Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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Читать онлайн книгу Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman - Patricia Vandenberg страница 6
»Das Beste wird sein, wir fahren zu ihr. Du erzählst ihr, was Steven in Erfahrung gebracht hat, und wir überlegen, wie sie sich verhalten soll, wenn die Mellet morgen früh ihren Dienst antreten will. Es ist ja nicht abzuschätzen, wozu diese Frau fähig ist, wenn sie sich durchschaut fühlen muß.«
»Der Dekan muß über Schwerdt informiert werden«, sagte Daniel heiser. Fee wußte, wie es ihn aufregte, wenn die Berufsehre ins Zwielicht geriet. Schließlich hatte sich Schwerdt nicht nur selbst geschadet, sondern auch Jenny Behnisch und den Ruf ihrer Klinik gefährdet.
Danny und Felix schliefen noch nicht. Fee sagte ihnen, daß sie noch mal zu Jenny fahren müßten.
»Ist was faul mit dieser Ärztin?« fragte Danny.
»Ihr erfahrt es morgen. Jenny braucht Hilfe.«
»Warum mußte Dieter auch so früh sterben«, sagte Felix traurig. »Es ist schwer für Jenny.«
Er hatte ein sehr mitfühlendes Gemüt. Danny war realistischer.
»Jenny ist eine gute Ärztin und macht ihre Sache auch gut. Es ist eine Gemeinheit, wenn falsches Spiel mit ihr getrieben wird. Aber ihr werdet es schon in Ordnung bringen«, meinte er zuversichtlich.
»Er setzt großes Vertrauen in uns«, sagte Fee mit einem tiefen Seufzer.
»Und wir werden unsere Kinder nicht enttäuschen und Jenny auch nicht«, fügte Daniel hinzu.
*
Jenny war wider Erwarten sehr gefaßt, aber auch dankbar, daß sich Daniel und Fee so für ihre Interessen engagierten.
»Ich habe mit Michael schon besprochen, daß wir eingehende Erkundigungen über die Mellet einziehen«, erklärte sie.
»Das ist nicht mehr nötig, Steven Turner hat mich schon eingehend informiert, und es ist so, wie wir vermutet haben. Bess Melvin, das ist der Name, unter dem sie als Krankenschwester im Elisabethen-Hospital tätig war, konnte Schwerdt mit dieser alten Geschichte erpressen. Vielleicht hatte sie selbst mit ihm eine Affäre. Was Männer anbetrifft, scheint sie ja keine Skrupel zu haben und vor nichts zurückzuschrecken. Jetzt bleibt nur die Frage, was sie möglicherweise gegen Maxi im Schilde führte.«
»Und wie konnte sich Schwerdt nur so die Hände schmutzig machen?« sagte Jenny tonlos.
»Es sind nicht die Hände, es ist ehrlos und erbärmlich, wie er sich verhalten hat und unentschuldbar«, sagte Daniel hart. »Er hat sich damit als Arzt disqualifiziert.«
»Was will sie hier?« Jennys Stimme bebte, sie war tatsächlich den Tränen nahe, aber Daniel und Fee wußten, daß sie nicht um ihr Leben bangte, sondern um den Ruf und die Existenz der Klinik. Sie hatte ihrem Mann Dieter auf dem Totenbett versprochen, sein Lebenswerk zu erhalten und nach seinen Prinzipien zu leiten. Jenny hatte nicht nur zu früh ihren geliebten Mann verloren, der ihr alles bedeutete, Daniel und Fee und Schorsch Leitner hatten einen echten langjährigen Freund verloren und geschworen, seiner Frau zu helfen. Sie hielten ihr Wort.
Fee nahm Jenny in den Arm. »Wir bringen das schon in Ordnung, Jenny. Du mußt das nicht allein durchstehen. Schwerdt wird dafür büßen, daß er dir das angetan hat. Ja, warum ist sie ausgerechnet hier? Vielleicht wegen Maxi. Gambill könnte das geplant haben. Vielleicht ist Patrick der Grund, aber aus Vaterliebe will er das Kind sicher nicht haben. Maxi hat aber Angst davor. Es könnte auch sein, daß die Melvin wegen Schwerdt nach München gekommen ist. Wir werden es in den nächsten Tagen erfahren, davon bin ich überzeugt. Sie wird reden, wenn sie von Fechner in die Zange genommen wird.«
Es sollte stimmen, daß sie am nächsten Tag mehr wissen würden, aber nicht das, was sie erhofft hatten, denn Bess Melvin, alias Bridget Mellet, war verschwunden. Sie schien sich in Luft aufgelöst zu haben.
In die Zange genommen wurde allerdings Robert Schwerdt. Daniel Norden hatte Kommissar Fechner nicht umsonst um Hilfe gebeten. Da sich die angebliche Ärztin weder in der Behnisch-Klinik eingefunden hatte, noch in ihrer Wohnung zu erreichen war, suchte Fechner sofort den Professor auf, dem gleich der Angstschweiß auf die Stirn trat, als er zum Dekan geholt wurde. Dort wartete bereits Kommissar Fechner.
Mit den Tatsachen konfrontiert, die Fechner inzwischen bekannt geworden waren, brach Schwerdt fast zusammen. Er hatte genügend Verstand, um einzusehen, daß er sich da nicht hinter Ausreden verschanzen konnte. Er war das verkörperte schlechte Gewissen. Der erfahrene Kriminalbeamte, der auch ein guter Psychologe war, hatte es im Gefühl, daß er mehr zu verbergen hatte, als er zugeben mußte.
»Bess hat mich erpreßt«, erklärte Schwerdt mit zitternder Stimme. »Wir hatten damals eine enge Beziehung, und sie hat mich auf raffinierte Art ausspioniert. Ich glaubte, Ruhe vor ihr zu haben, als sie Gambill kennenlernte, von dem sie mehr erwartete, als sie von mir bekommen konnte. Als sich mir in München die Chance meines Lebens bot, dachte ich, ich würde sicher vor ihr sein. Aber dann kehrte Gambills Frau nach München zurück. Die Ehe war geschieden, sie lebt jetzt bei ihrer Mutter mit ihrem Sohn. Es ging Gambill sicher nicht um das Kind, sondern darum, seine Frau zu erpressen. Wahrscheinlich hat Bess ihn auf die Idee gebracht. Sie war ein Teufel.«
»Sie sagen ›war‹«, stellte Fechner fest, und Schwerdt zuckte zusammen. »Sie wird sich wahrscheinlich nie ändern«, sagte er überstürzt.
»Wann haben Sie Bess Melvin zuletzt gesehen?«
»Als sie vor zwei Wochen bei mir erschien und die Referenzen verlangte. Sie hatte einen Paß auf den Namen Bridget Mellet. Als ich sie fragte, woher sie den hätte, sagte sie lachend, daß Ray alles besorgen könnte, auch Dokumente über ein abgeschlossenes Medizinstudium. Ich müsse ihr nur Referenzen für die Behnisch-Klinik geben. Ich habe sie gefragt, weshalb es für diese Klinik sein müsse. Weil sie eine Ärztin suchen, erwiderte sie. Mein Name und meine Stellung wäre ausreichende Protektion, und alles andere wäre ihre Sache. Ich hätte wissen müssen, daß sie mir Schwierigkeiten macht. Es geht um meine Existenz.«
»Die haben Sie längst verspielt«, erklärte Kommissar Fechner. »Frau Dr. Behnisch, auch Dr. Norden und seine Frau sind über alles informiert. Gegen Sie wurde Anzeige erstattet.«
»Und Sie sind ab sofort suspendiert«, warf der Dekan ein.
»Aber sie konnte doch Dokumente über das Arztstudium vorlegen.«
»Unter anderem Namen, so dumm werden Sie doch nicht sein, immerhin haben Sie ein abgeschlossenes Studium«, sagte Kommissar Fechner sarkastisch.
»Sie kennen diese Frau nicht!« stöhnte Schwerdt.
»Wir werden sie schon finden«, erwiderte Fechner.
Schwerdt fuhr sich nervös mit dem Taschentuch über die Stirn.
»Sie verlassen sofort die Universität«, sagte der Dekan mit zornesrotem Gesicht.
»Aber Sie werden in München bleiben und sich zur Verfügung halten«, beendete Fechner dieses Gespräch.
*
Er fuhr zur Behnisch-Klinik. Bess Melvin hatte sich nicht blicken lassen und sich auch nicht gemeldet. Hatte sie bereits das Weite gesucht auf eine Ahnung hin? Eigentlich konnte sie nicht wissen, was inzwischen unternommen wurde. Aber in ihrer Wohnung fand man keinen Hinweis auf eine plötzliche Flucht. Ihre Kleidung war vorhanden, anscheinend fehlte auch kein Koffer, keine Tasche. Nur ihr Auto war nicht