Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman. Marisa Frank
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Читать онлайн книгу Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman - Marisa Frank страница 3
»Timo soll zu mir kommen. Ich will meinen Timo haben«, beharrte der Junge, und nun liefen ihm Tränen über die Wangen.
»Dein Hundchen ist krank. Es braucht einen Doktor«, versuchte die Frau den Jungen zu trösten.
In diesem Augenblick fuhr der erste Krankenwagen vor, gefolgt von einem Polizeiauto.
Der Notarzt stellte bei der jungen Frau die niederschmetternde Diagnose: Tod durch Genickbruch fest. Auch der Fahrer des Sportwagens war nicht mehr am Leben. Die Sanitäter deckten helle Planen über die Toten.
Inzwischen hatte ein Polizist die Feuerwehr angefordert, die bereits hierher unterwegs war und kurze Zeit später am Unfallort eintraf.
Vorsichtig holten die Männer dann Klaus Meinradt aus seinem demolierten Auto. Nachdem sie ihn provisorisch versorgt und auf eine Trage gelegt hatten, wandte sich der eine Sanitäter an Gerhard Hohl.
»Es sieht nicht gut aus, aber wir hoffen, daß er am Leben bleiben wird. Von unserer Seite wird alles dafür getan werden. Dann wandte er sich rasch um und stieg in den Notarztwagen, der mit heulenden Sirenen davonfuhr.
»Und was machen wir mit dem Kind und dem Hund?« fragte der Mann ratlos. Noch steckte ihm der Schreck in allen Gliedern. Darum bemerkte er auch nicht den jungen Polizeibeamten, der hinter ihn trat.
Erst als ihm seine Frau ein Zeichen gab, drehte er sich um. »Aus dem einen Auto habe ich ein Kind, einen Jungen, geholt. Ich glaube nicht, daß ihm etwas geschehen ist.«
Der Polizist schaute kurz in den Wagen der Hohls hinein und lächelte Ulli freundlich an. »Ist das dein Hund?«
»Das ist Timo«, gab der Junge höflich Auskunft. »Und jetzt will ich wieder zu meiner Mutti und zu meinem Vati.« Trotzig schaute er von einem zum anderen.
»Es wird das beste sein, Sie bringen das Kind vorerst nach Sophienlust. Das ist ein Kinderheim, nicht weit von hier«, sagte der junge Beamte und schaute Ulli mitleidig an.
»Meinen Sie, daß man ihn dort aufnehmen wird?« fragte Gerhard Hohl hoffnungsvoll. Ihm tat der Junge von Herzen leid, aber mit nach Hause nehmen konnte er ihn ja nicht.
»Da bin ich mir sogar ganz sicher«, bestätigte der Polizist. »Wenn Sie möchten, dann kann ich auch Frau von Schoenecker anrufen. Wenn sie es einrichten kann, holt sie das Kind bestimmt selbst ab. Haben Sie noch etwas Zeit?«
Erleichtert nickte der Mann, und auch seine Frau Luise war froh. »Wir warten natürlich so lange, bis alles geklärt ist«, stimmte sie zu und streichelte dem Jungen über das dicke, dunkelbraune Haar. »Das arme Kerlchen. Was wird dann mit ihm geschehen?«
Der Polizist zuckte die Schultern. »Das weiß ich auch nicht genau. Aber daß er es in Sophienlust gut haben wird, das kann ich Ihnen mit ruhigem Gewissen versichern. Außerdem lebt der Vater noch, soviel ich mitbekommen habe. Hoffentlich wird er wieder ganz gesund.«
»Zu wünschen wäre es dem Kind«, murmelte Frau Hohl mitleidig. »Und was wird aus dem Hund? Der ist doch auch verletzt.«
»Auch ihn wird Frau von Schoenecker sicherlich mitnehmen. Ihrer Stieftochter und deren Mann gehört nämlich das Tierheim Waldi & Co. Herr Dr. von Lehn ist Tierarzt, übrigens der beste in der ganzen Umgebung hier. Ich weiß das so genau, weil ich selbst aus Maibach stamme.« Der Polizist lüftete seine Dienstmütze, weil ihm darunter heiß geworden war.
Unbarmherzig brannte die Sonne herab, obwohl es schon später Nachmittag war.
»Eine schreckliche Geschichte«, murmelte Gerhard Hohl und schüttelte immer wieder den Kopf. »Mit einem Schlag eine ganze Familie ausgelöscht. Nur das Kind bleibt übrig. Was soll so ein kleines Wesen so allein auf dieser Welt?«
»Sei endlich still, Gerhard«, protestierte seine Frau. »Noch lebt der Vater ja.«
»Schon. Aber die Frau hätte in den nächsten Wochen wieder ein Kind bekommen. Das macht einem schon zu schaffen, wenn man das sieht«, bekannte der Mann mit unsicherer Stimme. Gedankenverloren starrte er dem Polizisten nach, der mit raschen Schritten zu seinem Auto ging, um in Sophienlust anzurufen.
*
»Die Kinder freuen sich bestimmt auf den heutigen Nachmittag,
stimmt’s, Schwester Regine?«
Die junge, aparte Frau nickte. »Da haben Sie wohl recht, Frau von Schoenecker. Den ganzen Tag reden sie schon von nichts anderem als von dem kleinen Zirkus, den sie heute in Maibach besuchen dürfen.« Regine Nielsen freute sich mindestens ebenso auf die Vorführung und anschließende Tierschau, aber das wollte sie nicht zugeben.
»Na, dann mal los«, gab Denise das Startzeichen. »Ich glaube, ich habe den Bus schon vorfahren hören.« In den strahlenden Augen der schönen, schwarzhaarigen Frau las Schwester Regine, daß diese sich mit ihnen freute, auch wenn sie selber keine Zeit zum Mitkommen hatte.
»Bis heute abend um achtzehn Uhr sind wir bestimmt wieder zurück«, versprach die blonde Frau, die mit Leib und Seele Kinder- und Krankenschwester in Sophienlust war, seit sie ihren Mann und ihr kleines Töchterchen Elke bei einem Unfall verloren hatte. Hier in diesem Kinderheim, wo vom Schicksal benachteiligte Jungen und Mädchen wieder ein neues Zuhause fanden, hatte auch sie ihren Lebensinhalt gefunden.
Regine hob noch kurz die Hand zum Gruß, und Denise winkte zurück. Dann war die junge Frau verschwunden. Wenige Minuten später hörte die Verwalterin, wie der Bus mit allen Kindern davonfuhr.
Ohne seine kleinen Bewohner kam der Frau Sophienlust wie verlassen vor. Fast erschien es ihr wie ein Haus, das seine Seele verloren hatte.
Nachdenklich blickte Denise auf ihren Schreibtisch, auf dem sich die Arbeit türmte. Sie hatte einfach zu wenig Zeit für das Schriftliche, das sie erledigen mußte. Meist nahmen sie die Kinder sehr in Anspruch, und dann war da noch die eigene Familie, die aus ihrem Mann Alexander und den beiden Söhnen Nick und Henrik bestand.
Nick, der ältere, war der eigentliche Besitzer von Sophienlust. Er hatte das ehemalige Herrenhaus von seiner Großmutter Sophie von Wellentin geerbt, denn er war ein geborener Wellentin. Denises erster Mann war jung gestorben. Jahre später hatte sie Alexander von Schoenecker geheiratet, und aus dieser Ehe stammte der neunjährige Sohn Henrik.
Immer, wenn diese drückende Stille sie umgab, mußte Denise an die Vergangenheit denken, die sie schon bewältigt zu haben glaubte. Aber manchmal holte sie sie doch wieder ein.
Voller Sehnsucht dachte sie an Alexander, den sie heute früh nur ganz kurz beim Frühstück gesehen hatte. Wieder einmal nahm sie sich vor, mehr Zeit für ihre Familie zu erübrigen, wenn sie sich erst mal durch den Berg Schriftverkehr gewühlt hatte.
Entschlossen griff die schöne, schwarzhaarige Frau wieder zu ihrem goldenen Kugelschreiber, den sie von ihrem Mann geschenkt bekommen hatte. In diesem Augenblick schrillte das Telefon.
Ergeben seufzte Denise auf. Bei dem zweiten Klingelton legte sie die Hand auf den Hörer. Sollte sie abnehmen? Dann aber kam sie bestimmt wieder zu keiner Arbeit.
Trotzdem, sie mußte wissen, was der Anrufer von ihr wollte. Es konnte ja schließlich