Frei - Land - Haltung. Группа авторов

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Es wurde mal eine Veranstaltung in Facebook öffentlich reingestellt. Das ist nicht gut gegangen. Es ist sogar vollkommen eskaliert! Normalerweise lädst du nur Leute ein, die du kennst und willst. Wenn, du es aber über Facebook bekannt gibst, kommen viel mehr Leute. Doch das kannst nicht verantworten, wenn da mehr als hundert Leute sind. Man muss ja auch Getränke und so einschätzen und wissen, was am meisten getrunken wird. Wenn man weiß, wer da kommt, dann ist es einfacher. Aber man kauft eh auf Kommission und den Rest bringt man zurück.

       Wie oft im Jahr macht ihr solche Feste oder Veranstaltungen?

      Roman: Dreimal im Jahr oder auch weniger. Der Bauwagen in Schwerzen hat früher alle zwei Wochen ein Fest gemacht, und die waren auch richtig cool. Aber es ist echt anstrengend. Deshalb machen die es auch nicht mehr so oft. Auch wegen dem Bauernhof nebenan. Das stört halt schon, wenn’s laut ist bis nachts um drei.

      Luisa: So ein Fest fängt auch schon früher an und geht dann halt nur so bis um zwei, drei. Dann hat man auch oft keine Lust mehr.

      Roman: Ich gehe erst um 22 Uhr hin. Aber klar, für einen Städter ist es auch zu früh, die gehen ja erst um 1 Uhr nachts in den Club.

      Luisa: Im Sommer kannst du auch mal länger bleiben. Da ist es ja nicht so kalt wie im Winter. Wir haben zwar eine Heizung, aber die machen wir nicht an, weil unser Stromaggregat nicht so groß ist. Wenn wir die Heizung anmachen, geht alles andere nicht mehr. Das Aggregat haben wir als Bauwagengruppe mal gekauft, da hat jeder 20 Euro dazugegeben. Und den Rest der Bauwagenausstattung haben wir so zusammengesammelt. Jeder hat ja zu Hause mal was rumliegen, was man nicht braucht.

       Habt ihr ’ne Idee: Weshalb gibt es auf dem Dorf so viele Bauwägen?

      Roman: Weil’s halt cool ist! Einer hat damit angefangen …

      Luisa: Du kannst dich einfach treffen und musst nicht zu jemandem nach Hause. Denn im Normalfall hat niemand sturmfrei, und so kannst dich einfach im Sommer draußen treffen. Das fängt ja schon im Alter von 14 Jahren an. Bei uns gibts auch einen ganz kleinen, der hat schon mit zwölf Jahren angefangen.

      Roman: Aber so richtig geht man in den Bauwagen erst mit 16 Jahren. Es gibt ja auch Bauwägen für Ältere, da sind auch 30- bis 40-jährige Leute. Die treffen sich zum Grillen und bringen alle ihre Familien mit. Das ist wie ein Stammtisch.

      Luisa: Unser Bauwagen hat leider nicht sooo einen guten Ruf im Dorf. Scheinbar machen wir alles kaputt, aber das stimmt echt nicht. Da kommen manchmal Dorfleute und beschweren sich: „Ihr habt da oben dies und das kaputtgemacht!“ Aber wenn man zu Weihnachten den Dorfleuten einen Geschenkkorb bringt, dann motzen sie nicht mehr.

       Würdet ihr jedem so einen Bauwagen empfehlen?

      Luisa: Ja, auf jeden Fall. Ich würde es jedem empfehlen, auch Leuten in deinem Alter. Es ist halt was für Menschen, die gerne was mit Freunden machen.

      Roman: Und man lernt neue Leute kennen, denn man wird auch zu den Festen von anderen Bauwägen eingeladen. Aber die im Nachbardorf sind eher eine geschlossene Gruppe.

      Luisa: Aber das ist normal auf dem Land: Man mag nur seinen Ort, die anderen mag man nicht. Das ist jetzt nicht so, dass man sich hasst, aber der eigene Ort ist einfach der beste.

      Roman: Ja, das ist so! Sie mag Eggingen nicht, ich hasse Wutöschingen. Und die denken halt, die sind die Besten, wir denken: Wir sind die Besten, und Schwerzen denkt, dass sie die Besten sind. Aber Schwerzen ist wirklich ein Loch! Das einzige, was cool ist, ist ihr Fastnachtsumzug.

       Was bedeutet für euch Party machen?

      Louisa: [ironisches Lachen] In die Disko gehen.

      Roman: Nee, das ist eher so ein Städterding. Okay, wir gehen zwar auch mal nach Stuttgart, aber das ist eher die Ausnahme. Das ist dann allerdings schon cool. Wir finden es lustig, wie die Städter immer rumlaufen. Ich finde, die sehen alle ein bisschen schwul aus mit ihren Socken bis zu den Knien und Jogginghose mit rosa T-Shirt. Das finden wir lächerlich und lachen die ein bisschen dafür aus. Aber feiern ist für uns eher so was wie Bauwagenfeste oder Dorffeste. Das finde ich schon richtig cool! Da kennst auch viele Leute, kriegst oft was gezahlt von Nachbarn. Ich kenne auch extrem viele von der Feuerwehr, die auch auf die Dorffeste gehen, und da gibt man sich gegenseitig was aus. Städte sind jedoch auch mal cool, grad paar Diskotheken sind schon geil.

      Luisa: Ich war noch nie in der Stadt in einem Club. Aber von meinen Kollegen hat auch noch nie jemand gesagt: „Kommt, wir gehen jetzt irgendwohin!“ Wir bleiben halt immer im Dorf und machen da Party. Bei uns sind die Jungs auch eher, auf dem Land würde man sagen, „Bauerntrampel“. Sonst geht man eher auf Feste, also Oktoberfest, Bezirksmusikfest. Aber es ist auch nicht zu wenig Party. Denn wenn man zu Festen geht, dann kennt man auch alle, und das ist das Schöne. Jedes Wochenende feiern gehen zu können, das wäre zu viel und kann man sich auch nicht leisten. Die Lust verfliegt auch irgendwann.

      Roman: Genauso wie das Bezirksmusikfest, das nur alle vier Jahre ist. Da freut man sich dann auch drauf und weiß, dass es gut wird. Ich bin dieses Mal auch an der Bar und schenke aus. Die haben Leute gesucht, und ich hab mich von der Feuerwehr aus freiwillig gemeldet. Da hilft man sich schon gegenseitig aus. Es machen auch viele Vereine mit und helfen aus. Ich und noch paar aus der Feuerwehr übernehmen noch den Verkehrsdienst am Freitag. Wir lotsen die Autos zu den Parkplätzen und schauen, dass die Straßen frei sind. Eigentlich stellen wir uns da mit einem Kasten Bier auf die Straße und lotsen bisschen. Man kann im ganzen Dorf parken, da sind ja genug Flächen im Gegensatz zur Stadt. Wir haben da auch unsere Feuerwehruniform an.

      Luisa: Ich bin ja auch im Musikverein. Ist halt Dorfleben, da muss man in ’nen Verein. Wir spielen am 1. Mai um 11 Uhr beim Bezirksmusikverein. Wir haben überlegt, dass wir um 7 Uhr zulaufen und langsam eine Maiwanderung bis zum Fest machen. Eigentlich müssen wir nur eine Stunde lang laufen, aber wer weiß … [lacht] Und wir laufen von der Bude in Gießlingen los. Das ist so was wie ein Bauwagen, da trifft man sich, redet und trinkt zusammen. Bei denen wirds von Generation zu Generation weitergegeben. Die sind eher eine geschlossene Gesellschaft, zu denen kommst nur, wenn die dich kennen und du eingeladen wirst.

       Bauwägen, Feste, Vereine … Welche Aktivitäten gibt es noch bei euch im Dorf?

      Luisa: Es gibt bei uns den Fischerverein und den Siedlerbund für die älteren Leute, und meine Mama ist im Kirchenchor. Wir haben auch noch viele Ministranten. Das ist so was Typisches, was jedes Kind im Dorf macht. Ich bin seit zehn Jahren Ministrant. Das hat man gemacht, weil Oma gesagt hat: „Komm, das machst du jetzt mal!“

      Roman: Meine Brüder waren lange bei den Ministranten, vor allem auch wegen den ganzen Zeltlagern und Ausflügen. Das ist recht cool! Ministranten, das ist eine Gruppe, die immer was zusammen macht. Und es hat mal nichts mit Alkohol zu tun. Da geht man mal zusammen in den Europa-Park oder zelten. Da sind dann auch die kleinen Kinder dabei.

      Luisa: Wenn man jünger ist, dann ist man bei den Minis, weil die ganze Altersgruppe dort ist. Meine ganzen Freunde sind auch von den Minis. Wir sind in einem Ort aufgewachsen und bis jetzt noch befreundet, das passiert in der Stadt nicht so schnell. Ministrant wird man auch nur, wenn man im Dorf ist. Das ist auch weniger wegen der Religion, sondern eher so ein Freunde-Ding. In die Kirche geht man dann an den großen Festen, wie Ostern und Weihnachten, mal auch am Sonntag, damit die Oma glücklich ist.

      Roman:

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