Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman. Marisa Frank

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Sophienlust Bestseller Box 2 – Familienroman - Marisa Frank Sophienlust Bestseller

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Augenblick lauschte sie. »Ja, am Apparat«, sagte sie dann und schwieg wieder. In ihren Gesichtszügen malte sich zuerst Erschrecken und dann Entsetzen. »Nein, das darf doch nicht wahr sein«, murmelte sie dann tonlos.

      »Ich fahre sofort los, Sie können sich darauf verlassen. Natürlich hole ich den Kleinen und seinen Hund«, bestätigte sie hastig. »Was ist übrigens mit dem Vater? Hat man ihn nach Maibach ins Krankenhaus gebracht?«

      Der Polizist bejahte das.

      »Gut, in etwa zehn, fünfzehn Minuten bin ich bei Ihnen. Die Leute sollen sich noch so lange um den Jungen kümmern.« Langsam ließ Denise den Telefonhörer sinken. Sie konnte noch immer nicht glauben, was sie gerade gehört hatte.

      Einen Augenblick saß sie wie versteinert da. Sie mußte zuerst ihre Gedanken wieder sammeln und etwas ruhiger werden, bevor sie losfuhr. Jetzt hätte sie Hermann dringend gebraucht. Aber der war ja mit den Kindern und Schwester Regine in Maibach beim Zirkus.

      Da fiel Denise plötzlich Frau Rennert, die mütterliche Heimleiterin, ein. Sie mußte mitfahren, denn sie hatte die nötige Ruhe, die in diesem Falle noch wichtiger als alles Mitleid mit dem Kind war.

      Entschlossen stand die Gutsbesitzerin auf und strich sich ihren geblümten Rock aus duftiger Seide glatt, obwohl kein Fältchen zu sehen war. Es war eine reine Reflexbewegung, denn Denise konnte das eben Gehörte noch immer nicht fassen.

      Mit raschen Schritten verließ die jugendliche Frau, die schon einen fast erwachsenen Sohn hatte, ihr Arbeitszimmer.

      Sie traf die Heimleiterin im Nähzimmer an. Wann immer Frau Rennert ein paar Minuten Zeit hatte, änderte sie Kinderkleidung, besserte aus und machte auch ab und zu etwas Neues, das bei den Kindern von Sophienlust immer großen Anklang fand.

      Überrascht schaute die ältere Frau auf. Sie hatte Denise nicht kommen hören. »Frau von Schoenecker, Sie sind ja ganz bleich. Ist etwas passiert?«

      Die Angesprochene nickte. »Wieder einmal ein schwerer Unfall auf der Autobahn. Ein Geisterfahrer ist frontal in einen anderen Wagen hineingefahren. Er selbst und eine Frau sind tot. Der unschuldige Autofahrer ist schwer verletzt ins Maibacher Krankenhaus eingeliefert worden. Seine Frau war auf der Stelle tot. Es ist so furchtbar.«

      Einen Augenblick mußte sich Denise hinsetzen. Die Aufregung war zuviel für sie. »Ein kleiner Junge, etwa fünf Jahre alt, hat den Unfall unverletzt überstanden. Ach ja, und da ist auch noch ein Hund. Ihm scheint ebenfalls nicht viel geschehen zu sein.« Sie lächelte gequält. »Ich wurde gebeten, die beiden zu uns nach Sophienlust zu holen.«

      Entschlossen legte Frau Rennert ihre Näharbeit zur Seite und erhob sich. »Dann wird es das beste sein, wenn wir es gleich hinter uns bringen.«

      »Ja, Sie haben recht.« Auch Denise erhob sich, und gemeinsam gingen die beiden Frauen nach unten.

      »Sicher haben die Leute einen Sonntagsausflug gemacht«, vermutete die Heimleiterin. »Der dann so tragisch endete.«

      »Ja, es ist entsetzlich. Da wird mit einem Schlag eine Familie auseinandergerissen.«

      »Ach, die Tote war die Mutter des kleinen Jungen?« fragte Frau Rennert erschrocken. »Weiß er es denn?«

      »So genau hat mir der Polizist auch keine Auskunft geben können, und, ehrlich gesagt, in diesem Moment vergaß ich auch, ihn danach zu fragen«, gestand Denise, während sie ihr Auto sicher in Richtung Autobahn lenkte.

      »Dort vorne ist es«, rief Denise nach einer Weile. Sie waren schon ein ganzes Stück auf der Autobahn gefahren, ohne etwas zu reden. Zu viele Gedanken gingen den beiden Frauen im Kopf herum.

      »Das Polizeifahrzeug ist noch da, aber der Krankenwagen dürfte schon lange weg sein. Dem Kind scheint tatsächlich nichts passiert zu sein.« Frau Rennert war erleichtert. Es war schon furchtbar, wenn so ein Unglück geschah, wenn aber dabei auch noch Kinder verletzt wurden, ging ihr das besonders nahe.

      Denise blinkte und fuhr dann rechts auf den Seitenstreifen. »Ich nehme an, daß wir den Jungen dort in dem Auto finden werden. Die Leute sehen uns schon so erwartungsvoll entgegen.«

      Als sie ausstiegen, kam der junge Polizist, mit dem Denise vorhin telefoniert hatte, auf sie zugelaufen.

      »Bin ich froh, daß Sie hier sind.« Er reichte zuerst Denise, dann Frau Rennert die Hand, bevor er die beiden Frauen zu dem Auto der Hohls führte.

      »Fast wäre der Junge eingeschlafen«, murmelte Luise Hohl und wiegte Ulli in ihren Armen. Der Kleine hatte sich an sie gekuschelt. Seine gleichmäßigen Atemzüge verrieten, daß der Junge tatsächlich schon halb schlief.

      »Armes Kerlchen«, flüsterte Frau Rennert mitleidig. »Wir werden uns deiner besonders annehmen.«

      Denise lächelte verkrampft. Auch ihr tat das Kind von Herzen leid. »Geben Sie ihn mir?«

      Erleichtert gab Frau Hohl den Jungen weiter. »Hinten auf dem Rücksitz ist der Hund. Vorhin hat er richtig gejammert. Ich glaube, daß er verletzt ist.«

      Frau Rennert beugte sich nach hinten und fuhr dem Tier über das kurzhaarige Fell. Ein dankbarer Blick aus tiefbraunen Hundeaugen traf die Frau.

      Herr Hohl trat hinter Frau Rennert. »Ich trage ihn am besten bis zu Ihrem Auto. Timo heißt er übrigens.«

      »Und wie ist der Name des Kindes?« fragte Denise.

      »Den hat uns der Kleine noch nicht verraten«, antwortete Frau Hohl an Stelle ihres Mannes, der mit dem Transport des Tieres beschäftigt war.

      »Vielen Dank, daß Sie sich um den Jungen gekümmert haben«, sagte Denise hastig und ging mit raschen Schritten zu ihrem Auto. Obwohl das Kind eher schmächtig war, wurde es mit der Zeit doch ganz schön schwer in ihren Armen.

      »Ich glaube, der Hund hat ein gebrochenes Hinterbein«, vermutete Frau Rennert, als sie sich wieder auf dem Heimweg befanden. Sie hatte Ulli im Arm, dem immer wieder die Augen zufielen. Neben ihr auf dem Rücksitz saß der Hund, der immer wieder versuchte, seine Pfote zu lecken.

      Am besten, wir bringen zuerst den kleinen Mann ins Bett, hinterher fahre ich dann gleich zu meinem Schwiegersohn. Er wird dem Tier sicher helfen können.«

      Hans-Joachim von Lehn war mit Denises Stieftochter Andrea verheiratet. Ihnen gehörte das weithin bekannte Tierheim Waldi & Co., das nicht weit von dem Kinderheim Sophienlust entfernt war. Dr. von Lehn arbeitete mit Leib und Seele als Tierarzt, und er versuchte, jedes Leben zu retten, auch wenn es an einem noch so dünnen Faden hing.

      »Timo soll zu mir kommen«, murmelte der Junge verschlafen und schlang seine Ärmchen um Frau Rennerts Hals. »Ulli will seinen Timo wiederhaben.« Vor lauter Müdigkeit verfiel er in die Babysprache, die er eigentlich schon abgelegt hatte.

      »Aha, also Ulli heißt er«, stellte Denise lächelnd fest und warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel. »Anscheinend hat der Kleine den Unfall ganz gut überstanden. Ich würde es ihm und uns jedenfalls von Herzen gönnen, denn wie soll man so einem kleinen Kind helfen.« Denise seufzte tief auf.

      »Ja, unser Ulli ist, glaube ich, ziemlich mobil. Nur müde ist er, und das ist auch verständlich«, flüsterte Frau Rennert.

      Die beiden Frauen atmeten erleichtert auf, als sie endlich das alte Herrenhaus vor sich sahen. Ulli

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