Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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»Dann kann ich nur hoffen, daß ich nicht angsteinflößend auf sie wirke.«
»Auf uns haben Sie sehr vertrauenerweckend gewirkt, Kollege«, meinte Jenny lächelnd.
»Danke, ich hoffe, Ihr Vertrauen rechtfertigen zu können.«
Die Arbeit konnte beginnen. Ein paar Schwestern lernte er noch kennen, den anderen war er gestern schon vorgestellt worden. Er war nicht der Typ, der Frauenherzen höher schlagen ließ, aber allgemein stellten vor allem die älteren Schwestern fest, daß er ein interessanter Mann war, doch alle hatten sie bereits die Erfahrung gemacht, daß auch nicht eine einzige von ihnen auch nur ein bißchen näher an Michael Graef herangekommen war, trotz so mancher Bemühungen, und so kam schon gar nicht der Gedanke auf, daß es ein lohnendes Bemühen bei Torsten Werling sein könnte.
Monika war noch nicht aufgewacht. Bei der Visite, die ziemlich früh stattfand, weil Jenny auch Ruhe gegönnt werden sollte, wurde Torsten teils abschätzend, teils wohlwollend gemustert. Eine ältere Patientin sagte, das sie ihn kenne.
»Sie waren doch vor vier Jahren in der Uni-Klinik«, stellte sie fest. »Das weiß ich, weil da mein erster Enkel zur Welt gekommen ist. Meine Tochter hatte kurz vor der Geburt einen Hexenschuß bekommen, den Sie behoben haben. Wir haben oft über Sie gesprochen, und Roni hat es leid getan, daß sie sich nicht mehr richtig bei Ihnen bedanken konnte.«
»Es war doch selbstverständlich, ihr zu helfen.«
»Aber ein herzliches Dankeschön wäre doch angebracht. Sie wird sich freuen, daß sie es jetzt so unerwartet nachholen kann.« Sie seufzte. »Es ist so ein müdes Wetter, kann man was dagegen machen?«
»Schlafen«, erwiderte er, »einfach nur schlafen, hier haben Sie doch Zeit dafür.«
»Aber Frau Koch läßt mich nicht schlafen.«
»Haben Sie das gehört, Frau Koch?« fragte Torsten mahnend.
»Wenn sie tagsüber schläft ist sie nachts putzmunter, und da will ich schlafen«, erklärte Frau Koch.
»Zwei so vernünftige Damen werden sich einigen können«, meinte Torsten nachsichtig.
Andere Patienten waren auch müde, wie Torsten feststellen konnte, aber ihn wunderte das nicht, denn dieses untätige im Bett liegen ließ keine Unternehmungslust aufkommen.
Er dagegen war übermotiviert, richtig froh, wieder Arzt sein zu können und dankbar, in dieser Klinik diese Chance bekommen zu haben.
Er hielt sich nach der Visite länger in Monika Dannenbergs Zimmer auf. Ihr Schicksal und das ihrer Tochter beschäftigten ihn sehr.
Die Traumhochzeit, von der Susanne so geschwärmt hatte! Was war davon geblieben? Da waren wohl alle überzeugt gewesen, daß dieses Glück ewig währen würde, und die Dannenbergs waren mit ihrem Schwiegersohn völlig einverstanden gewesen.
Susannes Eltern hatten einen anderen Schwiegersohn im Auge gehabt, einen reichen und dazu adligen Industriellen, aber dieses eine Mal hatte sie sich nicht beeinflussen lassen. Sie hatte ihn geliebt, und er hatte Susanne geliebt. Die Geburt ihrer Tochter Sandrina war die Krönung ihres Glückes. Die Sticheleien seiner Schwiegermutter hatten ihm auch nichts mehr ausgemacht, aber dann nach dieser kurzen Zeit des Glückes blieb nur die Frage, warum es so jäh beendet worden war. So viele Ehen zerbrachen schon nach kurzer Zeit, warum mußte diese glückliche Ehe zerstört werden? Torsten wußte, daß er darauf nie eine Antwort bekommen würde, aber für Susannes Eltern war es, als hätte diese Ehe und er nie existiert. Sie hatten das Grab gekauft, während er im Koma lag, und später, als er bei Bewußtsein war, hatten sie es damit gerechtfertigt, daß es ja nicht sicher gewesen sei, daß er überleben würde. Ja, sie hätten ihn lieber tot gesehen.
All dies ging ihm durch den Sinn, während er Monikas schmales Gesicht betrachtete. Plötzlich schlug sie die Augen auf, so unerwartet, daß er leicht zusammenzuckte.
»Wer sind Sie?« fragte sie leise, aber erstaunlich deutlich.
»Dr. Werling, ein neuer Arzt an der Behnisch-Klinik«, erwiderte er.
Ein Zucken lief über ihr Gesicht. »Ich dachte, ich bin in einem anderen Leben. Ich kenne Sie. Es war der schreckliche Unfall. Ich war dort und wollte Erste Hilfe leisten. O Gott…«, ihre Lippen zuckten. »Bin ich vielleicht doch bereits im Jenseits?«
»Nein, nein, bitte, regen Sie sich nicht auf.« Er griff nach ihren Händen, umschloß sie mit sanftem Griff. »Es stimmt schon, ich hatte einen Unfall vor mehr als zwei Jahren, aber ich selbst kann mich an diesen nicht erinnern.«
»Sie leben, das grenzt an ein Wunder.«
»Ich bin froh«, flüsterte er. »Aber wie konnten Sie mich gleich erkennen?«
»Ich weiß es nicht. Es hat mir so leid getan, weil sonst keiner überlebt hat. Ich dachte, wie man damit fertig werden kann – aber was ist jetzt mit mir?«
»Sie wurden überfallen.«
»Es war Ray, dieser Bastard. Zur Hölle mit ihm!« Aber dann versagte ihr die Stimme. Sie hatte ihre Kraft verausgabt. »Nichts Maxi sagen«, brachte sie noch mühsam über die Lippen, dann sank sie wieder in tiefen Schlummer.
Gedankenverloren streichelte er ihre Hand. Irgendwie fühlte er sich ihr verbunden, angerührt, weil sie ihn erkannt hatte. Oder war es eine Vision gewesen, und sie verwechselte den Unfall mit einem anderen? Es schien so merkwürdig, daß sie sich erinnern sollte, denn er mußte ja schrecklich zugerichtet gewesen sein. Jetzt war sie selbst ein Opfer, aber ihr war das bewußt angetan worden.
Er erzählte Jenny nichts von diesem Gespräch, sagte nur, daß Monika kurze Zeit bei Bewußtsein gewesen sei und gesagt hätte, daß es Gambill gewesen sei, der sie angegriffen hatte.
»Wie gut, daß sie sich erinnern kann«, meinte Jenny. »Schließlich soll Gambill überführt werden und das möglichst bald.«
»Und Ihre Tochter soll davon nichts erfahren.«
»Was völlig falsch wäre, aber das war leider ihre Erziehungsmethode, alles Ungute von Maxi fernzuhalten, was letztlich dazu führte, daß sie glaubte, daß ihr nichts Böses widerfahren konnte, weil sie selbst nichts Böses tat. Inzwischen hat sie die bittere Erkenntnis gewonnen, daß sie nicht verschont wird und sie sich wehren muß. Natürlich ist es schrecklich, daß der Mann, den sie aus Liebe geheiratet hat, der der Vater ihres Kindes ist, nicht nur fähig war, sie zu betrügen, sondern daß er sogar dazu fähig ist, skrupellos und brutal gegen andere zu sein. Es ist ihr vorsichtig erklärt worden, was er ihrer Mutter angetan hat, und sie ist gewarnt.«
»Ich kann mir vorstellen, daß sie leidet«, sagte Torsten tonlos. »Es ist schlimm genug, wenn man einen