Stadt, Land, Frust?. Группа авторов

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Stadt, Land, Frust? - Группа авторов страница 10

Stadt, Land, Frust? - Группа авторов Kirche im Aufbruch (KiA)

Скачать книгу

werden in den jeweiligen Landesentwicklungsplänen der Bundesländer festgelegt. Eine gewisse Ähnlichkeit von Mittelzentren kann jedoch angenommen werden mit der Ausnahme des Bundeslandes Thüringen, in dem »sich noch heute das historische Erbe aus der Zeit der kleinteiligen Strukturen [zeigt]«.92 So kommen in Thüringen auf drei Oberzentren 32 Mittelzentren. Im Vergleich mit anderen Regionen haben Menschen in Thüringen kurze Wege ins nächste Mittelzentrum.93 Jedoch kann nicht jedes Mittelzentrum die – zugegebenermaßen wenig klar definierten – Anforderungen an Mittelzentren erfüllen. Das heißt, dass die kleinen Mittelzentren nur die Infrastrukturen vorhalten können, die sich auch finanziell tragen. Und dies schränkt deren Versorgungsleistungen ein.94 Für 9 von 32 Mittelzentren in Thüringen ist demnach festzuhalten, dass sie schon 2010 ein »geringes Leistungsspektrum« aufwiesen und »ihre eigentliche Rolle also gar nicht mehr erfüllen [konnten]«.95

      Diese Feststellung hat zwei Konsequenzen für unsere Abgrenzung von Stadt und Land: zum einen ist festzuhalten, dass es keinen besseren Indikator auf dieser Ebene gibt, und zum anderen bedeutet das, dass unsere Probanden in der Tendenz eher als ländlich einzuschätzen sind, wenn man sie aus der Perspektive von gut erreichbaren Infrastrukturen betrachtet.

      In der Tendenz zeigt sich, dass dünn besiedelte Gebiete mit abgelegenen Gebieten übereinstimmen. Mit Henkel kann man davon ausgehen, dass eine Besiedlungsdichte von unter 200 Ew/km2 für ein ländliches Gebiet spricht.96 Die Entfernung zu den Mittelzentren beträgt auf dem deutschen Festland nicht mehr als ca. 40 Pkw-Minuten – Fahrzeiten, die weit größer sind, bedeuten, dass man sich auf einer Insel in der Nordsee befindet. Deutschland ist damit alles andere als eine Infrastrukturwüste!

      Wir wollten nun wissen, welcher Kartensatz (BBSR-Kategorisierungen oder unsere nachgearbeiteten Karten zu Bevölkerungsdichte und Entfernung zu Mittelzentren) hilfreicher ist, um zwischen Stadt und Land zu unterscheiden und haben deswegen die unterschiedlichen Karten mit den Angaben der Probanden zu den Items verglichen: »Ich arbeite auf dem Land« und »Ich arbeite in der Stadt«. Im Auswerten der Ergebnisse hat sich gezeigt, dass für den ländlich-peripheren Bereich eine sehr hohe Prozentzahl der Probanden auch angibt, dass sie »auf dem Land arbeitet«. Etwas unterschiedlicher ist die Zustimmung bei denen, die sich auf zentralem und städtischem Gebiet befinden. Darum konzentriert sich die Darstellung nun auf diese letztgenannten Kategorien.

       Abbildung 6: Erreichbarkeit der Mittelzentren in Autominuten.

      In sehr zentraler Lage (vgl. Abb. 4/BBSR-Kategorie), in der eine hohe Zustimmung zu dem Item »Ich arbeite in der Stadt« zu erwarten ist, bestätigen die Probanden diese Vorhersage mit hoher Zustimmung. 64 % der 77 Probanden, die sich auf sehr zentralem Gebiet befinden, sagen von sich: »Ich arbeite in der Stadt.«

      Diese Werte sollen mit der Erfassung über die Fahrzeit in Pkw-Minuten zu den Mittelzentren verglichen werden (Abb. 6). Auch hier sagen 64 % der – allerdings – 203 Probanden, die ein Mittelzentrum in 0 bis 1 Minute mit dem Pkw erreichen, dass sie »in der Stadt arbeiten«. Hier zeigt sich, dass der Ausgangspunkt bei den Mittelzentren eine größere Zahl an »Städtern« erfassen kann. Ginge man nur von den Oberzentren aus, dann wäre die Anzahl der »Städter« um ein Drittel geringer.

       Abbildung 7: Bevölkerungsdichte in Einwohner pro km2.

      Im »überwiegend städtischen Gebiet« (Abb. 3/BBSR-Kategorie) befinden sich 197 Probanden. Davon schätzen rund 60 % ein, dass sie »in der Stadt arbeiten«.

      Vergleicht man das mit der Karte »Bevölkerungsdichte« (Abb. 7), zeigen sich folgende Relationen: Bei einer Bevölkerungsdichte von 293 Ew/km2 und mehr sagen von den 164 Probanden, die diesem Dienstgebiet zugeordnet werden konnten, 71 %, dass sie »in der Stadt« arbeiten. Würde man die Kategoriengrenze weiten und auf die 252 Probanden schauen, die in einem Dienstgebiet sind, das mehr als 180 Ew/km2 umfasst, würden immer noch 61 % angeben, dass sie »in der Stadt« arbeiten. Auch hier zeigt sich die selbst erstellte Karte als besser, denn die Prozentzahl derer, die angeben in der Stadt zu arbeiten, ist in allen Fällen höher als bei der Karte »Ländlichkeit« (Abb. 3/BBSR-Kategorie).

      Die selbst erstellten Karten erweisen sich damit als sensitiver und für die Zwecke der Unterscheidung zwischen Stadt- und Landpfarramt hilfreicher. Diese Karten werden deswegen herangezogen, um in unserer Studie die Gruppe der peripher-ländlichen von den zentral-städtischen Pfarrern zu unterscheiden. Die Kategorisierungen des BBSR, die ihren Wert in der Beschreibung großer Raumzusammenhänge haben, können deswegen im Zusammenhang unserer Studie vernachlässigt werden.

       8 Kategorisierung der Stichprobe nach »Stadt-«, »Land-« und »Funktionspfarramt«

      Eingangs wurde gesagt, dass GIPP I ein multidimensionales Werkzeug ist, um Stadt und Land voneinander zu unterscheiden. Als besondere Herausforderung werden die ländlichen und abgelegenen Gebiete gesehen. Diese sollen nun in den Fokus genommen werden und von zentralen, städtischen Gebieten unterschieden werden.

      Die Kategorien »Einwohnerdichte« und »Entfernung zu den Mittelzentren« wurden zusammengezogen und mit der Einschätzung »Ich arbeite in der Stadt« verglichen. Daraus entsteht unsere »Stadtgruppe« (zentral-städtisch). Das heißt: Wir definieren 201 Probanden als »Stadtpfarrer«. Diese 201 Probanden befinden sich in einem Gebiet, das mindestens 180 Ew/km2 und 0 bis 1 Minute vom Mittelzentrum entfernt ist oder mindestens 293 Ew/km2 und 2 bis 9 Minuten vom Mittelzentrum entfernt ist. Von diesen 201 Probanden stimmen 68,7 % dem Item zu »Ich arbeite in der Stadt«. Alle verbleibenden Probanden unserer Stichprobe gelten als »Landpfarrer« (peripher-ländlich). Als Land- und Stadtpfarrer gelten allerdings nur diejenigen, die mit einem Dienstauftrag größer als 50 % Dienstumfang im Gemeindepfarramt tätig sind.97

      Die so kategorisierte Stichprobe besteht nun aus Stadt-, Land- und Funktionspfarrern. Insofern unsere Studie sich auf das Pfarramt in der Fläche konzentriert, wurden reine Funktionspfarrstellen in der Befragung nicht berücksichtigt. Die hier als Funktionspfarrer aufgeführten Stellen sind demnach im Umfang begrenzte Stellen. Alle diejenigen, die weniger als 51 % in der Gemeinde arbeiten und eine zusätzliche Stelle im Funktionsdienst haben, sind dieser Gruppe zugeordnet. Das heißt: 50 % Gemeindepfarramt und 50 % Funktionspfarramt ist aufgrund unserer Zuordnung der Kategorie »Funktionspfarramt« zugeordnet.

      Von allen in dieser Hinsicht gültigen zurückgesendeten Fragebögen wurden von uns 187 in die Kategorie »Stadt« geordnet, 420 in die Kategorie »Land« und 51 in die Kategorie »Funktionspfarramt«. Diese Kategorisierung wird vor allem im zweiten empirischen Teil eine Rolle spielen. Insgesamt ist festzuhalten, dass die von uns erhobene Stichprobe eher als ländlich eingeschätzt werden kann, darum widmet sich der erste empirische Teil auch der Stichprobe als ganzer und untersucht das Pfarramt, ohne auf die Differenzierung nach Umgebung Rücksicht zu nehmen.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен

Скачать книгу