Neuer Terrorismus – Reale Bedrohung oder konstruiertes Forschungsparadigma?. Julia Klein
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![Neuer Terrorismus – Reale Bedrohung oder konstruiertes Forschungsparadigma? - Julia Klein Neuer Terrorismus – Reale Bedrohung oder konstruiertes Forschungsparadigma? - Julia Klein Wissenschaftliche Beiträge aus dem Tectum Verlag: Sozialwissenschaften](/cover_pre914577.jpg)
Ganz neu wurde von vielen Autoren eine Veränderung in der Struktur der terroristischen Organisationen hin zu großen diffusen, dezentralisierten Netzwerken formuliert. Auch eine Internationalisierung bzw. Globalisierung der Organisationen und Anschläge kam neu als Themenschwerpunkt hinzu. Der Autorenkreis erweiterte sich in der zweiten Hälfte des Diskurses um die bekannten Terrorismusexperten Brian Michael Jenkins und Paul Wilkinson aber auch um Autoren mit militärisch-politischem Hintergrund wie Paul L. Bremer oder Russell D. Howard sowie um einige Wissenschaftler, darunter Lord Anthony Giddens, Thomas R. Mockaitis, Kumar Ramakrishna und Matthew J. Morgan. Gleichzeitig kamen weitere Autoren aus dem deutschsprachigen Raum hinzu wie zum Beispiel Wolfgang Kraushaar, Peter R. Neumann, Ulrich Schneckener. Vor allem die Religion als Faktor stand sowohl vor als auch nach dem 11. September 2001 im Mittelpunkt des Diskurses. Aber vor allem in der zweiten Hälfte legten sich die meisten Autoren auf die Religion als zentrale Eigenschaft des Neuen Terrorismus fest.
Als mögliche Auslöser für den Neuen Terrorismus nannten die Autoren hauptsächlich Ereignisse, wie die Iranische Revolution, den Zusammenbruch der Sowjet Union, den Jahrtausendwechsel, aber auch die wachsende Ungleichverteilung in der Bevölkerung, die Globalisierung und der technische Fortschritt bei Kommunikationsmitteln, Reisemöglichkeiten und Waffen wurden genannt. Ein anderer Autorenkreis, der sich vor allem nach dem 11. September 2001 in den Diskurs einbrachte, formulierte dagegen auch Zweifel an der Existenz eines Neuen Terrorismus. Zu ihm gehörten unter anderem Autoren wie Alexander Spencer, Isabelle Duyvesteyn, Anthony Field, Thomas Copeland, Jonny Burnett oder Dave Whyte. Aber auch Martha Crenshaw artikulierte im Laufe der Zeit immer wieder ihre Zweifel an der Existenz eines Neuen Terrorismus. Kritisiert wurden vor allem die zeitliche Eingrenzung des Konzepts, der fehlende Neuigkeitswert, die auf Einzelfallbeispielen basierenden Argumentationen und eine Komplexitätsreduktion des Phänomens. Am stärksten wurde jedoch eine Kritik formuliert, die konkreten Institutionen und Personen eine politische Erwünschtheit des Forschungsparadigmas unterstellte. Dies betraf vor allem in den USA ansässige Personen und Institutionen aus dem Umfeld der RAND Corporation, zu denen auch die genannten Autoren Bruce Hoffman, Brian Michael Jenkins und Paul Wilkinson gehörten. Aber Personen mit Verbindungen zu politischen und militärischen Institutionen wie Steven Simon, Daniel Benjamin und Paul L. Bremer.
22 Vgl. Morgenthau 1993.
23 Vgl. Fried 1996.
24 Kean/Hamilton 2004, S. 72.
25 Vgl. u.a. Laqueur 1996; Laqueur 1999; Crenshaw 2000; Juergensmeyer 2000; Simon/Benjamin 2000; Hoffmann 2002; Simon 2003; Wilkinson 2003; Giddens 2004; Jenkins 2008; Neumann 2009a.
26 Vgl. u.a. Simon/Benjamin 2000; Bremer 2001; Gurr/Cole 2009.
27 Vgl. u.a. Jenkins 2006.
28 Vgl. u.a. Hirschmann 2000; Morgan 2004.
29 Im Folgenden werden alle Artikel und Texte berücksichtigt und unter dem Oberbegriff „Neuer Terrorismus“ zusammengefasst, die diese oder ähnliche Begriffe verwenden.
30 Taleb 2007, xvii–xviii.
31 Vgl. LaFree 2012.
32 Vgl. National Consortium for the Study of Terrorism and Responses to Terrorism (START) 2015a, 199808030008/199311110002.
33 Vgl. Collins 2015.
34 Vgl. Boot 2015.
35 Vgl. Kean/Hamilton 2004, S. 47ff.
36 Vgl. Schmid 2011, S. 11.
37 Hoffmann beschreibt vor 2001 immer wieder Hinweise, die er im Rückblick als Beweise für einen Neuen Terrorismus bewertet. Er widerspricht sich teilweise in seiner Vorstellung über die zukünftige Entwicklung des Terrorismus, was auf eine allgemeine Unsicherheit über das Eintreffen seiner aufgestellten Prognosen deutet.
38 Roy/Hoffman/Paz/Simon/Benjamin 2000b, S. 162.
39 Vgl. Hoffman 1993; Simon/Benjamin 2000, S. 59.
40 Vgl. Hoffman 2000, S. 37/39; Roy/Hoffman/Paz/Simon/Benjamin 2000b, S. 163.
41 Vgl. Hoffman 1999a, S. 8/1999b, S. 21; Ebenso: Laqueur 1996, S. 2/7; Juergensmeyer 2000, S. 158.
42 Vgl. Hoffman 1999a, S. 36ff; Ebenso: 2000, S. 37.
43 Vgl. Hoffman 2002, S. 30ff.
44 Hoffman 2006, S. 407.
45 Vgl. Mockaitis 2008, S. 39ff. Die MIPT Terrorism Knowledge Database und die RAND Corporation werden in Kapitel 4.3. Terrorist Organization Profiles (TOPs): Datenherkunft näher beschrieben.
46 Vgl. Mockaitis 2008, S. 41, Table 3.3.
47 Vgl. Laqueur 1996, S. 5f; Hoffman 1998–1999a,