Seekadett Jack Freimut. Фредерик Марриет
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Seekadett Jack Freimut - Фредерик Марриет страница 7
„Das habe ich Ihnen schon auseinandergesetzt, Herr Freimut.“
„Ach ja, jetzt erinnere ich mich, es ist Eifer; aber dieser Eifer scheint mir das einzig unbehagliche im Dienste zu sein. Es ist schade, dass der Dienst, wie Sie sagen, nicht ohne denselben bestehen kann.“
Kapitän Wilson lachte und ging weg; als er jedoch hernach mit dem Steuermann auf dem Verdeck hin und her lief, bedeutete er diesem, er solle nicht so hart mit einem jungen Mann reden, der aus Unkenntnis ein so unbedeutendes Versehen begangen habe. Daraufhin beschloss Smallsole, der unfreundliche Steuermann, bei der ersten passenden Gelegenheit es unserem Jack zu vergelten.
Jack speiste in der Kajütte und war sehr erfreut, zu sehen, dass jedermann mit ihm Wein trank und dass alles an des Kapitäns Tische sich im Zustande der Gleichheit zu befinden schien.
Der heutige Tag konnte als der erste für das Erscheinen Jacks an Bord betrachtet werden, an dem er auch zum erstenmal an des Kapitäns Tisch seine besonderen Ansichten auskramte. Wenn die Mittagsgesellschaft, welche aus dem zweiten Leutnant, dem Zahlmeister, Herrn Jolliffe und einem der Kadetten bestand, darüber erstaunt war, dass solche ganz ordonnanzwidrigen Ansichten im Beisein des Kapitäns ausgesprochen wurden, so war sie im gleichen Masse verwundert über das kaltblütige, gutgelaunte Gelächter, mit welchem Kapitän Wilson den ganzen Vortrag anhörte. Im allgemeinen lebte die Schiffsmannschaft der Ansicht, unser Held werde nach der Ankunst in der Bucht von Gibraltar entweder dem Dienste lebewohl sagen, wo nicht durch ein Kriegsgericht zum Tode verurteilt oder kassiert und schmählich ans Land geschickt werden. Andere freilich, welche mehr Schlangenklugheit besassen und von Herrn Sawbridge wussten, dass unser Held eines Tages ein grosses Vermögen erben würde, machten ganz andere Schlüsse und dachten, Kapitän Wilson werde sehr gute Gründe haben, warum er so milde sei — und unter diesen befand sich der zweite Leutnant, Asper. Es waren überhaupt nur vier Personen an Bord, welche freundliche Gesinnungen für Jack hegten — nämlich der Kapitän, der erste Leutnant, Herr Jolliffe, der einäugige Steuermannsgehilfe, und Mephistopheles, der Schwarze, der unseren Helden von ganzem Herzen liebte.
Wir haben von dem zweiten Leutnant, Herrn Asper, gesprochen. Dieser junge Mann hatte eine sehr hohe Meinung vom Stammbaume und besonders vom Gelde, von dem er nur sehr wenig besass. Er war der Sohn eines bedeutenden Kaufmannes, der ihm während seiner Kadettenzeit mehr Geld zu seinen Ausgaben bewilligte, als nötig oder nützlich war; und während seiner Laufbahn hatte er gefunden, dass ihm seine volle Tasche natürlicherweise nicht bloss unter seinen Tischgenossen, sondern auch bei manchen Offizieren der Schiffe, auf welchen er segelte, Ansehen verschaffte. Aber gerade, als Herr Asper seine Ernennung und Anstellung erhielt, machte sein Vater Bankrott, und die Quelle, aus welcher er so reichliche Zuschüsse erhalten hatte, war nun verstopft. Er besass nicht mehr die Mittel, das bisherige Leben fortzuführen. Da er nicht länger eigene Hilfsquellen besass, so war er immer sehr erfreut, jemand aufzufischen, auf dessen Kosten er feinem ausserordentlichen Hange zum Wohlleben nachkommen konnte Nun wusste Herr Asper, dass unser Held sehr reichlich mit Geld versehen war, und er wartete deshalb auf dem Verdeck, bis Jack herauf kam, um desfen treuester und vertrautester Freund zu werden. Asper wünschte, dass Jack des Beistandes bedürfen und dafür dankbar sein werde; er hatte deshalb auch eine Gelegenheit ergriffen, Herrn Sawbridge den Vorschlag zu machen, er wolle Jack in seine Wache nehmen. Sawbridge war damit einverstanden, und Jack wurde, als er nun den Dienst antrat, befehligt, Wache unter Leutnant Asper zu halten.
Dies war jedoch nicht nur der erste Tag, an dem Jack im Dienste erschien, sondern zugleich der erste, an welchem er die Kadettenkajütte betrat und mit seinen Kameraden bekannt gemacht wurde.
Wir haben bereits Herrn Jolliffe, den Steuermanusgehilfen, genannt, müssen aber denselben noch näher vorfuhren.
Jolliffe hatte sehr durch die Pocken gelitten, infolge deren seine Gesichtszüge zusammengeschrumpft waren; sein Antlitz war dadurch schrecklich entstellt. Er war ein langer, hagerer Mann, der selten lächelte, und wenn er’s that, wurde sein Gesicht dadurch noch mehr verzerrt. Entbehrungen, Betrachtungen über seine niedere Abkunft und Spötteleien über sein Äusseres hatten ihm viele Leiden bereitet. Still und zurückhaltend, sprach er selten in der Kajütte, ausser wenn es sein Amt als Proviantmeister erforderte. Gleichzeitig erkannte übrigens jedermann sein in allen Richtungen vorwurfsfreies Benehmen, seinen Gerechtigkeitssinn, seine Nachsicht und sein richtiges Gefühl an. Sein Leben glich in der That einer Pilgerfahrt, und er legte dieselbe in christlicher Liebe, in christlichem Eifer zurück.
Wo viele Leute beisammen sind, wird man leicht einem Raufbold begegnen, und auch in der Regel einem, der mehr oder weniger der Gehänselte ist. Man wird das selbst bei rein zufälligen Zusammenkünften, wie bei einem Mittagsessen, kennen lernen.
Noch ehe das Tischtuch abgenommen ist, wird sich der Raufbold durch sein befehlshaberisches Wesen bemerklich gemacht und bereits einen ausersehen haben, mit dem er am besten umspringen zu können glaubt. In einer Kadettenkajütte ist dieser Umstand beinahe sprichwörtlich geworden, obgleich er vielleicht jetzt nicht mehr von jenem widerwärtigen Despotismus begleitet sein mag, der damals, als unser Held in den Dienst trat, geübt wurde.
Der Raufbold in der Kadettenkajütte von Seiner Majestät Korvette „Harpy“ war ein junger Mann von siebzehn Jahren mit hellblondem Lockenhaare und blühendem Aussehen, der Sohn eines Schreibers im Dock zu Plymouth, mit Namen Vigors.
Der Gehänselte war ein Bursche von fünfzehn Jahren mit einem puddingförmigen, tatarenartigen Gesichte, dessen geistige Fähigkeiten bei einiger Pflege, wenn auch nicht ausgezeichnet, doch jedenfalls annehmbar geworden wären, hätte er nicht durch die beständigen Neckereien alles Selbstvertrauen verloren. Er lernte langsam, behielt aber, was er einmal erlernt, unauslöschlich im Kopfe. Dieser Bursche also, dessen Vater ein wohlhabender Grundbesitzer zu Lynn in Norfolk war, hiess Gosset. Um diese Zeit befanden sich nun noch drei weitere Kadetten auf dem Schiffe. Diese jungen Leute waren O’Connor, Mills und Gascoigne.
Nachdem Jack in der Kajütte gespeist hatte, folgte er seinen Tischgenossen Jolliffe und Gascoigne in die Kadettenkammer hinab.
„Ich sag’ Ihnen, Freimut“, fing Gascoigne an, „Sie sind ein verteufelt freier Kamerad, dass Sie dem Kapitän sagten, Sie hielten sich für einen so bedeutenden Mann, als er ist.“
„Ich bitte um Verzeihung“, erwiderte Jack, „ich behauptete dies nicht vom persönlichen, sondern vom allgemeinen Standpunkte aus, nach den Grundsätzen der Menschenrechte.“
„Nun ja“, entgegnete Gascoigne, „das ist das erste Mal, dass ich von einem Kadetten eine solch kühne Sprache hörte; nehmen Sie sich nur mit Ihren Menschenrechten in acht, dass Sie nicht an den Unrechten kommen — an Bord eines Kriegsschiffes thut das Punktbeleuchten nicht gut. Der Kapitän nahm es erstaunlich leicht auf — aber Sie werden besser daran thun, den Gegenstand nicht gar zu oft zur Sprache zu bringen.“
„Gascoigne gibt Ihnen da sehr guten Rat, Mr. Freimut“, bemerkte Jolliffe; „angenommen auch, Ihre Ideen wären richtig, was sie mir jedoch keineswegs zu sein scheinen, da sie jedenfalls unausführbar sind, so gibt es doch so ’n Ding, das man Klugheit heisst; und wie vielfach und bequem diese Frage am Lande erörtert werden mag, so ist dies doch in Seiner Majestät Dienst nicht bloss an und für sich gefährlich, sondern wird Ihnen auch selbst grossen Nachteil bringen.“
„Der Mensch ist ein freies Wesen“, antwortete Jack.
„Ich will mich erschiessen lassen, wenn er das ist“, entgegnete Gascoigne lachend, „und das werden Sie auch bald finden.“
„Und doch hat mich gerade nur die Erwartung, Gleichheit hier zu finden, bestimmt,