Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg

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Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg Familie Dr. Norden Box

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nach seinem Vater. Was wird man ihm antworten?«

      »Ich weiß es nicht, wie Maximiliane Dannenberg das meistert. Ich kann nur hoffen, daß sie genügend Kraft aufbringt, auch das zu bewältigen.«

      *

      Maxi ging mit Patrick Hand in Hand auf stillen Wegen den Pfad, der zur Quelle führte, die sagenumwoben war.

      Geheime Wünsche sollten in Erfüllung gehen, wenn man in bestimmten Nächten bei Vollmond und genau um Mitternacht daraus trank. Quelle der Liebe wurde sie von manchen genannt, von anderen Quelle der Hoffnung.

      Jetzt war ein sonniger Nachmittag, und Patrick war fröhlich. Aber er wurde immer stiller und nachdenklicher, wenn er seine Mami anschaute.

      »Warum bist du heute traurig, Mami?« fragte er schließlich doch, obgleich er solche Fragen nicht mehr gern stellte, seit sie auf der Insel der Hoffnung waren.

      Maxi gab sich einen Ruck. Sie wollte den Jungen nicht erschrecken und erklärte ihm, daß die Muni in der Klinik sei, weil sie einen Unfall gehabt hatte.

      »Mit dem Auto?« fragte er sofort.

      »Sie ist gestürzt.« Es kam schwer über Maxis Lippen, denn der Schock saß tief, seit Anne ihr schonend beigebracht hatte, was geschehen war.

      »Im Garten?« fragte er leise.

      »Nein, im Haus. Sie ist ausgerutscht.« Endlich hatte sie sich diese Ausrede abgerungen.

      »Hat sich Muni sehr weh getan?«

      »Sie muß jedenfalls in der Klinik bleiben – vorerst«, erwiderte Maxi.

      »Aber wir können doch hierbleiben, Mami? Oder will Muni, daß du kommst?«

      »Nein, das will sie nicht. Ich mache mir aber Sorgen, das verstehst du doch?«

      »Kann sie nicht herkommen?«

      »Vielleicht ist das in einiger Zeit möglich.«

      »Wie lange ist ›einige Zeit‹?«

      »Nächste Woche vielleicht. – Komm, setzen wir uns.«

      »Es ist nicht mehr weit bis zur Quelle, Mami. Ich höre sie schon, und dann können wir uns etwas wünschen.«

      »Es ist aber nicht Nacht, und die Sonne scheint«, sagte Patrick nachdenklich. Anne hat mir erzählt, daß Nacht sein muß und Vollmond, wenn ein Wunsch in Erfüllung gehen soll. Wann ist Vollmond?«

      »Da muß ich erst in den Kalender schauen. Aber wünschen kann man sich doch trotzdem etwas, wenn es auch nicht Nacht ist.«

      »Aber kein Geld. Es ist ja schon lange her, als die Leute reich werden wollten, und da ist die Quelle versiegt. Es hat sehr lange gedauert, bis sie wieder gesprudelt ist. Ich habe mir die Geschichte gemerkt. Sie ist schön. Ich wünsche mir nur, daß du mich immer lieb hast, Mami, auch wenn ich groß bin. – Und daß wir oft hierher fahren«, fügte er nach einer kleinen Pause hinzu.«

      »Ich werde dich immer sehr liebhaben, Patty«, versprach Maxi, »und wir können auch öfter herfahren, wenn du es so gern möchtest.«

      »Muni wird es bestimmt auch gefallen. Schnupper doch mal, Mami, es riecht so gut.«

      Maxi strich ihm über das lockige Haar. Sie atmete jetzt auch

      tief durch und fühlte sich erleichtert. Es gab doch nichts Wichtigeres für sie, als daß Patrick sich wohl fühlte und nichts merkte von all den Problemen, mit denen sie noch nicht klar kam. Ihre Mutter würde dafür Verständnis haben. Jetzt wußte sie auch, daß Ray schuld war an dem ganzen Dilemma.

      Sie hätte es wohl noch länger ertragen, wenn sie nicht an Patrick gedacht hätte, aber die kindliche Seele durfte keinen Schaden nehmen. Sie hatte fürchten müssen, daß Ray keine Rücksicht nehmen würde auf das Kind, wenn sie sich weigerte, seine Forderungen zu erfüllen. Es war die schlimmste Demütigung, die ihr widerfahren konnte, als sie erfuhr, daß Ray sie entmündigen lassen wollte, weil sie angeblich das Geld, das monatlich für Patricks Unterhalt zur Verfügung stand, für sich verpraßte und den Jungen vernachlässigte. Ray hatte nicht mit ihrem Widerstand gerechnet, hatte sie doch nie zuvor einen eigenen Willen bekundet. Daß er mit Bess unter einer Decke steckte, hatte sie durch einen Zufall erfahren, als sie einmal versehentlich ihren Tee, den sie abends zu trinken pflegte, verschüttet hatte und noch nicht schlief, als Ray mit Bess darüber sprach, daß sie die Dosis jetzt wohl erhöhen müsse, da er nicht ewig auf den Augenblick warten wolle, daß ihm das Sorgerecht für den Jungen übertragen würde. Schlagartig war ihr bewußt geworden, was sie planten und wie taub und blind sie selbst gewesen war seit dem Tod ihres Schwiegervaters und auch schon vorher. Sie hatte in einem Wolkenkuckucksheim gelebt und sich eingeredet, eine glückliche und geliebte Frau zu sein und ihr Mann nur durch die Krankheit und Tod seines Vaters verändert war.

      Ihre Welt war ein einziger Trümmerhaufen geworden, aber daraus wuchs ein Widerstand, den sie nie besessen hatte.

      Ray hatte nicht mit diesem Testament gerechnet. Es mußte ihn aus der Bahn geworfen haben, daß sein Vater ihn enterbt hatte, so hatte sie zuerst gedacht, bis sie dann auch begriff, daß James Gambill seinen Sohn schon lange durchschaut gehabt hatte.

      Dann erfuhr sie auch, woher ihre Willenlosigkeit kam, als sie eine Probe des Tees an sich brachte und analysieren ließ. Das hatten Bess und Ray ihr nicht zugetraut. Bess war dann sehr schnell verschwunden, bevor sie dazu befragt werden konnte. Ray gelang es, sich damit herauszureden, daß er keine Ahnung von den Machenschaften der Krankenschwester gehabt hätte. Es war ihm nicht zu beweisen, aber gegen die Scheidung unternahm er nichts. Es sprach auch zuviel gegen ihn, vor allem auch die Tatsache, daß er von seinem Vater enterbt worden war.

      Maxi wollte sich jetzt nicht zuviel in vage Vermutungen verlieren, aber so manches blieb rätselhaft. Was hatte Bess vorgehabt, warum war sie nach München gegangen? Aber es war auch unklar, wo sie sich in der Zeit nach ihrem Verschwinden aus England aufgehalten hatte, bis sie dann in München auftauchte und die Stellung in der Behnisch-Klinik mit anderem Namen angenommen hatte. War sie da irgendwo mit Ray zusammen gewesen? Hatten sie Pläne geschmiedet, wie er doch an Patricks Erbe herankommen konnte? War die freie Stellung in der Behnisch-Klinik wirklich nur eine zufällige Gelegenheit gewesen, in München Fuß zu fassen?

      Maxi sah ein, daß es sinnlos war, sich den Kopf zu zermartern. Wer sollte ihr denn eine Antwort darauf geben?

      Jedenfalls war Bess tot und Ray auf sich allein gestellt. Jetzt mußte er damit rechnen, nach dem Überfall auf Monika von der Polizei gejagt zu werden.

      Patricks Jauchzen rief Maxi endgültig in die Gegenwart zurück. Er hatte das Gesicht unter den Wasserstrahl der Quelle gehalten und das kühle Wasser getrunken.

      »Trink auch, Mami, das ist so gut!« rief er. »Du brauchst nur die Hände aufzuhalten. Ich zeig’ dir, wie du das machen mußt.«

      Das kühle Naß belebte Maxi, ihr Gesicht entspannte sich, und Patrick war zufrieden.

      Anne sah sie kommen. Sie hatte schon Ausschau nach ihnen gehalten, weil sie lange wegblieben, aber sie lächelte erleichtert, als Patrick so munter an Maxis Hand hopste.

      Sie hatte gerade mit Fee telefoniert, weil sie wissen wollte, ob Gambill schon gefaßt worden sei, aber da hatte Fee ihr keine positive Antwort geben können. Wenigstens konnte sie berichten,

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