Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden Box

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aber skrupellos wie er ist, wird er schon wieder neue Pläne schmieden.«

      Diese Vermutung stimmte aber nicht, dann Ray Gambill betrachtete sein Gesicht im Spiegel.

      Bei dem Anblick kam kein Triumphgefühl in ihm auf, denn auf der rechten Wange hatte er drei tiefe Kratzer, die geblutet hatten. Es ging ihm wieder durch den Sinn, mit welcher tödlichen Verachtung ihn Monika angesehen hatte, als er sich mit dem Trick, er bringe Blumen von ihrer Tochter, Eintritt in die Diele verschafft hatte. Sie hatte schon zum Telefon gegriffen und er hatte gewußt, daß sie die Polizei rufen würde. Man konnte sie so leicht nicht einschüchtern, aber er hatte nicht gedacht, daß sie so feindselig sein würde, und ihn hatte die Wut gepackt.

      Daß sie seine Stimme nicht erkannte, hatte ihn in Sicherheit gewiegt. Erst einmal im Haus, war er überzeugt, sie versöhnlich stimmen zu können, aber dann griff sie sofort zum Telefon, und er sah rot.

      Er schnitt seinem Spiegelbild eine Grimasse. Es machte ihn wütend, daß sie ihn so gezeichnet hatte. Es verursachte ihm brennende Schmerzen, und es waren nicht die sichtbaren Wunden allein. »Verschwinde, du Bastard!« hatte sie gesagt, und es schien in seinen Ohren als vielfaches Echo zu dröhnen.

      Sie war wie sein Vater, ja, sie waren sich so ähnlich im Wesen, unnachgiebig und nur auf die Familienehre bedacht.

      Was war das schon: ›Familienehre‹? Was bedeutete schon Tradition, auf die sein Vater immer gepocht hatte. Geld regierte die Welt, und ihm hatte er es nicht gegönnt, dieses Geld, das er gehortet und kontrolliert hatte. Es durfte sich vermehren, bis Patrick mal erwachsen sein würde, und nach den Richtlinien von James Gambill erzogen, ein ehrbarer Gambill zu werden.

      Die Stimme seines Vaters schien aus dem All zu kommen und mahnend zu wiederholen, was er am Tag vor der Hochzeit sagte: »Durch diese Heirat stimmst du mich versöhnlich, aber ich sage dir, daß ich dir niemals verzeihen würde, wenn du Maximiliane betrügst. Du würdest es bitter bereuen.«

      Während die Wunden auf seinem Gesicht noch stärker zu brennen begannen, fraß sich der Haß auf alle, die sich ihm in den Weg stellten, in ihn hinein. Er wollte sie alle vernichten.

      Ein teuflisches Grinsen verzerrte bei dem Gedanken sein Gesicht.

      *

      Fee hatte in dieser Nacht sehr unruhig geschlafen, von wilden Träumen geplagt.

      Gleich am Morgen, nachdem eine kalte Dusche sie munter gemacht hatte, rief sie in der Behnisch-Klinik an und fragte nach Monikas Befinden.

      Schwester Klara erklärte, daß ihr Zustand stabil sei. »Du hast dich wohl im Schlaf mit diesem Kerl herumgeschlagen, mein Schatz«, sagte Daniel. »Du hast dich herumgeworfen und gestöhnt, wie ich es noch nicht erlebt habe.«

      »Was beweist, daß du auch nicht so tief geschlafen hast wie sonst. Du hättest mich wecken sollen.«

      »Damit du dann ganz wach geworden wärest und zu grübeln angefangen hättest. Wir wollen froh sein, daß ihr noch zu helfen war.«

      »Wie ist es ihm nur gelungen, ins Haus zu kommen?« überlegte Fee. »Sie war doch gewarnt.«

      »Er ist ein Schlitzohr, und wahrscheinlich dachte er, er könnte Frau Dannenberg genauso überraschen wie dich.«

      »Monika hat auf mich gewartet. Sie muß arglos die Tür geöffnet haben, und wahrscheinlich hat sie aggressiver reagiert als ich.«

      »Ich werde nachher nach ihr schauen«, sagte Daniel. »Wir wollen jetzt lieber nicht mehr davon reden. Die Kinder müssen zur Schule.«

      Sie waren ahnungslos und merkten auch nicht, daß ihre Eltern andere Sorgen hatten als sie. Felix mußte in der zweiten Stunde eine Mathearbeit schreiben, und davor grauste es ihm. Danny hatte mal wieder Probleme mit einem Mädchen, das ihm nachlief und sich nicht abschütteln ließ. Darüber wollte er auch seinen Eltern gegenüber nichts verlauten lassen, weil sie ihn schon damit neckten, daß diese Conni nicht die Einzige war, die häufig anrief. Fee wiederum ärgerte Daniel, weil sie dann meinte, daß Danny ihm wohl auch darin ähnlich geworden sei.

      »Der arme Junge sei daran genau so wenig schuld wie er auch, und er wisse sehr gut, daß solche Mädchen wie Kletten sein konnten«, nahm Daniel seinen Sohn in Schutz. »Und wenn er auch mal so eine Frau bekommt wie sein Vater, können wir allesamt froh sein.«

      Beim Frühstück ging es ruhig zu, bis die Zwillinge erschienen. Die stritten sich erst um den Platz neben dem Papi.

      »Ihr könntet doch noch schlafen«, meinte Fee.

      »Wir haben aber Hunger«, erklärte Jan. »Mein Bauch knurrt ganz laut.«

      »Es ist der Magen«, sagte Danny.

      »Gell, du hörst das auch«, freute sich Jan.

      »Was möchtest du für ein Brötchen?« fragte Anneka.

      »Kann ich doch allein. Du mußt zur Schule.«

      »Soviel Zeit habe ich schon noch.«

      »Mir kannst du eins machen, mit Erdbeermarmelade«, schmeichelte Désirée.

      »Ich mag lieber Käse«, sagte Jan.

      Jedenfalls wurden Fee und Daniel abgelenkt und dachten nicht daran, was noch geschehen könnte, solange Gambill nicht gefaßt war.

      Die Großen gingen zur Schule, Daniel fuhr in die Praxis und Fee nahm die Zwillinge mit auf den Markt, da die Vorschule noch wegen Keuchhusten geschlossen war.

      *

      Dr. Torsten Werling trat um acht Uhr seinen ersten Dienst in der Behnisch-Klinik an. Er wurde von Jenny über den Überfall auf Monika Dannenberg informiert. Es ergab sich von selbst, daß sie auch Maximiliane erwähnen mußte.

      »Ich kann mich flüchtig an diese Hochzeit erinnern«, sagte Torsten nachdenklich. »Wir haben auch in diesem Sommer geheiratet. Susanne wollte genauso eine Hochzeit haben. Die Fotos gingen ja durch alle Zeitungen. Es ist traurig, wenn eine Ehe so endet und das Glück nur eine Illusion war.«

      Jenny sah ihn nachdenklich an. »Es ist in diesem Fall wohl am schlimmsten, weil sie nicht weiß, was sie einmal ihrem Sohn erzählen soll. Jetzt hat sie auch noch erleben müssen, daß er ihre Mutter beinahe umgebracht hätte.«

      »Es kann Wunden hinterlassen, die sich niemals schließen«, sagte er leise.

      Bei ihm anscheinend auch nicht, dachte Jenny. Torsten sprach aber nicht über seine Frau und seine Ehe und erwähnte auch das Kind nicht. Er fragte, was er für Frau Dannenberg tun könnte, und Jenny erklärte ihm, worauf es nach der Diagnose, die sie gemeinsam mit Michael gestellt hatte, ankam.

      »Wenn Sie Fragen haben, wenden Sie sich bitte an mich, denn Michael braucht unbedingt ein paar Stunden Schlaf.« Sie ließ sich vor ihrem Schreibtisch nieder. »Ach ja, das sollte ich auch noch erwähnen: Diese Melvin, die als Protegé von Schwerdt in unsere Klinik kam, war schon lange mit Gambill sehr eng liiert. Er wußte, daß sie hier als Ärztin arbeitete, aber was sie damit bezweckten, ist noch völlig unklar. Es war doch nicht vorauszusehen, was jetzt geschehen ist.«

      »Aber sie brachte soviel Wissen mit, daß sie als Ärztin tätig sein konnte?«

      »Sie war sicher mal eine

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