief der Steuermann, der wachthabender Offizier war, in mürrischem Tone.

      Jack blickte sich um.

      „Hören Sie nicht, Sir? Ich spreche mit Ihnen“, sagte der Steuermann von neuem.

      Jack fühlte sich hierüber sehr entrüstet und dachte, Höflichkeit müsse doch nicht so allgemein sein, als er geglaubt habe.

      Zufällig war Kapitän Wilson auf dem Verdeck.

      „Kommen Sie zu mir, Mr. Freimut“, sagte er; „es ist Regel im Dienste, dass niemand sich auf die Hängematten begibt, wosern es nicht die dringendste Notwendigkeit erheischt. — Ich thue das nie — ebenso wenig der erste Leutnant oder irgend einer von den Offizieren oder der Mannschaft — also dürfen auch Sie

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