Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden Box

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schickte gleich ein Dankgebet zum Himmel, Anne stieß am Telefon einen erleichterten Seufzer aus, und wenig später konnte Fee auch Jenny Behnischs Erleichterung durchs Telefon deutlich hören.

      Daß eine Todesnachricht Erleichterung und Dankbarkeit verbreiten konnte, mochte selten genug der Fall sein, aber Ray Gambill würde keine Lücke hinterlassen. Der Himmel meinte es gut mit denen, die durch ihn gelitten hatten, denn ihnen wurde viel erspart.

      Anne hatte Maxie einen Strauß noch nicht ganz erblühter Pfingstrosen auf den Frühstückstisch gestellt. Sie setzte aber keine triumphierende Miene auf, sondern brachte es Maxi schonend bei, da sie sehr gut wußte, in welchem Zwiespalt sich die junge Mutter noch immer befunden hatte.

      »Er ist tot?« wiederholte Maxi ungläubig.

      »Die genauen Umstände kenne ich auch noch nicht, aber es war ein Unfall bei einer Rauferei.«

      Maxis Gesicht versteinerte. »Auf Raufereien hat er sich auch eingelassen – mein Gott – habe ich diesen Mann überhaupt gekannt? Er hat doch eine erstklassige Erziehung genossen, Anne.«

      »Was aber nicht besagt, daß dies auch von Erfolg gekrönt wird.«

      Maxi nickte. »Aber ich kann Patrick jetzt sagen, daß sein Vater tot ist«, flüsterte sie. »Aber wie soll ich es ihm sagen?«

      »Sie werden die richtigen Worte finden.«

      Patrick kam mit Dr. Cornelius vom Schwimmen zurück. Er erzählte stolz, daß er die Bahn dreimal hin und zurück geschafft hätte. »Und nun habe ich mächtigen Hunger, Mami.«

      »Es ist genug da«, lachte Anne.

      Er setzte sich und bewunderte die Blumen. »Gibt es was Besonderes heute?« fragte er.

      »Es ist ein wunderschöner Tag«, erwiderte Maxi.

      »Eigentlich ist doch jeder Tag schön, seit wir hier sind«, meinte er. »Wir müssen doch nicht schon wieder weg?«

      »Ich müßte eigentlich Muni besuchen«, erklärte Maxi beiläufig.

      Sein Gesichtchen überschattete sich. »Kann ich nicht hierbleiben, und du kommst dann mit Muni?« sagte er bittend.

      »Du würdest allein hierbleiben?« fragte sie stockend.

      »Ich bin doch nicht allein, Mami. Ich bin bei Anne und dem Doc Hannes.«

      »Und er könnte bei uns schlafen im Gästezimmer«, sagte Anne sofort.

      »Ich werde erst mit Dr. Behnisch telefonieren«, erklärte Maxi. »Erst sehen, wie es Muni geht, und ob sie es schon weiß.«

      »Was soll Muni wissen?« fragte Patrick, der immer hellwach war.

      »Darüber wollte ich jetzt auch mit dir sprechen, wenn du satt bist.«

      »Jetzt bin ich satt. Schau mal, wieviel ich gegessen habe, und ich kann meine Brötchen ganz allein schmieren.«

      Darüber konnte Maxi auch nur staunen und auch, wieviel er essen konnte. Er hatte sich schon sehr entwickelt in den zwei Wochen. Jetzt wurde ihr erst bewußt, wie schnell die Zeit vergangen war. Was war da schon wieder passiert! Sie erfuhr von Jenny Behnisch, daß Monika noch sehr schwach sei und sie es ihr langsam beibringen wollten, wie Gambill umgekommen war. Das erfuhr jetzt Maxi auch genauer, und ein Frösteln kroch durch ihren Körper.

      »Dr. Werling ist ein sehr einfühlsamer Arzt, er wird Ihre Mutter ganz diplomatisch unterrichten«, erklärte Jenny. »Wir sind uns einig geworden, daß sie erst schildern soll, was geschehen ist, wenn sie dazu Kraft hat. Das muß sie loswerden, der Meinung ist Dr. Norden auch, und Dr. Werling versteht es wirklich sehr gut, mit ihr umzugehen.«

      »Er ist mir nicht bekannt. Er ist doch hoffentlich kein so gutaussehender Typ, darauf fällt Muni leider schnell herein.«

      »Er ist das Gegenteil. Er hat ein schweres Schicksal. Sie werden ihn kennenlernen, aber kommen Sie erst nächste Woche. Wir telefonieren vorher noch. Wie geht es Patrick?«

      »Sehr gut, er will gar nicht von hier weg. Ich soll Muni holen, er will inzwischen hierbleiben. Es ist auch alles wunderschön und so harmonisch.«

      »Dann genießen Sie es noch, Maxi, wir passen schon auf Ihre Muni auf. Wegen Dr. Werling brauchen Sie sich keine Gedanken zu machen, er ist ein sehr kluger, tüchtiger Arzt und charaktervoller Mann.«

      Maxi gab sich damit zufrieden und sprach mit Anne über diesen neuen Arzt.

      »Ich kenne ihn auch nicht persönlich, aber ich weiß von Fee, daß er seine Frau und seine Tochter bei einem schweren Autounfall verloren hat, den er als einziger überlebte. Er lag lange im Koma und mußte fast Jahre therapiert werden. Es ist jetzt wieder seine erste Anstellung, aber er paßt in die Behnisch-Klinik. Jenny hat viel Verständnis für leidgeplagte Menschen, es ist ja noch nicht so lange her, daß sie ihren Mann verloren hat, da ist es gut, wenn sie wenigstens ein paar Ärzte zur Seite hat, auf die sie sich verlassen kann, denn das Fiasko mit der Melvin wird ihr nachhängen.«

      »Ich grübele darüber nach, was Bess damit bezweckte, aber ich komme zu keinem Ergebnis.«

      »Wir meinen, daß sie sich in München etablieren wollte, weil etwas mit Gambill geplant wurde. Es war purer Zufall, daß in der Behnisch-Klinik die Stellung frei war und Schwerdt seinen Einfluß geltend machen konnte. Es hat ihr kein Glück gebracht und Schwerdt erst recht nicht. Nun hat sich Gambill in München auch noch das Genick gebrochen.«

      »Im wahrsten Sinn des Wortes«, sagte Maxi tonlos.

      Die Schicksalsgöttin hat die Karten gut gemischt, dachte Anne. Dieses Trauma hat ein Ende.

      Patrick war schon wieder unterwegs. Er schaute bei der Wassergymnastik zu und hätte auch gern mitgemacht, aber dazu war er noch zu klein. Er interessierte sich für alles, und als Maxi kam, um ihn zu holen, meinte er, daß er auch mal solch ein Doktor werden wolle wie der Hannes.

      »Dir wird manch anderer Beruf sicher auch noch gefallen, bis du erwachsen bist, Patty, aber das soll besser nicht so schnell gehen. Ich möchte dich gern noch bei mir haben.«

      »Du meinst, ich laß dich allein, wenn ich groß bin? Das tue ich bestimmt nicht.«

      »Das ergibt sich von selbst. Du findest dann auch eine Frau, die dir gefällt und wirst selbst Kinder haben.«

      Für ein paar Sekunden schwieg er. »Aber ich lasse sie dann nicht allein«, sagte er sehr bestimmt. »Er kommt auch nicht wieder.«

      Das war das Stichwort für Maxi, für das sie ihm dankbar war.

      »Er kommt nicht wieder, Patty, er ist tot«, sagte sie gepreßt.

      »Bestimmt? Sagst du das nicht nur, damit ich nicht frage?«

      Sie hielt den Atem an. Er war fünf Jahre und stellte eine solche Frage! Was war in diesem kleinen Kopf schon lange vorgegangen?

      »Es ist so, ich habe jetzt die Nachricht bekommen. Er hatte einen Unfall.«

      »Und jetzt ist er tot. Wirst du nun wieder traurig, Mami?«

      »Nein, ich werde nicht mehr traurig,

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