Familie Dr. Norden Box 1 – Arztroman. Patricia Vandenberg
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In der Klinik ging der Betrieb ohne Zwischenfälle weiter, wenngleich Jenny und Michael auch kaum zum Schlafen kamen. Sie konnten sich nicht gleich für einen neuen Assistenten entscheiden. Ein paar Bewerbungen hatten sie vorliegen, aber diesmal wollten sie ganz sichergehen.
Fee hatte ihren Besuch bei Maxi verschoben und ihr nur telefonisch Bericht erstattet, was sich inzwischen getan hatte, aber Maxi machte sich jetzt erst recht Gedanken, wo Bess Melvin sich aufhalten könnte und ob sie jetzt vielleicht mit Gambill zusammen war und sie gemeinsam etwas ausheckten. Patrick merkte davon nichts. Er fühlte sich wohl bei der Muni, die auch von Maxi so genannt wurde. Monika Dannenberg war glücklich, ihren Enkel bei sich zu haben. Über seinen Vater wollte sie nicht nachdenken.
Daß Ray Gambill nichts mit dem Verschwinden von Bess Melvin zu tun hatte, erfuhr Kommissar Fechner, als er von dem Hausverwalter, der auch die Wohnung von Bess kontrollierte, benachrichtigt wurde, daß schon zweimal derselbe Herr dagewesen sei, der nach ihr gefragt hätte. Seinen Namen hätte er leider nicht genannt, aber er hatte ziemlich erregt reagiert, als ihm gesagt wurde, daß die Wohnungsinhaberin bereits von der Polizei gesucht würde.
Auf dem Anrufbeantworter in der Wohnung konnte Fechner dann hören, daß Ray dreimal bei Bess angerufen hatte und sehr verärgert gefragt hätte, wo sie sei, und warum sie sich nicht bei ihm melde. Er würde auf jeden Fall am dritten Mai nach München kommen und im Hotel Residence wohnen.
Danach mußte er bereits drei Tage in München sein und der Mann sein, der nach Bess gefragt hatte.
Fechner fuhr zum Hotel und fragte nach Mr. Gambill. Einen Gast dieses Namens hätten sie nicht, wurde ihm erklärt.
Mehrere Engländer wohnten hier oder hatten hier gewohnt in letzter Zeit. Jetzt sei nur ein Mr. Raymond gemeldet. Gary Raymond.
Er war auch anwesend, und es fiel Kommissar Fechner leicht, ihn nach dem Foto, das ihm Maxi überlassen hatte, als ihren geschiedenen Mann zu erkennen.
Er war sichtlich erschrocken, entdeckt worden zu sein, aber Fechner hatte es mit einem sehr kaltblütigen Mann zu tun, der behauptete, daß es ihm gestattet sei, unter diesem Pseudonym zu reisen.
Er gab unverblümt zu, daß er sich mit Bess Melvin treffen wollte, aber keine Ahnung hätte, wo sie sich aufhielt und auch nicht wußte, was sie in den letzten Wochen getrieben hätte.
»Aber es ist Ihnen bekannt, daß sich Ihre geschiedene Frau in München aufhält.«
»Natürlich ist mir das bekannt, ich möchte ja meinen Sohn besuchen und wüßte nicht, wer mich daran hindern könnte.«
»Zum Beispiel eine gerichtliche Verfügung, die Ihnen verbietet, sich Frau Dannenberg und ihrem Sohn zu nähern.«
»Ich bin englischer Staatsbürger und werde das von unserer Botschaft klären lassen«, erwiderte Ray kalt.
»Sie werden einiges erklären müssen, auch wann Sie Bess Melvin das letzte Mal gesehen haben und wieweit Sie ihr dazu verholfen haben, hier als Ärztin aufzutreten.«
»Keine Ahnung, wie sie das geschafft hat, aber raffiniert genug ist sie ja. Ich möchte selbst wissen, wo sie sich aufhält, sie ist mir manche Erklärung schuldig. Und Ihnen bin ich gar keine schuldig.«
»Wir werden sehen«, sagte Kommissar Fechner, aber momentan hatte er wirklich nichts gegen Ray Gambill in der Hand, außer daß er unter falschem Namen reiste, aber mit einem gültigen Paß.
Er war aber auch sicher, daß Maximiliane Dannenberg vor diesem Mann geschützt werden mußte.
*
Fee Norden hatte die Mappe, in der sie die verschiedensten Zeitungsausschnitte aufbewahrte, gefunden und betrachtete sie. Die meisten bezogen sich auf Hochzeiten in prominenten Kreisen, mit denen sie persönlich zu tun hatten und auch eingeladen worden waren. Auch über ein paar Todesfälle hatte sie Berichte aufgehoben, und manche Erinnerung erwachte.
Sie betrachtete lange die Fotos von Maxis Hochzeit. Sie waren ein wirklich attraktives Paar gewesen. Wieder fragte sich Fee, warum dieser Mann sich so verändern konnte. Ein Mann mit zwei Gesichtern, das gab es öfter, aber auch zwei unterschiedliche Charaktere in einem Menschen? Sein Vater wirkte ausgesprochen vornehm, und so war er ihr auch in Erinnerung. Konnte sein Sohn so ganz anders sein, oder was hatte ihn so verändert? Wie sollte sie darauf eine Erklärung finden, die auch Maxi nicht gefunden hatte, obgleich sie Jahre mit ihm verheiratet war und zusammengelebt hatte, und sie hatte ihn geliebt. Konnte Liebe denn so irren? Aber Maxi war nicht schuld an diesem Fiasko, es war allein Ray gewesen. Unter dem Einfluß von Bess Melvin? Konnte man sie eine Hexe nennen, die Menschen manipulieren konnte?
In der Behnisch-Klinik war sie schnell durchschaut worden, wenn man ihr den Betrug auch nicht nachweisen konnte, den sie mit Namen und Dokumenten begangen hatte. Professor Schwerdt hatte für sie gebürgt.
Jetzt wußten sie es besser, waren bestürzt, aber gleichzeitig auch erleichtert, von ihr befreit zu sein.
Fee klappte die Mappe zu und widmete sich den Bewerbungen, die Jenny ihr anvertraut hatte, um ihre Meinung zu hören. Eine fand gleich Gnade vor ihren Augen. Das Foto zeigte ein ernstes Gesicht, von ein paar Narben gezeichnet. Sein Name war Torsten Werling. Er war sechsunddreißig Jahre und hatte bereits vor neun Jahren seinen Doktor gemacht. Er war durch einen schweren Unfall, bei dem er seine Frau und seine Tochter vor vier Jahren verloren hatte, nicht mehr fähig gewesen, seinen Beruf auszuüben und suchte jetzt wieder einen Weg, Anschluß zu finden.
Aus diesen Gründen wäre er doppelt dankbar, wenn ihm eine Chance gegeben würde.
Fee überlegte nicht mehr lange, sie rief Jenny an und sagte ihr, auf wen ihre Entscheidung gefallen war.
»Man kann es ja versuchen«, meinte Jenny. »Ich möchte nur nicht, daß du meinst, daß mein Mitgefühl ausschlaggebend sei. Ich kann mich nämlich an diesen schrecklichen Unfall erinnern, weil einer der Beteiligten bei uns eingeliefert wurde. Es stellte sich heraus, daß er der eigentlich Schuldige war. Ich werde den Kollegen zu einem Gespräch bitten. Vielleicht könntest du dabeisein, Fee.«
»Selbstverständlich, du brauchst mir nur den Termin zu nennen.«
»Ich sage dir gleich Bescheid. Habt ihr schon etwas über die Melvin gehört?«
»Nein, sie ist verschollen, aber Gambill weiß anscheinend auch nichts über ihren Verbleib.«
Fee bekam allerdings am Nachmittag einen Anruf von Maxi. Bei ihr hatte sich Gambill gemeldet und angekündigt, daß er Patrick sehen wolle.
»Was soll ich nur machen?« fragte Maxi verzweifelt.
»Haben Sie mit ihm gesprochen, Maxi?«
»Nein, Muni war am Telefon. Sie hat gesagt, daß wir nicht im Haus sind.«
»Dann fahren Sie schnellstens mit Patrick weg.«
»Aber wohin?«
»Zur Insel der Hoffnung, da kommt er nicht an Sie heran. Ich rufe meinen Vater an.«
»Aber dann muß Muni das allein ausbaden.«
»Sie