Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Leicht war Bridget Mellet nicht aus der Ruhe zu bringen, aber so langsam wurde sie an diesem Tag doch nervös, nachdem sie zweimal vergeblich versucht hatte, eine Telefonnummer in London zu erreichen. Sie sehnte das Ende ihres Tagesdienstes herbei, denn Professor Schwerdt wollte sie von der Klinik aus doch nicht anrufen. Sie mußte damit rechnen, daß auch seine Privatnummer bekannt war. Sie ahnte aber nicht, daß die hochmoderne Telefonanlage der Behnisch-Klinik auch die Londoner Nummer registriert hatte. Einmal wachsam geworden, nahm Jenny das bald zur Kenntnis und wieder einmal erhoffte sie Hilfe von Daniel Norden, der die besten Beziehungen zu allen Behörden hatte, denn sie selbst wußte nicht, wie sie in Erfahrung bringen sollte, wem der Anschluß in London gehörte.
So erfuhr Daniel noch am Abend von Bridgets Versuchen, jemand in London zu erreichen.
Eine Ahnung hatte er ja, aber die wurde von Maxi nicht bestätigt, die er gleich darauf anrief. Sie kannte diese Nummer nicht, räumte aber ein, daß Ray jetzt einen anderen Anschluß haben könnte.
Fee wählte die Nummer auch, aber auch sie bekam keinen Anschluß. Einfach war es nicht, eine Auskunft zu bekommen, wem die Nummer zugeordnet werden könnte, aber Daniel erinnerte sich an eine langjährige Patientin, die eine leitende Position bei der Telekom hatte. Aber inzwischen war es so spät geworden, daß er bei ihr nicht mehr anrufen wollte. Sie mußten sich bis zum nächsten Tag gedulden. Aber dann hatte Fee wieder einmal eine zündende Idee. Sie erkundigte sich beim Kundendienst, wie man in Erfahrung bringen könnte, ob das tatsächlich die richtige Nummer von Mr. Ray Gambill sei, da es sich um eine sehr wichtige Nachricht handelte, die ihm mitgeteilt werden würde, und es käme keine Verbindung zustande. Ihr Gesprächspartner war ein höflicher Mann, noch jung, der Stimme nach zu urteilen. Und Fee verstand mit Männern umzugehen, wenn sie etwas erreichen wollte. Er wollte sich bemühen, die gewünschte Auskunft zu erhalten, erklärte er und wollte dann zurückrufen.
»Aber nicht vergessen«, mahnte Fee in ihrem liebenswürdigsten Ton, der immer Eindruck machte.
Zufrieden lächelnd lehnte sie sich zurück und entriß Daniel seinen Gedankengängen.
»Meinst du nicht, daß es gut wäre, einmal mit Fechner über die Mellet zu sprechen, mein Schatz?« fragte sie.
»Ich weiß nicht, was er unternehmen könnte, solange wir keinen Beweis haben, daß sie sich eines falschen Namens bedient und gar keine Ärztin ist. Schwerdt ist immerhin Professor und hat sie empfohlen.«
»Vielleicht hat sie etwas gegen ihn in der Hand und erpreßt ihn. Ich traue ihr einiges zu, aber wie ein Mann sie einer Maxi vorziehen kann, begreife wer mag, ich kann es nicht.«
»Sie wird schon ihre Reize haben«, sagte Daniel spöttisch. Vielleicht ist er masochistisch veranlagt, da wäre Maxi natürlich die falsche Frau. Aber wer hätte das ahnen können, als sie geheiratet haben. Kannst du dich an die Hochzeit erinnern, Fee?«
»Ich habe sogar die Zeitungsausschnitte aufgehoben. Ich werde sie morgen heraussuchen. An seinen Vater kann ich mich sehr gut erinnern. Ein geistreicher Gentleman, ein echter Grandseigneur, und er war sehr angetan von Maxi und ihrem Elternhaus.«
»Vielleicht hat ihn die Mellet oder Melvin deshalb so schnell zu Tode gepflegt«, meinte Daniel sinnend.
Fees Augenbrauen hoben sich. »Da kommen mir tatsächlich immer neue Ideen. Man muß sie durchleuchten lassen, ihre ganze Vergangenheit.«
Das Läuten des Telefons hinderte sie, diese Gedanken weiter zu spinnen, aber was sie dann hörte, regte sie erst recht an und auf. Ihr Gesprächspartner von der Auskunft hatte schnell und gut recherchiert. Die Londoner Nummer gehörte tatsächlich Ray Gambill, jedoch erst seit wenigen Tagen. Ob ihr damit gedient sei, fragte der Mann höflich.
»Ja, Sie haben mir sehr geholfen, und ich danke Ihnen herzlich.«
»Wenn Sie wieder ein Anliegen haben, wenden Sie sich gleich an mich, mein Name ist Jens Klarwein.«
»Das werde ich gern tun, Herr Klarwein, nochmals vielen Dank.«
»Da hast du anscheinend eine drahtlose Eroberung gemacht«, wurde sie von ihrem Mann geneckt. Aber deine Stimme ist halt faszinierend, das habe ich dir auch schon mal gesagt.«
»Er hatte auch eine sehr sympathische Stimme«, sagte Fee mit einem hintergründigen Lächeln.
»Und du hast erfahren, was du wolltest. Jetzt sollten wir uns den nächsten Schritt überlegen. Ich denke, ich werde morgen Fechner anrufen.«
Den Kriminalkommissar Fechner kannten sie schon lange. Sie hatten ihn bereits kennengelernt, als er noch ein junger Inspektor gewesen war. Er war ein sehr kluger und besonnener Beamter, der ihnen schon öfter geholfen hatte. Sie konnten sich darauf verlassen, daß er sehr diskret vorging.
»Und ich werde mir überlegen, wie man am besten an Schwerdt herankommt.«
Sie konnte nicht wissen, daß die Mellet Professor Schwerdt inzwischen mit ihrem Anruf bei ihm in Angst und Schrecken versetzt hatte. Er lief unruhig in seiner Wohnung herum und überlegte, wie er sich schnell aus dieser drohenden Gefahr befreien könnte. Ihm wurde bewußt, daß man gar nicht vorsichtig genug sein konnte, wenn man sich aufs Glatteis begab, aber er hatte nicht einen Moment gedacht, daß dieses Doppelspiel so schnell durchschaut werden könnte. Jetzt, da er endlich gemeint hatte, eine sichere Stellung zu haben, wurde ihm ein dummer Fehler in der Vergangenheit zum Verhängnis, weil er eine Krankenschwester unterschätzt hatte.
Nach einem doppelten Whisky sah er klarer. Man konnte aber auch denken, daß er meinte, einen Ausweg gefunden zu haben, wenn er jetzt Bess unter Druck setzte.
*
Professor Turner rief Daniel nach neun Uhr noch einmal an. Er hatte ihm bei ihrem ersten Gespräch nur sagen können, daß er nie mit einer Ärztin Bridget Mellet zu tun gehabt hatte. Inzwischen hatte er über Robert Schwerdt nachgedacht, der damals nur einer von denen gewesen war, die sich profilieren wollten. Er hatte kurze Zeit am Elisabethen-Hospital gearbeitet, bis ihn eine Patientin beschuldigte, sie sexuell belästigt zu haben. Aber eine Krankenschwester hatte für ihn ausgesagt und erklärt, immer im Zimmer gewesen zu sein, wenn er bei der Patientin war und ihr nachgesagt, daß sie diejenige gewesen sei, die dem Arzt eindeutige Avancen machte. Da es sich um eine sehr labile Patientin handelte, die gerade einen Nervenzusammenbruch gehabt hatte, weil ihr Mann die Scheidung eingereicht hatte, wurden die Vorwürfe gegen Schwerdt zurückgenommen. Er verließ die Klinik auf eigenen Wunsch. Die Krankenschwester, die ihn entlastet hatte, hieß Bess Melvin.
Fee hörte, wie Daniel sagte: »Und jetzt ist sie als Bridget Mellet Ärztin an der Behnisch-Klinik mit den besten Referenzen von Professor Schwerdt.«
Die Erregung stand ihm noch im Gesicht geschrieben, als er sich wieder zu Fee setzte.
»Das ist wahrlich ein starkes Stück!« stieß er hervor. »Wer von den beiden ist schlimmer, Fee? Steven sagt auch, daß ich sofort etwas gegen Schwerdt unternehmen muß. Er ist eine Schande für unseren Beruf.«
»Und diese Melvin kann sonst was anrichten, was Jenny und der Klinik schadet. Es ist schrecklich, was Jenny durchmachen muß.«
»Jedenfalls wird die Mellet morgen die Klinik nicht mehr betreten, dafür werde ich sorgen. Es ist zwar schon spät, aber ich versuche, Fechner noch zu erreichen.«
»Sagen wir doch lieber erst Jenny Bescheid. Sie ist ja nicht allein. Michael Graef ist der Mellet gewachsen. Was soll Fechner denn jetzt gleich unternehmen? Wir können jetzt